Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman


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das umliegende Gelände von seinen Leuten sichern ließ, konnte er sich diese Nachlässigkeit durchaus leisten. Er hatte den gesamten Hang gemietet und ihn in seine private Festung rund um den Bungalow mit einbezogen. Newport liebte nämlich keine Überraschungen, sofern sie nicht von ihm ausgingen.

      Wie gesagt, die kleine Mauerpforte war nur angelehnt.

      Ployers, gut geschult und höflich, ließ seinen Chef vorausgehen. Höflich langte er jedoch mit dem Arm vor und drückte die Pforte hilfsbereit auf.

      In diesem Moment passierte es...!

      Newport, der durch die Pforte schritt, hörte über sich ein rasselndes, schepperndes Geräusch.

      Geistesgegenwärtig sprang er zur Seite, doch nicht schnell genug.

      Ein Schwall Wasser ergoß sich über ihn. Diesem Schwall Wasser folgte ein blauer Plastikeimer, in dem sich das Wasser befunden hatte. Er mußte auf der Kante der Pforte aufgestellt worden sein.

      Newport war derart überrascht und schockiert, daß er laut aufschrie.

      Er erkannte seine Stimme kaum wieder. Was nicht weiter verwunderlich war.

      Der blaue Plastikeimer war natürlich über seinen Kopf gerutscht und nahm ihm jede Sicht. Seine Stimme, die sich jetzt überschlug, klang hohl und dumpf.

      Kurz, Richard Newport erlebte die tollste und peinlichste Überraschung seines an Gefahren reichen Lebens.

      Solch ein Bubenstreich war ihm noch nie gespielt worden...!

      *

      »Jetzt aber nichts wie weg!« rief Mike Rander seinem Butler zu. »Gleich wird hier die Hölle los sein!«

      Rander und Parker standen unter der Remise. Der junge Anwalt hatte seinen Satz kaum beendet, als in dichter Folge hintereinander zwei Schüsse fielen.

      Natürlich galten sie nicht ihnen. Sie sollten wohl nur den Alarm für Newports Männer auslösen.

      »Ich würde vorschlagen, hier hinter den Kisten und Fässern in Deckung zu gehen«, sagte Parker höflich zu seinem jungen Herrn. »Es entzieht sich leider meiner Kenntnis, wie viele Gangster sich hier auf dem Grundstück aufhalten.«

      Mike Rander und Josuah Parker mußten sich beeilen, in Deckung zu gehen. Die beiden Schüsse hatten nämlich zur Folge, daß einige Männer aus dem zweistöckigen Wohnhaus herausliefen. Allen voran Eddy Strings.

      Sie entdeckten Newport, der sich gerade den Plastikeimer vom Kopf zerrte und vor Wut bebte. Newport schrie Strings einige Worte zu. Dann aber verschwand er hinter der Pforte, um über die steile Steintreppe hinauf zu seinem Bungalow zu eilen.

      »Wir müssen hier weg«, sagte Rander hastig zu seinem Butler. »Am besten, wir nehmen den Truck und durchbrechen das Tor.«

      »Ich werde mir erlauben, die Gangster abzulenken«, antwortete der Butler.

      Und bevor sein junger Herr Einwände machen konnte, hatte der Butler sich bereits aufgerichtet und die Remise verlassen.

      Mike Rander war wie erstarrt.

      Fassungslos starrte er seinem Butler nach, der mit der Würde des geborenen Aristokraten auf die Gruppe der Gangster zuschritt, die sich an der Mauerpforte versammelt hatten und jetzt von Strings ihre diversen Einsatzbefehle entgegennahmen.

      Typisch Parker, dachte Mike Rander. Er setzt wieder einmal alles auf eine Karte. Hoffentlich erlebt er diesmal keinen Schiffbruch. Ich muß hierbleiben und aufpassen...

      Parker hatte sich den Gangstern inzwischen bis auf etwa zehn Meter genähert.

      »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« rief er Strings zu, der sich umwandte und den Butler völlig fassungslos anstarrte.

      »Parker, wenn ich mich vorstellen darf, Josuah Parker!« Der Butler lüftete seine schwarze Melone und deutete eine kleine Verbeugung an.

