Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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meiner bescheidenen Ansicht nach präpariert worden sein.“

      „Präpariert?“ Sie verstand nicht.

      „Man wird irgendwelche Maßnahmen getroffen haben, die am Morgen beweisen werden, ob jemand das Gästehaus verlassen hat. So etwas läßt sich sehr leicht und unauffällig durchführen. Bitte, darf ich Sie zu einer an sich völlig harmlosen Kletterparty einladen?“

      Rander stand bereits am geöffneten Fenster und griff nach dem Universal-Regenschirm, den Josuah Parker hochgeworfen hatte. Rander hakte den Patent- und Universalgriff am Fensterkreuz ein. Daraufhin schickte die junge Dame sich an, hinauf ins Obergeschoß zu klettern. Parker mußte diskret nachhelfen, da Kathy nicht sonderlich geschickt war.

      „Passen Sie auf, Mister Rander! In jedem Gästehaus befinden sich Mikrofone“, flüsterte sie ängstlich.

      „Begeben wir uns in das Badezimmer“, schlug Parker vor, der nun ebenfalls wieder im Haus war und das Fenster geschlossen hatte, „eine Vorstellung erübrigt sich wohl?“

      „Ich kann nicht lange bleiben“, sagte Kathy, als sie im Badezimmer waren, „ich will Sie nur warnen.“

      „Sehr nett von Ihnen, Kathy.“

      „Man wird Sie umbringen.

      „Und warum, wenn ich fragen darf?“ Rander lächelte Kathy an, die übrigens keinen Hasenanzug, sondern einen bequemen Hausanzug trug.

      „Man sagt, Sie seien Schnüffler, ich meine Detektive …“

      „Das ist aber erheblich übertrieben.“

      „Paulsen will nicht, daß bekannt wird, wer hier im Recreation Center verkehrt.“

      „Und wer verkehrt hier?“

      „Gangster …!“ platzte sie heraus, „Gangster und Killer. Aus allen Bundesstaaten kommen sie. Sie sollen sich hier erholen und werden trainiert. Karate, Schießen, moderne Tötungsarten, die keine Spuren hinterlassen!“

      „Diesen Unterricht erteilt wohl Dr. Clyde, wie?“

      „Richtig. Clyde ist ein kalter Sadist, wenn Sie mich fragen. Er denkt sich immer wieder neue Mittel aus, wie man einen Menschen umbringen kann, ohne daß Spuren Zurückbleiben.“

      „Paulsen ist der Manager dieses Center?“

      „Er leitet das Center, Mister Rander, aber er wird bezahlt von den Syndikaten!“

      „Woher wissen Sie das alles, Kathy? Vor allen Dingen, wie sind Sie in dieses Center geraten?“

      „Ich bin Privatdetektivin“, berichtete sie, „ich arbeitete für Hacklett!“

      „Der Mann, der mit seinem Boot unten auf dem See in die Luft flog?“

      „Mister Hacklett und ich wollten ermitteln, was sich hier im Center tut. Zuerst schmuggelte ich mich als Krankenschwester ein. Später folgte dann Hacklett als Sportlehrer.“

      „Sehr aufschlußreich, Kathy. Für wen sammelten Sie die Informationen?“

      „Hacklett arbeitete auf eigene Rechnung. Sie können nicht wissen, wie sehr er die Gangster haßte. Das hing wohl mit seinem Jungen zusammen, der auf die schiefe Bahn geriet und in Los Angeles bei einer Bandenschießerei ums Leben kam. Damals schwor Hacklett sich, die Hintermänner der Gang hochzunehmen. War daraus wurde, wissen Sie ja.“

      „Sagt Ihnen der Name Billy Carter etwas? Davon sprach Hacklett noch, bevor er starb.“

      „Billy Carter …“ Sie nickte spontan. „Natürlich kenne ich ihn. Er ist Fachmann für Sprengstoffe hier im Center. Ich glaube, daß er die Sprengladung im Boot anbrachte und sie fernzündete.“

      „Wo finden wir ihn?“

      „Er wohnt drüben im Hauptgebäude. Er versteht sich mit Paulsen nicht besonders gut. Ich glaube, so munkelt man auch im Haus, daß er die Stelle von Paulsen anstrebt. Er ist sehr gefährlich!“

