Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman


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er dann abschließend zu Parker. »Und gnade dir Gott, wenn du uns belogen hast...«

      Der zweite Panamese verschwand aus dem Raum. Parker und der Mann mit dem stechenden Blick waren unter sich.

      Der Panamese traute Parker nicht über den Weg.

      Er hielt den kurzläufigen Revolver nach wie vor in der Hand. Er ließ den Butler nicht aus den Augen. Parker stützte sich auf seinen Regenschirm und wartete gelassen. Er wirkte wie ein Mann, der ein besonders reines und gutes Gewissen hat.

      »Ich dürfte augenscheinlich mit meinem Kollegen Anthony Ployers verwechselt worden sein, nicht wahr?« fragte Parker, um die Zeit etwas zu überbrücken.

      »Sie merken aber auch alles...«

      »Ist Mr. Ployers der Kammerdiener eines gewissen Mr. Newport?«

      Parker tat nichts anderes, als im übertragenen Sinn auf den berühmtberüchtigten sprichwörtlichen Busch zu klopfen.

      »Newport...?« Der Panamese schien von einer mittelgroßen Tarantel gebissen worden zu sein. Er riß weit die Augen auf und starrte den Butler entgeistert an. Der Name Newport schien ihm nicht nur einiges, sondern sogar sehr viel zu sagen. »Woher... woher haben Sie den Namen Newport...?«

      »Dort befindet sich die Antwort«, gab der Butler höflich zurück und wies auf die Tür hinter dem Panamesen.

      Der Gangster war einfältig genug, sich halb umzuwenden.

      Er hätte das besser nicht getan.

      Josuah Parker konnte wieder einmal nicht widerstehen.

      Er riß den altväterlich gebundenen Regenschirm hoch und schlug dem Panamesen die Waffe aus der Hand.

      Der Gangster heulte wütend und zugleich überrascht auf. Dann warf er sich mit konzentrierter Wucht auf den Butler, der ihn allerdings erwartete und ihm einen mehr als herzlichen Empfang bereitete.

      Der Gangster rammte mit seinem vorgeschobenen Kinn den bleigefütterten Griff des Regenschirms, verdrehte lustvoll die Augen, stöhnte entzückt und ging anschließend in die Knie. Er schien sich vor dem Butler verbeugen zu wollen, schaffte es jedoch nicht mehr. Der Gangster rollte zur Seite und machte es sich mit angezogenen Beinen auf dem Steinboden bequem.

      »Es ist mir in der Tat ungemein peinlich«, murmelte der Butler. »Bei Gelegenheit werde ich mich für meine rüde Handlungsweise in aller Form entschuldigen...!«

      Dann beugte er sich über den besinnungslosen Gangster und leistete Erste Hilfe. Daß dabei seine Hände mit der Brieftasche des Burschen in Berührung kamen, war nicht weiter verwunderlich. Parker wollte als höflicher Mensch ja schließlich wissen, mit wem er es zu tun hatte und bei wem er sich zu einem späteren Zeitpunkt zu entschuldigen hatte...

      *

      Wutschnaubend kam der zweite Gangster zurück in die Waschanstalt des Hotels.

      Natürlich hatte er den bewußten Gepäckschein nicht finden können. - Es juckte ihm in allen Fingern, den Gummiknüppel auf dem Butler herumtanzen zu lassen.

      Parker empfing diesen Mann an der Tür.

      »Sie werden selbstverständlich Verständnis für meine Lage aufbringen können«, begann Parker und wies auf den am Boden liegenden, regungslosen Panamesen. »Aber ich sah mich zu meinem Bedauern gezwungen, etwas zu tun, was ich nun auch Ihnen angedeihen lassen muß...!«

      »Wie bitte...?«

      Mehr brachte der fassungslose und überraschte zweite Gangster nicht mehr hervor. Er sah plötzlich einen Bambusgriff vor seinen Augen, sah anschließend eine hübsche Ansammlung bunter Sterne und entschloß sich kurzfristig, sich zu einem kurzen, aber tiefen Schlaf niederzulegen. Er bettete sich neben seinen Partner und merkte schon gar nicht mehr, daß Parker auch ihm Hilfe angedeihen ließ.

      Der Butler brauchte nur wenige Minuten, um seine privaten Nachforschungen zu beenden. Seine Beute bestand aus einem 38er und aus einem handfesten Gummiknüppel. Gemessen und würdevoll wie ein Storch schritt er zurück in die Bar, wo man ihn bereits vermißt hatte.

