stand auch in Pentfields Gesicht geschrieben und hatte sich in seinem Achselzucken ausgedrückt.
»Mir träumte heute Nacht, ich wäre bei Zinkand«, sagte er. »Die Musik spielte, Gläser klirrten, Stimmen summten, Frauen lachten, und ich selbst bestellte Eier – ja, mein Lieber, Eier, Spiegeleier und hartgesottene Eier und weiche Eier und Rühreier und Eier auf jede denkbare Art zubereitet. Und ich verschlang sie ebenso schnell, wie sie mir gebracht wurden.«
»Ich würde Salate und Gemüse bestellt haben«, kritisierte Hutchinson hungrig. »Dazu einen mächtigen, blutigen Braten und junge Zwiebeln und Radieschen, so knusprig, weißt du, die knacken, wenn man sie zwischen die Zähne kriegt.«
»Ich hätte das wahrscheinlich auch nach den Eiern bestellt, wenn ich nicht aufgewacht wäre«, antwortete Pentfield.
Er nahm ein von den Fahrten stark mitgenommenes Banjo vom Fußboden und begann einige unzusammenhängende Töne zu klimpern. Hutchinson wurde unruhig und atmete schwer.
»Lass das …«, platzte es in plötzlicher Wut aus ihm heraus. »Lass das, zum Teufel! Es macht mich verrückt. Ich halte es nicht mehr aus.«
Pentfield schleuderte das Banjo auf das eine Bett und zitierte:
»Hör mich flüstern, was der Schwächste nicht gesteht:
Ich bin ja Vergangenheit und Qual: die Stadt!
Ich bin alles, was in Abendkleidung geht!«
Der andere Mann rückte auf seinem Platz hin und her und stützte schließlich seinen Kopf auf den Tisch. Pentfield nahm wieder das eintönige Trommeln mit den Knöcheln auf. Ein lautes Knacken der Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Der Frost kroch wie ein weißes Laken an der Innenseite empor. Pentfield begann leise vor sich hin zu singen:
»Die Vögel sammeln sich zum Zug,
zu Meere schwimmt der Lachs, und kahl
sind alle Bäume. Und wir zwei mein
Kind, wo hausen wir einmal?«
Wieder herrschte Schweigen, das erst gebrochen wurde, als Billebedam kam und den Würfelbecher brachte.
»Sehr kalt«, sagte er … »Oleson sagen mir, Yukon sein heute Nacht zugefroren.«
»Hörst du, alter Freund!« rief Pentfield und klopfte Hutchinson auf die Schulter. »Wer gewinnt, darf morgen früh um diese Zeit nach dem Lande Gottes abfahren!«
Er hob den Becher und ließ die Würfel fröhlich rasseln.
»Was spielen wir?«
»Richtiges Pokerwürfeln«, antwortete Hutchinson.
»Los, lass sie rollen!«
Pentfield schob die Teller mit lautem Geklirr vom Tisch hinunter und warf alle fünf Würfel. Beide sahen eifrig hin. Der Wurf war ohne Paare und ein Fünfer die höchste Zahl.
»Niete«, seufzte Pentfield.
Nach langem Zögern nahm Pentfield alle fünf Würfel vom Tisch auf und legte sie in den Becher.
»Ich würde an deiner Stelle auf den Fünfer halten«, schlug Hutchinson vor.
»Nein, das würdest du nicht, wenn du dieses siehst«, antwortete Pentfield und würfelte wieder. Wieder kam kein Paar, die Würfel zeigten aber diesmal in ununterbrochener Reihenfolge zwei bis sechs.
»Das war mein zweiter Wurf«, seufzte er. »Du brauchst gar nicht zu würfeln, Corry. Du kannst gar nicht mehr verlieren.«
Der andere schob ohne ein Wort die Würfel zusammen, schüttelte den Becher und ließ sie in einem Bogen auf den Tisch fallen. Dann sah er, dass in dem Wurf ebenfalls nur ein Sechser war.
»Ebensoviel wie du, das schon, aber ich muss es besser machen«, sagte er, nahm die vier Würfel und ließ die Sechs liegen. »Aber jetzt bist du hin!«
Aber sie rollten und zeigten zwei, drei, vier und fünf also auch nur eine Niete und weder besser noch schlechter als Pentfields Würfe.
Hutchinson seufzte.
»Kommt nicht einmal unter Millionen Würfen vor«, sagte er.
»Auch nicht in Millionen Leben«, fügte Pentfield hinzu. Dann nahm er den Würfelbecher und warf schnell. Drei Fünfer erschienen, und als er nach einigem Zögern zum zweiten Mal warf, erhielt er einen vierten Fünfer. Hutchinson schien jede Hoffnung auf einen Sieg aufgeben zu sollen.
Aber schon beim ersten Wurf erhielt er drei Sechser. Ein großer Zweifel tauchte in den Augen des anderen auf, während er selbst wieder Hoffnung schöpfte. Er hatte noch einen Wurf übrig. Noch eine Sechs – und er konnte über das Eis nach dem salzigen Meere und den Staaten wandern!
Er schüttelte die Würfel im Becher, tat, als ob er werfen wollte, zögerte und schüttelte sie noch einmal.
»Na, los, los doch! Brauch nicht den ganzen Tag dazu«, rief Pentfield ein wenig scharf, seine Nägel bogen sich, so fest drückte er die Finger gegen die Tischplatte, um seine Erregung zu beherrschen.
Der Würfel rollte; eine Sechs begegnete ihren Blicken. Beide Männer saßen da und starrten sie an. Hutchinson warf einen verstohlenen Blick auf seinen Partner, der ihn – noch verstohlener – auffing und den Mund verzog, um zu zeigen, wie gleichgültig es ihm sei.
Hutchinson lachte, als er aufstand. Es war ein nervöses, ängstliches Lachen. Hier schien es fast unangenehmer zu gewinnen, als zu verlieren. Er trat zu seinem Partner, der ihm übermütig zurief: »Jetzt hör aber auf, Corry. Ich weiß schon genau, was du sagen willst: Dass du lieber bleiben und mich reisen lassen willst und dergleichen. Brauchst es also gar nicht erst zu sagen. Du hast deine Familie in Detroit, die du besuchen kannst, und das genügt. Außerdem kannst du ja das einzige für mich erledigen, was ich besorgt hätte, wenn ich selbst gefahren wäre …«
»Und das ist?«
Pentfield las die ganze Frage in den Augen seines Partners und antwortete:
»Jawohl, eben das ist ’es. Bring sie mit hierher. Der ganze Unterschied besteht also darin, dass wir in Dawson und nicht in San Franzisko Hochzeit halten …«
»Aber, lieber Junge«, wandte Corry Hutchinson ein. »Wie in aller Welt soll ich sie denn hierherbringen? Wir sind doch nicht Bruder und Schwester. Und die Sache ist umso schlimmer, als ich sie ja noch gar nicht gesehen habe. Außerdem wäre es auch nicht ganz einfach, zusammen zu reisen, weißt du. Natürlich würde es ja alles in Ordnung sein – das wissen wir beide ja am besten. Aber bedenke doch, wie es nach außen hin aussehen würde, Mensch!«
Pentfield fluchte in seinen Bart und wünschte das »Aussehen« nach einer weniger kühlen Gegend als Alaska.
»Wenn