Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman


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Sie doch Erbarmen mit mir, schönste aller Frauen! – Und wenn Sie es mir nicht freiwillig gewähren, nehme ich es mir! Reinhold Pegau läßt sich nichts entgehen!«

      Mit einem Satz war Klaus an der Stelle, wo Jutta mit Pegau rang.

      Ein wuchtiger Schlag – und Pegau taumelte zu Boden.

      Dann hielt Klaus seine Jutta in den Armen und flüsterte zärtliche Namen. Sie fühlte sich von starken Armen umschlungen. – Also war es doch kein Traum – Klaus Heimburg hielt sie an seinem Herzen!

      Sie hielt die Augen geschlossen, und gab sich diesem beseligenden Gefühl hin.

      Und dann stockte ihr der Herzschlag. War das derselbe Klaus Heimburg, der mit düsteren Augen vor ihr gestanden – dieser zärtliche Mann? – Und wie er ihren Namen rief – so voll Sehnsucht und schmerzlichem Weh! –

      Herrgott – er liebt mich – und ich gehöre seit heute Ullrich Andersen! – Weiter konnte sie nicht denken.

      Der Körper in Klaus Heimburgs Armen wurde schwerer und schwerer. Voll Sorge fuhr er ihr über das Gesicht. – Warum wachte sie nicht auf! – Hatte ihr dieser Lump so übel mitgespielt?

      Heimburgs finsterer Blick streifte den am Boden liegenden Pegau, der sich zu regen begann.

      Was sollte er tun? – Er mußte Andersen unbedingt Mitteilung von dieser Szene machen.

      Da schlug Jutta die Augen auf. Namenloses Entsetzen lag darin. Sie löste sich aus Heimburgs Armen, wankte auf einen Baum zu und suchte dort Halt.

      Pegau stand auf, leichenblaß. Erschien seine Handlungsweise zu bereuen. Hastig ging er auf Jutta zu.

      »Gnädiges Fräulein! Bitte verzeihen Sie mir! Ich wußte nicht, was ich tat!« bat er flehend. »Ich werde mich selbstverständlich vor Herrn Andersen verantworten!«

      »Nein!« schrie sie in höchster Seelennot. »Lassen Sie Andersen aus dem Spiel! Verlassen Sie mich augenblicklich, und bewahren Sie Stillschweigen über den Vorfall!«

      Klaus Heimburg sah mit verschränkten Armen auf Pegau, der bei Juttas Worten zusammengefahren war.

      Was hatte sie zu verschweigen? überlegte Pegau blitzschnell. Warum liefert sie mich nicht Andersen aus? – War Heimburg der Grund?

      Er warf einen heimtückischen Blick auf Klaus.

      Heimburg waren Juttas Worte wie ein Stich ins Herz gewesen. – So sehr liebte sie also Andersen, daß sie um sein Leben bangte?

      Da kam Jutta auf ihn zu.

      »Herr Heimburg! Ich bitte auch Sie: vergessen Sie, was sich zugetragen hat! Durch meine Schuld darf Andersen nicht in einen Skandal gezogen werden!«

      Klaus verstand sie nicht – er hörte nur die wahnsinnige Angst aus ihren Worten und deutete sie ganz falsch.

      Er verneigte sich vor ihr.

      »Ich werde schweigen!« Seine Stimme klang hart.

      Da kam ein so erleichterter Seufzer über ihre Lippen, daß er es nicht bereute.

      Pegau haschte nach Juttas Hand; doch sie zog sie zurück und maß ihn mit einem verächtlichen Blick.

      »Wir haben uns nichts mehr zu sagen!«

      Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, ergriff sie Heimburgs Arm und ging mit ihm davon.

      Schweigend ging Klaus neben ihr, den Blick starr geradeaus gerichtet. Alles drehte sich um sie; Bäume und Sträucher; die bunten Lampen verzogen sich zu grotesken Fratzen.

