Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman


Скачать книгу

präpariert, Parker.« Mike Rander lächelte nur ganz flüchtig. »Bei der Aufzählung der Details werden Sie ja gemerkt haben, wo sich die neuralgischen Punkte des Kanals befinden, oder?«

      »Selbstverständlich, Sir... Diese Punkte sind mir nicht entgangen. Eine Sprengung der Schleusen des Tatunsees oder des Stausees von Miraflores würde bedeuten, daß der Panamakanal leerläuft.«

      »Grob gesprochen, aber im Prinzip völlig richtig.« Mike Rander seufzte. »Und wir, Parker, haben nicht mehr oder weniger zu tun, als dies zu verhindern.«

      »Dürfte dieses Aufgebot in Anbetracht der Umstände nicht etwas zu klein sein, Sir? Ich spreche nicht aus einer persönlichen Sorge oder Angst heraus, es geht mir ausschließlich um die Sache, wie ich mit aller gebotenen Deutlichkeit bemerken möchte.«

      »Wir sind natürlich nicht allein auf weiter Flur«, antwortete Mike Rander. »Der Geheimdienst hat uns nur zusätzlich eingeschaltet. Als eine von vielen Sicherungen.«

      »Hat man Ihnen, Sir, wenigstens einige Hinweise personeller Art liefern können?«

      »Wir werden uns um einen Mann namens Richard Newport kümmern, Parker.« Mike Rander hatte seine Stimme unwillkürlich gedämpft und sah sich verstohlen in der Bar um, als befürchte er, belauscht zu werden. »Dieser Richard Newport ist Schweizer Staatsbürger, in England geboren. Vor vielen Jahren hat er die Schweizer Nationalität angenommen. Newport ist überall dort anzutreffen, wo es Ärger gibt, wo es zu internationalen Komplikationen kommt. Der Geheimdienst in Washington ist fest davon überzeugt, daß Newport von einer fremden Macht bezahl wird.«

      »Befindet sich Mr. Newport bereits hier in Panama-City, Sir?«

      »Natürlich...! Seit genau einer Woche...! Und das Gefährliche an dieser Geschichte ist, daß er sich bisher nicht gerührt hat. Er spielt die Rolle eines Globetrotters, der sich die Schönheiten dieser Welt ansehen will. Ich bin aber fest davon überzeugt, daß er die Sprengung einer Doppelschleuse längst in die Wege geleitet hat.«

      »Und wo, wenn ich fragen darf, ist dieser Mr. Richard Newport abgestiegen?«

      »In einem exklusiven Bungalow in der Nähe des Hafens, außerhalb der amerikanischen Kanalzone.«

      »Wenn ich recht verstanden habe, Sir, so hat Mr. Newport einen Butler oder Kammerdiener, nicht wahr?«

      »Woher wissen Sie denn das schon wieder?« fragte Mike Rander verblüfft.

      *

      Bevor Josuah Parker die Frage seines jungen Herrn beantworten konnte, erschien ein Boy in der Bar, der eine Tafel trug. Auf dieser schwarzen Tafel stand Mike Randers Name. Er wurde am Telefon verlangt.

      »Bin gleich wieder zurück«, sagte Rander und stand auf. Er ging auf den Hotelboy zu, sprach ein paar Worte mit ihm und verließ dann die Bar.

      Josuah Parker fingerte unwillkürlich nach dem Gepäckschein in der Westentasche. Er dachte an den jungen Mann, der ihn offensichtlich mit jenem Butler verwechselt hatte, der draußen in der Hotelhalle saß. Ob jener Mann der Butler dieses Richard Newport war? Parker hatte aus einer plötzlichen Eingebung heraus seinen jungen Herrn nach Newports Kammerdiener gefragt. Gab es hier gewisse Zusammenhänge?

      Der Butler kam nicht dazu, seine Gedanken durchzudenken, denn in diesem Moment betraten zwei Männer die Bar. Sie waren fast gleichgroß, schlank und trugen helle Sommeranzüge, die gut geschnitten waren. Es handelte sich um zwei Panamesen, deren Gesichtshaut einen dunklen Bronzeton aufwies.

      Sie gingen auf die Bartheke zu, dann schwenkten sie jedoch schnell ab und blieben vor der Nische stehen, in der Parker saß.

      »Sie werden am Telefon verlangt«, sagte einer der beiden Panamesen. Seine dunklen Augen wirkten stechend. Sein Amerikanisch war fließend und wies kaum einen Akzent auf.

      »Sind Sie sicher?« erkundigte sich Parker.

