Sauna ist noch kühl gegen diese Schublade«, flüsterte Mike Rander seinem Butler zu. »Von mir aus können wir aussteigen, Parker.«
»Darf ich Ihre Geduld noch etwas auf die Probe stellen, Sir?« gab Parker sehr leise zurück. »Mir scheint, daß der Abstellplatz des Lasters noch nicht sauber ist.«
Parker, der vor der Klappe lag, stieß sie vorsichtig auf. Durch einen schmalen Spalt konnte er hinaussehen. Er orientierte sich mit wenigen Blicken.
»Können Sie was sehen?« fragte Rander ungeduldig.
»Wir befinden uns auf einem ummauerten Platz«, berichtete Parker. »Die Mauern sind sehr hoch. Zweieinhalb Meter würde ich schätzen. Es gibt ein zweistöckiges, flachgedecktes Haus im Landesstil erbaut, einen langgestreckten, ebenfalls flachen Schuppen und schließlich eine überdachte Remise. Sir, wenn Sie wünschen, diene ich Ihnen mit weiteren Einzelheiten.«
»Wo ungefähr können wir jetzt sein?« wollte Mike Rander wissen.
»Am Fuße eines Berghangs, Sir, demnach, wenn mich nicht alles täuscht, im Süden der Stadt. Hinter dem bewußten, von mir bereits geschilderten Wohnhaus führt eine steile Steintreppe hinauf auf einen bewaldeten Hügel.«
»Und ist die Luft jetzt endlich rein? Ich ersticke hier!«
»Sir, ein Wagen, wenn ich melden darf...!«
Wer steigt aus, Parker?«
»Ein Uniformierter, Sir.«
»Polizei?« fragte Rander erleichtert zurück.
»Ein Seeoffizier«, berichtete Parker. »Der Zustand seiner Uniform läßt einiges zu wünschen übrig. Dieser Schiffsoffizier geht jetzt auf das Wohnhaus zu und verschwindet darin!«
»Und wir werden nun auch verschwinden, Parker. Ich habe die Nase restlos voll...!«
»Oh, Sir!«
»Was ist denn jetzt schon wieder?« Rander seufzte auf. Er war auf die Beobachtungen seines Butlers angewiesen.
»Ein großer, massiger Mann kommt durch eine Mauerpforte, Sir...! Und er wird, wenn meine Augen mich nicht trügen, von einem Butler begleitet, den ich schon einmal gesehen habe!«
»Ach nee... Nun sagen Sie nur, daß es Ihr Berufskollege aus dem ›Globe-Hotel‹ ist...!«
»In der Tat, Sir!«
»Und was geschieht jetzt? Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen...!«
»Der elegant gekleidete, massige Herr und sein Begleiter verschwinden ebenfalls in dem von mir bereits geschilderten Haus.«
»Die Luft ist jetzt also rein?«
»Ich hoffe, Sir...!«
»Dann aber nichts wie raus aus dieser Schublade... Ich halte das nicht länger aus...!«
Parker ließ die Verschlußklappe vorsichtig herunter und kletterte dann ins Freie. Anschließend zog er seine steife schwarze Melone und seinen Universal-Regenschirm nach.
Mike Rander war schwach in den Beinen, als Parker ihm aus der großen Schublade unterhalb des Sattelschleppers heraushalf. Rander wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und sah sich dann neugierig um.
Sie standen in der Sichtdeckung des Trucks und konnten vom Haus aus wohl kaum gesehen werden.
Josuah Parker wies hinauf auf den dicht bewaldeten Hang.
