Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman


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bis zum genannten Zeitpunkt mit den Vorbereitungen fertig sein?«

      »Sie können sich auf mich verlassen, Herr Andersen. Am 20. August ist alles bereit.«

      Ullrich Andersen tat einen tiefen Atemzug.

      »Ich danke, Kraner.«

      Der Verwalter wollte das Zimmer verlassen.

      »Einen Augenblick noch! – Ich wünsche, daß das Personal des Gutes mitfeiert. Richten Sie den Leuten alles im Verwalterhaus her. Und schicken Sie die Mamsell zu mir.«

      Kraner verneigte sich und ging, die rundliche Wirtschafterin aufzusuchen.

      Andersen saß am Schreibtisch, als die Mamsell eintrat. Er winkte sie heran.

      »Am 20. August findet eine große Gesellschaft statt. Hier habe ich Ihnen die Gäste aufgeschrieben. Richten Sie es recht festlich her, Mamsell. Ich habe mit Kraner alles besprochen. Bei irgendwelchen Rückfragen wenden Sie sich an ihn.«

      Knicksend nahm sie die Aufzeichnung in Empfang.

      Lächelnd betrachtete Andersen das freundliche Gesicht seiner Wirtschafterin.

      Dann stand er auf und griff nach seinem Reisemantel.

      »Ich verlasse mich ganz auf Sie und Kraner. Am 20. August bin ich wieder hier. Klappt etwas nicht, bin ich in Berlin in der Bank zu erreichen.«

      *

      Frau Heimburgs Hand zitterte so stark, als sie den Brief erbrach, daß sie ihn für einige Augenblicke sinken ließ. Dann zwang sie sich energisch zur Ruhe. – Unsinn, sich so von Empfindungen beherrschen zu lassen!

      Und nun vertiefte sie sich in den Inhalt. Aber immer entsetzter wurde der Ausdruck ihres Gesichtes.

      Als säße ihr das Unheil im Nacken, begann sie einen wilden Lauf durch beide Zimmer.

      Ein einziger Verzweiflungsschrei war Klaus’ Brief, und ein Satz grub sich besonders in ihr Gedächtnis: Nun rate mir, liebe Mutter – ich weiß nicht aus noch ein – die Liebe zu Jutta Dahlen hat mich gepackt wie ein Fieber, das heimlich zehrt.

      Was sollte sie tun? Ihre Augen wanderten umher. War denn niemand da, der ihr mit einem guten Rat den Frieden ins Herz senden konnte?

      Ihr Blick fiel wieder auf den Brief. – Es mußte etwas unternommen werden! Klaus brauchte sie! Durfte sie noch länger zögern? Hatte sie es nötig, durch weiteres Schweigen die Menschen zu schonen, die einst über ihr Glück geschritten waren? – Konnte sie die Verantwortung tragen, ein zweites Herz zu opfern, wenn sie durch ein erlösendes Wort Klaus das Glück bringen konnte?

      Jetzt wußte Frau Heimburg, was sie zu tun hatte. Die Stunde derVergeltung war gekommen. Sie wollte damit ihrem Klaus das Glück bringen!

      Ganz ruhig geworden, ließ sie sich nieder. Nun fielen ihr die Tränen auf die gefalteten Hände.

      »Guter Gott, gib mir die Kraft, daß ich alles zu einem guten Ende führen kann!« flüsterte sie.

      *

      Ein neuer Tag brach an.

      Grüßend sandte die Sonne ihre Strahlen zu der einsamen Gestalt, die versonnen am Fenster lehnte.

      »Heute ist mein Verlobungstag!« sagte Jutta vor sich hin. »Heute bekenne ich mich vor aller Welt als Ullrich Andersens Braut!«

      Ein heißes Schluchzen brach plötzlich von ihren Lippen, und das ungestüme Herz mahnte: Noch kannst du zurück – du liebst ihn nicht!

      Andersens Bild stieg vor ihr auf. Mit ernstem Vorwurf sah er auf sie herab.

      »Eine Jutta Dahlen wird niemals wortbrüchig!«

      Erschrocken fuhr sie auf. Hatte sie wirklich die Worte gehört, oder war es das Gewissen, das sie zur Vernunft rief?

      »Ich will ja vernünftig sein!« wimmerte sie.

