Brigitte Wallstabe-Watermann

Anlegen mit ETF


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werden könnten.

       Diese Schlussfolgerungen sind für die Anleger wichtig

      Die Moderne Portfoliotheorie ist zwar nicht unumstritten und hat auch in der Finanzkrise ab 2008 Schrammen abbekommen, weil nahezu alle Märkte gleichzeitig einbrachen und deshalb auch eine breite Streuung kaum vor starken vorübergehenden Verlusten schützte; aber sie gilt unverändert als die Basis der Investmenttheorie. Ihre grundlegenden Erkenntnisse, mit denen die Überlegenheit des passiven Investierens untermauert wird, lassen sich kurz und stark vereinfacht so zusammenfassen:

      imageRisiko und Ertrag hängen eng miteinander zusammen. Eine höhere langfristige Rendite wird in der Regel mit einem erhöhten Risiko in Form starker Kursschwankungen erkauft.

      imageDas Risiko eines Gesamtportfolios lässt sich mit breiter Streuung über mehrere Anlageklassen hinweg deutlich senken, ohne dass die Rendite in gleichem Maße darunter leiden muss.

      imageDen entscheidenden Einfluss auf die Rendite eines breit gestreuten Depots übt die Asset Allocation aus. Darunter versteht man die Verteilung der Ersparnisse auf die unterschiedlichen Anlagegattungen. Bei Wertpapieren sind das Aktien und Anleihen (oder andere Zinsanlagen wie Tagesgeld). Mit anderen Worten: Je höher der Aktienanteil am Geldvermögen ist, desto höher ist auch die erwartete langfristige Rendite.

      imageDas, was die meisten Anleger als entscheidend für den Anlageerfolg ansehen, spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle: die gezielte Auswahl einzelner Aktien („Stockpicking“) und der Versuch, mit dem richtigen Zeitpunkt von Kauf und Verkauf („Market Timing“) mehr Ertrag zu erzielen.

      imageAuf Dauer scheitert die große Mehrheit der Anleger – Profis wie Privatanleger – daran, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Denn ein Credo der Portfoliotheorie lautet: „Niemand ist langfristig klüger als der Markt.“

      All das sind wichtige Argumente dafür, bei der langfristigen Geldanlage auf ETF zu setzen. Doch bevor Sie jetzt sofort loslegen und ETF kaufen, ist es ratsam, sich zunächst mit ein paar wichtigen Regeln für Ihre Finanzplanung sowie mit typischen Fehlern von Geldanlegern vertraut zu machen. Die haben wir im folgenden Kapitel zusammengestellt. Danach kann es an die Umsetzung Ihrer persönlichen Anlageziele gehen.

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      Grundregeln der Geldanlage

      Gut geplant ist halb gewonnen. Diese Lebensweisheit gilt ganz besonders für die Geldanlage. Nur wenn Sie systematisch vorgehen und Fehler vermeiden, haben Sie gute Aussichten, sich auf lange Sicht ein Vermögen aufzubauen.

      image Viele schaffen es nicht, sich eine finanzielle Reserve für die Altersvorsorge aufzubauen – entweder weil sie sich erst gar nicht mit dem Thema beschäftigen oder weil sie eine falsche Vorgehensweise wählen. Dabei ist es gar nicht so schwierig, die Grundlagen zu verstehen, die wir auf den folgenden Seiten kurz vorstellen. Denn nur wenn Sie Ihre privaten Finanzen im Griff haben, sollten Sie sich an die langfristige Geldanlage wagen.

      ETF sind ein gutes Instrument für den Vermögensaufbau. Aber: Sie sind nicht für jeden Zweck geeignet. Bevor Sie sich also in Ihren ETF-Plan (siehe Kapitel „Mein ETF-Plan“ ab S. 67) stürzen, sollten Sie Ihre Finanzen komplett überprüfen. Denn es ist wichtig, dass Sie nur das Geld für eine langfristige Anlage verwenden, das Sie wirklich dafür entbehren können, und dass Ihr ETF-Depot zu Ihren finanziellen Bedürfnissen passt. Im Folgenden verraten wir Ihnen, wie Sie Ihren persönlichen ETF-Plan in Ihre komplette Finanzplanung einbinden können, und zeigen, wie Sie die häufigsten Fehler bei der Geldanlage vermeiden.

