der Hals abgehauen ist, ihre Hände waschen und dabei sagen sollen: "Unsere Hände haben das Blut nicht vergossen, so haben es auch unsere Augen nicht gesehen; sei gnädig deinem Volke Israel, dass du, der Herr, erlöset hast, lege nicht das unschuldige Blut auf dein Volk Israel u. s. w.". Hierauf beruht die uns nach Psalm 26, 6 oder besser Ps. 73, 13 (vrgl. Pilatus bei Matth. 27, 24) geläufige Wendung:
Ich wasche meine Hände in Unschuld,
oder:
Seine Hände in Unschuld waschen.—
Aus 5. Mos. 22, 26 "Sünde des Todes werth" und 1. Joh. 5, 16. 17 "Sünde zum Tode" stammt das Wort:
Todsünde.—
Aus 5. Mos. 24, 1. 3 (vrgl. Matth. 5, 31; 19, 7; Mark. 10, 4; Luk. 16, 18; 1. Kor. 7, 10) stammt der
Scheidebrief.—
Du sollst dem Ochsen, der da drischet, nicht das Maul verbinden
steht 5. Mos. 25, 4 (vrgl. 1. Kor. 9, 9; 1. Timoth. 5, 18). Noch heute wird in Syrien das im Freien ausgebreitete Getreide gedroschen, indem man mit einem ochsenbespannten hölzernen Stuhlschlitten darüberhinfährt, unter dessen Kufen scharfe Steine befestigt sind.—
5. Mos. 25, 18 findet sich:
müde und matt.—
5. Mos. 27, 15-26 steht zwölfmal: "und alles Volk soll sagen: Amen"; Matth. 5, 37: "Eure Rede sei ja, ja . . ." und Offenb. Joh. 22, 20: "Ja, ich komme bald, Amen". Daher unser:
Ja und Amen zu Etwas sagen.—
Aus 5. Mos. 28, 29, wo dem, der nicht auf des Herrn Stimme hörte, prophezeit wird: "Und wirst tappen im Mittage, wie ein Blinder tappet im Dunkeln", citieren wir:
im Dunkeln tappen.
Vrgl. Hiob 5, 14; 12, 25.—
Vom Scheitel bis zur Sohle
sagen wir nach 5. Mos. 28, 35; 2. Sam. 14, 25 und Hiob 2, 7, obwohl wir eigentlich "von der Fusssohle an bis auf die Scheitel" citieren müssten.—
Aus 5. Mos. 28, 37 (vrgl. 1. Kön. 9, 7; 2. Chron. 7, 20; Hiob 17, 6; Jerem. 24, 9; Hes. 14, 8) entnehmen wir:
zum Sprichwort werden
und:
zur Fabel werden.—
Eine Person oder Eigenschaft, die Einem Unehre macht, nennen wir einen
Schandfleck
nach 5. Mos. 32, 5: "Sie sind Schandflecken und nicht seine Kinder", und nach Sir. 20, 26: "Die Lüge ist ein hässlicher Schandfleck an einem Menschen" und 47, 21: ". . und bringest deiner Ehre einen Schandfleck an".—
Jemanden wie seinen Augapfel behüten
ist aus 5. Mos. 32, 10 und Psalm 17, 8. (Sacharja 2, 8: "Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an".)—
Traubenblut
für "Wein" finden wir 5. Mos. 32, 14.—
5. Mos. 32, 35 (Röm. 12, 19; Ebr. 10, 30) spricht der Herr:
Die Rache ist mein.—
Mann Gottes
steht 5. Mos. 33, 1 und sonst noch sechzigmal im alten Testamente.—
Josua 1, 14; 8, 3; Richter 3, 29; 18, 2; 20, 17; 1. Chronika 6, 18; 11, 12 finden wir:
streitbare Männer,
Josua 17, 1:
Ein streitbarer Mann.—
Josua 3, 7 verspricht der Herr, "Josua gross zu machen vor dem ganzen Israel", 4, 14 beginnt: "An dem Tage machte der Herr Josua gross vor dem ganzen Israel", und in der "Historie von der Susanne und Daniel" 64 heisst es: "Und Daniel ward gross vor dem Volk". Daher stammt die unserer jüdischen Bevölkerung geläufige Redensart:
Gross vor den Leuten.—
Josua 6, 5. 10. 16. 20; 1. Thess. 4, 16 steht:
Feldgeschrei.—
Nach Josua 10, 24; Psalm 74, 3; Ev. Joh. 13, 18 und Ebräer 10, 29 sagen wir:
Einen mit Füssen treten.—
Josua 24, 15 steht:
Ich (aber) und mein Haus wollen dem Herrn dienen.—
Josua 24, 16; 1. Samuelis 14, 45; 2. Sam. 20, 20; Römer 3, 4. 6 und öfters in den paulinischen Briefen lesen wir:
Das sei ferne!
