hingegen überquerte Duquesne den Atlantik und besuchte Martinique, wo C. vom Tod seines Gönners Colbert de Seignelay erfuhr. C. nahm dann noch als Écrivain du Roi an der Seeschlacht von La Hougue (29.5.1692) teil, in der die vereinigten britisch-holländischen Kriegsflotten unter Lord Russel die Franzosen unter Tourville vernichtend schlugen. Cs. Bericht über die Schlacht vor den Küsten des Cotentin ist von besonderer historischer Bedeutung, wenn auch nicht so lebendig wie sein Journal d’un Voyage fait aux Indes Orientales (dt. Ausgabe mit gutem Vorwort, Stuttgart 1980). Gegen Ende seines Lebens erntete C. noch literarischen Ruhm mit der vierbändigen Novellensammlung Les Illustres Françoises und starb in Chartres.
Chalmers James, 1841–1901, schott. Missionar, der nach Jahren auf Rarotonga 1878 eingehende Küstenforschung auf Ost-Neuguinea begann, dabei etwa 90 Dörfer erstmals besuchte und in den Zentralgebirgen Besteigungen vornahm. B. wurde am 7.4.1901 von Eingeborenen erschlagen und gefressen.
Chambeyron Léon, 1827–84, franz. Schiffsoffizier und Hydrograf, war vor allem um die Erforschung von Neukaledonien bemüht und durchquerte wiederholt diese große Insel. Drei Jahre (1860–63) widmete er der Südostküste zwischen Cape Reine Charlotte und der Toupeti-Insel, bereiste dann die Westseite und nahm schließlich die nördl. Rifflandschaften auf (etwa 50 km zwischen Hauptinsel und Belepinsel). Die nördlichste seiner Forschungsstätten war die kleine Huoninsel, 260 km von Neukaledonien, in der Gruppe der Surprise Isles, die insgesamt nur 60 ha bedecken. Eine letzte Ausgabe von C.s Berichten wurde 1886 von Banaré herausgegeben, der zeitweise mit C. gereist war.
Chamisso Adelbert von (eigtl. Louis Charles Adélaïde de Ch. de Boncourt), 1781–1838, dt. Dichter und Naturforscher, 1792 aus Frankreich emigriert. C. blieb in Berlin, als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehrten, und wurde Offizier. Nach der verräterischen Übergabe von Hameln an die Franzosen 1806 nahm C., der sich korrekt verhalten hatte, seinen Abschied und widmete sich nur noch den Naturwissenschaften. 1815 erhielt er den Antrag, Otto → Kotzebue auf der Weltumseglung der Rurik zu begleiten, wurde aber in seiner Arbeit auf der ganzen Reise erheblich behindert, sodass er seine Berichte und Tagebücher erst 1836 vollständig herausgeben konnte. Nach seiner Rückkehr lebte C. als Vorsteher der kgl. Herbarien und seinem literarischen Werk. Seine Entdeckerleistung liegt nicht nur auf botanischem Gebiet (er schaffte z. B. eine so gut wie vollständige Aufnahme der Flora der Ratakinseln), sondern auch in den hervorragenden Landschaftsbeschreibungen, insbesondere der Korallen- und der Vulkaninseln, und seinen Forschungen über hawaiian. Sprachen. Henze (s. Lit.) betont sehr zutreffend, dass C. die Eingeborenenwelt des Stillen Ozeans und im Besonderen Mikronesiens am Vorabend der Zerstörung ihres gewohnten Lebens noch gesehen und geschildert habe, freilich ohne sie retten zu können. Sein Gedicht → »Sala y Gómez« (1816) machte die Felseninsel in Ostpolynesien in Deutschland bekannt. Ähnlich wie Goethe erfasste C.s Genius Erscheinungen und Eindrücke aus allen Bereichen der Natur von der Meteorologie bis zur Topografie und Linguistik.
Champlain Samuel de, 1567 (68?)-1635, franz. Seefahrer, Kartograf und Kolonialpionier, auch »le père de la Nouvelle France« genannt (der Vater von Französisch-Nordamerika). Mitten in schwerste Religionskriege hineingeboren, hatte C. gute Gründe, Jugend und erste Aktivitäten zu kaschieren. Immerhin steht fest, dass er in dem (heute versandeten) kleinen Salzhafen Brouage zur Welt kam und sich erste Sporen auf Korsarenfahrten nach Mittelamerika verdiente. Die Rente, die der stets geldknappe König Heinrich IV. ihm aussetzte, muss in diesen frühen Verdiensten begründet gewesen sein, vielleicht in reicher Korsarenbeute. Nach Kanada segelte C. zum ersten Mal 1603 unter dem Sieur de Pont-Gravé, vermutlich schon mit kartografischen und Beobachtungsaufträgen für den König. Er fuhr den St.-Lorenz-Strom aufwärts bis zu den Lachine-Stromschnellen, entwarf aufgrund indian. Auskünfte eine Karte des Seengebiets und nahm später den Richelieu River und Nova Scotia auf. Schon 1604 war C. wieder nach Kanada unterwegs, gründete eine Kolonie auf der Île Sainte-Croix (heute Dochet’s Island, Maine) und blieb bis 1607 in Acadie, jener Neuengland-Kolonie, an der die Franzosen gefühlsmäßig heute noch hängen. C. nahm die Neuengland-Küsten auf, den Kennebec River und gründete 1608 Québec als Pelzhandelszentrum, die älteste bis heute dauernd bewohnte Kolonialstadt in Kanada. – 1609 kam es zu schweren Kämpfen des Huronenbunds gegen die Irokesen; Champlain, von Anfangserfolgen ermutigt, unterstützte die Huronen, während die Briten heimlich die Irokesen mit Waffen belieferten und damit die sehr viel kampftüchtigeren Indianervölker für sich hatten, was in der Folge entscheidend wurde. In fortdauernden Kämpfen zweimal verwundet, erkundete C. bis 1628 die Flüsse Ottawa und Mattawa sowie den French River, den Nipissing und verschiedene Seen, hatte aber wegen der Untüchtigkeit der Huronen und der Saumseligkeit seines Gefährten → Brûlé keine Waffenerfolge; 1629 musste er nach tapferem Widerstand Québec übergeben (die Stadt kam 1632 durch Friedensvertrag an Frankreich zurück und wurde von C. wieder aufgebaut). C. starb im Dezember 1635 in Québec. 1905 wurde in Toronto eine Champlain-Society gegründet.
