Джек Лондон

Gesammelte Werke


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stand der alte Matt vor Fro­na.

      »Seit ei­ner hal­b­en Stun­de war­tet das Früh­stück auf dich, und Andy, die alte Hexe, jam­mert und tobt … Gu­ten Mor­gen, Nip­uh­sa, gu­ten Mor­gen, Mus­kim«, sag­te er zu den In­dia­nern. »Eure Au­gen ha­ben mein al­tes Ge­sicht wohl ver­ges­sen?«

      Die bei­den grunz­ten einen Gruß, dann sa­ßen sie schwei­gend und un­be­weg­lich da.

      »Jetzt aber schnell, Fro­na! Mein Damp­fer geht um Mit­tag, und ich möch­te noch ein biss­chen von dir ha­ben!«

      1 in­dia­ni­sche Frau(en) <<<

      Fro­nas Aus­rüs­tung war auf den Rücken von ei­nem Dut­zend In­dia­nern un­ter der Auf­sicht Bi­shops schon vor meh­re­ren Stun­den ab­ge­gan­gen. Sie selbst trug einen klei­nen Rei­se­ran­zen und ih­ren Fo­to­ap­pa­rat, als Berg­stock einen Wei­den­stab, den Nip­uh­sa ihr zu­recht­ge­schnitzt hat­te. Mit Del Bi­shop war sie sehr rasch han­dels­ei­nig ge­wor­den. Als sie von dem Früh­stück mit Matt McCar­thy zu­rück­ge­kehrt war, hat­te der Ru­de­rer sie im La­den er­war­tet.

      »Sie wol­len ins Land hin­ein. Das will ich auch. Sie brau­chen einen Mann zur Beglei­tung. Wenn Sie noch kei­nen bes­se­ren ge­fun­den ha­ben, bin ich ge­ra­de der rich­ti­ge. Ich war schon mal drin im Land, ich weiß Be­scheid. Fürch­ten tu ich mich vor dem Teu­fel nicht, und wenn Ih­nen ei­ner was tun will, dann muss er erst mit Del Bi­shop fer­tig wer­den. Das ist nicht leicht. Wenn wir glück­lich bei Ja­cob Wel­se an­ge­kom­men sind, le­gen Sie ein gu­tes Wort für mich ein, und er gibt mir die Aus­rüs­tung für ein Jahr. Ein­ver­stan­den? Da­mit Schluss. Über den Pro­vi­ant hin­aus lass ich mir nichts be­zah­len.«

      Ehe Fro­na noch ihre Zu­stim­mung ge­ge­ben hat­te, war er schon bei der Ar­beit und such­te die bes­ten Pack­trä­ger aus. Sie merk­te so­fort, dass er wirk­lich et­was von der Sa­che ver­stand. Fro­na mar­schier­te mit ih­rem Ran­zel bes­ser als die meis­ten Gold­grä­ber, die sich schwer be­la­den hat­ten und alle hun­dert Schrit­te halt­ma­chen muss­ten. Trotz­dem fiel es ihr schwer, mit sechs jun­gen Schwe­den Schritt zu hal­ten, in de­ren Spur sie ging. Das wa­ren ge­wal­ti­ge Ge­sel­len, blon­de Rie­sen, und je­der trug sei­ne hun­dert Pfund auf den Schul­tern. Au­ßer­dem scho­ben und zo­gen sie einen schwe­ren Kar­ren, der mit wei­te­ren sechs­hun­dert Pfund be­la­den war. Ihre Ge­sich­ter wa­ren la­chen­de Son­nen, sie strahl­ten von Le­bens­lust. Das Mar­schie­ren, Schlep­pen und Schie­ben war ih­nen Kin­der­spiel. Sie san­gen laut und war­fen den Vor­bei­kom­men­den in ih­rer Spra­che lus­ti­ge Grü­ße zu. Wenn sie lach­ten, dröhn­te jede Brust wie ein Cel­lo.

      Sie über­hol­ten al­les; die Men­schen tra­ten bei­sei­te, um sie vor­über­zu­las­sen, und sa­hen ih­nen nei­disch nach. Wenn es berg­auf ging, setz­ten sie sich aus lus­ti­gem Trotz in Trab; bergab lie­ßen sie die ei­sen­be­schla­ge­nen Rä­der ih­res Wa­gens über das Ge­stein ras­seln, dass Fun­ken sprüh­ten. Sin­gend und la­chend bahn­ten sie sich den Weg durch eine dunkle Wald­stre­cke, bis sie zu der Furt im Flus­se ka­men.

      Am Ufer lag ein Er­trun­ke­ner und starr­te un­be­weg­lich in die Son­ne. Ein Mann stand ne­ben ihm und frag­te auf­ge­regt:

      »Wo ist sein Ka­me­rad? Hat er kei­nen Ka­me­ra­den ge­habt?«

      Zwei an­de­re hat­ten ihre Las­ten ab­ge­wor­fen und nah­men In­ven­tar vom Be­sitz des To­ten auf. Der eine rief laut die ver­schie­de­nen Ge­gen­stän­de aus, der an­de­re no­tier­te sie auf ein Stück schmut­zi­ges Pack­pa­pier. Über den Sand wa­ren Brie­fe und auf­ge­weich­te Schrift­stücke zer­streut. Auf ei­nem aus­ge­brei­te­ten Ta­schen­tuch lag der Bar­be­stand des To­ten: ein paar Gold­mün­zen und viel Kup­fer. Vie­le Män­ner, die in Ka­nus und Boo­ten über den Fluss fuh­ren, nah­men gar kei­ne No­tiz von der Sa­che. Die Schwe­den aber wur­den für einen Au­gen­blick ernst.