vrgl. "Das sei ferne von dir" (1. Mos. 18, 25) und "Das sei ferne von mir" (1. Mos. 40, 7).—
Das Buch der Richter 2, 10 (vrgl. 2. Kön. 22, 20; 2. Chronik. 34, 28; 1. Macc. 2, 69 und auch 1. Mos. 25, 8) schenkt uns das Wort:
zu seinen Vätern versammelt werden.—
Im Buch der Richter 5, 6 (vrgl. Psalm 125, 5) steht: ". . . die da auf Pfaden gehen sollten, die wandelten durch
krumme Wege".—
Im Buche der Richter 6, 12 und Ruth 5, 6 steht:
(Ein) streitbarer Held.—
Als Bezeichnung des Losungswortes für eine Partei gebrauchen wir nach dem Buch der Richter 12, 5. 6:
Schiboleth.
Die Gileaditer hatten sich bei einer Furt des Jordans aufgestellt und richteten an jeden Ephraiter, der hinüber wollte, die Frage: "Bist du ein Ephraiter? Wenn er dann antwortete: Nein; so hiessen sie ihn sprechen: Schiboleth; so sprach er: Siboleth und konnte es nicht reden. So griffen sie ihn" u. s. w.—
Löst jemand eine Aufgabe mit fremder Hülfe, so nennen wir das:
mit fremdem Kalbe pflügen,
nach dem Vorgange Simsons, dessen Weib die Auflösung eines von ihm aufgegebenen Rätsels seiner Verschwiegenheit entlockt und den Ratenden mitgeteilt hatte, worauf er zu ihnen (nach dem Buche der Richter 14, 18) sprach: "Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflüget, ihr hättet mein Rätsel nicht troffen".—
Brandfuchs
wird (nach Hase: "Ideale und Irrtümer", Lpz. 1872, S. 116) der Student im zweiten Semester genannt, weil ihm, dem "Fuchs", dann einige Haare hinter dem Ohre mit einem Fidibus angebrannt wurden, damit er von nun ab ein Brandfuchs im Kampfe gegen die Philister würde, wie (nach dem Buche der Richter 15) Simson gegen die Felder, Gärten und Weinberge der Philister dreihundert Füchse aussendete, von denen je zwei einen Brand zwischen ihren Schwänzen hatten.—
Philister
für Nichtstudent, Widersacher des Studententums, soll darauf beruhen, dass, als am Ende des 17. Jahrhunderts[10] bei Händeln in Jena zwischen den Studenten und den Einwohnern der Johannisvorstadt ein Student erschlagen worden war, der Oberpfarrer und Generalsuperintendent Lic. theol. Götze ihm die Leichenrede über den im Buche der Richter (16) viermal vorkommenden Text gehalten habe:
"Philister über dir,
Simson". (vrgl. Schmeitzel in den "Wöchentlichen Hallischen Anzeigen", 1746 Sp. 177 und E. B. Wiedeburg "Beschreib. d. Stadt Jena", Jena 1785, S. 155.)
[10] In "Jena und Umgegend, Taschenbuch für Fremde" von H. Ortloff wird jedoch das Jahr 1624 angegeben.
Hingegen nach Oskar Justinus ("Schlesische Zeitung" Nr. 520, 1879) haben diejenigen Häuser der ehemaligen Universitätsstadt Helmstädt, welche in irgend einer Beziehung zur Universität standen, Tafeln mit einem Simson, der einem Löwen den Rachen aufreisst. Dies vom Kaiser Maximilian verliehene Siegel hätte zuwege gebracht, dass man alle, welche