Джек Лондон

Gesammelte Werke


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Bil­ly Ro­berts?«

      Wie­der nick­te sie. Mary sand­te ihr mit er­ho­be­nem Plätt­ei­sen einen lan­gen neu­gie­ri­gen Blick.

      »Und wenn Char­ley Long Krach schlägt?«

      Sa­xon zuck­te die Ach­seln.

      Schnell und schwei­gend plät­te­ten sie eine Vier­tel­stun­de wei­ter.

      »Nun ja«, sag­te Mary schließ­lich, »wenn er es tut, kriegt er viel­leicht, was er ver­dient. Das soll­te mich freu­en. Es kommt al­les auf Bil­lys Stim­mung an – mit Be­zug auf dich, mei­ne ich.«

      »Ich bin nicht Lily San­der­son«, ant­wor­te­te Sa­xon zor­nig. »Ich wür­de Bil­ly Ro­berts nie Ge­le­gen­heit ge­ben, mich ste­hen zu las­sen.«

      »Doch, wenn Char­ley Long Krach schlägt. Und das sage ich dir, Sa­xon, der ist kein Gent­le­man. Wie er sich ge­gen Herrn Moo­dy be­nom­men hat! Es war gräss­lich, wie er ihn über­fiel. Und Herr Moo­dy ist ein so net­ter klei­ner Mann, der kei­ner Flie­ge et­was zu­lei­de tut. Nun ja, er wird schon mer­ken, dass Bil­ly kein Mut­ter­söhn­chen ist – längst nicht.«

      Am sel­ben Abend traf Sa­xon Char­ley Long, der vor dem Ein­gang der Wä­sche­rei war­te­te. Als er vor­trat, gu­ten Abend sag­te und sich an­schick­te, sie zu be­glei­ten, spür­te Sa­xon das alte ängst­li­che Herz­klop­fen, das er sie hin­rei­chend ken­nen­ge­lehrt hat­te. Die Far­be wich aus ih­ren Wan­gen, so ängst­lich mach­te sein An­blick sie. Sie fürch­te­te den plum­pen Kör­per die­ses Man­nes, sei­ne schwe­ren brau­nen Au­gen, die sie ty­ran­ni­sier­ten und sich zu­gleich Ver­trau­lich­kei­ten er­laub­ten; sei­ne schwe­ren Schmie­de­fäus­te und die di­cken schwar­zen Fin­ger mit der Be­haa­rung auf dem ers­ten Glied. Er wirk­te ab­sto­ßend auf sie, rein phy­sisch so­wohl wie auf all ihre bes­se­ren Ge­füh­le. Es war nicht sei­ne Kraft an sich, son­dern de­ren We­sen und die Art, wie er sie miss­brauch­te, was ihr zu­wi­der war. Sein Über­fall auf den bra­ven Herrn Moo­dy hat­te ihr lan­ge qual­vol­le Stun­den be­rei­tet. Es schau­der­te sie noch, so oft sie dar­an dach­te. Und doch hat­te sie ohne zu schau­dern zu­ge­se­hen, wie Bil­ly sich im Wea­sel-Park auf die­sel­be pri­mi­ti­ve Mann­tier­art schlug. Aber es war ein Un­ter­schied ge­we­sen. Das wuss­te sie, wenn sie es auch nicht zu ent­schei­den ver­moch­te, worin die­ser Un­ter­schied be­stand. Über das Tie­ri­sche an Hän­den und Cha­rak­ter die­ses Man­nes war sie sich je­doch klar.

      »Du siehst so blass und mit­ge­nom­men aus, Mä­del«, sag­te er. »Wa­rum schlägst du nicht zu? Ein­mal muss es ja doch sein. Du ent­kommst mir nicht, Kind­chen.«

      »Könn­te ich nur«, ant­wor­te­te sie.

      Er lach­te, ein ro­hes, lär­men­des La­chen. »Da ist nichts zu ma­chen, Sa­xon. Du bist wie ge­schaf­fen dazu, Frau Long zu wer­den, und es ist so si­cher wie nur et­was, dass du es wirst.«

      »Ich wünsch­te, ich wäre in al­lem so si­cher wie du«, sag­te sie mit ei­nem miss­glück­ten Ver­such, sar­kas­tisch zu sein.

      »Hör jetzt gut zu, was ich dir sage«, fuhr er fort. »Wenn ich mir et­was vor­neh­me, so tue ich es, und wenn mir je­mand in den Weg kommt, geht es ihm schlecht. Hast du mich ver­stan­den? Du kannst dich eben so gut gleich ent­schlie­ßen, die Ar­beit in mei­nem Haus zu tun statt in der Plät­te­rei. Es ist gar nicht dar­über zu re­den. Viel zu tun gibt es nicht. Ich ver­die­ne ein schö­nes Geld, und du sollst nichts ent­beh­ren. Ich habe mich nur nach der Ar­beit ge­wa­schen und bin her­ge­kom­men, um es dir noch ein­mal zu sa­gen. Du wirst wohl so gut sein, es dir zu mer­ken. Ich habe mir nicht ein­mal Zeit ge­las­sen, et­was zu es­sen. Da kannst du se­hen, wie gern ich dich habe.«

      »Dann soll­test du lie­ber ge­hen und es­sen«, riet Sa­xon ihm, ob­wohl sie wuss­te, wie aus­sichts­los je­der Ver­such war, ihn los­zu­wer­den.

