Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman


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müssen ganz in der Nähe sein«, sagte er wütend. Sie können sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Wir sollten weiter suchen, Eddy.«

      »Wir suchen weiter! Aber jetzt nach den verschwundenen Zündern. - Das kannst du in die Hand nehmen, Joe. Ich fahr mit dem Truck zurück ins Quartier und sag dem Chef Bescheid.«

      »Und wo sollen wir nach diesem verdammten Koffer suchen?«

      »Entlang der Straße. Ihr habt ja Zeit genug!«

      »Das Ding finden wir niemals, Eddy!«

      »Solltet ihr aber, sonst wird der Chef euch was. erzählen! Noch etwas, Joe: wenn ihr die beiden Spitzel erwischt, sofort verschwinden lassen! Gar nicht erst Fragen stellen, sofort abservieren! Hab’ ich mich deutlich genug ausgedrückt?«

      »Soll ich nicht besser fragen, für wen sie arbeiten?«

      »Uninteressant! In zwei Tagen sind wir hier fertig! Dann kann’s uns gleichgültig sein, wer sie uns auf den Hals geschickt hat. Also, bis gegen Abend! Und bringt den Koffer mit!«

      Schritte entfernten sich.

      Parker und Mike Rander lagen dicht nebeneinander in der großen Schublade unter dem Sattelschlepper. Was sie gehört hatten, war mehr als wichtig. Innerhalb von zwei Tagen wollten diese Gangster ihren Auftrag beenden. Mit anderen Worten, innerhalb von 48 Stunden sollte der Panamakanal an irgendeiner besonders empfindlichen Stelle getroffen und unbrauchbar gemacht werden.

      Plötzlich war der Motor des Trucks zu hören.

      Nach wenigen Sekunden setzte sich der schwere Sattelschlepper ruckweise in Bewegung. Er wurde wieder in die Fahrtrichtung gebracht und fuhr dann mit stetig steigender Geschwindigkeit davon.

      »Darf ich mich höflichst erkundigen, Sir, wie Sie sich fühlen?« fragte Parker seinen jungen Herrn. Er mußte recht laut sprechen, damit der Anwalt ihn auch verstand.

      »Das hier ist der letzte Kriminalfall, an dem ich mich freiwillig beteilige«, gab Mike Rander entschlossen zurück. »Mein Bedarf an Abenteuern ist wieder einmal restlos gedeckt. Hoffentlich geht Ihre Rechnung auf, Parker, sonst können wir uns im wahrsten Sinne des Wortes begraben lassen!«

      *

      Richard Newport war ein massiger Mann, der dank seiner Größe auf keinen Fall dick oder fett wirkte. Er hatte ein breites, fleischiges Gesicht, einen breiten, schmallippigen Mund und eine überraschend kleine Nase. Seine Augen, grau und kalt, wurden von schweren Lidern halb verdeckt. Sein graues Har war kurz geschoren.

      Richard Newport trug einen Bademantel, der sich über seinen muskulösen und massigen Körper spannte. Seine rechte Hand spielte mit einer Sonnenbrille. Newport saß auf einer Liege, die hart am Rand eines Schwimmbeckens stand.

      Er war ein Mann ohne Gewissen. Das wußten seine vielen Auftraggeber. Sie schätzten an ihm, daß er sich ideologisch niemals festlegte. Ihm war es völlig gleichgültig, für welche Gruppe oder Macht er Arger hervorrief. Für ihn war die Hauptsache, daß er für diesen angerichteten Ärger erstklassig bezahlt wurde. Und er wurde erstklassig bezahlt, denn Newport war ein Spezialist in seinem Fach. Es gab einfach keine Sabotagehandlung, die ihm noch fremd war. Es gab wohl kaum ein Verbrechen, das er nicht schon verübt hatte.

      Die Zeiten waren längst vorbei, in denen er sich persönlich engagiert hatte. Nun besaß er so etwas wie eine Privatarmee. Es handelte sich um von ihm ausgebildete und geschulte Gangster-Agenten, die nach seinen Plänen und Vorstellungen eingesetzt wurden. Newport ging nur noch höchst selten ein persönliches Risiko ein. Für die schmutzige Kleinarbeit hatte er seine Leute.

      Er sah gelangweilt hoch, als sein Butler Anthony Ployers erschien. Es handelte sich um jenen Butler, der peinlicherweise mit Josuah Parker verwechselt worden war.

      »Neuigkeiten von draußen?« fragte Newport. Er besaß eine etwas zu hohe, dennoch aber schneidend kalte Stimme.

