ich bin nicht dein Mädel und werde es nie, was du auch sagen magst.«
»Das ist recht, reg dich nur auf«, sagte er beifällig. »Dann hab ich dich gern. Ksskss. So eine Frau kann ein Mann brauchen, keine von den fetten Kühen hier. Die sind tot. Aber du bist lebendig. Und gerade so, wie du sein sollst.«
Sie blieb vor dem Hause stehen und legte die Hand auf die Klinke.
»Gute Nacht!« sagte sie. »Ich gehe hinein.«
»Komm wieder heraus und geh mit in den Idorapark«, schlug er ihr vor.
»Nein, ich fühle mich nicht ganz wohl und gehe gleich nach dem Abendessen zu Bett.«
»Aha«, knurrte er. »Um morgen Abend recht hübsch zu sein – was, Mädel?«
Mit einer ungeduldigen Bewegung öffnete sie die Pforte und trat ein.
»Ich habe es dir jetzt gesagt«, fuhr er fort. »Wenn du morgen Abend nicht mit mir gehst, dann wird es einem schlecht ergehen.«
»Ja, und hoffentlich dir«, rief sie rachsüchtig.
Er lachte und warf den Kopf zurück, spannte seinen mächtigen Brustkasten und hob die schweren Arme. Er erinnerte sie in diesem Augenblick an einen großen Affen, den sie einmal im Zirkus gesehen hatte, und sie fühlte einen tiefen Widerwillen.
»Ja, gute Nacht denn«, sagte er. »Wir sehen uns morgen Abend in der Germaniahalle.«
»Ich habe nicht gesagt, dass es die Germaniahalle ist.«
»Und du hast auch nicht gesagt, dass es nicht die Germaniahalle ist. Na, ich komme jedenfalls. Verlass dich darauf und bewahre mir hübsch viele Tänze auf. Das ist mein Recht. Sei nur recht wütend. Das steht dir gut.«
*
Die Musik spielte gerade die letzten Töne eines Walzers, als Billy und Saxon vor der großen Eingangstür des Tanzlokals standen. Ihre Hand ruhte leicht auf seinem Arm, und sie wollten sich gerade ein paar Stühle suchen, als Charley Long, der offenbar auch gerade gekommen war, sich zu ihnen hindurchdrängte.
»Ach so, du bist es? Und du willst hier Krach machen, wie?« sagte er, und sein Gesicht war böse und rot.
»Wer? Ich?« fragte Billy ruhig. »Du irrst dich, ich mache nie Krach.«
»Ich zerschlage dir den Kopf, wenn du dich nicht verziehst und zwar ein bisschen schnell.«
»Das möchte ich sehr ungern«, sagte Billy zaudernd. »Komm, Saxon, die Nachbarschaft ist nicht gesund für uns.«
Er machte Miene, sich mit ihr zu entfernen, aber Long stellte sich ihnen in den Weg.
»Du bist doch ein bisschen zu nass hinter den Ohren, Freundchen«, knurrte er. »Du musst ein bisschen gesalzen werden, verstanden?«
Billy kratzte sich mit einem Ausdruck übertriebenen Erstaunens den Kopf.
»Nein, ich glaube, ich verstehe dich nicht«, sagte er. »Was hast du übrigens gesagt?«
Aber der große Schmied wandte sich verächtlich von ihm ab zu Saxon.
»Komm, Mädel. Zeig mir deine Tanzkarte.«
»Willst du mit ihm tanzen?« fragte Billy.
Sie schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid, Genosse. Aber dann ist nichts zu machen«, sagte Billy und schickte sich wieder zum Gehen an.
Zum dritten Mal stellte sich der Schmied ihnen in den Weg.
»Weg mit dir«, sagte Billy. »Weg mit dir, sage ich.«
Long stand sprungbereit da. Er hatte die Fäuste geballt, der eine Arm war zum Stoß zurückgezogen und Schultern und Brustkasten vorgeschoben. Aber Billys unerschütterliche Ruhe und sein kalter Blick, in dem Wolken kamen und gingen, ließen ihn sich bedenken. Billy hatte sich nicht von der Stelle gerührt und sah vollkommen ruhig aus. Es war, als beachtete er den drohenden Angriff gar nicht. Das war etwas Neues und Unbekanntes in Longs Praxis.
»Du weißt vielleicht nicht, wer ich bin?« knurrte er.
»Doch«, warf Billy leicht hin. »Du bist ein Rekordkrachmacher.« Long machte ein ganz vergnügtes Gesicht. »Du solltest den Diamantengürtel der ›Police Gazette‹ fürs Umwerfen von Kinderwagen haben. Ich bin sicher, dass du mit jedem anbändelst.«
»Lass ihn in Ruhe, Charley«, sagte einer der jungen Leute, die sich um sie geschart hatten. »Das ist Bill Roberts, der Boxer. Du kennst ihn. Der Große Bill.«
»Mir ist es einerlei, und wenn es Jim Jeffries selbst wäre. Er soll hier keinen Krach mit mir machen.«
Nichtsdestoweniger konnten alle, auch Saxon, merken, dass seine Wut sich bedeutend abgekühlt hatte. Billys Name schien eine beruhigende Wirkung auf brüllende Männchen auszuüben.
»Kennst du ihn?« fragte Billy sie.
Sie nickte nur, obwohl sie gern tausend Anklagen gegen diesen Mann hinausgeschrien hätte, der sie so hartnäckig verfolgte. Billy wandte sich jetzt zu dem Schmied.
»Hör, Genosse, du willst dich doch nicht mit mir schlagen. Warum auch? Das Mädel hat wohl selbst auch noch ein Wörtchen dabei mitzureden.«
»Nein. Das geht nur uns beide an!«
Billy schüttelte besonnen den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Ich denke, dass sie auch ein Wörtchen dabei mitzureden hat.«
»Schön, dann sag’ es«, knurrte Long, zu Saxon gewandt. »Mit wem willst du dich zusammentun? Mit mir oder ihm? Entscheide es.«
Statt zu antworten, legte Saxon ihre freie Hand auf die, die auf Billys Arm ruhte.
»Ja, dann ist die Sache wohl erledigt«, meinte Billy.
Long starrte zuerst Saxon, dann ihren Beschützer an.
»Ich hätte schon Lust, die Sache gelegentlich mit dir auszutragen«, knurrte er zwischen den Zähnen.
Sie wandten sich zum Gehen, und Saxon war stolz. Sie hatte nicht das Schicksal Lily Sandersons erlitten. Dieser herrliche Mann, der dabei ein Junge war, hatte, ohne auch nur mit Schlägen zu drohen, den großen Schmied mit seiner Besonnenheit und Unerschütterlichkeit besiegt.
»Er hat sich mir überall aufgedrängt«, flüsterte sie Billy zu. »Er hat sich vorgenommen, mich mürbe zu machen, und hat allen, die mir nur in die Nähe kamen, die Köpfe zerschlagen. Ich möchte ihn nie wiedersehen.«
Billy blieb sofort stehen. Long, der sich noch nicht recht entschließen konnte zu gehen, stand auch still.
»Sie sagt, dass sie nichts mehr mit dir zu tun haben will. Und was sie sagt, das gilt. Wenn ich je höre, dass du sie auch nur mit einem Mucks genierst, dann kannst du was erleben. Verstanden?«
Long