Plötzlich schien ihm ein Gedanke zu kommen. Er suchte in seinem Bett und brachte es in seinem Eifer ganz in Unordnung, fand aber schließlich doch eine Schreibunterlage und einen Bleistift, setzte sich an den Tisch und begann schnell und sicher zu schreiben.
»Hier«, sagte er, als er den schnell hingekritzelten Brief seinem Partner überreichte. »Das brauchst du nur abzuliefern, und die Sache ist in Ordnung.«
Hutchinson ließ seinen Blick darüber schweifen und legte es wieder auf den Tisch.
»Aber wie kannst du wissen, dass ihr Bruder bereit ist, die niederträchtige Reise hierher zu machen?« fragte er.
»Oh, er wird es schon für mich tun – für mich und seine Schwester«, antwortete Pentfield. »Er ist ein Chechaquo, weißt du, und ich würde sie ihm allein nicht anvertrauen. Aber mit dir zusammen ist es ja eine leichte und ganz sichere Reise. Sobald du angekommen bist, gehst du zuerst zu ihr und bereitest sie vor. Dann kannst du zu deiner eigenen Familie im Osten fahren, und im Frühling werden sie und ihr Bruder dann bereit sein, mit dir zu reisen. Sie wird dir sehr gut gefallen, das weiß ich, auf den ersten Blick sogar. Und hiernach wirst du sie erkennen, sobald du sie siehst.«
Er öffnete die Kapsel seiner Uhr und zeigte ihm das an der Innenseite des Deckels aufgeklebte Bild eines jungen Mädchens. Corry Hutchinson betrachtete sie, und Bewunderung trat in seine Augen.
»Mabel heißt sie«, fuhr Pentfield fort. »Und es ist vielleicht gut, dass du gleich weißt, wo du ihr Haus zu finden hast. Sobald du in San Franzisko angekommen bist, nimmst du eine Droschke und sagst nur: ›Holmesplatz, Myrdon Avenue.‹ Ich glaube nicht einmal, dass es nötig ist, Myrdon Avenue hinzuzufügen. Der Droschkenkutscher wird schon wissen, wo Richter Holmes wohnt.«
»Und weißt du«, fügte Pentfield nach einer Pause hinzu, »es wäre keine schlechte Idee, wenn du mir noch einige Sachen mitbringen wolltest, die … hm …«
»Ein verheirateter Mann muss seine Sachen in Ordnung haben«, platzte Hutchinson grinsend heraus. Pentfield grinste ebenfalls.
»Natürlich – Servietten und Tischtücher, Laken und Kissenbezüge und dergleichen. Und bring eine Garnitur aus guter Seide mit. Weißt du, es ist ja kein Spaß für sie, sich hier niederzulassen. Du kannst das ganze Zeugs mit dem Dampfer durch die Beringstraße schicken. Und wie wäre es mit einem Klavier?«
Hutchinson fand diese Idee glänzend. Sein Widerstand war verschwunden, und er begann, sich für seine Mission zu erwärmen.
»Weiß Gott, Lawrence«, sagte er, als die Beratung vorbei war und sie beide aufstanden. »Ich werde dir dein Mädel in der richtigen Aufmachung herbringen. Ich werde das Kochen besorgen und für die Hunde sorgen, und ihr Bruder braucht nur für ihre Bequemlichkeit zu sorgen und alles zu tun, was ich etwa vergessen sollte. Und ich werde verflucht wenig vergessen, darauf kannst du dich verlassen.«
Am nächsten Tage schüttelte ihm Lawrence Pentfield zum letzten Male die Hand und folgte ihm mit den Blicken, als er mit seinen Hunden den zugefrorenen Yukon aufwärts in der Richtung der salzigen See und der großen Welt verschwand. Pentfield ging zu seiner Bonanzamine zurück, die ihm jetzt tausendmal trauriger als sonst erschien, aber er sah dem langen Winter tapfer entgegen. Es gab Arbeit genug zu tun, Männer mussten beaufsichtigt, Anleitungen für das Schürfen nach der unregelmäßigen Goldader gegeben werden. Aber sein Herz war nicht bei dieser Arbeit. Er hatte überhaupt kein Interesse für irgendwelche Arbeit, bevor die aufgestapelten Stämme für die neue Hütte, die auf dem Hügel hinter der Mine erbaut werden sollte, eingerammt wurden. Es sollte eine große Hütte werden, recht gemütlich und in drei schöne Räume geteilt. Jeder Stamm mit der Hand gehobelt und viereckig zugeschnitten – ein kostspieliger Einfall, da die Arbeiter einen Tagelohn von fünfzehn Dollar erhielten. Aber nichts erschien ihm zu kostspielig, wenn es sich um das Heim handelte, in dem Mabel Holmes leben sollte.
