Джек Лондон

Gesammelte Werke


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hast ihn für drei Tage weg­ge­schickt und es mir da­durch un­mög­lich ge­macht, Ab­schied von ihm zu neh­men.«

      »Kannst ja einen Brief hin­ter­las­sen …«

      »Ich wer­de ihm al­les sa­gen.«

      »Selbst das Ge­rings­te we­ni­ger als al­les wür­de in­kor­rekt ge­gen uns alle drei sein«, lau­te­te die Ant­wort Lin­days.

      Als er al­les im Kanu ver­staut hat­te und zu­rück­kehr­te, war der Brief schon ge­schrie­ben.

      »Lass mich ihn le­sen«, sag­te er. »Wenn du nichts da­ge­gen hast.«

      Sie zö­ger­te einen Au­gen­blick. Dann reich­te sie ihm den Brief.

      »Sehr of­fen­her­zig«, sag­te er, als er ihn ge­le­sen hat­te.

      »Nun, bist du fer­tig?«

      Er trug ihr Bün­del zum Kanu hin­un­ter. Dann knie­te er nie­der, um mit der einen Hand das Boot fest­zu­hal­ten, wäh­rend er die an­de­re aus­streck­te, um ihr be­hilf­lich zu sein. Er be­ob­ach­te­te sie sehr scharf, aber sie reich­te ihm ihre Hand, ohne zu zit­tern, und schick­te sich, ru­hig und ent­schlos­sen, an, hin­ein­zu­stei­gen.

      »War­te einen Au­gen­blick«, sag­te er. »Du er­in­nerst dich si­cher der Ge­schich­te, die ich dir da­mals er­zähl­te … der Ge­schich­te von dem Wun­de­re­li­xier. Ich ver­gaß dir den Schluss zu er­zäh­len. Als die Frau sei­ne Au­gen be­stri­chen und sich be­reit ge­macht hat­te, ab­zu­rei­sen, sah sie sich zu­fäl­lig in ei­nem Spie­gel und be­merk­te, dass sie ihre Schön­heit wie­der­er­langt hat­te. Und er öff­ne­te die Au­gen, konn­te se­hen und schrie auf vor Glück, als er ihre Schön­heit sah. Und dann nahm er sie in sei­ne Arme …«

      Sie stand da, vol­ler Span­nung, aber doch be­herrscht, und war­te­te, was er wei­ter sa­gen wür­de. Eine wun­der­vol­le Hoff­nung be­gann ih­ren Glanz über ihr Ge­sicht und ihre Au­gen zu brei­ten.

      »Du bist wirk­lich sehr schön, Mad­ge«, sag­te er. Und er mach­te eine klei­ne Pau­se. Dann füg­te er tro­cken hin­zu:

      »Was wei­ter ge­sch­ah, ist un­schwer zu den­ken. Und ich bil­de mir ein, dass Rex Strangs Arme auch nicht sehr lan­ge leer blei­ben wer­den. Und jetzt – leb wohl!«

      »Grant …«, sag­te sie. Sie flüs­ter­te es nur. Und in ih­rer Stim­me ver­bar­gen sich alle die Wor­te, die sie nicht aus­zu­spre­chen brauch­te, um ver­stan­den zu wer­den.

      Er ließ ein klei­nes spöt­ti­sches La­chen hö­ren.

      »Ich woll­te dir nur zei­gen, dass ich doch nicht so schlimm bin, wie du ge­dacht hast. Glü­hen­de Koh­len, du weißt ja …«

      »Grant …«

      Er sprang ins Kanu und streck­te ihr eine schlan­ke, ner­vi­ge Hand ent­ge­gen.

      »Leb wohl!« sag­te er.

      Sie leg­te ihre bei­den Hän­de um die sei­ne.

      »Du lie­be star­ke Hand«, mur­mel­te sie. Und sie beug­te sich und küss­te die Hand.

      Er stieß sie zu­rück, schob das Kanu vom Ufer ab und tauch­te die Pad­del in den schnell strö­men­den Fluss. Dann glitt das Boot in den Bann­kreis des Stru­dels, wo das Was­ser gla­sig quoll, be­vor es in wei­ße Wol­ken bro­deln­den Gisch­tes ver­wan­delt wur­de.

