benutzt. Er stand auf einem Ziersims rechts von einem der Fenster und schob gerade einen dünnen Gummischlauch in das Ablaufröhrchen des Fensters, durch welches Schwitzwasser hinaus ins Freie geleitet wurde.
An diesem dünnen Gummischlauch befand sich ein handgroßer Stahlzylinder, in dem ein gewisses Schlafgas unter Druck stand. Parker öffnete das Sperrventil und wartete geduldig und gemessen zugleich.
Das ungefährliche Schlafgas strömte fast unhörbar in den großen Aufenthaltsraum und breitete sich dort unsichtbar aus.
Der Erfolg war erstaunlich.
Die Hasen weiblichen Geschlechts litten wie auf Kommando plötzlich unter leichten bis mittelschweren Gähnkrämpfen. Sie räkelten sich in den Sesseln zurecht oder suchten schleunigst den Fußboden auf. Innerhalb von zwei, drei Minuten fielen sie in einen erquickenden Tiefschlaf und merkten nicht, daß das Fenster nun geöffnet wurde. Parker hatte den Riegel des Fensters auf seine Art überredet, schnell und geschickt. Er stieg in den Aufenthaltsraum und schritt an den Schlafenden vorüber. Ihn interessierten die Schlafzimmer der Damen
Hier entwickelte er nun eine Tätigkeit, die zumindest ungewöhnlich war. Er sammelte nämlich die Kleidungsstücke ein und trug sie zum Müllschacht in der Teeküche. In diesem Raum konnten die Häschen sich einen Schnellimbiß und heiße Getränke zubereiten.
Die Kleidungsstücke wanderten nacheinander durch den Müllschacht hinunter in die Abfallverbrennungsanlage. Hier lösten sich die leichten Gewänder in Feuer und Rauch auf, vollkommen automatisch, wie der Erbauer der Anlage es sich gedacht hatte.
Nachdem der Butler die Schränke leergeräumt hatte, was etwa zehn Minuten gedauert hatte, holte er eine Art Zahnpastatube aus einer der vielen Taschen seiner Butlerkleidung. Er schraubte die Verschlußkappe ab und verstrich eine fast wasserhelle Flüssigkeit auf die Rahmen der Schranktüren. Anschließend drückte er die Türen zu und verschloß sie vollkommen regulär.
Parker warf einen abschließenden, freundlich-gemessenen Blick auf die schlafenden Häschen und verließ den Trakt der jungen Damen. Er öffnete die Etagentür und begab sich hinaus auf die Galerie der großen Empfangshalle.
Er horchte in das schloßähnliche Haus hinunter, in dem nur ein paar Notlampen brannten.
Nichts zu hören …!
Parker wandte sich ab und suchte nach den Räumen des Mister Les Paulsen.
Weit brauchte er nicht zu gehen.
Paulsen wohnte ebenfalls im Obergeschoß. Hinter einer Art Etagentür mußte sich sein Apartment befinden. Er spielte einen kurzen Moment mit dem Gedanken, Paulsen einen Höflichkeitsbesuch abzustatten, verzichtete dann aber darauf.
Er bemühte noch einmal die Zahnpastatube und drückte die wasserhelle Flüssigkeit zwischen Tür und Rahmen. Er ging sorgfältig und konzentriert zu Werke, denn was er tat, tat Parker stets richtig.
Nach diesem Ausflug im schloßähnlichen Hauptbau verließ Parker das Haus wieder durch das bewußte Fenster, schloß den Riegel sorgfältig und hütete sich, irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Die Herrschaften sollten am anderen Tag vor einem Rätsel stehen und sich Gedanken machen.
Aber Parker war mit seiner Arbeit noch nicht so recht zufrieden. Er fand, daß man die Dinge noch etwas weiter auf die Spitze treiben konnte und mußte …
*
Im Seitenflügel links befand sich die großzügig und modern eingerichtete Küche des Recreation Center.
Um diese Zeit hielt sich nur noch der Chefkoch in der Küche auf und kontrollierte noch einmal abschließend die Vorbereitungen für den Morgenkaffee.
Seine beiden Mitarbeiter hatten bereits ihre Privaträume hinter der Küche aufgesucht und gaben sich dem Fernsehen hin. Chefkoch Anders, ein überraschend kleiner und sehr schlanker Mann mit kleinem französischem Bärtchen auf der Oberlippe, nickte zufrieden. Auf der langen Anrichte standen die kleinen Tee- und Kaffeekannen, die Tassen, umgestülpt auf den Untertassen, die vielen Milch- und Zuckerbehälter.
