sein Hemd und seine Schultern waren nass. Sein helles Haar war feucht und klebte am Kopf, hie und da sickerte Blut hindurch und machte es dunkel. Beide Arme hingen kraftlos herab, aber sein Gesicht war ruhig, und er lachte.
»Mach dir nichts daraus«, sagte er beruhigend zu Saxon. »Ich habe mich zum Narren gemacht. Ein bisschen beschädigt, aber immer noch bereit, es mit jedem aufzunehmen.« Er trat vorsichtig in die Stube. »Kommt, Kameraden, wir sind eine schöne Gesellschaft von Schwachköpfen.«
Hinter ihm her kamen der kleine Junge mit seinem Hut, Bud Stroters, noch ein Kutscher, den sie kannte, und zwei Fremde. Die Fremden waren große, barsche, dumm dreinschauende Männer, und sie starrten Saxon an, als ob sie sich vor ihr fürchteten.
»Hab keine Angst, Saxon«, sagte Billy wieder. Aber Bud Stroters unterbrach ihn.
»Zuerst müssen wir ihn ins Bett legen und ihm die Kleider abschneiden. Ihm sind beide Arme gebrochen, und hier sind die Idioten, die es getan haben.«
Er zeigte auf die beiden Fremden, die vor lauter Verlegenheit mit den Füßen scharrten und dümmer als je aussahen.
Billy setzte sich aufs Bett, und während Saxon die Lampe hielt, begannen Bud und die beiden Fremden, ihm Rock, Hemd und Unterjacke abzuschneiden.
»Er wollte nicht ins Krankenhaus«, sagte Bud zu Saxon.
»Nein, ich denke nicht daran«, erklärte Billy. »Ich ließ sie nach Doktor Hentley schicken. Er kann jeden Augenblick kommen. Diese beiden Arme sind alles, was ich auf der Welt habe.«
»Aber wie ist es denn zugegangen?« fragte Saxon und sah von Billy auf die beiden Fremden – offenbar außerstande, das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihnen zu verstehen.
»Ach, es ist nicht ihre Schuld«, antwortete Billy schnell. »Sie meinten es gut. Sie sind Fuhrleute aus San Franzisko, die gekommen sind, um uns zu helfen.«
Es sah aus, als belebten sich die beiden Kutscher bei dieser Bemerkung Billys ein wenig, und sie nickten.
»Ja«, sagte der eine mit tiefer, heiserer Stimme. »Wir haben uns geirrt – ja, wir haben uns schön blamiert.«
Saxon war nicht aufgeregt. Was geschehen war, hatte sie nur erwarten können. Es entsprach allem, was Oakland ihr und den Ihren schon angetan hatte, und außerdem war Billy nicht gefährlich verletzt. Armbrüche und ein Loch im Kopf waren Dinge, die bald heilten. Sie holte Stühle und bat alle, sich zu setzen.
»Aber jetzt erzählt mir, was geschehen ist«, bat sie. »Ich verstehe nicht ein Wort von der ganzen Geschichte. Wie hängt es zusammen, dass ihr großen Lümmel zuerst meinem Mann die Arme brecht und ihn hinterher in aller Freundschaft nach Hause bringt?«
»Ja, es ist nur Ihr gutes Recht, dass Sie das erfahren«, versicherte Bud Stroters. »Es ging so zu –«
»Halt das Maul, Bud«, fiel Billy ihm ins Wort. »Du warst doch nicht dabei.«
Saxon sah die San Franziskoer Fuhrleute an.
