Georg Renöckl

Paris abseits der Pfade (Jumboband)


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      21 Rue Cave, 75018 Paris. +33 1 42 23 56 56.

       La cave de Don Doudine:

      16 Rue Myrha, 75018 Paris. +33 1 42 54 98 50.

       www.lagouttedor.net/dondoudine

       Centre des Cultures d’Islam:

      56 Rue Stephenson, 75018 Paris. +33 1 53 09 99 84.

       www.institut-cultures-islam.org

       La fine Épicerie de la Goutte d’Or:

      60 Rue Stephenson, 75018 Paris. +33 6 98 32 35 86.

       www.lafineepicerie.com:

      Nette, hübsche Feinkosthandlung, mit der sich ein ehemaliger Büroangestellter einen Lebenstraum erfüllt hat. Sehr kompetente Käse-Beratung.

       Basilika von Saint-Denis:

      1 rue de la Légion d’Honneur, 93200 Saint Denis. +33 1 48 09 83 54.

       http://www.saint-denis-basilique.fr

      Man erreicht die königliche Grablege entweder mit der Métro-Linie 13 oder, nur ein paar Gehminuten vom Marché de l’Olive entfernt, mit dem Bus Nr. 153 ab der Porte de la Chapelle.

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A La Recyclerie
B Ramsch-„Flohmarkt“
C Marché Vernaison
D Le Voltaire
E La chope des Puces
F Colonial Concept Les merveilles de Babelou
G Marché Paul Bert
H La Péricole
I La Librairie de l’avenue
J L´Entrepôt

      Eine Couch für die Pariser Seele

      Bitte nicht lachen: Hühner sind in Paris der letzte Schrei – in der Recyclerie, gleich bei der Métro-Station Porte de Clignancourt zum Beispiel, wo ich an diesem Samstag ausgiebig frühstücke, um fit für den größten Flohmarkt der Welt zu sein. Dieser befindet sich seit über hundert Jahren unmittelbar an der Pariser Stadtgrenze, in Saint-Ouen, nördlich der Hauptstadt. Die Recyclerie gibt es erst seit 2014, ihr Gebäude ist aber viel älter, es handelt sich dabei um einen ehemaligen Bahnhof der alten Bahnlinie „Petite Ceinture“, die die Stadt im neunzehnten. Jahrhundert umrundete. Der seit achtzig Jahren leer stehende Bahnhof ist heute ein Restaurant der eher ungewöhnlichen Sorte. Nicht so sehr, weil es ausschließlich mit Flohmarktmöbeln eingerichtet ist – das gibt es in Paris recht oft, wenn auch hier, wohl dank der Nähe zu Saint-Ouen, besonders schöne Stücke zu sehen sind, wie etwa eine gusseiserne Belle-Époque-Laterne, die über dem großen Saal hängt. Spezieller ist schon die Bastelwerkstatt im Eingangsbereich der Recyclerie. Wer sein auf dem Flohmarkt erstandenes Stück noch etwas ausbessern oder umbauen möchte, aber nicht genügend Platz oder Werkzeug zu Hause hat, kann sich stundenweise in der Werkstatt einmieten. Das wirklich Besondere ist jedoch der hofeigene Hühnerstall am Bahndamm, gleich beim Hinterausgang. Etwa zwanzig Hühner und ein paar Enten tummeln sich hier, und das nicht, um eines Tages im Restaurant serviert zu werden, wie mir Kellnerin Paula, die mich herumführt, sichtlich irritiert über meine Frage erklärt. Die Hühner sind vielmehr Teil des ökologischen Abfallkonzepts der Recyclerie: Bevor sie ihre leeren Teller zurückgeben, kippen die Gäste die Speisereste in eine große Tonne. Diese wandert – nachdem für Hühner Nicht-Geeignetes aussortiert und gesondert kompostiert wurde – in Richtung Hühnerstall. So gut wie keine Küchenabfälle müssen entsorgt werden, ein Traum für jeden Gastronomen. Gegen einen Mitgliedsbeitrag können Stammgäste regelmäßig Hühnereier abholen. Weiter unten in Richtung Bahngleise findet man noch einen Kräutergarten, vier Bienenstöcke, Obstgärten – alles in allem ein „urban farming“-Gelände von insgesamt tausend Quadratmetern. Sommers ist eine Art Beachbar geöffnet, daneben eine Pétanque-Bahn … und das zwar nicht ganz im Zentrum der Stadt, aber im doch sehr urbanen Setting der aufgelassenen Eisenbahnlinie.

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       Recyclerie

      Die Pariser scheinen vom Konzept der Recyclerie, die auch am eher frühen Samstagmorgen gut besucht ist, begeistert zu sein. Nichts gegen Sonntag, wie mir Paula versichert: Beim Brunch ist wirklich viel los, aber ihr macht das Spaß so, und die Atmosphäre hat dann immer etwas von einem Volksfest. Jetzt muss sie aber zurück zu ihren Gästen und lässt mich mit den Hühnern alleine, denen beim Verzehr einiger Salatblätter und Gemüseschalen, die Paula auf dem Weg schnell mitgenommen hat, auch die eine oder andere Großstadtratte hilft. Eine Stadtfarm eben. Auf Schiefertafeln ist das reichhaltige Kursangebot ausgeschildert, das die Recyclerie außerdem noch bietet: Komposthaufen selbst anlegen, Führungen durch die „urban farm“, Garteln für Jung und Alt – ein Konzept, auf das dieser Bahnhof, den man zum Glück nicht abgerissen hat, und dieses Areal achtzig Jahre lang gewartet zu haben scheinen. Jetzt ist auch genau der richtige Zeitpunkt dafür: Die Weltklimakonferenz COP 21 im Herbst 2015 hat dem in Paris ohnehin schon schwer angesagten Öko-Trend noch einen kräftigen Schub verliehen, die Pariser begeistern sich für alles, was auch nur im Entferntesten nachhaltig, klimaschonend und ökologisch aussieht. Etwa die Liste der sieben ökologischen Maßnahmen für den Hausgebrauch – eine pro Wochentag –, die die NGO „Zero Waste“ bei der COP 21 präsentiert hat. Die Woche beginnt mit einem Smoothie aus Altobst und -gemüse, das vom Markteinkauf am Wochenende übrig geblieben ist, danach folgen Ratschläge zur Vermeidung von Plastikmüll im Büro und zu Hause. Mein Lieblingstipp kommt am Freitag dran: „Besorg dir ein Huhn!“ Die Maßnahme würde den Müllberg pro Haushalt um deutlich mehr als ein Viertel schrumpfen lassen, doch freilich sind die wenigsten Pariser Wohnungen für die Hühnerhaltung geeignet. Immerhin, in der Recyclerie kann man, Hühner fütternd, Müll reduzieren und bekommt auch noch Eier dafür. Am Samstag soll man laut „Zero Waste“ seine Kleidung dann nicht in einer Boutique, sondern im Secondhandshop kaufen (eine Tonne Kleidung, die wiederverwendet wird, spart 21 Tonnen CO2). Etwas Ähnliches habe ich nun vor, auch wenn ich weder Jacke noch Hose auf dem Radar habe: Ich bezahle und mache mich auf den Weg zum Flohmarkt.

      In Richtung stadtauswärts überquere ich zunächst den Boulevard Ney, wo die ersten diskreten Händler gestohlener oder gefälschter Handys und Uhren stehen. Der Boulevard erinnert an den schillernden Marschall Michel