Kann ein ETF eigentlich pleitegehen?
Nein, ein ETF kann genauso wenig wie ein aktiv gemanagter Fonds pleitegehen. Das liegt daran, dass beide als „Sondervermögen“ konstruiert sind. Das Sondervermögen gehört stets den Käufern der Fondsanteile. Die rechtlichen Vorgaben schreiben vor, dass dieses Sondervermögen immer getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft oder des ETF-Anbieters bei einer Depotbank treuhänderisch verwaltet wird. Sollte die Fondsgesellschaft oder der ETF-Anbieter selbst Insolvenz anmelden müssen, bleibt daher das Vermögen der Anleger unberührt. Es ist und bleibt Eigentum der Kunden.
ETF verstehen
Indexfonds sind ideal für alle, die langfristig Vermögen aufbauen möchten – egal ob mit kleinen oder großen Beträgen. Denn ETF sind kostengünstig, flexibel, chancenreich und für Privatanleger einfach zu handhaben.
So ähnlich mag es Ihnen auch gehen. Sie haben dieses Buch vermutlich gekauft, weil auch Sie Ihr Erspartes solide anlegen und mehren wollen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen ist dies wichtiger denn je. Und vielleicht haben Sie mit Ihren bisherigen Geldanlagen ähnliche Erfahrungen wie Bogle mit seinen Fondsmanagern gesammelt. Glückwunsch ! Denn mit diesem Buch erfahren Sie alles Wesentliche zum Thema Exchange Traded Funds, kurz ETF – von den wichtigsten Grundregeln über die geeignete Strategie bis hin zum Kauf und der Verwaltung der passenden Produkte. Ganz unabhängig davon, ob Sie Anfänger in Sachen Geldanlage beziehungsweise ETF sind oder bereits erste Erfahrungen gesammelt haben: In diesem Buch finden Sie viele praktische Tipps zum Thema. So stellen wir auch passende ETF vor, damit Sie sich aufwendiges Suchen sparen können.
HÄTTEN SIE’S
GEWUSST?
Es klappt leider viel zu selten, dass Fondsmanager dauerhaft ein glückliches Händchen beweisen und stets überwiegend die Aktien kaufen, die sich besonders gut entwickeln.
Der US-Indexanbieter S & P Dow Jones Indices kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass in den 10 Jahren bis Mitte 2019 nur 12,1 Prozent aller aktiv gemanagten US-Aktienfonds das Kunststück gelungen ist, ihren Vergleichsindex zu schlagen.
In Europa schafften dies im gleichen Zeitraum sogar nur 8 Prozent der Fonds mit Schwerpunkt Eurozone.
Doch bevor wir uns all diesen Aspekten widmen, gilt es zwei Fragen zu klären: Was ist ein ETF, und was unterscheidet ihn von einem „normalen“ Fonds? Rein formal betrachtet sind beide Sondervermögen, die von einer Investmentgesellschaft verwaltet werden. Ein Sondervermögen stellt man sich am besten wie eine große Geldsammelbox vor – und jedem Fondsinhaber gehört ein Stückchen davon. Während sich bei einem herkömmlichen Fonds ein Team von Managern überlegt, wie es das Geld in der Box investiert, kommen in die ETF-Kiste sozusagen einfach nur die Papiere, die einem Wertpapierindex zugehörig sind.
Ein Index bildet die Entwicklung eines Wertpapiermarktes ab. Am bekanntesten sind Aktienindizes, aber es gibt auch Anleihen- oder Rohstoffindizes. Der Anbieter eines Index legt fest, welche Werte in einem Index vertreten sind. Im Deutschen Aktienindex Dax sind das zum Beispiel die 30 größten börsennotierten deutschen Firmen. Da sich für ein Indexinvestment wie ETF keine hoch bezahlten Manager den Kopf zerbrechen, welche Papiere gekauft werden sollen, sondern dies durch den Index vorgegeben ist, sind die Kosten weitaus niedriger. Und da trotz umfangreicher Analysen die Profis meist nicht schlauer sind als der Markt und daher häufig keine bessere Auswahl treffen, bleibt am Ende bei ETF nun mal für die Fondskäufer mehr übrig.
Genau das hatte Bogle Mitte der 70er-Jahre erkannt. Er gründete eine neue Fondsgesellschaft, nannte sie „Vanguard“ und wies seine Mitarbeiter an, künftig auf eine aktive Aktienauswahl völlig zu verzichten und nur noch den S&P 500-Index „passiv“ nachzubilden. Alle 500 dort gelisteten Aktien sollten exakt nach ihrem Gewicht im Index gekauft und die Aufteilung beibehalten werden, egal ob es mit den Kursen auf- oder abwärts ging. Mit seinem neuen Indexfonds gab er privaten Anlegern erstmals die Möglichkeit, äußerst kostengünstig in den Aktienmarkt einzusteigen. Denn sein Indexfonds auf den amerikanischen Leitindex, der „Vanguard 500 Index Fund“ entwickelte sich genau wie der Standard & Poor’s 500- Index. Der Vanguard-Chef war überzeugt davon, dass sein neuer Fonds langfristig klar besser laufen würde als die Mehrzahl der aktiv gemanagten Konkurrenzprodukte. Anleger mussten also nicht mehr auf die relativ geringe Chance wetten, einen der wenigen Fonds zu erwischen, die dauerhaft bessere Ergebnisse als ihr Vergleichsmaßstab erzielen. Bogle beschrieb das Prinzip später so: „Suche nicht die Nadel im Heuhaufen, kaufe einfach den Heuhaufen.“
Was sind ETF? Der schnelle Überblick
Mit ETF können Sie einfach einen kompletten Börsenindex kaufen – das bringt oft weit bessere Erträge als die meisten Fonds, die aktiv von Experten gemanagt werden.
5 WICHTIGE VORTEILE VON ETF
1 Breite Streuung. Sie reduziert das Risiko und erhöht langfristig den Ertrag, da Anleger mit einem einzigen Produkt komplette Aktien- und Anleihenmärkte nachbilden können.
2 Geringe Kosten. Sie lassen vom Ertrag der Kapitalanlagen netto mehr übrig als normale Fonds, da die Gebühren bei Kauf und Verkauf sowie auch die laufenden Kosten günstiger ausfallen.
3 Bessere Performance. Sie bringen langfristig mehr Ertrag als vergleichbare Investments, wie zahlreiche Studien belegen.
4 Laufender Börsenhandel. Er sorgt für hohe Liquidität und Flexibilität, da Käufe und Verkäufe jederzeit getätigt werden können.
5 Transparenz. Die Index-Nachbildung bringt Berechenbarkeit, weil die Bestandteile eines Börsenbarometers stets einsehbar sind und der Kurs sich immer nahezu parallel zum Indexverlauf bewegt.
Die Hoffnung Bogles, mit seinem Indexfonds schnell Erfolg bei Anlegern zu haben, wurde allerdings bitter enttäuscht.