Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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vielmehr an die Schußwaffen in den Schulterhalftern. Ein Fachmann wie Josuah Parker hatte die Waffen längst ausgemacht und mit den Augen registriert.

      In diesem Moment, als die Lage sich offensichtlich zuspitzte, ertönte ein feines und diskretes Summen in der Ziertuchtasche des Mister Hallway, der daraufhin zusammenzuckte.

      Ein Empfänger in seiner Ziertuchtasche mußte ein Signal aufgefangen haben. Hallway wandte sich sofort um und verließ den Wohnraum. Er wollte draußen im Flur wohl ungestört mit dem Sender sprechen.

      „Darf ich fragen, wo Sie arbeiten lassen?“ fragte Parker, sich an die beiden Männer wendend.

      „Was … was meinen Sie?“ wollte Hale wissen.

      „Die Schulterhalfter“, redete der Butler sachlich weiter, „sie drücken sich nämlich durch den Anzugstoff. Wenden Sie sich in Zukunft einmal an die Firma Lonsdale! Ausgezeichnete Könner, wie man durchaus sagen darf. Sie werden bestimmt zufrieden sein!“

      Rander grinste in sich hinein. Auch er hatte die Schulterhalfter entdeckt, war aber nicht auf den Gedanken gekommen, solch eine offensichtliche Frechheit an den Mann zu bringen. So etwas konnte eben nur sein Butler.

      Hale und Jerry waren sichtlich beeindruckt und griffen fast gleichzeitig nach ihren Halftern. Dann merkten sie, wie man sie hereingelegt hatte. Ihre Gesichter färbten sich rot.

      „Mister Rander … Mister Rander!“ Hallway kam zurück und strahlte plötzlich wie ein Honigkuchenpferd, wie der Volksmund es wohl ausgedrückt hätte, „ich habe gute Nachrichten für Sie … Sie können bleiben. Mister Les Paulsen, unser Manager, hat das arrangiert. Ich bekam gerade die Nachricht durch. Fühlen Sie sich wie zu Hause! Und bleiben Sie, solange Sie wollen! Ich wünsche Ihnen erholsame Tage und viel Vergnügen. Kommt!“ Er nickte Hale und Jerry zu, verbeugte sich gekonnt und verschwand mit seinen beiden Begleitern.

      „Was sagen Sie dazu?“ Rander sah seinen Butler kopfschüttelnd an, „so schnell ändern sich die Vorzeichen!“

      „Ich würde sagen, Sir, daß Sie und meine bescheidene Wenigkeit als Gäste interessant geworden sind“, sagte Josuah Parker, „vielleicht hängt dies damit zusammen, daß der sterbende Mister Hacklett noch die Kraft und Konzentration aufbrachte, Ihnen und mir einige Hinweise zu geben!“

      Mike Rander wollte verständlicherweise widersprechen, da dies ja nicht stimmte. Doch als Parker betont seinen Zeigefinger senkrecht vor die Lippen legte, verstand der Anwalt. Hier im Haus mußte sich eine gut installierte Abhöranlage befinden, Grund genug also, mit den Worten sehr vorsichtig zu sein …

      *

      Parker fand die Kleinstsender samt eingebauten Mikrofonen innerhalb einer knappen Viertelstunde. Zwei davon befanden sich im Wohnraum und zwar je in der Stehlampe neben der Wandcouch und im Wandlautsprecher. Weitere Geräte waren diskret in den Schlafräumen und sogar in der Pantry versteckt worden. Die Überwachung der Gäste war demnach also lückenlos.

      „Darf ich Ihnen das Bad bereiten, Sir?“

      „Natürlich, natürlich!“ Rander folgte seinem Butler in das Bad, wo Parker die Brause voll aufdrehte. Nachdem ein gewaltiges Rauschen den gekachelten Raum füllte und ein Abhören unmöglich machte, berieten Parker und sein junger Herr die Lage.

      „Was machen wir mit den Abhöranlagen?“ fragte Rander.

      „Ich erlaube mir vorzuschlagen, Sir, sie an Ort und Stelle zu belassen. Man hat dann die erfreuliche Möglichkeit, den Abhörern Nachrichten zuzuspielen, die man aus taktischen Gründen richtig placieren möchte.“

      „Gut, einverstanden.“ Rander nickte. „Und was halten Sie von diesem Hotel?“

      „Es dürfte nicht den Normen entsprechen, die man für gewöhnlich an Häuser dieser Art legt, Sir.“

      „Ich komme mir schon jetzt wie in einer Räuberhöhle vor.“

      „Dieser Vergleich, Sir, entspricht durchaus den Tatsachen. Es macht mich ausgesprochen stutzig, daß man auf Durchreisende nicht eingerichtet ist.“

      „Man müßte sich die Gäste hier einmal aus der Nähe ansehen, Parker. Was halten Sie von einem kleinen Spaziergang?“

      Parker ließ sich nicht lange bitten. Nachdem er seinen Spezialkoffer geöffnet und seine Ausrüstung vervollständigt hatte, schloß er sich seinem jungen Herrn an, der bereits das Haus Nr. 6 verließ.