      »Wie... wie... wie... Ich meine, wie kommen Sie denn hierher...?« Strings schnappte nach Luft und faßte sich unwillkürlich an den Hals. Seine Begleiter starrten Parker wie ein Weltwunder an. Sie vergaßen, daß sie Schußwaffen in den Händen hielten.

      »Über all diese Fragen würde ich mich recht gern mit Ihnen unterhalten«, sagte Parker höflich. »Mr. Newport wird mir den kleinen Streich, den ich ihm mit dem Wassereimer spielte, wohl verzeihen. Meinen Sie nicht auch?«

      »Mann, haben Sie überhaupt noch alle Tassen im Schrank?« fauchte Strings, der sich von seiner ersten Überraschung erholt hatte. Mit einer beinahe wütenden Handbewegung scheuchte er seine Männer - es waren insgesamt fünf - auf Parker zu. Die fünf Gangster spritzten los und kesselten den Butler ein.

      »Gehen Sie mit einem alten und schon etwas verbrauchten Mann nicht zu hart um«, bat Parker, nachdem man ihn eingekesselt hatte. »Ich habe Mr. Newport übrigens eine Botschaft zu übermitteln, die von allerhöchster Wichtigkeit ist. Veranlassen Sie bitte, daß ich möglichst schnell zu ihm komme!«

      In diesem Augenblick aber röhrte der schwere Sattelschlepper auf.

      Mike Rander hatte die Gelegenheit genutzt, sich an das Steuer des Trucks zu setzen.

      Rasant fuhr er los.

      Die Gangster wirbelten herum, als der Truck auf das geschlossene Tor zuraste. Sie rissen ihre Schußwaffen hoch und eröffneten das Feuer.

      Parker vergaßen sie darüber völlig. Ihnen ging es im Moment nur darum, den Lastwagen zu stoppen.

      Sekunden später donnerte die schwere Stoßstange gegen das Tor. Balken splitterten durch die Luft, Staub wallte hoch.

      Der Sattelschlepper bohrte sich durch die Trümmer des geborstenen Tores und verschwand.

      »Los, abfangen...!«

      Strings Stimme überschlug sich.

      Dann wandte er sich zu Parker um, um seine erste Wut an ihm auszulassen, zumal er sich völlig zu Recht von ihm übers Ohr gehauen fühlte.

      Strings schnappte noch einmal nach Luft.

      Verständlicherweise...

      Josuah Parker hatte es nämlich vorgezogen, sich ohne jede formelle Abmeldung zu empfehlen...

      Zitternd vor Erregung erreichte Newport seinen Bungalow.

      Das Wasser tropfte an ihm herunter. Newport fuhr sich immer wieder durch das nasse Gesicht. Er warf sich in einen Sessel und starrte vor sich hin.

      »Hauen Sie ab!« fauchte er Ployers an, der schweigend und abwartend vor ihm stand. »Verschwinden Sie...!«

      Ployers beeilte sich, aus der Gefahrenzone zu gelangen. Auf leisen Sohlen verließ er den Salon. Als Jane Hollister ihm entgegenkam, winkte er sie schnell ab.

      »Dicke Luft«, flüsterte Ployers ihr zu. »Lassen Sie sich bloß nicht sehen!«

      Newport blieb allein im Salon zurück.

      Er war nicht fähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Es war ihm noch nie passiert, daß man ihm derart mitgespielt hatte. Er, Richard Newport, war aufs Kreuz gelegt worden. Ihm hatte man einen Streich gespielt. Es war nicht zu fassen...

      »Sie werden sich mit einiger Sicherheit zumindest einen bösen Schnupfen zuziehen«, war genau in diesem Augenblick eine Stimme zu hören.

      Newports Gesicht färbte sich puterrot.

      Im ersten Moment vereiste er vor Überraschung.

      Ungläubig nahm er den Kopf herum. Dann weiteten sich seine Augen. Er schluckte und starrte die seltsame Erscheinung an, die aus der Tiefe des Salons auf ihn zuschritt.

      Der Mann, der ihn vor einem Schnupfen gewarnt hatte, trug einen schwarzen Anzug, eine schwarze Melone und einen schwarzen Regenschirm. Die Hände dieses Mannes staken in schwarzen Zwirnhandschuhen.

      »Ich möchte nicht versäumen, mich Ihnen in aller Form vorzustellen«, redete der Mann weiter und deutete eine leichte, höfliche Verbeugung an. »Mein