      »Ganz sicher«, sagte der Panamese mit den stechenden dunklen Augen. Um seine Worte zu unterstreichen, zog er seine Hand aus der Tasche seines Jackets. Parker sah mit höflichem Interesse auf den kurzläufigen 38 er, der sich in der Hand des Mannes befand.

      »Meinen Sie tatsächlich meine Wenigkeit?« fragte Parker sicherheitshalber noch mal.

      »Los, stehen Sie auf, kommen Sie mit!« Der zweite Panamese, der wesentlich schlechter sprach als sein Partner, lächelte bösartig.

      »Sie haben mich vollkommen überzeugt«, gab Parker zurück und erhob sich.

      »Wir gehen dort durch die Tür«, sagte der Panamese mit dem stechenden Blick. »Und keine Mätzchen, Mann, sonst haben Sie Ärger...!«

      Parker wußte inzwischen längst, woran er war. Die Tonart der beiden Männer war ihm vertraut. Zu oft schon hatte Parker sich mit Gangstern herumgeschlagen. Er wußte, welchen Jargon sie sprachen.

      Seiner bescheidenen Ansicht nach aber hatte er es hier mit zwei ausgekochten Berufsgangstern zu tun, die ihr mörderisches Handwerk bestens verstanden. Weiterhin war es offensichtlich, daß man seinen jungen Herrn durch ein fingiertes Telefongespräch aus der Bar herausgelockt hatte, um sich ungestört mit ihm, Josuah Parker, befassen zu können.

      Parker ging voraus. Die beiden Panamesen folgten ihm. Sie bugsierten ihn auf eine Seitentür der Bar zu. Innerhalb weniger Minuten stand der Butler in einem kurzen Korridor, in dem es wohltuend nach frischem Bratenfleisch roch. Die Hotelküche mußte ganz in der Nähe sein.

      »Weiter, weiter!« drängte der Mann mit dem stechenden Blick. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, versetzte er Parker einen mehr als derben Stoß in den Rücken. Der Butler ließ sich nicht anmerken, wie sehr er Berührungen solcher Art haßte. Er paßte sich geschickt den neuen Umweltbedingungen an, zumal er sehr neugierig war, was die beiden Panamesen von ihm wollten.

      Am Ende des Korridors befand sich eine Tür, die er öffnen mußte. Parker stand in einem großen, niedrigen Raum, in dem einige Wäschereigeräte standen. Da gab es eine automatische Waschmaschine, Bügelmaschinen, Wäscheschleudern und einfache Tische. In einer Ecke des Raumes stapelte sich die gebrauchte Wäsche.

      Der Panamese mit dem stechenden Blick schloß die Tür hinter sich und baute sich breitbeinig vor Parker auf.

      »Rücken Sie den Gepäckschein raus, den Sie irrtümlich bekommen haben«, sagte er.

      »Wie meinen...?« Parker tat irritiert.

      Er hätte es besser nicht getan.

      Der Partner mit dem schlechten Amerikanisch hielt plötzlich eine Art Gummiknüppel in der Hand. Damit langte er ohne jede Vorwarnung zu und traf die linke Schulter des Butlers.

      »Raus mit dem Gepäckschein, sonst erlebst du dein blaues Wunder«, sagte der Mann mit dem stechenden Blick. »Wir wissen genau, daß du ihn haben mußt...!«

      Der zweite Panamese hatte den Gummiknüppel zu einem zweiten Schlag erhoben. Er wartete nur darauf, ihn auf Parker niedersausen zu lassen.

      »Ach, Sie meinen den Gepäckschein!« Erst jetzt schien Parker ein Licht aufgegangen zu sein. »In der Tat, ich habe einen solchen erhalten.«

      »Dann raus damit...!«

      »Ich... ich besitze ihn leider nicht mehr.«

      »Wie...?« Der Panamese mit dem stechenden Blick beugte sich vor. »Und wo ist das Papier?«

      »Im Papierkorb, wie ich einräumen muß.« Parker lächelte verlegen. »Da er für mich wertlos war, habe ich mir die Freiheit genommen, ihn in einen Papierkorb zu werfen.«

      »Mann, Sie haben Nerven! Wo steht der Papierkorb...?«

      »Neben der Rezeption...! Sie werden ihn darin bestimmt finden. Das heißt, ich erkläre mich selbstverständlich zu gern bereit, ihn für Sie zu holen...!«

      »Das könnte dir so passen, Idiot!« Der Panamese grinste abfällig. Dann wandte er sich an seinen Partner und redete in spanischer Sprache auf ihn ein. Parker verstand jedes Wort. Seine Sprachkenntnisse konnten sich selbstverständlich sehen lassen. Der