      Aber aus dem Wirrwarr von Gedanken schälte sich deutlich eins heraus: er liebt mich –! Aber ich war so blind vor Eifersucht – und bin nun grausam dadurch gestraft, daß ich mich einem ungeliebten Mann, anverlobte! – Doch sie hätte nicht weiterleben können,wenn der Mann, der ihr sein ganzes Vertrauen entgegenbrachte, durch sie hätte leiden müssen! – Nur Heimburg und seinem Schweigen dankte sie es, daß sie Andersen jetzt wieder gegenübertreten konnte, ohne diese wahnsinnige Angst weiterhin im Herzen zu tragen – daß er von dem Vorfall erführe. – Und all die Aufregungen der letzten Stunden ließen plötzlich ihre Sinne schwinden.

      Lautlos sank Jutta zu Boden.

      *

      Im Park von Harlien schossen die ersten Raketen hoch. Die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht.

      Keiner bemerkte, daß der Hausherr fehlte. – Andersen saß am Lager seiner Braut und hielt die fiebernde Hand in der seinen.

      Der Arzt hatte eine tiefe Ohnmacht festgestellt und unbedingte Ruhe verordnet.

      Nun machte sich Ullrich Gedanken über Juttas Zustand.

      Nie würde er den leidvollen Blick vergessen, als sie die Augen aufgeschlagen, um gleich darauf in leichten Schlummer zu fallen. – Was quälte sie? – War das nicht Entsetzen gewesen?

      Jutta schlief nicht, sondern gab sich nur willenlos ihren Empfindungen preis; ihre Umgebung erkannte sie nur wie durch einen Schleier.

      Als sie Andersen erkannte, saß sie plötzlich aufgerichtet da.

      »Du hier – Ullrich? – Ja – was war denn los!«

      Zärtlich strich er ihr über die Stirn.

      »Eine Ohnmacht, Jutta –. Fühlst du dich nun wohler?«

      »Ja – natürlich – und die Gäste?«

      »Ich habe Vater zu den Gästen geschickt, damit sie nicht unruhig werden.«

      Von dem Wunsche beseelt, ihr zu helfen, fragte er dann:

      »Jutta, bedrückt dich etwas? – Sag es mir, denn ich habe ein Recht darauf, es zu wissen – weil ich dich liebe!«

      Da war wieder diese selbstlose Fürsorge, gegen die sie so hilflos war. Beide Hände reichte sie ihm, wäh­rend sich eine Träne aus ihren Augen löste.

      »Du liebst mich«, voll sah sie ihm in das ernste Gesicht, »dann hast du doch auch Vertrauen zu mir!«

      »Jutta!« Er zog ihre Hände an seine heißen Augen. »Soll ich dir immer wieder sagen, wie tief meine Liebe zu dir ist?«

      »Nein!« Sie senkte den Kopf.

      »Willst du mir nun sagen, was dich quält, Liebes?«

      »Nichts, Ullrich. Und damit du ganz beruhigt bist, gehe ich jetzt mit dir zu unseren Gästen zurück. – Bist du nun zufrieden?«

      »Ich muß es wohl sein.«

      Unauffällig mischten sie sich wieder unter die Gäste. Jutta gab sich die größte Mühe, regen Anteil an allem zu nehmen, was um sie vorging – und Andersen ließ sich täuschen.

      Klaus Heimburg begegnete sie nicht mehr – er hatte sich von Bernhard Dahlen verabschiedet und gebeten, ihn beim Gastgeber zu entschuldigen.

      Zerschlagen an Leib und Seele war er hinausgefahren in die Nacht und hatte fröhliche Menschen zurückgelassen, die nichts von seinem tiefen Leid wußten.

      *

      Am Spätnachmittag des 20. August traf Frau Heimburg in Narbach ein.

      Wenig später stand sie Mutter Helmer gegenüber, die fast erschrocken war, als Frau Heimburg ihren namen nannte.

      »Sie sind Klaus Heimburgs Mutter?« – Dann bat sie Frau Heimburg herzlich, einzutreten.

      »Entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt!«

      Frau Heimburg bekam einen angenehmen Eindruck von Mutter Helmer.

      »Sie haben sich die Mutter von Klaus wohl älter vorgestellt?«

      »Ja«, gestand Frau Helmer offen. »Und Sie haben die weite Reise nicht gescheut? Da wird Herr Heimburg außer sich vor Freude sein!«

      »Ich bin erstaunt, Klaus nicht anzutreffen«, begann Frau