der Männer verbannt, die weiße Frauen hatten. Die Trauzeremonie hatte die Wirkung, dass er nicht zu den Squawmännern gerechnet wurde, und enthob ihn jedes moralischen Vorwurfs, wenn es auch Männer gab, die seinen Geschmack kritisierten.
Von der Außenwelt bekam er keine Briefe mehr. Sechs Schlittenladungen mit Post waren am großen Lachsfluss verlorengegangen. Außerdem wusste Pentfield auch, dass Corry und seine Braut zu dieser Zeit schon unterwegs sein mussten. Sie mussten sich eben jetzt auf der Hochzeitsreise befinden … Auf der Hochzeitsreise, von der er zwei Jahre lang geträumt hatte. Er verzog bei diesem Gedanken bitter den Mund. Aber er ließ sich nichts merken, abgesehen davon, dass er freundlicher zu Laschka wurde.
Der März war schon längst vorbei, und der April näherte sich seinem Ende, als Laschka ihn um die Erlaubnis bat, den Yukon einige Meilen abwärts nach der Hütte Siwash Petes zu fahren. Petes Frau, die vom Stewart River stammte, hatte Bescheid geschickt, dass ihr kleines Kind krank war. Und Laschka, die außerordentlich mütterlich veranlagt war und sich selbst für erfahren in Bezug auf Kinderkrankheiten hielt, ließ keine Gelegenheit vorübergehen, um sich der Kinder anderer Frauen anzunehmen, die glücklicher waren als sie.
Pentfield schirrte die Hunde an, und Laschka hinter sich, schlug er den Weg das Bett des Bonanza hinab ein. Frühling lag in der Luft. Die Kälte hatte ihre schneidende Schärfe verloren, und wenn auch der Schnee immer noch das Land bedeckte, so erzählte doch das Murmeln und Rieseln des Wassers, dass der eiserne Griff des Winters sich lockerte. Der Weg war grundlos, hier und dort hatte man einen neuen Weg um die Löcher herum geschaffen. An einer solchen Stelle, wo nicht genügend Platz war, dass zwei Schlitten einander ausweichen konnten, hörte Pentfield das Läuten von Schellen, die sich näherten, und ließ deshalb seine Hunde haltmachen.
Ein Gespann müder Hunde kam um die nächste Ecke, von einem schwerbeladenen Schlitten gefolgt. An der Lenkstange ging ein Mann, der auf eine Art steuerte, die Pentfield bekannt vorkam, und hinter dem Schlitten kamen zwei Frauen. Sein Blick suchte wieder den Mann an der Lenkstange. Es war Corry. Pentfield stand auf und wartete. Er war froh, dass er Laschka bei sich hatte. Wenn die Begegnung arrangiert worden wäre, hätte sie nicht unter günstigeren Bedingungen stattfinden können, dachte er. Und während er dastand und wartete, überlegte er, was sie wohl sagen würden, was sie sagen könnten. Er selbst brauchte ja nichts zu erklären. Das war ihre Sache, und er war bereit, sie anzuhören.
Als sie einander gegenüberstanden, erkannte Corry ihn und blieb stehen. Mit einem »Hallo, Alter!« streckte er die Hand aus.
Pentfield nahm die Hand, aber ohne Wärme, ohne Worte. Jetzt hatten die beiden Damen sie erreicht, und er sah, dass die eine Dora Holmes war. Er nahm seine Pelzmütze ab, deren Ohrenklappen flatterten, gab ihr die Hand und wandte sich dann zu Mabel. Sie näherte sich mit wiegenden Schritten, strahlend und blendend, zögerte aber vor seiner ausgestreckten Hand. Er hatte eigentlich die Absicht gehabt zu sagen:
»Wie geht es Ihnen, Frau Hutchinson?« … aber irgendwie hatte das »Frau Hutchinson« ihn verwirrt, und er war deshalb nur imstande, ein »Wie geht es Ihnen?« hervorzustottern.