      „Haben Sie eine Ahnung, warum man uns bisher noch ungeschoren ließ, Kathy?“

      „Ich habe einiges mitbekommen“, antwortete die Krankenschwester, „man will jedes weitere Aufsehen vermeiden, aber Sie und Ihr Butler sollen auf andere Art und Weise fertiggemacht werden, bis Sie entweder freiwillig gehen, oder irgendeinen Unfall erleiden. Sie wissen wohl, wie solch ein Unfall aussieht.“

      „Besteht irgendein vager Verdacht, daß Sie mit Hacklett zusammengearbeitet haben?“

      „Ich glaube nicht. Ich bin da aber nicht ganz sicher, Mister Rander. Ehrlich, ich habe Angst.“

      „Warum gehen Sie nicht? Sie sollten das Center hier so schnell wie möglich verlassen, Kathy.“

      „Ich weiß nicht, ob man mich überhaupt noch gehen läßt, Mister Rander.“

      „Soll mein Butler Sie hinausbringen?“

      „Würden Sie das wirklich tun?“ Sie schien erleichtert zu sein. „Aber das ganze Gelände ist hermetisch abgesichert. Ich glaube kaum, daß Sie …“

      „Parker schafft es! Haben Sie irgendwelche Unterlagen, die Hacklett gesammelt und Ihnen vielleicht gegeben hat?“

      „In meinem Zimmer. Er hat Namen und Adressen gesammelt.“

      „Können Sie sie holen?“

      „Natürlich. Und was soll ich tun, wenn ich draußen bin? Mich an die Behörden wenden?“

      „Ans FBI. Wir werden Ihnen eine gute Adresse geben. Alles weitere läuft dann automatisch. Soll mein Butler mit Ihnen gehen?“

      „Das wäre mir sehr lieb“, sagte sie, „ich traue mich nicht mehr allein ins Haus zurück. Irgendwie fühle ich, daß die Gangster wissen, was mit mir los ist. Es ist vor allen Dingen Carter. Er ist dauernd hinter mir her und läßt mich kaum noch aus den Augen.“

      „Wir können gehen“, sagte Parker, der schweigend zugehört hatte, „das heißt, ich erkläre mich gern bereit, allein zu gehen. Sie könnten dann hier bei Mister Rander Zurückbleiben.“

      „Sie wissen nicht, wo ich Hackletts Unterlagen versteckt habe“, meinte sie, „mit Ihnen riskiere ich es …

      Mike Rander sah zu, wie Kathy und Josuah Parker erneut durch das Fenster stiegen und bald darauf in der Dunkelheit verschwanden. Er zündete sich eine Zigarette an und fragte sich, ob man dieser Kathy wohl trauen durfte. Im Grund war sie Zu offen und zu vertrauensselig gewesen. Hatte sie wirklich nur aus einer panischen Angst heraus gehandelt, oder aber war es ihr darauf angekommen, Parker und ihm eine Falle zu stellen?

      *

      Kathy wohnte im rechten Seitenflügel des schloßähnlichen Hotels und verschwand durch ein Erdgeschoßfenster in einem Korridor. Sie wollte in wenigen Minuten wieder zurück sein.

      Parker wartete in der Dunkelheit. Er hatte sich hinter einen hohen Strauch verfügt und beobachtete den Seitenflügel, der völlig im Dunkeln lag.

      Auch Parker fragte sich, ob man dieser Kathy trauen durfte. Die Tatsache, daß sie seinen jungen Herrn gewarnt hatte, besagte nicht viel. Dabei konnte es sich um einen Trick gehandelt haben, um Vertrauen zu erwecken.

      Hatte sie hinsichtlich dieses Billy Carter die reine Wahrheit gesagt? Dies mußte erst noch genau festgestellt werden. Wieso hatte Kathy ihn vor dem Küchenflügel abfangen und eigentlich überraschen können? Wenn sie solch große Angst hatte, dann war sie das Risiko nicht eingegangen, sich im nächtlichen Park herumzutreiben? War Kathy nur ein netter, reizender Lockvogel?

      Sie ließ auf sich warten.

      Seit ihrem Verschwinden waren jetzt schon über fünf Minuten verstrichen. Parker beschloß, noch genau sechzig Sekunden zu warten. Dann wurde es Zeit, nach ihr im Haus selbst Ausschau zu halten.

      Die Sekunden vergingen.

      Parker stand zu seinem eigenen Wort und pirschte sich vorsichtig an das nur angelehnte Fenster