lassen, er mußte nach wie vor damit rechnen, daß Kathy nicht gelogen hatte. Brauchte sie Hilfe? War sie überrascht worden?
Parker zögerte nicht lange. Er stieg durch das Fenster und … erhielt im gleichen Moment einen harten Schlag über den Kopf, der ihm die Melone tief in die Stirn trieb.
Parker, obgleich nicht bewußtlos, da die Stahlblechfütterung der Melone den Schlag abgefangen hatte, beschloß daraufhin, sich ohnmächtig zu stellen. Gegenwehr war im Augenblick sicher wenig gesundheitsfördernd …
*
Sie hoben ihn auf eine Krankentrage und rollten ihn durch den Korridor hinüber in das nahe Behandlungszimmer. Parker hielt während dieser Zeit die Augen fest geschlossen und konzentrierte sich auf seine Ohren.
„Wir müssen schnell machen“, sagte eine glatte, weiche und irgendwie höfliche Stimme.
„Und wohin bringen wir ihn?“ Es war eindeutig Kathy, die sprach.
„Hinunter in den Gymnastikraum.“
„Er ist mir doch wunderbar auf den Leim gegangen“, stellte Kathy fest. Ihren Worten folgte ein leises Auflachen, „sie haben meine Geschichte geschluckt wie gut gemixte Drinks.“
„Jetzt ist Paulsen reif für die Ablösung“, meinte die glatte, höfliche und weiche Stimme, „diesen zweiten Mord wird man ihm nicht abnehmen.“
„Und den dritten ganz sicher nicht“, sagte Kathy, „nach Parker nehme ich mir Rander vor.“
Parker wußte, wie der Hase lief. Kathy — sein Instinkt hatte ihn nicht umsonst gewarnt — war ein raffinierter Hase, der mit diesem Mann mit der weichen Stimme unter einer Decke stak. Parker unterstellte, daß der Besitzer dieser Stimme nur jener Billy Carter sein konnte, den der sterbende Hacklett erwähnt hatte.
„Hast du die Spritze?“ fragte die weiche Stimme.
„Gleich, ich muß sie nur noch aufziehen.“ Kathy schien die Trage verlassen zu haben. Parker riskierte es, ein Auge zu öffnen, was sich lohnen sollte.
Kathy stand vor einem Glastisch und war dabei, eine Rekordspritze aufzuziehen.
Neben ihr stand ein etwa vierzigjähriger, etwas korpulenter Mann, der ungefähr 1,75 m groß war. Er trug einen saloppen Freizeitanzug und schaute Kathy interessiert zu.
„Ich bin gleich soweit, Billy“, sagte Kathy. „Paulsen wird annehmen, daß Clyde seine Hand im Spiel hatte.“
„Sobald Clyde und Paulsen ausgeschaltet sind, können wir die Leitung des Center übernehmen“, meinte Billy, „auf diesen Moment habe ich die ganze Zeit über gewartet. Mit dem Syndikat werde ich mich schnell einigen.“
Parker schloß schleunigst die beiden inzwischen geöffneten Augen, als Kathy und Billy sich um wandten. Sie kamen zurück zur fahrbaren Trage und wollten ihm die Spritze setzen.
Parker hatte verständlicherweise einiges dagegen, zumal er ja nicht wußte, mit welchem Präparat die Spritze gefüllt war.
„Darf ich einen Blick darauf werfen?“ fragte er und richtete sich auf.
Kathy, völlig überrascht und überrumpelt, reichte ihm die Spritze. Billy schnappte nach Luft und litt noch unter seiner Schrecksekunde.
„Sehr interessant“, stellte Parker fest und rammte Billy die Spritze in den Oberarm.
Billy brüllte auf und warf sich zurück.
Kathy warf sich hingegen auf den Butler und wollte ihm mit einigen gekonnten Handkantenschlägen zusetzen.
Parker war damit keineswegs einverstanden. Er sah sich zu seinem Leidwesen gezwungen, seinen Universal-Regenschirm einzusetzen, den er selbstverständlich mitgenommen hatte. Kathy war diesem Schirm nicht gewachsen. Sie setzte sich ziemlich perplex auf den hygienisch gepflegten Boden und merkte nicht, daß Parker ihr die Spritze ins Gesäß drückte.
Billy hatte nichts dagegen, denn er schlief bereits. Die wenigen Kubikmillimeter, die er abbekommen hatte, reichten vollkommen aus, ihn in das Land irgendwelcher Träume zu schicken.