Chefkoch Ralph Anders schaltete das Licht aus und verließ die Küche mit dem angrenzenden Anrichteraum. Bald darauf verhallten eine Schritte auf dem Zwischenkorridor.
Dafür trat nun ein gewisser Josuah Parker in Erscheinung, der das Licht einer Kugelschreiber-Taschenlampe eingeschaltet hatte. Parker kontrollierte nun seinerseits die Vorbereitungen und zusätzlich noch die elektrischen Bratpfannen, die großen Kessel und Frittiergeräte. Peinliche Sauberkeit, stellte er zufrieden fest. Im Recreation Center wurde auf Ordnung gehalten.
Diese Ordnung gedachte Parker nun etwas zu manipulieren.
Da war die zahnpastaähnliche Tube, von der er sich an diesem Abend einfach nicht trennen wollte. Parker blieb vor der großen Anrichte stehen und interessierte sich vor allen Dingen für die umgestülpten Tassen, die mit der Öffnung nach unten auf den Untertassen standen. Schnell und geschickt tropfte der Butler nun pro Tasse und Unterteller je einen kleinen Tropfen auf und an den Rand.
Anschließend kümmerte er sich um die Porzellandeckel der Tee- und Kaffee-Portionskannen. Die diversen Deckel wurden ebenfalls auf gleiche Art und Weise behandelt. Nach knapp sechseinhalb Minuten hatte der Butler diese etwas eintönige Arbeit beendet.
Er konzentrierte sich auf die Bratgeräte und Kochkessel. Zu diesem Zweck bemühte er einen Kugelschreiber, in dem allerdings die Schreibmine fehlte. Dieser Kugelschreiber enthielt eine Flüssigkeit, die es in sich hatte.
Der erste Tropfen landete auf dem Boden der großen elektrischen Bratpfanne.
Erstaunliches tat sich.
Es zischte im und auf dem Metall, leichter Rauch kräuselte sich hoch, und schon fraß sich der Tropfen unnachgiebig durch das Metall und durchbohrte es gewissermaßen.
Weitere Tropfen folgen.
Nach wenigen Sekunden dampfte der Pfannenboden, nach weiteren Sekunden verwandelte der Boden sich in ein Feinsieb.
Parker nickte wohlgefällig. Genau so hatte er sich die Wirkung der Säure vorgestellt.
Er bemühte sich um die beiden großen Kochkessel.
Hier sorgte er für etwas größere Löcher, damit das Kochwasser schon beim Einfüllen sich selbständig machen konnte.
Nach einem letzten, prüfenden Blick verließ Parker die Großküche des Erholungszentrums und begab sich hinaus in die Dunkelheit. Er wollte vorerst Schluß machen.
Er schritt würdevoll und gemessen auf einem Kiesweg und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, als er sich einer Gestalt gegenübersah, die ihn an einen großen Hasen erinnerte.
Dieser Hase hielt etwas in der rechten Hand, was der Butler im ersten und zweiten Augenblick als eine Handfeuerwaffe identifizierte …
*
„Ich erlaube mir, einen guten und erholsamen Abend zu wünschen“, sagte Parker zu dem Hasen und lüftete höflich seine, schwarze Melone. „Kann und darf ich Ihnen irgendwie behilflich sein …?“
Er war auf der Hut, seine Höflichkeit sollte im Augenblick nur ablenken. Parker wußte nicht, wem er gegenüberstand und wie der Hase reagieren würde.
„Mister Parker?“
„In der Tat, Parker mein Name!“
„Können Sie mich zu Mister Rander bringen? Ich bin Kathy.“
„Die Arzthelferin des Dr. Clyde?“
„Schnell, beeilen Sie sich. Ich darf nicht gesehen werden.“
„Vertrauen Sie sich meiner Führung an“, bat der Butler und lüftete erneut höflich die Melone, „in wenigen Minuten werden Sie Mister Rander gegenüberstehen.“
Mike Rander hatte von Kathys Warnung gesprochen, Parker war also informiert. Er führte Kathy, die sehr große Angst zu haben schien, hinunter zum Gästehaus Nr. 6.
„Wohin gehen wir?“ fragte sie erstaunt,