Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      „Davon kann überhaupt keine Rede sein“, protestierte Rander, „mir geht es um meinen Butler … Der Ärmste ist völlig überarbeitet und braucht dringend Erholung.“

      „Vielleicht einigen sich die Herren, wer nun eine Erholung braucht oder nicht!“ Dr. Clyde gab sich kühl und gelassen. Die grauen Augen hinter den dicken Brillengläsern schienen dabei ironisch zu funkeln.

      „Ich denke, wir verzichten beide auf eine Untersuchung“, sagte Rander.

      „Sie möchten demnach nur als normale Hotelgäste auf treten?“

      „So ungefähr …

      „Das läßt sich leider nach unseren Satzungen nicht einrichten“, erklärte Dr. Clyde mit einer gewissen Schadenfreude, „wir sind ja, wie Sie inzwischen wissen, kein gewöhnliches Hotel, sondern ein Recreation Center. Untersuchung und Behandlung sind obligatorisch.“

      Parker stand bereits hinter seinem jungen Herrn und zupfte ihm diskret, aber sehr nachdrücklich das Jackett von den Schultern. Rander wollte sich wehren, aber gegen Parkers Höflichkeit hatte er keine Chance. Innerhalb weniger Sekunden stand er mit nacktem Oberkörper vor seinem Arzt, während Josuah Parker sich zufrieden zurückzog.

      „Schwester Kathy!“ Dr. Clyde hatte kaum seine Stimme erhoben, und prompt erschien aus einem Nebenzimmer ein langbeiniges, reizendes Geschöpf in kniekurzem Kittel.

      „Wir beginnen mit dem Blutstatus“, sagte Clyde kühl, „anschließend Elektrokardiogramm und so weiter … Sie wissen Bescheid, bereiten Sie alles vor!“

      „Werde ich noch gebraucht?“ Parker fand es angebracht, sich möglichst schnell zu empfehlen.

      „Sie können gehen, Mister Parker“, sagte Dr. Clyde. „In etwa einer Stunde können Sie Ihren Herrn wieder abholen!“

      „Ich erlaube mir, eine gute Untersuchung zu wünschen!“ Parker übersah die anklagend-wütenden Blicke seines jungen Herrn, lüftete seine schwarze Melone und verließ gemessen das Zimmer. Draußen vor der Tür jedoch überzog für den Bruchteil einer Sekunde ein amüsiertes Lächeln sein sonst unbewegliches Gesicht. Parker schien sich zu freuen, daß er noch einmal davongekommen war.

      Er ging zurück in die Halle und hielt Ausschau nach Kurgästen. Wieder war weit und breit nichts zu sehen. Die Hotelgäste schienen in einen sehr ausgefüllten Fahrplan eingespannt zu sein. War das etwa eine günstige Möglichkeit, sich ein wenig im Haus umzusehen?

      Parker zögerte nicht lange.

      Ihn interessierten die Kellerräume. Er drückte die Tür auf, durch die die Bademantel-Herren gegangen waren. Eine breite, strahlend hell erleuchtete Treppe führte nach unten. Sauberkeit war hier Trumpf. Ein Hygieniker hätte hemmungslose Lobpreisungen von sich gegeben.

      Parker brachte die Treppe hinter sich und stand dann in einem breiten, weißgekachelten Korridor, von dem aus einige Pendeltüren abzweigten.

      Durch eine dieser Pendeltüren kamen zwei stämmige Männer, die weiße Kittel trugen. Sie stürzten sich ohne jede Ankündigung auf den Butler und machten sich daran, ihn zu verschleppen, wogegen Josuah Parker einiges einzuwenden hatte …

      *

      „Schon allein die primitive Form Ihrer Annäherung mißfällt mir sehr“, sagte Parker und setzte dem Mann rechts von sich den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms diskret unter das eckige Kinn.

      Der Mann verzichtete auf jede Erklärung. Er verdrehte die Augen und rutschte haltlos in sich zusammen.

      Der zweite Mann wollte verständlicherweise Gegenmaßnahmen ergreifen, doch als sich die Spitze des Universal-Regenschirms auf seine nackten Zehen drückten — er trug offene Sandalen und keine Strümpfe —, da kickste er mit brechender Stimme auf, verdrehte ebenfalls die Augen und verzichtete auf Entschuldigungen. Er knickte in der Mitte seines Leibes, etwa in Höhe der Taille, leicht ein und bot seinen Nacken dar.