Parker kam erst jetzt dazu, sich die Glasampulle anzusehen, aus der Kathy die Spritze gefüllt hatte. Erleichtert nahm der Butler zur Kenntnis, daß es sich um ein zwar starkes, aber im Grunde ungefährliches Schlafmittel handelte, das im Endeffekt allerdings einem K.o.-Schlag gleichkam.
Er legte Kathy und Billy zusammen auf die fahrbare Tragbahre und rollte sie hinaus in den Korridor. Ungeniert steuerte er den Ausgang an und rollte Trage samt Doppelbesatzung hinaus in die warme, stille Nacht. Er deponierte sie unter irgendeinem blühenden Strauch und begab sich dann zurück zu seinem jungen Herrn, um ihm Bericht zu erstatten.
*
Les Paulsen stand auf und griff nach dem Telefon, eine Prozedur, der er sich jeden Morgen unterzog. Er wollte von seinen Mitarbeitern wissen, ob alles in Ordnung war.
Hallway meldete sich nicht.
Paulsen schüttelte überrascht den Hörer in der Hand und konnte nicht begreifen, wieso und warum Hallway nicht abhob. Er wußte doch, daß um diese Zeit der Bericht fällig war.
Paulsen rief dann Jerry und schließlich Hale an.
Aber auch hier verzeichnete er Fehlanzeige, die beiden Assistenten Hallways waren nicht zu sprechen. Sie schienen wichtigere Dinge zu tun zu haben.
Paulsen geriet in leichte Wut.
Er rief Dr. Clyde an. Als er gerade auflegen wollte, meldete sich der Kurarzt.
„Was, was ist denn?“ fragte Clyde mit einer Stimme, die mehr als unwillig klang.
„Paulsen“, meldete sich der Manager ebenfalls verärgert, „haben Sie Hallway oder Jerry und Hale gesehen?“
„Ihre, ihre Sorgen … äh … ah möchte ich haben.“
Paulsen glaubte über der Stimme des Arztes ein Scharren und Kratzen zu hören, als würde ein Reibeisen über dicken Cordstoff gezogen.
„Was ist denn bei Ihnen los?“ erkundigte sich Paulsen irritiert.
„Rufen Sie später wieder an“, sagte Clyde und legte auf. Paulsen legte ebenfalls auf, doch er schüttelte jetzt den Kopf. Das Benehmen des sonst sehr höflichen Arztes verwunderte ihn.
Er rief seine Privatsekretärin Jane Friday an.
„Hallo, Jane, was ist los?“ fragte er, als sie sich endlich meldete. Ihm fiel auf, daß auch hier dieses seltsame Geräusch durch die Leitung drang. Nur schien das Reibeisen hier noch größer ausgebildet zu sein.
„Was los ist?“ fragte Jane Friday keuchend zurück, „ich werde wahnsinnig. Das ist los. Lassen Sie mich doch in Ruhe, Chef! Stören Sie mich nicht! Ich muß mich kratzen.“
„Jane …“ schrie Paulsen in den Hörer, „Jane, hören Sie, Sie kommen sofort!“
„Zum Teufel mit Ihnen, Chef“, sagte sie herzlich und legte auf. Paulsen ließ seinerseits den Hörer in die Gabel fallen und hatte das Gefühl, daß seine Leute verrückt spielten. Was mochte vorgefallen sein? Jane Friday hatte noch nie mit ihm in diesem Ton geredet.
Er rief seinen Konkurrenten Billy Carter an, doch Carter meldete sich nicht.
Paulsens Ärger steigerte sich zur Wut. Er warf sich seinen Frotteemantel über, jenes Kleidungsstück, das hier im Recreation Center zu jeder Tag- und Nachtzeit salonfähig war, und ging zur Tür seines Apartments. Schwungvoll riß er die Tür auf.
Das heißt, er wollte die Tür schwungvoll aufreißen, doch sie rührte sich nicht. Dafür hielt Paulsen die Klinke in der Hand und landete krachend auf dem Fußboden.
Schnaubend vor Zorn stand er auf und befaßte sich erneut mit der Tür. Sie ließ sich nicht öffnen. Sie saß wie festgeschmiedet im Rahmen und konnte vermutlich nur mit einem Schweißbrenner oder mit einer Säge geöffnet werden.
Paulsen verstand die Welt