Brigitte Wallstabe-Watermann

Anlegen mit ETF


Скачать книгу

seither auch in Deutschland eine größere Rolle.

       Der MSCI World enthält Aktien aus allen wichtigen Branchen.

image

      Quelle: Thomson Reuters. Stand 31.1.2020

      Gute ETF auf die Welt-Indizes von MSCI und FTSE finden Sie im Kapitel „Alle ETF im Überblick“ ab S. 45. Neben ETF auf diese globalen Börsenbarometer gibt es zahlreiche ETF auf Aktienindizes von Ländern, Regionen, Branchen und zunehmend auch auf Themen und Strategien. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „ETF für Fortgeschrittene“ ab S. 127.

       Das Geld der Anleger ist gut geschützt

      In „Indexfonds“ steckt auch das Wort „Fonds“. Es deutet darauf hin, dass ETF enge Verwandte von aktiven Investmentfonds sind. Die wichtigste Gemeinsamkeit ist die gleiche Konstruktion als Sondervermögen, denn sie bürgt für Sicherheit. Warum? Bei Sondervermögen gehören die Vermögenswerte den Käufern der Anteile an Fonds oder ETF. Es muss „abgesondert“ vom Vermögen der Fondsgesellschaft bei einer Depotbank verwahrt werden, im Fachjargon heißt das treuhänderische Verwaltung. Die Depotbank wacht darüber, dass die Fondsgesellschaft das Vermögen der Kunden nicht für eigene Zwecke verwenden kann.

      Damit ist sichergestellt, dass das Sondervermögen im Falle von Verlusten oder gar einer Insolvenz der Investmentgesellschaft vor dem Zugriff der Fondsgesellschaft und deren Gläubigern geschützt ist. Das Sondervermögen ist und bleibt immer im Eigentum der Kunden, egal was passiert. Da ETF rechtlich Investmentfonds sind, werden auch bei ihnen die Anteile der Anleger als Sondervermögen strikt getrennt vom Vermögen der ETF-Anbieter aufbewahrt.

      Ein ETF-Anleger trägt also nur das Risiko der Anlagen, die im Fonds stecken, aber nicht das Risiko, dass der ETF-Anbieter pleitegehen könnte.

       ETF entwickeln sich meist besser als aktiv gemanagte Fonds

      Wie herkömmliche Fonds eignen sich ETF besonders gut für Sparpläne, also fürs regelmäßige Anlegen. Das wird vor allem für die Altersvorsorge immer wichtiger. Aber auch bei anderen langfristigen Sparzielen, etwa beim Sparen für die Ausbildungskosten der Kinder oder Enkel, sind sie eine gute Wahl. Bei langfristigen Sparplänen wirken sich Renditeunterschiede aufgrund des Zinseszinseffekts gravierend aus – je länger die Anlagedauer ist, umso mehr.

       image Der Zinseszins

      Der Zinseszinseffekt ist einer der wichtigsten „Verbündeten“ von Sparern. Erhält ein Anleger auf sein investiertes Geld eine Zinszahlung, die der Sparsumme hinzugefügt wird, wird die Zinszahlung beim nächsten Zahlungstermin mitverzinst. Auf diese Weise mehrt sich das Geld schneller als ohne Zinseszinseffekt. Je länger man spart, desto stärker kommt der Effekt zum Tragen.

      Eine für jeden Sparer leicht nachvollziehbare Möglichkeit, mit ETF langfristig Vermögen aufzubauen, stellt das Pantoffel-Portfolio der Stiftung Warentest dar, das im Kapitel „Mein ETF-Plan“ ab S. 70 ausführlich beleuchtet wird.

      Wenn Sie in einen ETF-Sparplan investieren, bleiben Sie, anders als beispielsweise bei einer Kapitallebensversicherung, jederzeit flexibel. Sie können die Sparrate monatlich oder in einem anderen Intervall überweisen und die Höhe beliebig anpassen. Wenn sich die Lebens- oder Einkommenssituation ändert, kann man auch einmal eine Weile ganz pausieren. Neben diesen Gemeinsamkeiten von ETF mit klassischen Investmentfonds gibt es aber wichtige Unterschiede.

