Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      „Das darf doch nicht wahr sein!“ sagte Anderson andächtig.

      „Das kann nicht wahr sein, Sheriff“, meinte Ball und schluckte trocken.

      „Es ist wahr, Ball“, schloß Anderson und holte tief Luft, „es war unser Fehler, daß wir die Mittelstreckenrakete im Chassis dieses Monstrums übersehen haben.“

      „Glauben Sie wirklich, Chef?“ Ball wußte nicht, ob Sheriff Anderson es ernst meinte oder nur scherzte.

      „Ich, ich weiß es selbst nicht“, gab Anderson ernst zurück, „aber vielleicht sollte man die Luftsicherung verständigen. Die Highway Police ist dafür bestimmt nicht mehr zuständig!“

      - E N D E -

Cover Das Spiel mit dem kleinen Hasen

      Der Angler, ein Mann von etwa 45 Jahren, untersetzt und kompakt, hatte es sich in dem kleinen Außenborder bequem gemacht. Das Boot war im Schilf vertäut worden und von der nahen Straße aus nicht zu sehen. Der Angler rauchte eine Zigarette und döste keineswegs vor sich hin, wie man es vielleicht vermutet hätte. Er war im Gegenteil hellwach und kümmerte sich überhaupt nicht um die Angelrute, die jetzt verdächtig vibrierte, dann in Schwingungen geriet und sich anschließend bogenförmig straffte. Irgendein Fisch mußte ganz eindeutig den Köder angenommen haben, doch den Angler focht das nicht an.

      Er suchte mit einem Fernglas den See ab und schien sich ausschließlich um einen zweiten Angler zu kümmern, der in der Mitte des malerisch gelegenen Waldsees fischte. Auch dieser Sportangler saß in einem Außenborder, aber im Gegensatz zu seinem Beobachter kümmerte er sich sehr wohl um die Angelrute. Er schien einen starken und großen Fisch angeschlagen zu haben, denn er drehte die Schnur auf und brachte den Fisch Zentimeter für Zentimeter näher an sein Boot heran.

      Der Angler im Schilf nahm sein Fernglas von den Augen und griff nach einer Kleinbildkamera mit einem Teleskopobjektiv. Er visierte den Angler in der Seemitte durch den Sucher an, um dann in schneller Reihenfolge eine Aufnahme nach der anderen zu schießen.

      Plötzlich zuckte dieser Amateurfotograf wie unter einem Peitschenhieb zurück, ließ die Kamera blitzschnell sinken und sah fassungslos auf das Boot in der Seemitte, das sich inzwischen in einen orangeroten Feuerball verwandelt hatte. Bruchteile von Sekunden später erst war die scharfe, reißende Detonation zu hören.

      Aus dem orangeroten Feuerball wurden Wrackteile hoch in die Luft katapultiert. Brennender Treibstoff aus dem Tank des Bootes bildete eine hohe Wand aus Feuer und Rauch.

      Der Angler im Schilf dachte erstaunlicherweise nicht daran, seinen Außenborder anzuwerfen und hinaus zur Unglücksstelle zu rasen. Er nahm erneut seine Kamera hoch und schoß eine weitere Reihe von Aufnahmen. An dokumentarischen Aufnahmen schien er besonders interessiert zu sein.

      Wenig später allerdings weiteten seine Augen sich erneut. Kalter Schweiß bildete eine klebrige Schicht auf seiner Stirn. Sein Atem ging flach und schnell. Wie hypnotisiert starrte er auf das gegenüberliegende Ufer, wo plötzlich ein äußerst ungewöhnlich aussehender Wagen erschien.

      Dieser Wagen war hochbeinig, kantig und schien aus einem anderen Jahrhundert zu stammen. Dieser Wagen preschte ungewöhnlich schnell von der Straße herunter, jagte ohne jede Rücksicht über die Uferwiese und sprang förmlich in den See hinein. Vorn am Kühler bildete sich eine hohe Bugwelle.

      Der Angler im Schilf war unwillkürlich aufgestanden. So etwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Er wartete darauf, daß der seltsam anzusehende Wagen wegsackte und auf Grund ging, doch genau das Gegenteil war der Fall. Der Wagen schien über den See zu schweben, bis der Angler endlich erkannte, daß dieses seltsame Vehikel durchaus schwimmtauglich war. Mit beachtlicher Schnelligkeit hielt der Wagen auf die Unglücksstelle zu.