      Anwalt Mike Rander stand an der Bartheke und war sehr erstaunt, als der Butler durch die Seitentür kam. Er nahm sein gefülltes Glas in die Hand und kam ihm entgegen.

      »Wo haben Sie denn gesteckt?« fragte er den Butler.

      »Ich habe mir etwas die Füße vertreten, wenn ich ehrlich sein darf, so bin ich dabei nicht ganz auf meine Kosten gekommen.«

      »Ich verstehe kein Wort.« Mike Rander sah seinen Butler fragend und etwas mißtrauisch an.

      »Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich Ihnen die ganzen Einzelheiten im Wagen erklären. Zur Zeit empfiehlt es sich ebenso dringend wie nachdrücklich, diese gastliche Bar zu verlassen.«

      »Haben Sie Arger gehabt?«

      »Ich eigentlich ja weniger, Sir, mehr zwei Gangster, die bald aus ihrer Ohnmacht aufwachen mußten...!«

      »Man kann Sie nicht eine einzige Minute allein lassen«, gab Mike Rander auflachend zurück. »Aber schon gut, verschwinden wir...!«

      »Einen Moment noch, Sir...!«

      Parker ging zurück in die Nische, in der er von den beiden panamesischen Gangstern überrascht worden war. Der Butler bückte sich und hob ein kleines Papierkügelchen auf, das unter dem Tisch auf dem Spannteppich lag. Er faltete dieses Papierkügelchen auseinander und nickte zufrieden. Es war nach wie vor der bewußte Gepäckschein, den er auf diese Art und Weise kurzfristig aus dem Verkehr gezogen hatte.

      Seinen jungen Herrn höflich vorausgehen lassend, folgte er in die Halle. Dann verließen die beiden äußerlich so ungleich aussehenden Männer die Halle des »Globe-Hotel« und hielten auf den parkenden Buick zu, der vor dem Hotel am Straßenrand stand.

      Dieser Buick war von Mike Rander gemietet worden. Es handelte sich um einen tiefliegenden, modernen Wagen. Voller Wehmut dachte der Butler gerade in diesem Augenblick an sein hochbeiniges Monstrum, das er in Chikago hatte zurücklassen müssen.

      »Soll ich das Steuer übernehmen, Sir?« fragte Parker, als sie den Buick erreicht hatten.

      »Auf keinen Fall«, gab der junge Anwalt hastig zurück. »Ihr Fahrstil ist mir, sagen wir, etwas zu gewagt. Ich möchte mir den augenblicklichen guten Zustand meiner Nerven erhalten.«

      Mike Rander setzte sich schnell ans Steuer, wartete, bis Josuah Parker umständlich eingestiegen war, und fuhr sodann los. Während der Fahrt hatte Parker ausreichend Gelegenheit, von seinen Abenteuern zu berichten. Mike Rander atmete tief und scharf durch, als Parker geendet hatte.

      »Das sieht nach einem Kontakt mit Newport aus«, sagte er schließlich. »Aber ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll...!«

      »Die Freude wird sich früher oder später bestimmt noch einstellen«, sagte Parker. »Durch die Überreichung des Gepäckscheins dürften die Agenten um Mr. Newport auf Sie und auf meine Wenigkeit aufmerksam geworden sein.«

      »Eben...!« Mehr hatte Mike Rander nicht zu sagen. Er war sehr nachdenklich geworden.

      »Ich würde vorschlagen, dieses Spiel konsequent durchzuspielen«, redete der Butler weiter. »Es kommt meiner bescheidenen Meinung nach nur darauf an, interessant zu bleiben...«

      »Und wie stellen Sie sich das vor, Parker?«

      »Sir, hätten Sie nicht zur Abwechslung einmal Lust, einen Abenteurer zu spielen?«

      »Zur Abwechslung ist gut«, meinte Mike Rander bitter. »Mein Leben ist zu einem einzigen großen Abenteuer geworden, seitdem Sie sich mit Gangstern befassen...«

      »Hoffentlich hat das nicht Ihre Mißbilligung gefunden, Sir.«

      »Na ja, eigentlich bin ich ganz zufrieden.« Mike Rander lächelte schon wieder. »Sie meinen also, man müßte diesem Newport etwas vorgaukeln?«

      »Gewiß, Sir! Er müßte in Ihnen und meiner Wenigkeit eine Art, sagen wir, Geschäftskonkurrenz