hast ihn für drei Tage weggeschickt und es mir dadurch unmöglich gemacht, Abschied von ihm zu nehmen.«
»Kannst ja einen Brief hinterlassen …«
»Ich werde ihm alles sagen.«
»Selbst das Geringste weniger als alles würde inkorrekt gegen uns alle drei sein«, lautete die Antwort Lindays.
Als er alles im Kanu verstaut hatte und zurückkehrte, war der Brief schon geschrieben.
»Lass mich ihn lesen«, sagte er. »Wenn du nichts dagegen hast.«
Sie zögerte einen Augenblick. Dann reichte sie ihm den Brief.
»Sehr offenherzig«, sagte er, als er ihn gelesen hatte.
»Nun, bist du fertig?«
Er trug ihr Bündel zum Kanu hinunter. Dann kniete er nieder, um mit der einen Hand das Boot festzuhalten, während er die andere ausstreckte, um ihr behilflich zu sein. Er beobachtete sie sehr scharf, aber sie reichte ihm ihre Hand, ohne zu zittern, und schickte sich, ruhig und entschlossen, an, hineinzusteigen.
»Warte einen Augenblick«, sagte er. »Du erinnerst dich sicher der Geschichte, die ich dir damals erzählte … der Geschichte von dem Wunderelixier. Ich vergaß dir den Schluss zu erzählen. Als die Frau seine Augen bestrichen und sich bereit gemacht hatte, abzureisen, sah sie sich zufällig in einem Spiegel und bemerkte, dass sie ihre Schönheit wiedererlangt hatte. Und er öffnete die Augen, konnte sehen und schrie auf vor Glück, als er ihre Schönheit sah. Und dann nahm er sie in seine Arme …«
Sie stand da, voller Spannung, aber doch beherrscht, und wartete, was er weiter sagen würde. Eine wundervolle Hoffnung begann ihren Glanz über ihr Gesicht und ihre Augen zu breiten.
»Du bist wirklich sehr schön, Madge«, sagte er. Und er machte eine kleine Pause. Dann fügte er trocken hinzu:
»Was weiter geschah, ist unschwer zu denken. Und ich bilde mir ein, dass Rex Strangs Arme auch nicht sehr lange leer bleiben werden. Und jetzt – leb wohl!«
»Grant …«, sagte sie. Sie flüsterte es nur. Und in ihrer Stimme verbargen sich alle die Worte, die sie nicht auszusprechen brauchte, um verstanden zu werden.
Er ließ ein kleines spöttisches Lachen hören.
»Ich wollte dir nur zeigen, dass ich doch nicht so schlimm bin, wie du gedacht hast. Glühende Kohlen, du weißt ja …«
»Grant …«
Er sprang ins Kanu und streckte ihr eine schlanke, nervige Hand entgegen.
»Leb wohl!« sagte er.
Sie legte ihre beiden Hände um die seine.
»Du liebe starke Hand«, murmelte sie. Und sie beugte sich und küsste die Hand.
Er stieß sie zurück, schob das Kanu vom Ufer ab und tauchte die Paddel in den schnell strömenden Fluss. Dann glitt das Boot in den Bannkreis des Strudels, wo das Wasser glasig quoll, bevor es in weiße Wolken brodelnden Gischtes verwandelt wurde.
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Das Wort der Männer
Ich will dir sagen, was wir tun: »Wir würfeln darum.«
»Einverstanden«, sagte der andere und wandte sich an den Indianer, der in einer Ecke der Hütte saß und Schneeschuhe ausbesserte. »Hör, du, Billebedam, lauf so schnell du kannst nach der Hütte von Oleson und sag ihm, dass wir seinen Würfelbecher leihen möchten.«
Diese plötzliche Aufforderung während einer ernsten Besprechung über Arbeiterlöhne und Holz- und Lebensmittelpreise überraschte Billebedam. Zudem war es sehr früh am Tage, und er hatte noch nie erlebt, dass Männer von der Art Pentfields oder Hutchinsons gewürfelt oder gespielt hätten, ehe die Arbeit des Tages getan war. Als er aber seine Wanten anzog und zur Tür hinausging, blieb sein Gesicht so ausdruckslos wie das Gesicht eines Yukonindianers.
Obgleich die Uhr schon acht zeigte, war es draußen noch ganz dunkel, und in der Hütte selbst brannte eine Talgkerze, die in einer leeren Whiskyflasche steckte. Sie stand auf dem tannenen Tisch inmitten eines Wirrwarrs von schmutzigen Zinntellern. Der Talg von unzähligen Kerzen war an dem langen Hals der Flasche herabgeträufelt und zu einem Gletscher in Taschenformat erstarrt. Der kleine Raum, der das Innere der Hütte bildete, war so wenig aufgeräumt wie der Tisch. In einer Ecke an der Schirmwand waren zwei Schlafstellen übereinander eingerichtet. Die Decken lagen noch so unordentlich da wie am Morgen, als die beiden Männer aus ihnen herausgekrochen waren.
Lawrence Pentfield und Corry Hutchinson waren Millionäre, obgleich sie nicht danach aussahen. Es war gar nichts Außergewöhnliches an ihnen zu sehen, wenn sie auch in jedem Michiganlager als hervorragende Typen von Holzhändlern gegolten hätten. Aber draußen in der Dunkelheit, wo viele Löcher in der Oberfläche der Erde klafften, waren zahlreiche Männer damit beschäftigt, Schmutz, Kies und Gold aus der Tiefe dieser Löcher heraufzuholen, und andere Männer erhielten fünfzehn Dollar täglich, um das alles aus dem Felsgrund zu kratzen. Jeden einzigen Tag wurden Tausende von Dollars in Gold dort abgekratzt und an die Oberfläche gebracht, und alles gehörte den Herren Pentfield und Hutchinson, die ihren Platz unter den reichsten Goldkönigen der Bonanza einnahmen.
Pentfield brach zuerst das Schweigen, nachdem Billebedam gegangen war, indem er die schmutzigen Teller weiter auf den Tisch schob und auf dem frei gemachten Raum einen Zapfenstreich mit seinen Knöcheln schlug. Hutchinson putzte die blakende Kerze und rieb den Ruß nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger vom Docht.
»Ich möchte wirklich, Teufel noch mal, dass wir beide aus diesem Dreck herauskämen!« rief er plötzlich. »Dann würde alles wieder in Ordnung sein.«
Pentfield blickte ihn düster an.
»Wenn deine verfluchte Hartnäckigkeit nicht wäre, würde es sowieso in Ordnung sein. Du brauchst doch nur aufzustehen und zu fahren. Ich werde inzwischen nach dem Rechten sehen, und nächstes Jahr reise ich dann.«
»Warum sollte ich weggehen? Ich habe niemand, der auf mich wartet.«
»Deine Familie«, unterbrach Pentfield ihn grob.
»Ganz wie bei dir«, fuhr Hutchinson fort. »Ein Mädel, meine ich, und das weißt du auch …«
Pentfield zuckte finster die Achseln. »Sie kann warten, denke ich.«
»Aber jetzt wartet sie schon zwei Jahre.«
»Und ein drittes