Indexfonds“, zu beachten? ETF werden wie Aktien an der Börse gehandelt, in Deutschland am häufigsten auf der vollelektronischen Handelsplattform Xetra, die der Deutschen Börse gehört.
Das geht so einfach und schnell wie beim Kauf einer Aktie oder Anleihe. Keine Sorge, Sie als Privatanleger müssen nicht selbst an der Börse handeln. Sie brauchen dafür einen Vermittler, zum Beispiel eine Bank. Viele praktische Tipps zum Handel oder warum Sie jeden Auftrag limitieren sollten, finden Sie im Abschnitt „ETF richtig kaufen“ ab S. 113.
Angenommen, ein aktiv verwalteter Fonds schneidet im reinen Anlageergebnis exakt gleich gut ab wie ein ETF und erzielt im Schnitt 7,5 Prozent Rendite pro Jahr. Setzt man bei einem ETF relativ hohe Kosten von 0,5 Prozent an, werden daraus 7,0 Prozent, bei einem aktiven Fonds mit relativ günstigen 1,5 Prozent Kosten dagegen nur 6,0 Prozent. Mit dem ETF kommen Anleger bei einer Anlagesumme von 10 000 Euro nach zehn Jahren auf 19 671,51 Euro, mit dem aktiven Fonds nur auf 17 908,48 Euro. Das heißt, der Kostenvorteil des ETF von einem Prozentpunkt bewirkt, dass der ETF-Anleger 1 763,03 Euro mehr im Depot hat. Da gilt das Sprichwort: „Kleine Ursache, große Wirkung“. Der Zinseszinseffekt macht sich hier stark bemerkbar.
Die Kosten Ihres Investments gehören zu den Einflussfaktoren, die Sie weitgehend selbst bestimmen können, denn sie sind im Voraus bekannt und beeinflussen das Anlageergebnis – die Performance – ganz entscheidend. Es macht eben einen Unterschied, ob die Kosten 20 Prozent der Durchschnittsrendite aufzehren, wie in unserem Beispiel für den aktiven Aktienfonds, oder 6,7 Prozent für einen ETF. Bei Anleihen-ETF spielen die Kosten eine noch größere Rolle für das Gesamtergebnis, weil die Zinsen derzeit so niedrig sind, dass ein oder zwei Zehntelprozentpunkte Mehrkosten einen erheblichen Teil der Rendite vernichten.
ETF vertrauen auf wissenschaftliche Erkenntnisse
Namhafte Wirtschaftsforscher haben die Grundlagen für die „Erfindung“ der Indexfonds geschaffen. Und sie haben wesentlich zur Weiterentwicklung des ETF-Angebots beigetragen.
Bogle schilderte viele Jahre später, dass ihm diese Herausforderung keine Ruhe gelassen habe, bis er mit dem Vanguard 500 Index Fund dann 1976 Samuelsons Wunsch erfüllen konnte. Der Nobelpreisträger lobte Bogle kurz danach in einer Kolumne im Wirtschaftsmagazin „Businessweek“ überschwänglich: „Meine Gebete wurden früher als erwartet erhört.“ Fast 30 Jahre später legte Samuelson augenzwinkernd noch eine Schippe drauf: „Ich stufe Bogles Erfindung von Indexfonds gleichrangig ein mit der Erfindung des Rads, des Alphabets, Gutenbergs Buchdruck sowie gutem Wein und Käse“, pries er ihn in einem Vortrag.
Der Wirtschaftsprofessor hatte seine Forderung nach einem Indexfonds mit den Ergebnissen seiner eigenen wissenschaftlichen Forschungen und denen anderer Ökonomen zur „Modernen Portfoliotheorie“ (MPT) begründet. Samuelson, der von der „New York Times“ nach seinem Tod 2009 in einem Nachruf als „führender Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt wurde, hat die Moderne Portfoliotheorie maßgeblich weitergedacht.
