Brigitte Wallstabe-Watermann

Anlegen mit ETF


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und, falls es wieder höhere Zinsen gibt, auch kurzlaufende Anleihen oder ETF auf Indizes mit Anleihen kurzer Laufzeiten.

       4 Die Altersvorsorge

      Hier landet das Geld, das nach dem Erklimmen der ersten drei Stufen frei bleibt für den langfristigen Vermögensaufbau. Eine gute Basis bildet ein Mix aus Aktien-ETF und Zinsanlagen. Als Zinsanlagen bieten sich wahlweise Tagesgeld oder ETF auf marktbreite Indizes auf sichere Euroland-Anleihen an (siehe „Bequem anlegen – die Pantoffel-Portfolios“, S. 70).

      Auf dieser Ebene legt man zunächst also das Geld beiseite, das man für die laufenden monatlichen Ausgaben braucht. Es empfiehlt sich, ständig etwa eine durchschnittliche Monatsausgabe auf dem Girokonto parat liegen zu haben. Aber nicht mehr, denn in aller Regel gibt es auf das hier deponierte Geld gar keine oder allenfalls minimale Zinsen zu verdienen.

      Wichtige Grundregel: Ein Abrutschen in den Dispositionskredit sollte für Sie möglichst tabu sein. Denn der Überziehungskredit auf dem Girokonto ist besonders teuer: Selbst im Juli 2019 lag der durchschnittliche Dispozins in Deutschland nach den Ermittlungen der Finanztest-Redaktion immer noch bei mehr als 9,5 Prozent. Zum Vergleich: Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, lag zu diesem Zeitpunkt bei null Prozent.

       Terrasse 2: Der Notgroschen

      Haben Sie auf dem Girokonto das erste Finanzpolster liegen, geht es weiter auf Terrassenstufe 2. Hier gilt es, eine eiserne finanzielle Reserve aufzubauen, damit man von einer unvorhergesehenen Ausgabe finanziell nicht auf dem falschen Fuß erwischt wird. Damit man bei Bedarf jederzeit an das Geld herankommt, bietet sich ein verzinstes Tagesgeldkonto als Parkplatz an. Angesichts der aktuellen Nullzins-Politik der EZB sind die Zinsen darauf derzeit allerdings ebenfalls sehr niedrig, den Ausgleich der Teuerung schafft man damit nicht. Daher ist es nicht sinnvoll, auf dieser Stufe als Notreserve zu viel Geld auf Tagesgeldkonten zu parken.

      Nach einer Daumenregel sollte man in der Notfallreserve etwa zwei bis drei Netto-Monatsgehälter deponieren – je nach eigenem Sicherheitsbedürfnis und finanziellem Spielraum. Sehr Vorsichtige satteln noch ein bis zwei Nettomonatsgehälter drauf.

       Terrasse 3: Geld für größere Anschaffungen

      Hat man auf Terrasse 2 das Geld für die Notreserve zusammen, geht es weiter auf Stufe 3. Dort spart man Geld für mittelfristige Ziele an. Das kann zum Beispiel das Eigenkapital für eine Eigentumswohnung sein, die man in ein paar Jahren erwerben möchte. Oder das Geld für ein sechsmonatiges Sabbatical – eine Auszeit vom Job, vielleicht verbunden mit einer langen Reise. Klar ist: Wie viel Geld auf dieser Stufe zu sparen ist, hängt vom Ziel selbst ab. Wie man beim Sparen vorgeht, hängt wiederum davon ab, wie viel Zeit man sich geben will, um es zu erreichen.

      Wenn man sein Ziel schon in zwei, drei Jahren erreichen möchte, sollte man beim Sparen darauf vorsichtiger agieren, als wenn man sich länger Zeit lassen kann. Daher gilt: Je näher das angepeilte Sparziel liegt, desto stärker muss man auf sichere Zinsprodukte und weniger auf börsennotierte Investments setzen. Infrage kommen zum Beispiel Anlageformen wie Festgelder oder auf die Spardauer abgestimmte Anleihen von soliden Schuldnern.

