ist mir zu hoch.—
Psalm 1, 1: "Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen; noch tritt auf den Weg der Sünder; noch sitzet, da die Spötter sitzen . . ." liefert uns die Worte:
Sitzen, da die Spötter sitzen,
oder:
Auf der Bank der Spötter sitzen.—
Aus Psalm[11] 2, 1: "Warum toben die Heiden?" mag das Wort
Heidenlärm
entstanden sein, was dann für "grosser Lärm" gebraucht ward und in diesem Sinne des Gewaltigen Worte hervorrief wie "Heidengeld", "Heidenprofit", "heidenmässig viel Geld".—
[11] Die folgenden Psaltercitate sind aus Luthers Bibelübersetzung, wie sie jetzt vorliegt. In seiner ersten Übersetzung von 1524 ("Der Psalter deutsch, nach Art ebräischer Sprache") kommen manche in ganz anderer Form vor. Seine zweite Übersetzung ist von 1531; aber in den späteren Ausgaben wurde noch vieles geändert, so dass der heutige Text erst von 1545 stammt.
Aus Psalm 2, 11: "Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern" stammt
mit Furcht und Zittern,
was sich Tobias 13, 5; Ephes. 6, 5 und Philipp. 2, 12 wiederholt. Hiob 4, 14 und Ps. 55, 6 steht: "Furcht und Zittern", 1. Kor. 2, 3: "Mit Furcht und grossem Zittern".—
Aus Psalm 4, 4: "Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderlich führet" stammt:
wunderlicher Heiliger
und
Gott führt seine Heiligen wunderlich.—
Aus Psalm 4, 9 (Vulgata): "in pace in idipsum dormiam et requiescam" entnehmen wir, ohne dass dort vom Tode die Rede ist, unseren Wunsch für einen Verstorbenen:
Requiescat in pace!
Er ruhe in Frieden!
und wenden ihn auch auf einen Lebenden an, den wir zu den Toten werfen.—
Psalm 7, 10 (vrgl. Psalm 26, 2; Jerem. 11, 20; 17, 10; 20, 12; Offenbar. 2, 23) bringt uns:
Herzen und Nieren prüfen.—
Psalm 8, 6 steht:
Von Gott verlassen sein
(vrgl. Psalm 22, 2; Matth. 27, 46; Mark. 15, 34).—
Reden ist Silber
beruht wohl auf Psalm 12, 2: "Die Rede des Herrn ist lauter, wie durchläutertes Silber" und Sprüche 10, 20: "Der Gerechten Zunge ist köstliches Silber"; aber welcher Weise setzte hinzu: "Schweigen ist Gold"? Der Prediger Salomo 3, 7 sagt nur: "Schweigen, Reden hat seine Zeit". Manche nennen für "Reden ist Silber und Schweigen ist Gold" den Koran als Quelle, bezeichnen aber klüglich nie die Sure, in der es Mohammed offenbart habe.—
Zum Spott der Leute werden
sagen wir nach Psalm 22, 7: "Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und Verachtung des Volks".—
Jugendsünden
entstand aus Psalm 25, 7: "Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend".—
Es heisst Psalm 34, 20:
Der Gerechte muss viel leiden,
und 35, 20:
Die Stillen im Lande,
ferner 37, 3:
Bleibe im Lande und nähre dich redlich.—
Aus Psalm 39, 3: "Ich bin verstummet und still und schweige der Freuden und muss mein Leid in mich fressen" stammt das Wort:
Sein Leid in sich fressen.—
Psalm 41, 9 heisst es: "Sie haben ein
Bubenstück
über mich beschlossen: wenn er liegt, soll er nicht wieder aufstehen".—
Aus Psalm 42, 2 citieren Dürstende:
Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser.—
Den Ausdruck:
Falsche Zunge und falsche Zungen
lesen wir Psalm 52, 6; 120, 2; Sprüche 6, 17; 12, 19; 26, 28; Micha 6, 12.—
Psalm 73, 19 (s. Gefl. Worte aus der Geschichte: Schill) heisst es:
Ein Ende mit Schrecken nehmen.—
Aus Psalm 75, 9 ist der Scherz entwickelt:
Die Gottlosen kriegen die Neige,
oder:
Der Rest ist für die Gottlosen;
denn der Herr wird dort als ein Schenk dargestellt, der uns aus einem Becher starken Weines tränkt; aber "die Gottlosen" heisst es weiter, "müssen alle trinken und die Hefen aussaufen". Jeremias 25, 15-28 reicht der Herr dem Propheten einen "Becher Weins voll Zorn" zum Ausschenken.—
Jammerthal,
(Psalm 84, 7; nach der Vulgata Ps. 83, 7: "vallis lacrymarum") ist längst vor Luther aus dieser Bibelstelle gebildet worden.
Hugo von Trimberg (1260-1309) wendet es in "Dem Renner", Vers 235 und 896 an. (Nach der Erlanger Handschrift, herausg. in Bamberg 1834-36.) In Grimms Wörterbuch sind eine Menge Stellen angegeben, wo es citiert wird.—
Psalm 90, 10 steht:
Unser Leben währet siebenzig Jahr, und wenn's hoch kommt,
so sinds achtzig Jahr, und wenn's köstlich gewesen ist,
so ist's Mühe und Arbeit gewesen.
Hiernach sagen wir, es erreiche Einer
das Alter des Psalmisten oder das Psalmistenalter.—
Psalm 91, 12 bringt:
Auf (den) Händen tragen,
was, mit Berufung auf diese Stelle, Matth. 4, 6 und Luk. 4, 11 wiederholen. Es wird von den Engeln gesagt, die dafür sorgen, dass der Fuss des Getragenen nicht an einen Stein stosse; und es bedeutet daher "mit Engelsgüte behandeln".—
Aus Psalm 92, 8: "Die Gottlosen grünen, wie das Gras, und die Übelthäter blühen alle" entnehmen wir:
Grünen und blühen.
"Blühen und grünen" soll "Israel" nach Jesaias 27, 6.—
Psalm 94, 15 steht:
(Denn) Recht muss (doch) Recht bleiben.—
Das nach Psalm 104, 15 "Und dass der Wein erfreue des Menschen Herz" gebildete:
Der Wein erfreut des Menschen Herz
ist der Anfang eines Trinkliedes von Gleim (Sämtl. Werke, hrsg. v. Körte, II, 166), der Ausspruch Bruder Martins in Goethes "Götz" (1. Akt), ferner der Anfang der Arie Nr. 3 aus dem musikalischen Quodlibet "Der Kapellmeister von Venedig" v. Breitenstein (Danzig bei Wedel, ersch. nach Mozarts "Don Juan"), endlich der Anfang eines von Zelter 1795 komponierten Liedes von Karl Müchler in F. W. A. Schmidts "Neuem Berlinischen Musenalmanach" (1797, S. 45), das fälschlich J. H. Voss zugeschrieben und irrig in Fr. v. Sonnenbergs Gedichte (Rudolst. 1808) aufgenommen wurde, (vrgl. Sprüche Salomons 31, 6. 7; Prediger 10, 19; Sirach 32, 34-35; 40, 20.)—
Das auserwählte Volk
werden die Juden genannt nach Psalm 105, 43: "also