      Sie wur­de sich plötz­lich be­wusst, dass sie sehr müde und sehr klein und schwach ne­ben die­sem Ko­loß von Mann war. Soll er mich im­mer ty­ran­ni­sie­ren? frag­te sie sich ver­zwei­felt, und im sel­ben Au­gen­blick sah sie ihr zu­künf­ti­ges Le­ben vor sich, und Ge­stalt und Ge­sicht des di­cken Schmieds ver­folg­ten sie über­all.

      »Nur gu­ten Mu­tes, Kind­chen, schlag zu!« fuhr er fort. »Es ist jetzt Som­mer, ge­ra­de die rech­te Zeit zum Hei­ra­ten.«

      »Aber ich will dich nicht hei­ra­ten«, pro­tes­tier­te sie. »Das habe ich dir mehr als tau­send­mal ge­sagt.«

      »Ach Un­sinn! Selbst­ver­ständ­lich hei­ra­test du mich. Das ist ab­ge­macht. Frei­tag abend fah­ren wir zu­sam­men nach Fris­co. Es wird großes Hal­lo bei den Huf­schmie­den ge­ben.«

      »Aber ich geh nicht mit«, pro­tes­tier­te sie.

      »Frei­lich wirst du«, ant­wor­te­te er mit voll­kom­me­ner Si­cher­heit. »Mit dem letz­ten Boot fah­ren wir heim, und du wirst dich schon amü­sie­ren. Ich wer­de dich ei­ni­gen gu­ten Tän­zern vor­stel­len. Ach, ich bin nicht klein­lich, und du tanzt ja gern.«

      »Aber ich sage dir doch, dass ich nicht kann«, wie­der­hol­te sie.

      Er warf ihr einen miss­traui­schen Blick zu un­ter den schwar­zen dich­ten Brau­en, die über der Nase zu­sam­men­wuch­sen.

      »Wa­rum kannst du nicht?«

      »Ich habe eine Verab­re­dung.«

      »Mit wem?«

      »Mit nie­mand, der dich et­was an­geht, Char­ley Long. Ich habe eine Verab­re­dung, das ist al­les.«

      »Ich wer­de da­für sor­gen, dass es mich an­geht. Denk an das Milch­ge­sicht von Buch­hal­ter! Ja, denk nur an ihn und an die Prü­gel, die er krieg­te.«

      »Ich möch­te, dass du mich in Frie­den lässt«, sag­te sie ge­kränkt. »Kannst du dich denn nicht ein ein­zi­ges Mal or­dent­lich be­neh­men?«

      Der Schmied lach­te bos­haft.

      »Wenn ir­gend­ein Flaps glaubt, sich zwi­schen dich und mich drän­gen zu kön­nen, so soll er et­was er­le­ben. Char­ley Long wird es ihn leh­ren. Frei­tag abend – he? Wo?«

      »Das sage ich nicht.«

      »Wo?« wie­der­hol­te er. Sie schwieg und press­te die Lip­pen zu­sam­men, wäh­rend der Zorn klei­ne rote Fle­cken auf ihre Wan­gen mal­te.

      »Hm! – Als ob ich es mir nicht den­ken könn­te. Ger­ma­nia­hal­le. Schön, ich kom­me; ver­stehst du? Und nach­her brin­ge ich dich nach Hau­se. Hast du jetzt ver­stan­den? Und du tust am bes­ten, dem Laf­fen zu ra­ten, weg­zu­blei­ben, wenn du sein Ge­sicht nicht ver­schimp­fiert se­hen willst.«

      Sa­xon fühl­te sich ver­sucht, ihm Na­men und Ruf ih­res neu­en Be­schüt­zers ins Ge­sicht zu schrei­en. Dann aber kam die Furcht. Char­ley war ein star­ker Mann und Bil­ly nur ein Kna­be. So wirk­te er je­den­falls auf sie. Sie er­in­ner­te sich des ers­ten Ein­drucks, den sie von sei­nen Hän­den er­hal­ten hat­te, und warf einen schnel­len Blick auf die Hän­de des Man­nes ne­ben ihr. Sie er­schie­nen ihr dop­pelt so groß wie die Bil­lys, und die dich­te Haar­schicht mach­te auf sie den Ein­druck un­ge­heu­rer Kraft. Nein, mit die­sem di­cken Tier konn­te Bil­ly den Kampf nicht auf­neh­men. Er durf­te nicht! Aber im sel­ben Au­gen­blick fühl­te sie eine klei­ne bos­haf­te Hoff­nung, dass Bil­ly kraft sei­ner ge­heim­nis­vol­len und un­glaub­li­chen Ge­schick­lich­keit als Bo­xer den­noch im­stan­de sei, die­sen Klotz zu züch­ti­gen und sie von ihm zu be­frei­en. Aber noch ein