      »Wo ist sein Ka­me­rad? Hat er kei­nen Ka­me­ra­den ge­habt?« frag­te auch sie der auf­ge­reg­te Mann. Sie schüt­tel­ten die Köp­fe. Sie ver­stan­den kein Eng­lisch. Dann wa­te­ten sie in das Was­ser hin­ein.

      Vom an­de­ren Ufer her­über rief je­mand eine War­nung. Sie blie­ben ste­hen und be­rie­ten sich. Dann gin­gen sie wei­ter. Die bei­den Män­ner, die das Ver­zeich­nis vom Ei­gen­tum des To­ten auf­nah­men, un­ter­bra­chen ihre Ar­beit und sa­hen den Schwe­den nach. Sie stan­den jetzt bis zum Gür­tel in der rei­ßen­den Strö­mung, mit Rie­sen­kräf­ten an den Kar­ren ge­klam­mert, der den Wel­len eine ge­wal­ti­ge Flä­che bot. Sie kämpf­ten furcht­bar, dann schi­en das schlimms­te Stück über­stan­den. Als das Was­ser den bei­den vor­ders­ten Rie­sen nur noch bis zu den Kni­en reich­te, riss dem drit­ten plötz­lich ein Tra­g­rie­men durch. Sei­ne Last warf sich mit ei­nem Ruck auf die lin­ke Schul­ter; er woll­te sich da­ge­gen stem­men und ver­lor das Gleich­ge­wicht. Im sel­ben Au­gen­blick stol­per­te der zwei­te, griff hil­fe­su­chend um sich, und ei­ner zog den an­de­ren in die Flut. Die bei­den fol­gen­den Män­ner ver­lo­ren den Halt, denn jetzt war die Kar­re um­ge­stürzt und wur­de über die Furt hin­aus ins tie­fe Was­ser ge­ris­sen.

      Ein paar­mal tauch­ten die Män­ner wie­der auf und war­fen sich rück­wärts in die Tra­g­rie­men. Aber sie wur­den ihre Las­ten nicht los, sie kämpf­ten wie Hel­den, aber es stieg über mensch­li­che Kräf­te. Zoll um Zoll san­ken sie wie­der un­ter. Ihre Ruck­sä­cke, die sich voll Was­ser ge­so­gen hat­ten, hin­gen wie stei­ner­ner Bal­last an ih­nen. Nur der eine Mann, des­sen Tra­g­rie­men ge­ris­sen war, wur­de sei­ner Last le­dig, aber er ver­such­te nicht, das Ufer zu ge­win­nen, son­dern blieb bei sei­nen Ka­me­ra­den. Fünf­zig Me­ter strom­ab­wärts zer­stäub­te die Flut an ei­nem za­cki­gen Fels­riff; hier ka­men sie noch ein­mal zum Vor­schein. Zu­erst der halb zer­schmet­ter­te Kar­ren, dann die Män­ner in ei­nem gräss­li­chen Ge­wirr von Köp­fen, Ar­men und Bei­nen. Das Was­ser schmet­ter­te sie ge­gen die Klip­pen und spül­te sie über das Riff.

      Ein Dut­zend Ka­nus war den un­glück­li­chen Schwe­den nach­ge­fah­ren; auch Fro­na war un­ter de­nen, die ret­ten woll­ten. Sie sah einen der jun­gen Rie­sen mit blut­über­ström­ten Hän­den nach dem Fel­sen grei­fen, sah sein wei­ßes Ge­sicht und sei­nen ver­zwei­fel­ten Kampf. Der ein­zi­ge sei­ner Ka­me­ra­den, der noch schwim­men konn­te, stürz­te sich mit mäch­ti­gen Be­we­gun­gen auf ihn zu. Sei­ne Hand hat­te ihn fast schon er­reicht – da schleu­der­te auch die­sen Mann eine Sturz­wel­le ins Ge­bro­del.

      Den einen schwim­men­den Mann nahm ein Kanu auf; alle an­de­ren er­dros­sel­te die Flut. Eine Vier­tel­stun­de lang fuh­ren die Boo­te frucht­los auf und ab, dann fan­den sie die To­ten im Schlamm ste­cken. Man nahm ein paar Pfer­de von ei­nem Trans­port­zug am Ufer, um­schlang die Lei­chen mit ei­ner Lei­ne, und so wur­de die schreck­li­che Last an Land ge­zo­gen. Fro­na sah die fünf jun­gen Rie­sen mit ge­bro­che­nen Glie­dern schlaff und re­gungs­los im Schlamm lie­gen. Sie wa­ren im­mer noch vor die Kar­re ge­spannt; die arm­se­li­gen trie­fen­den Las­ten hin­gen noch an ih­ren Rücken. Der sechs­te saß mit tro­ckenen Au­gen be­täubt in der Mit­te.

      Ein paar Schrit­te ent­fernt von ih­nen floss der Strom des Le­bens wie im­mer. Fro­na schloss sich ihm an und zog wei­ter.

      *

      Die dunklen, mit Rot­tan­nen be­stan­de­nen Ber­ge stie­ßen am Dyea-Pass