»Wir waren hergekommen, um zu helfen, denn die Fuhrleute in Oakland können ja nicht allein fertig werden«, sagte der eine, »und wir haben ihnen auch gut geholfen, die Streikbrecher zu lehren, dass es manch besseres Handwerk in der Welt gibt, als Kutscher zu spielen. Na ja, ich und Jackson hier – wir schnüffeln herum, um zu sehen, was wir entdecken können, als Ihr Mann ankommt. Als er sah –«
»Wart mal«, unterbrach Jackson ihn. »Du musst alles von Anfang an erklären. Wir meinen doch alle dem Aussehen nach zu kennen. Aber Ihren Mann haben wir noch nie gesehen, weil er –«
»Weil er, wenn ich so sagen darf, für eine Weile aus dem Spiel gesetzt war«, fuhr der erste Kutscher fort. »Als wir also einen Kerl, den wir für einen Streikbrecher halten, durchschlüpfen und durch die Gasse abbiegen sehen –«
»Die Gasse hinter Campbells Krämerladen«, erläuterte Billy.
»Ja, hinter dem Krämerladen«, fuhr der erste Kutscher fort. »Sehen Sie, da waren wir ganz sicher, dass es einer von den verfluchten Streikbrechern war, die von Murray und Ready eingestellt sind, und die sich hinten herum in die Ställe einschleichen wollen.«
»Ja, da haben wir selber mal einen erwischt, Billy und ich«, warf Bud ein.
»Wir also gleich drauflos«, wandte Jackson sich zu Saxon. »Wir sind früher schon mit dabei gewesen und wissen Bescheid, und zwar gründlich. Und so fangen wir denn Ihren Mann direkt in der Gasse –«
»Ich guckte mich nach Bud um«, sagte Billy. »Die anderen sagten, ich würde ihn am anderen Ende der Gasse finden. Und da kommt dieser Jackson hier und fragt, ob ich ihm ein Streichholz geben kann.«
»Und dann verrichtete ich meine hübsche kleine Arbeit«, nahm der erste Kutscher seinen Bericht wieder auf.
»Wie denn?« fragte Saxon.
»Das da.« Der Mann zeigte auf die Wunde, die Billy am Kopfe hatte. »Ich langte nach ihm aus. Er fiel um wie ein Stier, und dann kam er auf die Knie, taumelte und schwatzte etwas von einem, der wohl nicht richtig im Kopfe sei. Er war nicht recht bei sich. Und da taten wir es.«
Der Mann schwieg – er war jetzt mit seinem Bericht fertig.
»Sie brachen ihm beide Arme mit einem Brecheisen«, warf Bud ein.
»Ja, beide Arme«, bestätigte Billy. »Und da standen nun die beiden und erzählten mir was. ›Davon kannst du lange Nutzen und Freude haben‹, sagt Jackson. Und Anson sagt: ›Mit den Armen möchte ich dich kutschieren sehen.‹ Und dann sagt Jackson: ›Wir wollen ihm noch eine Kleinigkeit mit auf den Weg geben.‹ Und im selben Augenblick haut er mir eine runter.«
»Nein«, berichtigte Anson, »das war ich.«
»Na ja, und die schickte mich wieder ins Traumland«, seufzte Billy. »Und als ich wieder zu mir kam, standen Bud und Anson und Jackson da und begossen mich mit Wasser aus einem Trog. Und dann rissen wir einem Reporter aus und gingen alle zusammen her.«
Bud Stroters hob die Hand und zeigte frische Schrammen auf den Knöcheln.
»Der Idiot von Reporter wollte durchaus Bekanntschaft hiermit machen«, wandte er sich zu Billy, »deshalb holte ich euch erst in der Siebten ein.«
Ein paar Minuten darauf kam Doktor Hentley und warf die Männer hinaus. Sie warteten, bis er mit seiner Untersuchung fertig war, um sich zu vergewissern, dass es nichts Ernstes mit Billy war, und gingen dann. In der Küche wusch Doktor Hentley sich die Hände und gab Saxon die letzten Anweisungen. Während er sich abtrocknete, begann er herumzuschnüffeln und sah nach dem Herd, wo ein Topf kochte.
»Muscheln?« fragte er. »Wo haben Sie die gekauft?«
»Ich