Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Wild


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ausgelassenes Kichern verriet, dass er den versehentlichen Witz verstanden hatte.

      »Na, das ist zu schade.« Tobys Ton hätte als kokett bezeichnet werden können, wenn sie in einer Bar gewesen wären, aber hier draußen schien er einfach ein weiterer Aspekt seines natürlichen Charmes zu sein. »Der Wanderweg ist in diese Richtung.«

      Die Hütte lag in einer Art Tal, einer Landzunge, die in den See hineinragte, also führte die Wanderung über ziemlich ebenes Gelände, war jedoch alles andere als langweilig, denn es gab mehrere Aussichtspunkte sowohl auf das Wasser als auch auf die Waldgebiete. Sie sahen keine Bären, aber doch einige Elche in der Ferne. Als sie zum Abendessen die Hütte erreichten, war Reuben am Verhungern, was er seit der Highschool und seinen Tagen als Basketballspieler im College nicht mehr gewesen war.

      Toby hatte beim Essen nicht zu viel versprochen – das Menü begann mit Spargel in Blätterteig und wurde dann nur noch besser. Toby freundete sich natürlich mit den anderen Gästen an und schien die Angellehrer zu kennen. Sie saßen alle an einem riesigen Tisch, der zu lockerem Plaudern und zum Verweilen beim Essen einlud.

      Alles war angenehm, bis eine Frau in einer roten Schürze herauskam und sich neben Toby kniete. »Annie hat mir gesagt, dass einer deiner Gäste Geburtstag hat. Ist es dieser oder einer von denen, die abgesagt haben?«

      »Kommt drauf an.« Toby zwinkerte. »Was hast du vorbereitet?« Zu Reuben sagte er: »Ich habe vergessen, nach dem Geburtstagskind zu fragen. Bist du es?«

      Es wäre außergewöhnlich leicht gewesen zu lügen und Reuben würde sich seine Schwächen gerne eingestehen, aber Lügen gehörte nicht dazu. »Ja. Meiner ist übermorgen. Ihr müsst euch keine Umstände machen, egal, was Craig vereinbart hat.«

      »Hey, hey. Nicht so schnell. Vielleicht gibt es Torte oder Kuchen.« Als Toby sich vorbeugte, glitzerten seine Augen. »Marta macht unglaubliche Kuchen.«

      »Danke.« Die Köchin zupfte an ihrer Schürze. »Aber da die Beerensaison erst im Spätsommer und Frühherbst ist, gibt es heute keinen Kuchen. Stattdessen habe ich eine Bitterschokoladentorte gebacken und mit meinen selbst eingelegten Moltebeeren garniert. Wir müssen nicht singen, aber ich habe einen köstlichen Portwein zum Dessert, wenn Sie daran interessiert sind.«

      Da er Toby nicht enttäuschen wollte, der sich aufrichtig auf die Leckerei zu freuen schien, nickte Reuben. »Das klingt gut. Nur ein kleines Stück für mich.«

      »Beim Portwein passe ich, aber Schokoladentorte klingt wunderbar.« Toby grinste und wartete, bis die Köchin in die Küche zurückgekehrt war, bevor er weitersprach. »Irgendwelche besonderen Wünsche für deinen Geburtstag, die deine Freunde vielleicht nicht eingeplant haben? Und sag nicht schnelles Internet.«

      »Dazu würde ich nicht Nein sagen.« Wenn er mit Toby scherzte, fühlte sich seine Brust wie ein Heißluftballon an – warm und leicht zugleich und mehr als nur ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. »Aber im Ernst, mach dir keine Umstände.«

      »Das sind keine Umstände. Und wenn dein Freund auf den nächsten Stopps noch mehr Kuchen für dich arrangiert hat, bin ich ganz dafür, diese Spende zu teilen.«

      »Eine Naschkatze, hm?«

      »Und wie.« Ein weiteres schnelles Lächeln, das ihn am ganzen Körper wärmte. Und verdammt, Reuben lächelte unwillkürlich zurück. Er war vielleicht viel zu alt für hoffnungslose Schwärmereien, aber sein Körper schien entschlossen, laut zu widersprechen. Diese Schreie seiner eingerosteten Libido zu ignorieren, könnte ebenso herausfordernd sein wie das Terrain.

      ***

      Die frühe Forellensaison im Juni machte Toby immer glücklich, fast so glücklich wie die Königslachssaison, und er war froh, dass er Reuben zu frühmorgendlichem Angeln überredet hatte. Es gab nur weniges im Leben, das besser war als Martas Zimtschnecken und freche junge Forellen, die sich leicht von den Anfängern einfangen ließen. Es war eine weitere Gelegenheit für ihn, anzugeben, denn er war stolz auf seine Fähigkeit, Neulinge einzuweisen. Aber warum er ausgerechnet vor Reuben angeben wollte, war eine Frage, die wohl besser unbeantwortet blieb. Und es half auch nicht gerade, dass er Reuben anfassen musste, um ihm die beste Haltung zum Angeln zu zeigen, und dabei dicht genug neben ihm stand, um sein Kräutershampoo zu riechen – zweifellos irgendetwas Teures mit einer sauberen, frischen Note.