Die Lage war genau so gezwungen und unbequem, wie er es gewünscht hatte. Mabel verriet die Erregung, die sie ihrer persönlichen Lage entsprechend empfand, während Dora offenbar die Rolle einer Art Friedensvermittlerin spielen wollte und sagte: »Was ist denn mit dir los, Lawrence?«
Bevor er antworten konnte, nahm Corry ihn beim Ärmel und zog ihn beiseite.
»Sag mal, Alter, was bedeutet denn das?« Corry stellte die Frage im Flüsterton und wies mit den Augen auf Laschka.
»Ich verstehe nicht, Corry, was diese Sache dich angehen sollte«, gab Pentfield spöttisch zur Antwort.
Aber Corry ging geradeswegs auf die Sache los.
»Was macht diese Frau auf deinem Schlitten? Eine schöne Aufgabe, die du mir stellst, dies zu erklären. Ich hoffe nur, dass es überhaupt gehen wird! Wer ist sie denn? Wessen Squaw ist sie?«
Da führte Lawrence Pentfield seinen vernichtenden Schlag, und noch dazu mit einem gewissen Übermut, der ihn für das ihm angetane Unrecht ein wenig zu entschädigen schien.
»Sie ist meine Squaw«, sagte er. »Frau Pentfield, wenn Sie gestatten.«
Corry Hutchinson stöhnte, aber Pentfield ließ ihn stehen und wandte sich zu den beiden Frauen. Mabel stand mit gequälter Miene da und schien sich nur mit Mühe aufrechtzuhalten. Er wandte sich zu Dora und fragte, sehr freundlich, als ob die ganze Welt nur Sonnenschein wäre:
»Wie haben Sie die Fahrt überstanden? War es schwer, sich nachts warm zu halten? – Und wie ist sie Frau Hutchinson bekommen?« fragte er dann und warf einen Blick auf Mabel.
»Oh, du lieber Kindskopf!« rief Dora, schlang ihm beide Arme um den Hals und drückte ihn an sich. »Dann hast du es also auch gesehen! Ich dachte mir ja schon, dass etwas los sein müsste, weil du dich so sonderbar benahmst.«
»Ich verstehe nicht recht«, stammelte er.
»In der Nummer vom nächsten Tage wurde es schon berichtigt«, plauderte Dora weiter. »Wir ließen uns ja nicht träumen, dass du gerade diese Zeitung in die Hand bekommen solltest. In allen anderen stand es richtig, und natürlich ist diese dumme Zeitung die einzige, die du gelesen hast …«
»Wart einen Augenblick! Wie meinst du das?« fragte Pentfield, und auf einmal wurde sein Herz von einer furchtbaren Angst ergriffen, und er hatte das Gefühl, am Rande eines tiefen Abgrundes zu stehen.
Aber Dora fuhr mit ungeheurer Zungenfertigkeit fort:
»Und weißt du, als es bekannt wurde, dass sowohl Mabel wie ich nach Klondike gingen, schrieb die ›Wochenpost‹, dass es, wenn wir weggingen, ›wunderbar‹ in der Myrdon Avenue werden würde. Das Blatt meinte natürlich ›sonderbar‹.«
»Dann – –«
»Ich bin Frau Hutchinson«, antwortete Dora. »Und du hast die ganze Zeit geglaubt, Mabel wäre es.«
»Ja, so ist es gewesen«, antwortete Pentfield langsam. »Aber jetzt verstehe ich. Der Reporter hat die beiden Namen verwechselt. Die Zeitungen in Seattle und Portland haben es dann nachgedruckt.«
Eine Minute stand er schweigend da. Mabels Gesicht war ihm zugewandt, und er konnte den erwartungsvollen Ausdruck sehen. Corry betrachtete mit ungeheurem Interesse die zerrissenen Zehen seines einen Mokassins, während Dora lange Seitenblicke auf das unbewegliche Gesicht Laschkas warf, die im Schlitten saß. Lawrence Pentfield