      1 Kar­ten­spiel mit 52 Kar­ten <<<

      Ich will dir sa­gen, was wir tun: »Wir wür­feln dar­um.«

      »Ein­ver­stan­den«, sag­te der an­de­re und wand­te sich an den In­dia­ner, der in ei­ner Ecke der Hüt­te saß und Schnee­schu­he aus­bes­ser­te. »Hör, du, Bil­le­be­dam, lauf so schnell du kannst nach der Hüt­te von Ole­son und sag ihm, dass wir sei­nen Wür­fel­be­cher lei­hen möch­ten.«

      Die­se plötz­li­che Auf­for­de­rung wäh­rend ei­ner erns­ten Be­spre­chung über Ar­bei­ter­löh­ne und Holz- und Le­bens­mit­tel­prei­se über­rasch­te Bil­le­be­dam. Zu­dem war es sehr früh am Tage, und er hat­te noch nie er­lebt, dass Män­ner von der Art Pent­fields oder Hutchin­sons ge­wür­felt oder ge­spielt hät­ten, ehe die Ar­beit des Ta­ges ge­tan war. Als er aber sei­ne Wan­ten an­zog und zur Tür hin­aus­ging, blieb sein Ge­sicht so aus­drucks­los wie das Ge­sicht ei­nes Yu­kon­in­dia­ners.

      Ob­gleich die Uhr schon acht zeig­te, war es drau­ßen noch ganz dun­kel, und in der Hüt­te selbst brann­te eine Talg­ker­ze, die in ei­ner lee­ren Whis­kyfla­sche steck­te. Sie stand auf dem tan­ne­nen Tisch in­mit­ten ei­nes Wirr­warrs von schmut­zi­gen Zinn­tel­lern. Der Talg von un­zäh­li­gen Ker­zen war an dem lan­gen Hals der Fla­sche her­ab­ge­träu­felt und zu ei­nem Glet­scher in Ta­schen­for­mat er­starrt. Der klei­ne Raum, der das In­ne­re der Hüt­te bil­de­te, war so we­nig auf­ge­räumt wie der Tisch. In ei­ner Ecke an der Schirm­wand wa­ren zwei Schlaf­stel­len über­ein­an­der ein­ge­rich­tet. Die De­cken la­gen noch so un­or­dent­lich da wie am Mor­gen, als die bei­den Män­ner aus ih­nen her­aus­ge­kro­chen wa­ren.

      La­wrence Pent­field und Cor­ry Hutchin­son wa­ren Mil­lio­näre, ob­gleich sie nicht da­nach aus­sa­hen. Es war gar nichts Au­ßer­ge­wöhn­li­ches an ih­nen zu se­hen, wenn sie auch in je­dem Mi­chig­an­la­ger als her­vor­ra­gen­de Ty­pen von Holz­händ­lern ge­gol­ten hät­ten. Aber drau­ßen in der Dun­kel­heit, wo vie­le Lö­cher in der Ober­flä­che der Erde klaff­ten, wa­ren zahl­rei­che Män­ner da­mit be­schäf­tigt, Schmutz, Kies und Gold aus der Tie­fe die­ser Lö­cher her­auf­zu­ho­len, und an­de­re Män­ner er­hiel­ten fünf­zehn Dol­lar täg­lich, um das al­les aus dem Fels­grund zu krat­zen. Je­den ein­zi­gen Tag wur­den Tau­sen­de von Dol­lars in Gold dort ab­ge­kratzt und an die Ober­flä­che ge­bracht, und al­les ge­hör­te den Her­ren Pent­field und Hutchin­son, die ih­ren Platz un­ter den reichs­ten Gold­kö­ni­gen der Bo­nan­za ein­nah­men.

      Pent­field brach zu­erst das Schwei­gen, nach­dem Bil­le­be­dam ge­gan­gen war, in­dem er die schmut­zi­gen Tel­ler wei­ter auf den Tisch schob und auf dem frei ge­mach­ten Raum einen Zap­fen­streich mit sei­nen Knö­cheln schlug. Hutchin­son putz­te die bla­ken­de Ker­ze und rieb den Ruß nach­denk­lich mit Dau­men und Zei­ge­fin­ger vom Docht.

      »Ich möch­te wirk­lich, Teu­fel noch mal, dass wir bei­de aus die­sem Dreck her­aus­kämen!« rief er plötz­lich. »Dann wür­de al­les wie­der in Ord­nung sein.«

      Pent­field blick­te ihn düs­ter an.

      »Wenn dei­ne ver­fluch­te Hart­nä­ckig­keit nicht wäre, wür­de es so­wie­so in Ord­nung sein. Du brauchst doch nur auf­zu­ste­hen und zu fah­ren. Ich wer­de in­zwi­schen nach dem Rech­ten se­hen, und nächs­tes Jahr rei­se ich dann.«

      »Wa­rum soll­te ich weg­ge­hen? Ich habe nie­mand, der auf mich war­tet.«

      »Dei­ne Fa­mi­lie«, un­ter­brach Pent­field ihn grob.

      »Ganz wie bei dir«, fuhr Hutchin­son fort. »Ein Mä­del, mei­ne ich, und das weißt du auch …«

      Pent­field zuck­te fins­ter die Ach­seln. »Sie kann war­ten, den­ke ich.«

      »Aber jetzt war­tet sie schon zwei Jah­re.«

      »Und ein drit­tes