      Es war eine großartige Jahreszeit zum Angeln mit Trockenfliegen und es dauerte nicht lange, bis Reuben seinen ersten Erfolg feierte.

      »Na, sieh mal einer an! Ich schätze, ich würde hier draußen doch nicht verhungern.« Reuben schenkte ihm ein schiefes Grinsen, das ihn weit zugänglicher aussehen ließ.

      »Heute lassen wir sie wieder frei, da unser Abendessen schon fertig sein wird, aber ja, da hast du einen guten erwischt.« Toby half ihm, den Fisch vom Haken zu lassen, damit er glücklich davonschwimmen und zu den anderen Jungforellen zurückkehren konnte, die den Fluss bevölkerten.

      »Ich muss gestehen, das hier gefällt mir mehr als Fliegen. Was mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht.«

      »Pass bloß auf. Ehe du dichs versiehst, könntest du tatsächlich Spaß haben.« Toby mochte es viel mehr, als er sollte, Reuben aufzuziehen.

      »Man kann nie wissen, vielleicht will ich das ja.« Reubens Ton war ebenso neckend wie Tobys, was ihn ein wenig aufhorchen ließ. Flirteten sie gerade? Toby wusste fast immer, wann jemand Interesse hatte, aber etwas an Reuben war schwer zu lesen. Vielleicht war es seine glatte Kultiviertheit, wenn er tatsächlich in seinem Element war. Wie gestern Abend beim Essen, als er die Namen der Weine mühelos richtig ausgesprochen und mit einer Sicherheit, aus der jahrelange Erfahrung sprach, über ihre verschiedenen Eigenschaften geredet hatte. Und ein entspannterer Reuben, wie er es an diesem Morgen gewesen war, war viel attraktiver als einer, der vom Fliegen mürrisch und grummelig war.

      Reuben atmete tief durch und hob den Kopf, um die Sonne scheinbar auf einer tieferen Zellebene zu absorbieren, und sofort wollte Toby derjenige sein, der diesen Ausdruck, der ihn so sehr entspannte, auf sein Gesicht zauberte.

      »Mann, ich wünschte, Amelia könnte das sehen.« Erneut lächelte Reuben gelöst. Und damit wurde Tobys wachsende Anziehung von Eiswasser überschüttet. Reuben trug keinen Ring, aber das musste nicht immer etwas bedeuten.

      »Amelia? Deine Frau?«

      »Nein. Meine Tochter. Ihre Mutter und ich haben eine… komplizierte Beziehung. Wir haben uns vor fünf Jahren scheiden lassen, aber wir arbeiten noch zusammen.«

      »Ich bin sicher, du bist ein besserer Dad, als du glaubst.« Toby hielt das Gespräch am Laufen, um seine Erleichterung darüber zu überspielen, dass Amelia nicht seine Partnerin war. »Es gibt genug Kinder, die Scheidungen problemlos überstehen.«

      »Ich weiß nie, was ich zu ihr sagen soll.« Reuben studierte das Wasser, während er seine Angel ruhelos auf eine Art bewegte, die ihm keinen zweiten Fisch einbringen würde. »Sie ist jetzt vierzehn und es ist schlimmer geworden, nicht besser. Im Herbst geht sie auf eine Highschool mit Internat und… Ach, du musst das alles nicht hören.«

      »Klar doch.« Toby war es gewöhnt, dass Kunden bei ihm ihr Herz ausschütteten. Etwas daran, dass sie weit von ihrem Alltag entfernt und auf engem Raum waren, ließ sie vergessen, dass Toby kein langjähriger Freund oder Therapeut war. Im Laufe der Jahre hatte er mehr als ein paar Geheimnisse gehört und wenn er ehrlich war, hatte er nichts dagegen, dass die Leute ihm Dinge anvertrauten. Das machte es interessant und er hörte sich gerne die Geschichten anderer Menschen an. Normalerweise erzählte er im Gegenzug nichts von sich, aber etwas an Reubens ernsthaftem Kummer lockerte seine eigenen Worte. »Ich habe jüngere Schwestern. Teenager sind schwierig. Mach dich deswegen nicht fertig.«

      »Ja. Ich weiß. Alle sagen, dass Teenager schwierig sind, und das verstehe ich. Aber sie ist mehr oder weniger die einzige Familie, die ich noch habe, und es stört mich, dass wir uns nicht mehr nahestehen.«

      »Ah. Du hast nicht wieder geheiratet?« Ja, das musste Toby streng genommen nicht wissen, aber er konnte seine Neugier einfach nicht unterdrücken.

      »Über den