       Terrasse 4: Die Altersvorsorge

      Erst wenn man diese drei Stufen nacheinander erklommen und auf jeder die entsprechende Summe angehäuft hat, sollte man sich um seinen langfristigen Vermögensaufbau kümmern. Jetzt kann man die übrigen freien Mittel investieren sowie Gelder, die man nun idealerweise auch Monat für Monat aus dem laufenden Einkommen aufbringen kann, um sein Vermögen dauerhaft zu mehren. Nun gilt: Je länger der Sparhorizont, desto stärker kann man hier auf langfristig renditestarke Anlagen wie Aktien-ETF (siehe S. 46) setzen. Denn eines ist klar: Mit Zinsanlagen allein lässt sich derzeit nicht einmal die Inflationsrate schlagen, langfristig ist das vor allem mit Sachwertanlagen wie Aktien zu schaffen.

       image Töpfe 1 bis 3 wieder auffüllen !

      Haben Sie auf Terrasse 1 bis 3 Geld entnommen, sollten Sie Ihre Sparanstrengungen darauf verwenden, zunächst den Geldtopf auf dieser Stufe wieder zu füllen. Mit ETF-Sparplänen zum Beispiel können Sie flexibel reagieren: Sie können jederzeit mit den Zahlungen pausieren, wenn das dafür verwendete Geld zwischenzeitlich besser für ein anderes Sparziel eingesetzt werden sollte. Sind die Geldtöpfe auf Stufe 1 bis 3 wieder gefüllt, können Sie den ETF-Sparplan bequem und ohne Zusatzkosten wieder aufnehmen. So bleiben Sie stets liquide, behalten aber gleichzeitig das Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus im Blick.

      Eine bequeme und einfache Möglichkeit für den langfristigen Vermögensaufbau stellen wir Ihnen mit dem Konzept des Finanztest-Pantoffel-Portfolios vor (siehe Kapitel „Mein ETF-Plan“ ab S. 70).

      Wer sich bei der Strukturierung seiner Finanzen an das Terrassenmodell hält, bleibt nicht nur Monat für Monat flüssig. Er weiß auch, wie groß sein Spielraum ist, sinnvollen Vermögensaufbau mit ETF zu betreiben.

      image Gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen zu sparen – diesen Fehler begehen viele.

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      Wenn Sie das Terrassenmodell für sich nutzen möchten, sollten Sie daher die einzelnen Stufen Schritt für Schritt erklimmen. Es ist nicht sinnvoll, von Stufe 1 mit einem großen Satz direkt auf Stufe 4 zu springen. Mit einer Ausnahme: Sparverträge auf Vermögenswirksame Leistungen (VL), die man inzwischen auch in ETF anlegen kann. Wer per Tarifvertrag Anspruch darauf hat, sollte sie abschließen, um nicht bares Geld zu verschenken (siehe „Geschenktes Geld vom Chef in ETF investieren“ ab S. 80). Geringverdiener erhalten auch noch staatliche Zulagen und Prämien dazu.

      Gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen zu sparen – diesen Fehler begehen viele. Oft geschieht dies auf den „guten Rat“ von Bankberatern oder Versicherungsvermittlern hin. So kommt es immer wieder vor, dass ein Berufseinsteiger eine private Rentenversicherung abschließt und Monat für Monat schauen muss, dass er die Rate aufbringen kann und dafür womöglich sein Girokonto überzieht. Wer in diese Falle getappt ist, betreibt Vermögensaufbau auf Pump – dass sich das langfristig nicht lohnen kann, liegt auf der Hand. Ebenso wenig ist es sinnvoll, gleichzeitig auf allen Stufen zu sparen. Das führt schnell zur finanziellen Überforderung. Damit all dies nicht passiert, empfiehlt sich die Orientierung am Terrassenmodell, das in jedem Alter und in jeder Lebenslage leicht umsetzbar ist.

       Das Ziel bestimmt das Mittel

      Die perfekte Geldanlage? Sollte hohe Renditen erwirtschaften, dazu zugleich vollkommen sicher und jederzeit wieder veräußerbar sein, wenn man anderweitig dringend Geld benötigt. Klingt gut? Gibt es aber leider nicht, auch wenn windige Berater gerne versuchen, diesen Eindruck zu erwecken.

      Mithilfe des „magischen Dreiecks der Geldanlage“ (siehe Grafik S. 32) lässt sich dieses Spannungsfeld gut darstellen. Jedes Anlageprodukt hat demnach in den drei Dimensionen des magischen Dreiecks ein klares Profil, das es von anderen Anlageprodukten unterscheidet. Ein Anleger, der auf der Suche nach einem zu ihm passenden Anlageprodukt für eine Stufe seines persönlichen Terrassenmodells ist, sollte sich dies vor Augen halten:

       Eine Geldanlage ist entweder sicher oder rentabel oder jederzeit verfügbar, jedoch nie alles zugleich.