      imageLangfristig schneiden ETF im Schnitt besser ab als aktiv gemanagte Fonds. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die dies belegen. Das gilt, weil die Kosten deutlich niedriger sind. ETF sind nicht nur in der Anschaffung wesentlich günstiger, sondern auch im Bestand: So weisen Standard-ETF pro Jahr Gesamtkosten von unter 0,1 Prozent bis ca. 0,5 Prozent auf. Aktive Aktienfonds dagegen berechnen im Durchschnitt 1,5 bis 2,0 Prozent. Auch die fondsinternen Handelskosten sind bei Standard-ETF viel niedriger, weil es in Indizes nur selten und meist nur kleine Anpassungen gibt. Langfristig summiert sich der Kostenvorteil zu erheblichen Beträgen.

      imageDie Transparenz ist bei ETF größer als bei aktiven Fonds. Da ETF Indizes nachbilden, deren Zusammensetzung und Gewichtung jederzeit einsehbar sind, haben Anleger stets den Überblick. Bei aktiven Fonds wissen Anleger dagegen nicht, welche Wertpapiere das Management gerade kauft oder verkauft. Das erfahren sie bestenfalls im Nachhinein. Und sie sind nie vor Fehlentscheidungen der Fondsmanager gefeit, die viel Ertrag kosten können. Allerdings werden ETF den Index, den sie nachbilden, nie schlagen, wie es einer Minderheit der aktiven gemanagten Fonds mittel- und langfristig gelingt.

       Wie lässt sich der Index nachbilden?

      Wie werden ein Index und ein Fonds zum Indexfonds? Ganz einfach, könnte man meinen, indem alle Bestandteile eines Börsenindex eins zu eins gekauft werden und in das Sondervermögen übergehen. So hat es John Bogle 1976 vorgehabt, als er den ersten Indexfonds aus der Taufe hob. Seine Methode nennt sich daher „physische Nachbildung“. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten der Indexnachbildung, die ihre eigenen Vorzüge und Nachteile aufweisen. Details dazu erfahren Sie im Abschnitt „Weitere Auswahlkriterien“ ab S. 108.

       Dividenden – auszahlen lassen oder ansammeln?

      Einen erheblichen Teil der Erträge von Aktien steuern Dividenden, die regelmäßigen Ausschüttungen der Unternehmen, bei. Nach verschiedenen Untersuchungen machen sie je nach Land und Zeitraum langfristig zwischen einem Drittel und der Hälfte der Gesamterträge aus. Auf Dividenden haben ETF-Besitzer den vollen Anspruch. Denn ETF sind ja, wie wir gehört haben, Sondervermögen, die hundertprozentig den Käufern gehören.

       Gut zu wissen

      Wo können sich Anleger am besten über einzelne ETF schlau machen und sie miteinander vergleichen? Gesetzlich vorgeschrieben sind die „Wesentlichen Anlegerinformationen“, die im Internet auf der Homepage der Anbieter abrufbar oder bei Banken erhältlich sind. Sie müssen auf zwei Seiten die wichtigsten Fakten des ETF detailliert darlegen. Daten zur Fondszusammensetzung, den Kosten, der Anlagewährung, der Wertentwicklung in Fondswährung und der Behandlung von Dividenden stehen in den Factsheets, die meistens einmal monatlich aktualisiert werden und ebenfalls im Internet einsehbar sind. Noch einfacher: Die Stiftung Warentest bietet die wichtigsten Daten für viele Fonds und ETF gegen eine geringe Gebühr unter test.de/fonds.

      Aber was passiert mit den Dividenden? Es gibt, wie bei aktiven Fonds, zwei Möglichkeiten: Sie werden regelmäßig an die Anleger ausgezahlt – von jährlich bis zu viermal pro Jahr –, oder sie werden automatisch wieder im ETF angelegt und erhöhen entsprechend den Wert des ETF. Der erste Weg wird als „ausschüttend“ bezeichnet, der zweite als „thesaurierend“.

      Wer auf laufende Zahlungen Wert legt, kann ausschüttende ETF wählen, wer dagegen einen langfristigen Vermögensaufbau im Sinn hat – etwa für die Altersvorsorge –, fährt mit der thesaurierenden Variante besser. Denn die Erträge werden ohne Transaktionskosten umgehend wieder angelegt und erhöhen damit den Anlagebetrag. Der Zinseszinseffekt sorgt dafür, dass sich das Wachstum des Kapitals durch die Thesaurierung beschleunigt, je länger die Erträge wieder angelegt werden, umso mehr.

       ETF werden wie Aktien an der