»Am Ende der Treppe befindet sich ein Bungalow, ebenfalls hinter hohen Mauern, Sir.«
»Donnerwetter, das ist ja Newports Festung«, sagte Rander. »Ich habe mir den Fuchsbau schon ein paarmal durchs Fernglas angesehen. Ein Irrtum ist ausgeschlossen.«
»Dann dürfte sich die Fahrt gelohnt haben, Sir. Demnach müßte der massige Mann in der Begleitung des Kammerdieners Richard Newport gewesen sein. Wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich das gern mit letzter Sicherheit in Erfahrung bringen. Wenn ich einen Vorschlag machen darf, Sir, könnten Sie sich inzwischen mit den Möglichkeiten vertraut machen, dieses Gelände hier unter Umständen so schnell wie möglich zu verlassen.«
»Passen Sie auf sich auf, Parker«, warnte Rander. »Wir haben es mit Männern zu tun, für die ein Menschenleben überhaupt nicht zählt.«
»Sie können sich wie immer fest auf mich verlassen«, sagte Parker. Dann legte er den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms korrekt über den linken Unterarm, setzte sich die schwarze, steife Melone auf und schritt gemessen auf das bewußte Wohnhaus zu. Er war natürlich vorsichtig genug, den größten Teil des Weges unter dem Dach der Remise zurückzulegen. Er wollte sich nicht freiwillig vorankündigen...
*
»Was ist mit Joe und mit Ihnen los, Eddy?«
Richard Newports Frage klang fast harmlos. Eddy Strings aber duckte sich unwillkürlich. Er schluckte und suchte nach Worten der Entschuldigung. - Er hatte Newport gerade Bericht erstattet, ohne ihm etwas Konkretes melden zu können.
»Der Koffer wird bestimmt gefunden«, sagte er schließlich.
»Der Koffer ist nicht das Problem«, meinte Newport. Er saß in einem bequemen Korbsessel und sah versonnen auf die Glut seiner brennenden Zigarette. »Es paßt mir nicht, daß dieser Rander und sein Butler noch frei herumlaufen. Sie wissen inzwischen zuviel.«
»Sobald Joe zurück ist, werden wir die beiden Burschen aus dem Verkehr ziehen«, antwortete Eddy Strings hastig. »Wir wissen ja, wo sie abgestiegen sind.«
»Sie Idiot...!« Newport sah seinen Mitarbeiter Strings verächtlich an. »Tote Leute können uns keine Tips mehr geben. Ich will aber wissen, mit wem ich es zu tun habe...!«
»In Ordnung, Chef. Dann werden wir Rander und Parker hierher schaffen.«
»Das hört sich schon besser an.« Newport lächelte. »Weitere Pannen dulde ich nicht, merken Sie sich das, Eddy! Dazu ist unser Job viel zu heikel... Wie sieht es mit dem Sprengstoff aus? Alles fertig über die Übernahme?«
»Alles fertig, Chef! Wir verladen noch in dieser Nacht, sobald der Frachter in den Kanal eingelaufen ist.«
»Sehr schön! Fehlen nur noch die Zünder...!«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon, das auf einem niedrigen Wandtisch stand. Eddy Strings warf sich förmlich herum und griff nach dem Hörer.
Er hörte einen kurzen Moment schweigend zu, dann deckte er die Sprechmuschel mit seiner Hand ab.
»Joe hat sich gemeldet«, sagte er erleichtert. »Er hat den Koffer mit den Zündern gefunden. Er ist bereits auf dem Weg hierher.«
»Und was ist mit Rander und Parker?«
»Die... also die... sind leider entwischt.« Eddy Strings sah sehr betreten und verlegen aus.
»Na schön... dann wird das Hotel beschattet! Ich wünsche diese beiden Spitzel noch heute zu sprechen. Das ist ein Befehl, Eddy! Prägen Sie ihn sich sehr genau ein... Sagen Sie Joe, daß er sich beeilen soll.«
Eddy Strings gab den Befehl weiter, um dann den Telefonhörer aufzulegen.
»Mulligan wartet in der Küche«, sagte er dann.
»Er braucht mich nicht zu sehen«, antwortete Newport. »Ich gehe ohnehin zurück in mein Haus. Halten Sie ihn solange fest! Übrigens, können wir uns wirklich auf ihn verlassen?«
»Vollkommen...! Er und auch seine Leute spuren wie gewünscht. Die denken, sie übernehmen einen illegalen Waffentransport.«
Newports stand auf, drückte seine Zigarette aus und nickte Eddy Strings zu. Dann verließ er den schmucklosen und einfach eingerichteten Raum, in dem es nach Alkohol und schalem, kaltem Zigarettenrauch roch.
Anthony Ployer blieb dicht hinter Newport und ließ seinen Chef nicht aus den Augen. Sie gingen durch den dämmerigen Korridor, betraten den ummauerten Hof und hielten