So ging er also an den Bau der Hütte und sang dabei: »Und wir zwei – mein Kind, wo hausen wir einmal?« Er hatte auch einen Kalender an die Wand über den Tisch gehängt, und das erste, was er jeden Morgen tat, war, dass er den Tag durchstrich und nachzählte, wie viele Tage es noch dauerte, bis sein Partner im Frühling das Yukoneis herabgesaust käme. Eine andere Idee, die er hatte, bestand darin, dass niemand in der Hütte am Hügel schlafen durfte. Sie musste jungfräulich dastehen, bis sie bezogen wurde, wie es auch die viereckigen gehobelten Stämme aus frischem Holz waren. Und als sie fertig dastand, ließ er ein großes Schloss an der Tür befestigen. Kein anderer als er selbst durfte eintreten, und er gewöhnte sich daran, viele Stunden dort zu verbringen. Und wenn er die Hütte verließ, strahlte sein Gesicht wie eine Sonne, und ein warmes, frohes Licht leuchtete in seinen Augen.
Im Dezember erhielt er einen Brief von Corry Hutchinson. Er hatte gerade Mabel Holmes kennengelernt. Sie sei genau, wie sie sein sollte, um Lawrence Pentfields Gattin zu werden, schrieb er. Er war begeistert, und sein Brief brachte das Blut in den Adern Pentfields zum Brausen. Andere Briefe folgten, einer unmittelbar auf den anderen, und manchmal zwei oder drei auf einmal, wenn der Dampfer die Post sackweise brachte. Und alle waren im selben Ton gehalten. Corry war soeben von der Myrdon Avenue gekommen, Corry war gerade unterwegs nach der Myrdon Avenue, oder Corry war in der Myrdon Avenue. Und er blieb länger und immer länger in San Franzisko, und von der Reise nach Detroit war überhaupt nicht mehr die Rede.
Lawrence Pentfield begann zu finden, dass sein Partner doch ziemlich viel Zeit in Mabels Gesellschaft verbrachte, wenn man bedachte, dass er seine Familie im Osten besuchen wollte. Er ertappte sich sogar dabei, dass er sich bisweilen darüber grämte, wenn er sich auch mehr gegrämt haben würde, wenn er Mabel und Corry nicht so gut gekannt hätte. Andererseits hatten Mabels Briefe immer so viel von Corry zu erzählen. Es ging auch als roter Faden durch sämtliche Briefe eine gewisse Furcht, ja, beinahe ein Unwille vor der Fahrt über das Eis und der Hochzeit in Dawson. Pentfield antwortete herzlich und verlachte ihre Furcht, denn er glaubte, dass eher physische Angst vor den Gefahren und Entbehrungen dahinter steckte, und verstand nicht, dass nur frauenhafte Scheu sie diktierte.
Jedoch der lange Winter und das unerträgliche Warten, dem schon zwei lange Winter vorausgegangen waren, übten doch einen großen Einfluss auf seine Stimmung aus. Die Beaufsichtigung der Arbeiter und das Interesse für die Goldader konnten die Langeweile des täglichen Einerleis nicht unterbrechen, und gegen Ende Januar machte er verschiedene Ausflüge nach Dawson, wo er sie für eine Weile an den Spieltischen vergessen konnte. Und da er einen Verlust ertragen konnte, gewann er natürlich, und »Pentfields