      Parker wollte und konnte nicht widerstehen.

      Seine Hand fiel fast zufällig auf den Nacken, worauf der Mann nicht mehr kickste, sondern nur erstaunt aufstöhnte und sich beeilte, ebenfalls auf dem Boden Platz zu nehmen.

      Parker untersuchte die beiden Männer und wunderte sich kaum, als er unter den weißen Kitteln je eine Schulterhalfter samt Schußwaffe fand.

      Er entlud beide Waffen gründlich, schob die leeren Magazine zurück in die Waffen und warf die Patronen in einen Ventilatorschacht oben in der Wand. Dann betrat er ohne jede Begleitung den Raum hinter der Pendeltür.

      Es schien sich um einen Umkleideraum zu handeln.

      Links und rechts an den Wänden sowie in der Mitte gab es je eine Reihe von weiß gestrichenen Spinden. Aus einer zweiten Tür am Ende des Raumes drang unrhythmisches Schlagen und Klopfen, das er anfänglich nicht zu deuten vermochte.

      Wenig später wußte der Butler mehr.

      Er hatte nämlich auch diese Tür geöffnet und sah sich den Boxring in dem großen Kellerraum genauer an. Im Ring standen zwei austrainiert wirkende Männer von schätzungsweise je einhundertachtzig Pfund. Sie droschen aufeinander los und wurden angefeuert von etwa fünf, sechs Männern in Ringkleidung, die das Seilviereck umstanden.

      Als Parker erschien, wurde es im Raum ruhig. Alle Männer wandten sich ihm zu. Parker lüftete höflich seine Melone.

      „Ich möchte auf keinen Fall stören“, sagte er.

      „Ach, Sie sind es! Aber kommen Sie doch näher, Mister Parker!“ Der Manager-Stellvertreter Norman Hallway strahlte den Butler an und führte ihn an den Ring heran. „Sie kommen gerade zurecht, um sich unsere Trainingsstunde anzusehen …

      „Das Recreation Center bietet sehr viel“, sagte Parker höflich.

      „Unsere Gäste werden hier eben wieder richtig fit für den harten Alltag gemacht“, meinte Hallway. Dann dämpfte er die Stimme und fügte neugierig hinzu, „wo haben Sie denn meine Assistenten gelassen?“

      „Von wem sprechen Sie, Sir?“ Parker spielte den Ahnungslosen.

      Bevor Hallway nähere Erläuterungen zu seiner Frage geben konnte, erschienen seine beiden Assistenten, nämlich jene beiden Männer, die Parker im Korridorgang ausgeschaltet hatte. Sie machten einen leicht lädierten Eindruck. Ihr Selbstvertrauen schien erschüttert worden zu sein.

      „Meinten Sie diese beiden Herren dort?“ erkundigte Parker sich.

      „Richtig …,!“ Hallway ging ihnen entgegen, worauf sie ihm einige Details mitteilten, wie Parker schnell merkte. Während sie nämlich redeten, sah Hallway sich überrascht nach dem Butler um.

      „Sie müssen einem Mißverständnis zum Opfer gefallen sein“, sagte Hallway, nachdem er schnell zu Parker zurückgekehrt war.

      „Mir scheint, Ihre beiden Assistenten wurden das Opfer dieses Mißverständnisses“, stellte der Butler richtig. „Ich fühlte, das räume ich offen ein, mich angegriffen!“

      „Ob Sie auch im Ring so gerissen sind?“ fragte Hallway rundheraus.

      „Meine Kenntnisse in der edlen Kunst der Selbstverteidigung sind äußerst bescheiden“, meinte Parker zurückhaltend.

      „Dann lernen Sie doch noch dazu! Solch eine günstige Gelegenheit ergibt sich selten, Mister Parker. Der Herr dort in der Ringecke ist ein bekannter Boxlehrer. Er wird Ihnen gern einiges beibringen.“

      „Ich fürchte, daß ich überhaupt nicht in Form bin“, entschuldigte der Butler sich erneut.

      „Ihr Partner wird sich darauf bestimmt einstellen. Trainingszeug stellen wir Ihnen gern zur Verfügung!“

      „Ich denke, es wird auch so gehen“, sagte Parker und ließ sich nun nicht länger nötigen. Er stieg über die kleine Treppe hinauf in den Boxring und stellte seinen Universal-Regenschirm hinter sich in die Ecke. Er stülpte sich die schweren Trainings-Handschuhe über,