wenig.
»Nur weiter, Robinson Crusoe!« brummte er gutmütig. »Spar ja dein Pulver nicht! Und das allerschlimmste ist, dass es stimmt. Ich bin verrückt und kein freier Amerikaner gewesen; ich habe die Pferde anderer Leute gefahren und gestreikt und Streikbrecher verprügelt – und nicht einmal die Ratenzahlung für das bisschen Möbel aufbringen können. Aber eines tut mir doch leid! Es kam mir verflucht schwer an, den großen Sessel zurückzugeben – du hast ihn so gern gehabt. Wir haben doch manche Stunde unserer Flitterwochen in dem Sessel verbracht.«
Sie hatten jetzt San Leandro hinter sich und kamen an einer ganzen Reihe winziger Bauernhöfe vorbei – Höfchen nannte Billy sie – und Saxon nahm ihre Ukulélé, um ihn mit einem Lied zu erheitern. Zuerst kam das Lied von dem alten Bauern, dann ging sie zu einem alten Kirchenlied über, wie die Neger sie bei den Gebetversammlungen singen.
»Ach, der jüngste Tag bricht an,
Er bricht an, ja er bricht an.
Und die Trompeten gellen dann,
Hört nur, wie sie gellen.«
Ein großes Automobil, das vorbeifuhr, wirbelte den Staub um sie auf und zwang Saxon, eine Pause zu machen. Sie benutzte die Zeit, um Billy ihren letzten Einfall zu erzählen.
»Weißt du, Billy, denk daran, dass wir nicht das erste beste Stück Boden nehmen, das wir sehen. Wir müssen die Augen aufmachen –«
»Na, viel können wir noch nicht sehen«, warf er ein.
»Und wir müssen vorsichtig sein. Wer sucht, findet, weißt du ja. Wir haben massenhaft Zeit, alles zu lernen. Es kann uns gleich sein, ob es mehrere Monate dauert. Wir haben keinen festen Boden unter den Füßen. Und man muss lieber einmal richtig anfangen als ein dutzendmal falsch. Wir müssen mit den Leuten reden, die wir treffen. Wir wollen sie ausfragen. Wir wollen alle Menschen fragen. Das ist die einzige Möglichkeit, etwas zu erfahren.«
»Im Ausfragen bin ich nun gerade nicht groß«, sagte Billy zögernd.
»Dann frage ich«, antwortete sie. »Wir werden es schon erreichen, aber wir müssen zuerst Bescheid wissen. Sieh all diese Portugiesen! Wo sind die Amerikaner? Ihnen gehörte das Land zuerst nach den Mexikanern. Warum gingen die Amerikaner fort? Wie machen die Portugiesen es, dass es geht? Wir müssen Tausende von Dingen fragen.«
Sie klimperte ein wenig auf der Ukulélé und sang dann mit ihrer schönen, klaren Stimme:
»Ich muss zurück nach Dixie,
Ich muss zurück nach Dixie,
Zurück dorthin, wo die Orangen blühn,
Ich hör die Kinder lallen,
Ich seh die Tränen fallen –
Mein Herz sehnt sich nach Dixie,
Dort muss ich hin.«
Dann unterbrach sie sich plötzlich: »Ach, wie schön es hier ist! Sieh doch den Baum – der ist ganz mit Weinranken überwuchert!«
Immer und immer wieder wurde ihre Aufmerksamkeit von den kleinen Gehöften gefesselt, an denen sie vorbeikamen. Jetzt hieß es: »Sieh die Blumen!« oder: »Nein, welch Gemüse!« oder: »Sieh, die haben eine Kuh!«
Männer – Amerikaner –, die in Einspännern und Landauern den Weg entlang fuhren, betrachteten Saxon und Billy neugierig. Saxon fand sich viel besser darein als Billy, der knurrende und gereizte Kehllaute ausstoßen konnte.
Am Wegrand trafen sie einen Telefonarbeiter, der sein Frühstück aß.
»Bleib stehen und sprich mit ihm«, flüsterte Saxon.
»Ach, wozu? Der ist nur Telefonarbeiter. Was weiß der von Landwirtschaft?«
»Das kann man nicht wissen. Er ist einer von unseren Leuten. Los, Billy, rede mit ihm. Er arbeitet doch jedenfalls augenblicklich nicht, und da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er Lust hat zu reden. Sieh den Baum dort hinter dem Tor, und die Art, wie die Zweige zusammengewachsen sind. Das ist eine Kuriosität. Frag ihn danach. Das ist eine gute Art, ein Gespräch einzuleiten.«
Billy blieb bei dem Mann stehen.
»Guten Tag«, sagte er barsch.
Der Telefonarbeiter, ein ganz junger Mann, hielt in seiner Beschäftigung, ein hart gekochtes Ei einzuschlagen, inne, um die beiden anzusehen.
»Guten Tag!« sagte er.
Billy nahm sein Bündel ab und legte es auf die Erde, und Saxon legte ebenfalls ihren Rucksack neben sich.
»Hausierer?« fragte der junge Mann, der zu zurückhaltend war, um eine direkte Frage an Saxon zu richten, sie aber mit einem Seitenblick auf den Rucksack für beide gelten ließ.
»Nein«, sagte sie eifrig. »Wir sehen uns nach Boden um. Wissen Sie, ob es hier in der Nähe etwas gibt?«
Er ließ wieder von seinem Ei ab und sah sie neugierig an, wie um sich über ihre finanzielle Leistungsfähigkeit klar zu werden.
»Wissen Sie, was der Boden hier in der Gegend kostet?« fragte er.
»Nein«, antwortete Saxon. »Sie?«
»Ja, das sollte ich meinen. Ich bin hier geboren. Und Boden wie der, den Sie um sich her sehen, kostet zwei- bis vierhundert Dollar den Morgen.«
Billy stieß einen Pfiff aus. »Ja, dann glaube ich nicht, dass wir etwas davon kriegen werden!«
»Aber warum ist er denn so teuer? – Sind es Bauplätze?« fragte Saxon.
»Nein, die Portugiesen schrauben die Preise so hoch.«
»Ich glaubte, dass man für hundert den Morgen sehr guten Boden bekäme«, sagte Billy.
»Ach, das ist vorbei. Es gab auch Zeiten, da man den Boden und den ganzen Viehbestand geschenkt bekam, wenn man sehr brav war.«
»Aber wie steht es hier in der Nähe mit staatlichem Boden?« lautete Billys nächste Frage.
»Hier gibt es gar keinen und hat nie welchen gegeben. Das hier ist alter mexikanischer Besitz. Mein Großvater kaufte sich hundert Morgen vom besten Boden hier in der Nähe für eintausendfünfhundert Dollar – fünfhundert auf den Tisch und den Rest im Laufe von fünf Jahren – zinsfrei. Aber das war die gute alte Zeit. Er kam 48 nach dem Westen, weil er ein Land finden wollte, wo es weder Erkältung noch Fieber gab.«
»Und das fand er denn auch«, sagte Billy.
»Ja, darauf können Sie schwören! Und wenn er und mein Vater auf dem Boden sitzen geblieben wären, so würde das besser gewesen sein als eine Goldmine, und ich wäre nicht gezwungen, für mein tägliches