      Mein großer Plan

      Eine gute Anlagestrategie basiert auf einer soliden Finanzplanung. Und die ist gar nicht so kompliziert.

      image Eine vergleichbare Erfahrung hat fast jeder schon einmal gemacht: Erst hat man den Urlaub so richtig genossen, aber leider ein wenig über seine Verhältnisse gelebt, und dann streikt nach der Rückkehr auf einmal auch noch die Waschmaschine. So etwas ist natürlich ärgerlich. Doch problematisch und womöglich teuer wird es erst, wenn keinerlei finanziellen Reserven für solche unerwarteten Mehrausgaben vorhanden sind – und auf die Schnelle das Girokonto deutlich ins Minus rutscht, um die Reparatur zu stemmen.

      Doch das sollte nur die seltene Ausnahme und nicht die Regel sein. Denn auf Dauer kann man mit einer nachlässigen Einstellung zu den eigenen Finanzen einiges an Geld verlieren. Was das alles mit dem Thema Geldanlage in ETF zu tun hat, fragen Sie sich jetzt? Eine ganze Menge! Denn Geld in ETF anlegen sollte nur derjenige, der es auch wirklich längerfristig übrig hat und entbehren kann. Auf gut Deutsch: Dafür müssen Sie dauerhaft etwas mehr einnehmen, als Sie regelmäßig ausgeben.

      Wenn es Ihnen jedoch immer wieder passiert, dass Sie – vielleicht sogar trotz eines passablen monatlichen Einkommens – in den Miesen landen, dann sind Sie gut beraten, als Allererstes einen Kassensturz zu machen. Für einen guten Überblick führen Sie am besten zwei bis drei Monate ein Haushaltsbuch – besonders gewissenhafte Zeitgenossen führen es sogar laufend. Klingt altmodisch, ist aber sehr hilfreich.

       Das Terrassenmodell schafft Ordnung

      Nehmen wir an, Sie haben es mithilfe Ihres Haushaltsbuchs geschafft, dass Ihnen regelmäßig Geld übrig bleibt. Wie gehen Sie jetzt mit dieser Erkenntnis um?

      Sinnvoll ist es, sich am vierstufigen Terrassenmodell für den Vermögensaufbau zu orientieren.

       Terrasse 1: Die laufenden Ausgaben

      Auf der ersten Stufe geht es darum, seinen laufenden Zahlungsverkehr zu regeln. Dafür braucht man ein gutes und günstiges Girokonto. Finanztest veröffentlicht regelmäßig Übersichten zu den besten Girokonten (test.de/girokonten; der Download kostet 1,50 Euro). Wer zu einem leistungsstarken Anbieter wechselt, kann leicht mehr als 100 Euro pro Jahr einsparen – Geld, das man in den Vermögensaufbau stecken kann.

       Mit dem Terrassenmodell richtig sparen

       Das vierstufige Modell stellt einen systematischen Vermögensaufbau sicher. Wenn Sie die vier Stufen nacheinander nehmen, bleiben Sie kurzfristig liquide und bauen langfristig Vermögen auf.

       1 Die laufenden Ausgaben

      Auf dem Girokonto sollte in etwa ein monatliches Nettogehalt liegen, um die regelmäßigen Zahlungen stets abwickeln zu können. Dann läuft man nicht Gefahr, in den teuren Dispokredit zu rutschen.

       2 Der Notgroschen

      Auf einem verzinsten Tagesgeldkonto werden zwei bis drei Netto-Monatsgehälter geparkt. Vorsichtige packen noch ein bis zwei Monatsgehälter dazu. Das Geld auf dieser Stufe dient als Sicherheitsreserve und kann für kurzfristige Ausgaben verwendet werden.

       3 Geld für größere Anschaffungen

      Haben Sie mittelfristige Sparziele wie ein Auto oder eine Immobilie, legen