      Der Park war größer, als sie vermutet hatten. Die Durchgangsstraßen und Kieswege waren bestens gepflegt. Die Geschäftsleitung des Recreation Center hielt augenscheinlich auf Ordnung.

      Gästen begegneten sie allerdings nicht. Der weite Park war wie ausgestorben.

      „Eine unheimliche Atmosphäre“, sagte Rander, als sie stehenblieben, „überbelegt scheint dieses Hotel nicht zu sein.“

      „Ich kann es nicht beweisen, Sir, doch fühle ich mich seit einiger Zeit intensiv beobachtet.“

      „Mir geht’s nicht anders, Parker. Kümmern wir uns doch mal um unsere Hausnachbarn! Irgendwer muß doch schließlich aufzutreiben sein.“

      Sie gingen auf das Haus Nr. 9 zu, klingelten und warteten auf Antwort. Im Haus blieb alles vollkommen ruhig. Ebenso war es vor den anderen beiden Häusern, die sie besuchten.

      „Darf ich Vorschlägen, Sir, das Haupthaus zu besuchen?“

      Rander nickte und hielt auf das große Haus zu, das im Stil eines herzoglichen Landsitzes erbaut war. Der Duft einer gut geführten Küche wehte ihnen entgegen. Als sie den weiten Vorplatz mit der Freitreppe erreicht hatten, die hinauf zum Portal und Eingang führte, kamen ihnen plötzlich vier Männer entgegen, die Trainingsanzüge trugen und im Dauerlauf an ihnen vorbeitrabten, ohne sich um sie zu kümmern.

      „Sport scheint hier eine wichtige Therapie zu sein“, meinte Rander und sah den Läufern nach. „Von Formen scheint man hingegen wenig zu halten!“

      Sie betraten die große Halle, die sich über drei Stockwerke erstreckte. Eine mittelgroße Büffelherde hätte sich in dieser Halle wahrscheinlich verloren, so groß war sie.

      Es gab Hinweistafeln, die die Orientierung erleichtern sollten. Aber es gab keine menschliche Seele, die sich um sie kümmerte. Die Stille war schon fast penetrant. Parker sah seinen jungen Herrn erwartungsvoll an. Mike Rander fühlte sich unbehaglich. Jetzt bezweifelte er wieder, ob es richtig gewesen war, um jeden Preis in diesem Hotel zu bleiben.

      Ein dumpfer Gongschlag dröhnte!

      Mike Rander fuhr wie ein ertappter Dieb zusammen. Seine Nerven schienen demnach etwas angekratzt zu sein. Josuah Parker hingegen zeigte keine Reaktion. Er schien die Atmosphäre fast genießerisch in sich hineinzusaugen.

      „Du lieber Himmel!“ sagte Rander leise und deutete mit dem Kinn hinauf zur Freitreppe, die die einzelnen Etagen miteinander verband.

      Eine Gruppe von Männern, die fast alle über einen mehr oder weniger ausgeprägten Spitzbauch verfügte, erschien auf der Treppe. Sie trugen kniekurze, weiße Bademäntel mit Kapuzen, die sie sich über ihre Köpfe gezogen hatten.

      Unter der Führung einer jungen Dame, die nur ein eng anliegendes Trikot trug, marschierten sie hinunter in die Halle, an Rander und Parker vorbei und verschwanden hinter einer Tür, die höchstwahrscheinlich in die Kellerräume hinunterführte.

      Auch hier und jetzt keine Begrüßung, kein freundliches Kopfnicken. Nichts!

      „Wie finden Sie das?“ fragte Mike Rander.

      „Völlig normal“, sagte in diesem Moment nicht Josuah Parker, sondern ein schlanker, großer Mann, der eine Brille mit dicken Gläsern trug. Der Mann stak in einem weißen Arztkittel und lächelte so dünn wie der Rücken eines Messers. „Würden Sie mir bitte folgen, meine Herren?“

      *

      „Dr. Clyde“, stellte der Mann sich vor, nachdem sie in seiner Praxis waren, einem großen Raum mit Milchglasscheiben vor den Fenstern, der nach dem neuesten