      »Der Anwalt aus Chikago und sein komischer Butler werden bereits verfolgt, Mr. Newport«, meldete Ployers, der es nicht besser wußte.

      »Und der Koffer...?«

      »Den holten sie aus der Gepäckaufbewahrung. Lange werden sie ihn aber nicht mehr haben.«

      Newport nickte und stand auf.

      Für ihn war dieser Zwischenfall bereits erledigt, wußte er doch, daß er sich auf seine Leute verlassen konnte. Sie waren bisher noch mit jeder Schwierigkeit fertiggeworden. Warum sollte es ausgerechnet jetzt anders sein?«

      »Sie wollen ausfahren, Mr. Newport?« erkundigte sich Ployers.

      »Warum sollte ich?« Newport lächelte. »Wo steckt Miß Hollister?«

      »Zieht sich gerade um. Soll ich sie herrufen?«

      »Unsinn...! Es ist gut, Ployers. Halten Sie das Funkgerät besetzt. Ich will genau wissen, was mit dem Koffer los ist. Sie finden mich in der Halle.«

      Ohne sich weiter um seinen Butler zu kümmern, ging er über die Terrasse hinüber in den großen, weiträumigen Salon, in dem ein angenehmes, wohltuendes Dämmerlicht herrschte.

      Eine langbeinige, schlanke Blondine kam ihm entgegen.

      Sie trug einen leger fallenden, einfachen Nylonkittel, der am Hals weit aufgeknöpft war. Sie sah aufreizend gut aus, und sie wußte es auch.

      Sie hieß Jane Hollister, war seine Sekretärin und hatte kaum eine Ahnung, welchen Geschäften Newport nachging.

      »Gerade kam ein Anruf«, meldete sie eifrig. »Eddy Strings ist zurückgekommen.«

      »Na also...!« Newport lachte breit und zufrieden auf. »Sagen Sie Eddy, daß ich zu ihm rüberkommen werde.«

      Jane Hollister nickte eifrig und verließ die Halle.

      Newport griff nach einem Kästchen, das auf einem Wandschrank stand, holte eine Zigarre hervor und zündete sie an. Der Fall Rander-Parker schien ja schneller über die Bühne gegangen zu sein, als er vorausberechnet hatte.

      Eddy und Joe war es also gelungen, die kleine Panne mit der Verwechslung auszubügeln. Das bedeutete, daß der ursprüngliche Plan nicht um eine einzige Minute verschoben zu werden brauchte.

      »Ployers! Ployers!« Scharf und grell klang seine Stimme. Sie allein zeigte schon deutlich an, wie gefährlich Newport war. Sie wirkte wie eine tödliche Drohung.

      Der Butler erschien lautlos in der Halle und sah seinen Herrn fragend an.

      »Wir gehen runter zu Strings«, sagte Newport, »bringen Sie mein Zeug...! Aber etwas schneller als sonst, wenn ich bitten darf!«

      Ployers drehte sich hastig um und verschwand.

      Newport wurde sich plötzlich darüber klar, unter welch starker Spannung er seit der Panne im »Globe-Hotel« gestanden hatte. Schließlich ging es hier um einen Auftrag, der nicht nur Millionen einbrachte, sondern dessen Ausführung die Welt aufhorchen lassen würde. Newport hatte einen Auftrag angenommen, der seine Laufbahn krönen sollte.

      Ployers erschien.

      Er legte Unterwäsche, Hemd und einen elegant geschnittenen Leinenanzug bereit. Newport warf den Bademantel ab und kleidete sich um. Ployers war ihm respektvoll behilflich. Es war deutlich zu sehen, daß er Newport fürchtete.

      Schnell und zielbewußt kleidete Newport sich um. Innerhalb von fünf Minuten war er angekleidet.

      »Soll ich Ihren Wagen Vorfahren lassen?« fragte Ployers.

      »Unsinn, die paar Schritte gehe ich zu Fuß«, gab Newport zurück. »Sagen Sie der Torwache Bescheid!«

      Newport war bereits auf dem Weg zurück zur Terrasse, als er plötzlich stehenblieb, sich umdrehte und noch mal zurückkam. Er ging um einen mächtigen Schreibtisch herum, öffnete die Lade und holte einen flachen Browning hervor.

      Er prüfte ihn sorgfältig, lud ihn durch und ließ ihn dann in die Tasche seines Jacketts gleiten. Dann machte er sich auf den Weg, um die Zünder in dem schweinsledernen