      Wenn nur der schlanke Mann mit den traurigen Augen nicht gewesen wäre! Nur gut, daß er nicht wußte, daß ihre Liebe zu ihm noch tiefer geworden war.

      Sein Gesicht schien noch schmaler geworden. Unnahbarer denn je begegnete er ihr. Sie wagte kaum, in seine Nähe zu kommen; denn sie glaubte, sich nicht beherrschen zu können. Niemals sollte er ahnen, daß ihr Herz nur ihm gehörte!

      Beinahe scheu sah sich Jutta um. – Waren das Gedanken einer Braut an ihrem Verlobungstag – Gedanken, die einem anderen galten?

      Jutta konnte nicht anders, sie mußte sich alles noch einmal vergegenwärtigen; denn es galt Abschied zu nehmen von ihrer großen Liebe! Gewaltsam mußte sie sich diese aus dem Herzen reißen, wenn sie sich selbst treu bleiben wollte. – »Eine Jutta Dahlen wird nicht wortbrüchig!« Nein!

      Eine Jutta Dahlen nicht! Ruhiger geworden, erhob sie sich. In der Ecke stand noch immer der Karton mit ihrem Verlobungskleid – unausgepackt.

      Sie löste die Schnüre. Vorsichtig hob sie das Kleid aus seiner Umhüllung und breitete es aus.

      Lange sah sie auf die Pracht hernieder und merkte nicht, daß ihr Träne um Träne über die Wangen lief. – Erst, als sich nasse Flecke auf dem Kleide bildeten, kam Jutta zur Besinnung.

      »Ich bin Ullrich sehr dankbar«, sagte sie zu sich selbst. »Ich werde ihn lieben – lernen!«

      Was nun folgte, ging so schnell, daß Jutta kaum zur Besinnung kam. Tante Hermine war voll Unruhe und kam alle paar Minuten zu ihr ins Zimmer.

      Der Vater, der nochmals ins Werk gegangen war, rief auch an und wollte einige Auskünfte haben.

      Endlich konnte Jutta sich ankleiden. Das Festkleid wurde wieder verpackt und Arnold übergeben, der dafür zu sorgen hatte, daß es in einwandfreiem Zustand in Harlien ankam.

      Pünktlich hörte sie Andersens Wagen vorfahren.

      Mit fiebrig glänzenden Augen, ganz Erwartung, saß sie im Sessel. Dann hörte sie seinen festen Schritt.

      Ullrich Andersen kam mit Bernhard Dahlen, der mit liebevollem Blick das zarte Mädchen umschloß.

      Jutta ging Andersen entgegen.

      »Jutta!«

      Herrliche Blumen legte er in ihren Arm.

      »Wirst du auch nie bereuen, die Braut eines um so vieles älteren Mannes zu werden?«

      Sag es ihm – jetzt gleich! raunte es in ihr.

      Da begegnete sie seinem gütigen Blick, sah weiter zum Vater, der glücklich lächelnd ihr zunickte – dann wurde es in ihrem Herzen still und friedlich.

      »Nein, Ullrich, niemals!« schwang die geliebte Stimme im Zimmer und nahm alle Bangigkeit fort.

      »Ich danke dir, Jutta – nun bin ich restlos glücklich!« –

      Fieberhaft hatte man in Harlien gearbeitet. Kraner war von früh bis spät auf den Beinen, und Dörtchen kommandierte mit puterrotem Gesicht die Küchenmädchen.

      Heimliche Erregung hatte sich aller bemächtigt. Es gab nur noch eine Meinung auf dem Gut:

      »Das Fest hat etwas zu bedeuten!«

      Daß Andersen kein Wort darüber hatte verlauten lassen, steigerte die Neugier noch mehr.

      Als Kraner später zu Dörte in die Küche kam, strahlte er in vollster Zufriedenheit.

      »Alles klappt, Dörtchen! Die größte Arbeit haben wir hinter uns!«

      Dörte schob ihm einen Stuhl zu.

      »Ruhen Sie sich erst mal aus; Sie sind doch ganz außer Atem! – Hier eine Tasse guten Kaffee –!«

      Er wollte gerade die Tasse zum Munde führen, als ein Stubenmädchen in die Küche stürmte.

      »Herr Kraner, schnell ans Telefon – Berlin ist da – Herr Andersen verlangt nach Ihnen!«

      Wie der Blitz war Kraner aus der Küche.

      »Scheint