Entwickelt hatte die MPT aber bereits 1952 Harry Max Markowitz, der dafür 1990 den Nobelpreis erhielt. Sie bildet die Grundlage für zahlreiche Forschungsarbeiten über die Grundregeln der Kapitalanlage und die Wirkungsweise der Finanzmärkte – und ist zur Basis des passiven Investierens geworden. Markowitz hatte erstmals den wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass Diversifikation, also Streuung der Investments auf verschiedene Anlagen, einen positiven Effekt auf das Risiko und die Rendite eines Portfolios ausübt. Wenn Anleger ihr Vermögen auf verschiedene Anlagen verteilen, bewirkt das auf der Ertragsseite einfach nur, dass die Renditen der Anlagen gemittelt werden. Die Risiken hingegen werden dadurch tatsächlich sogar überproportional reduziert. Die Diversifikation verbessert also das Rendite-Risiko-Verhältnis.
Harry Max Markowitz
Die einzelnen Vermögenswerte sollten, wie es in der Fachsprache heißt, möglichst wenig miteinander korreliert sein: Ihre Wertentwicklung sollte sich also nicht gleichgerichtet entwickeln, sondern unterschiedlich auf wirtschaftliche, finanzielle und politische Einflüsse reagieren. Salopp gesagt: Ein Hersteller von Sonnencreme profitiert von einer lang anhaltenden Schönwetterperiode, ein Regenschirmhersteller dagegen von schlechtem Wetter. Wer als Anleger auf beide Produzenten setzt, macht sich von Wettereinflüssen weitgehend unabhängig.
Es macht daher laut Markowitz wenig Sinn, ein Depot aufzubauen, das vorwiegend aus Autoaktien oder Bankwerten verschiedener Länder besteht. Viel besser ist es, das Geld auf viele Branchen und Länder aufzuteilen.
Hier sind ETF ideal, da es kostengünstige Indexfonds für eine große Zahl von Anlageklassen gibt, also für verschiedene Märkte (Aktien, Anleihen, Rohstoffe), Regionen, Branchen, Strategien und Anlageformen. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „ETF für Fortgeschrittene“ ab S. 127. „Diversifikation ist das Einzige, was es an der Börse umsonst gibt“, brachte Markowitz seine Erkenntnisse auf einen griffigen Nenner.
Was meinte er damit? Ein gut diversifiziertes Portfolio hat immer ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis als einzelne Bausteine daraus – seien es einzelne Aktien, Länder oder Branchen. Und das Rendite-Risiko-Verhältnis ist die Größe, auf die es am Ende ankommt, wenn man Geldanlagen bewerten und vergleichen möchte. Nur dank Diversifikation kommt man also leicht zu einem besseren Portfolio.
HÄTTEN SIE’S GEWUSST ?
Die drei Wissenschaftler Dimson, Marsh und Staunton von der London Business School berechnen seit vielen Jahren die realen, also inflationsbereinigten Erträge von Aktien, Anleihen und kurzfristigen Staatspapieren (englisch Bills) für 21 Länder bis ins Jahr 1900 zurück. Das Ergebnis für diese Staaten zusammen bis Ende 2019 sieht so aus:
Aktien kamen auf eine durchschnittliche reale (also inflationsbereinigte) jährliche Rendite von 5,2 Prozent,
Anleihen erzielten mit 2,0 Prozent erheblich weniger,
kurzfristige Zinspapiere mit 0,9 Prozent lediglich gut ein Sechstel von Aktien.
Addiert man zu diesen realen Renditen die Inflationsrate hinzu, die in den 21 Ländern im Schnitt 2,8 Prozent betrug, brachten Aktien 8,0 Prozent „sichtbare“ Rendite pro Jahr.
Indexfonds stellen damit Privatanlegern das gleiche Handwerkszeug zur Verfügung wie den Profis. Manche Experten sehen in ETF daher die „Demokratisierung der Geldanlage“, weil sie gleiche Möglichkeiten für alle schaffen. Private Anleger mit geringen Ersparnissen können die Vorzüge breiter Streuung zu ähnlich niedrigen Kosten erzielen wie Großanleger. Und sie brauchen, wenn sie langfristig investieren, keinen teuren Rat von Banken, Vermögensverwaltern oder Finanzberatern. Sie brauchen kein Herrschaftswissen, um so erfolgreich anlegen zu können wie Profis. Oder, wie es der Münsteraner Wirtschaftsprofessor Martin T. Bohl ausdrückt: Vermögensanlagen mit passiven Investitionsstrategien „benötigen vergleichsweise wenig Know-how“, zudem sei „immer