Chancellor Richard, (?)–1556, brit. Seefahrer und Pionier des Russlandhandels. Er wuchs in der Familie von Sir Henry Sidney, dem Irland-Minister König Heinrichs VIII. auf, hatte also beste Verbindungen, als er 1553 in der Nordostexpedition von Sir Hugh → Willoughby zum Ersten Piloten ernannt wurde. Schlechtwetter in der Nordsee trennte ihn von den anderen sechs Schiffen, doch setzte er unverdrossen seine Fahrt fort, lief in das Weiße Meer ein und ankerte im August 1553 vor der Dwinamündung. Von hier reiste C. zu Land nach Moskau (!) weiter, wurde von Zar Iwan IV. dem Schrecklichen sehr huldvoll empfangen und erreichte ein schriftliches Handelsabkommen mit für die brit. Schifffahrt sehr günstigen Bedingungen. Schon zwei Jahre später kam es zur Gründung der Muscovy Company. 1555 lief C. abermals in Richtung Russland aus; auf der Rückreise fand er bei einem Schiffbruch an der schott. Küste den Tod.
Charcot Jean-Baptiste Étienne Auguste, 1867–1936, franz. Antarktisforscher. Nach Studien der Medizin unternahm C. 1903–05 eine Expedition in südpolare Gewässer. Vom Forschungsschiff Le Français aus wurden erstmals genauere Küstenaufnahmen im Bereich des Grahamlands mit den vorgelagerten Biscoe-Inseln und des Palmer-Archipels durchgeführt. Obwohl die zweite Forschungsfahrt 1908–10 demgegenüber keine Sensation brachte, erregte sie nicht zuletzt wegen des provokanten Namens Pourquoi Pas (Warum nicht?), den C. dem Forschungsschiff gegeben hatte, weltweites Interesse. Die Ergebnisse der ersten Reise wurden überprüft und erweitert und zudem die → Charcot-Insel entdeckt. C., nach dem Ersten Weltkrieg Frankreichs führender Ozeanograf und für sein Institut in Neuilly mit großen Mitteln ausgestattet, führte beinahe alljährlich Lehr- und Forschungsreisen im Nordatlantik durch. 1936 starb er während einer solchen Reise mit neunzehn seiner Mitarbeiter und Studenten unweit Islands.
Charcot-Insel, etwa 2000 qkm groß, in der Westantarktis mit einer Erhebung von 610 m (Mont Monique), im Übrigen aber von einer 300 m dicken Eisschicht bedeckt. 1910 von → Charcot entdeckt, 1929 von Wilkins vermessen.
Chardin Jean, 1643–1713, franz. Asienreisender, als Sohn eines Juweliers auf seinen ersten Reisen auch kaufmännisch interessiert, schließlich aber nach eigenen Studien bester Kenner Persiens im 17. Jh. 1666/67 durchmaß er Persiens wüstenhaftes Innere von N nach S, reiste weiter nach Indien, weilte 1669 nochmals in Persien und traf 1670 wieder in Frankreich ein. 1672 reiste er, diesmal mit vorwiegend wissenschaftlichem Interesse, über Smyrna und die Schwarzmeerküste nach Tiflis und Eriwan. Bis 1674 hielt er sich in den bedeutendsten alten Städten Persiens auf, segelte schließlich von Bandar Abbas nach Indien und kehrte 1679 nach Paris zurück. Während er das Persische in verschiedenen Stammessprachen beherrschte und die wichtigsten Städte aus langen Aufenthalten kannte, fühlte er sich in Indien durch die Unkenntnis der Sprache gehemmt. Seine Persienberichte erschienen seit 1681 in verschiedenen Ausgaben und Auflagen, zum Teil mit einem wertvollen Atlas. C. starb bei London, wo ihn der kunstsinnige König Karl II. Stuart wiederholt ausgezeichnet und auch in diplomatischen Verwendungen eingesetzt hatte.
Charlevoix Pierre-François-Xavier de, 1682–1761. Er war Lehrer am Jesuitenkolleg in Québec und wurde vom Regenten Philipp von Orléans 1719 mit der Erkundung eines Handelswegs an den Pazifik beauftragt. Er verließ Montréal im Mai 1721, reiste den ganzen Mississippi langsam abwärts, wobei er alle franz. Handelsposten besuchte, und erreichte am 5.1.1722 La Nouvelle Orléans. Beim