      Hastig griff der Angler im Schilf nach seiner Kamera. Diesen Anblick wollte er unbedingt festhalten. Doch seine Bewegungen fielen zu hastig aus. Er verlor das Gleichgewicht und landete im aufklatschenden Wasser. Die Kamera entglitt seinen Händen und lagerte sich bald darauf im tiefen Uferschlick des Sees ab …

      *

      „Ich bin fast sicher, Sir, daß es sich keineswegs um einen normalen Unfall handelte“, sagte Josuah Parker, der am Steuer seines schwimmfähigen Monstrums saß und die Unglücksstelle anvisierte, „ein glücklicher Zufall ließ mich alle Einzelheiten hier auf dem See beobachten …!“

      „Sacken wir auch wirklich nicht ab?“ erkundigte sich Mike Rander skeptisch. Er suchte den Wagenboden nach eindringendem Wasser ab. Obwohl kein Wassertröpfchen zu sehen war, konnte Mike Rander seine Vorbehalte nicht überwinden.

      „Ich möchte mir erlauben, für eine ungestörte Fahrt zu garantieren“, antwortete Josuah Parker gemessen und würdevoll, „die Schwimmfähigkeit meines Wagens wurde nach meinen bescheidenen Privatplänen hergestellt.“

      „Warten wir’s ab!“ Rander konzentrierte sich jetzt wieder auf die Unglücksstelle in der Mitte des Sees. Die Bootstrümmer kamen schnell näher. Die Feuerwand war bereits um gut zwei Meter in sich zusammengerutscht. Parker steuerte sein Monstrum dicht an diese Feuerwand heran.

      „Darf ich Sie höflichst auf jenen Mann dort aufmerksam machen?“ bat er dann seinen jungen Herrn.

      „Was haben Sie entdeckt, Parker?“

      „Jenen Herrn dort, Sir … Rechts von den Resten der Bootsspitze …!“

      „Natürlich! Jetzt sehe ich ihn auch. Fahren Sie noch näher heran, Parker. Mehr nach rechts!“

      „Wie Sie befehlen, Sir!“ Parker manövrierte sein schwimmfähiges Monstrum noch näher an den Bootsrest heran. Mike Rander kurbelte inzwischen das Wagenfenster auf seiner Seite herunter und wollte den treibenden Mann bergen.

      „Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, Sir, aber vielleicht erzielen Sie mit meinem Regenschirm ein besseres Resultat …“

      Parker reichte seinem jungen Herrn den Universal-Regenschirm. Mike Rander hatte schnell Erfolg und konnte den Bambusgriff stützend unter den Kopf des treibenden Opfers schieben. Parker wendete seinen Schwimmwagen fast auf der Stelle und fuhr dann vorsichtig zurück ans Ufer.

      „Er lebt noch!“ Rander hatte den Mann untersucht und sah den Butler verblüfft an. „Damit hätte ich wirklich nicht mehr gerechnet.“

      Parker hielt bereits einen kleinen Koffer in der Hand, in dem sich eine komplette Erste-Hilfe-Ausstattung befand. Er versorgte den immer noch bewußtlosen Mann und nutzte die Wartezeit, um sich die Brieftasche des Fischers anzusehen.

      „Ein gewisser Cyril Hacklett, Sir“, meldete Parker seinem jungen Herrn, „den Papieren zufolge ein Motelbesitzer aus Detroit.“

      „Er scheint zu sich zu kommen, Parker.“ Rander beugte sich über das Opfer.

      Der Motelbesitzer aus Detroit öffnete die Augen und schien angestrengt nachzudenken. Dann öffneten sich seine Lippen. Er murmelte Worte und Satzfetzen, die nicht genau artikuliert waren. Der Sinn dieses Murmelns blieb verborgen.

      „Wer wollte Sie umbringen?“ erkundigte Parker sich rundheraus und kniete neben dem Sportangler nieder. „Bitte, antworten Sie! Wer wollte Sie umbringen? Antworten Sie, wenn ich höflichst darum bitten darf!?“

      „Carter … Billy Carter!“ stammelte der Sterbende jetzt ungewöhnlich deutlich, „Carter … Paßt auf …! Sie sind hinter uns her …!“

      Parker richtete sich auf und nahm die schwarze Melone vom Kopf. Er sah auf den jetzt toten Mann hinunter und wußte, daß ihm wieder einmal ein wahrscheinlich interessanter Fall über den Weg gelaufen war.

      *

      „Wie kommen Sie darauf, daß er ermordet wurde?“ Mike Rander sah seinen Butler verdutzt an.

      „Darf ich auf die Explosion verweisen, die das Boot in Trümmer verwandelte, Sir?“

      „Sie