Doris Herrmann

Känguruherz


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trotz ihrer altersbedingt eingeschränkten sprachlichen Verständigung – mit grossem Eifer dabei, noch einige kunstgewerbliche Fertigkeiten zu erlernen, was ihnen auch mit Malen, Weben und Flechten mehr oder weniger gut gelang. Da meine Chefin beim Weben nicht so viele Kenntnisse besass wie ich, war ich nur allzu gern bereit, ihr zu helfen.

      Doch ich webte nicht nur, sondern zeichnete und malte auch an einem Kinderbuch. Den Text dazu lieferte mir eine Tiergeschichte der Aboriginals. Sie hiess „Das lachende Wasser.“

      Eines Tages kam ich von der Arbeit heim und begegnete Papa an der Haustür. Er war sehr blass. Seine vor etwa einem Jahr diagnostizierte Leukämie machte ihm schwer zu schaffen. Ich sah Tränen in seinen Augen. Aber er lächelte, und es war ein glückliches Lächeln. Ich ahnte, dass es die Vorfreude über die Verwirklichung meiner Projekte war, die er hoffte noch erleben zu dürfen.

      „Heute habe ich eine wichtige Nachricht für Dich. Rate mal, was es ist“, sagte er. Und dann berichtete er von einem langen Telefonat mit Prof. Lang, dem es zu danken war, dass mein Kinderbuch vom „lachenden Wasser“ bald auch gedruckt werden sollte.

      Unerwartetes Zusammentreffen

      Während meiner Kängurubeobachtungen im Basler Zoo hatte ich eines Tages ein beglückendes Erlebnis, das meine noch immer anhaltende Niedergeschlagenheit ein wenig milderte. Als ich auf meinem Schemel am Rande des Besucherweges sass, die schussbereite Kamera samt Teleobjektiv vor mir auf dem Stativ, erblickte ich einen Tierpfleger, gefolgt von einer jungen, blonden Frau. Er zeigte ihr die von mir erstellten Listen über den Kängurubestand und wies auf die einzelnen Tiere, die er natürlich ebenso gut kannte wie ich. Zunächst glaubte ich, es handle sich um eine Berufsfotografin. Dann blickten die beiden zu mir herüber, und meine Anspannung wuchs so stark, dass meine Konzentration nachliess. Nach einer Weile kamen sie zu mir, und ich begrüsste die junge Frau. Es stellte sich heraus, dass sie Vreni Meyer hiess, Zoologiestudentin war und gerade begonnen hatte, an ihrer Dissertation über das Verhalten der Kängurus zu arbeiten. Wie ich später erfuhr, hatte Prof. A. Portmann von Zoologischen Institut Basel sie bereits auf mich aufmerksam gemacht, was ich sehr rührend fand. Bei den folgenden regelmässigen Treffen gelang uns sehr bald eine mühelose Verständigung. Dieser Gedankenaustausch sollte für uns beide sehr wertvoll werden.

      Oft beobachteten wir gemeinsam und diskutierten anschliessend das Gesehene. Es waren wunderbare Stunden, und Vreni und ich wurden enge Freundinnen! Sie erteilte mir Unterricht in Physiologie, Evolutionslehre und anderen Teilbereichen der Biologie. Ausserdem half sie mir bei meinen Vorbereitungen für vergleichende Studien wildlebender und gefangener Kängurus, die ich selbstständig in Australien vornehmen wollte. Ohne eine vorherige sorgfältige Vorbereitung im Zoo war dies kaum möglich. Ich war zuversichtlich, in wenigen Jahren die grosse Reise mit Mama antreten zu können, so wie Papa es sich immer gewünscht hatte. Doch dessen Gesundheitszustand verschlimmerte sich, die Schmerzen quälten ihn zusehends. Er wurde bettlägerig. Für mich waren es die innigsten Augenblicke, wenn ich abends allein bei ihm am Bett sass. Vieles vorübergehend Vergessene aus seiner Vergangenheit lebte nun wieder in ihm, und ich nahm alles in mich auf. Papa erzählte heitere Jugendgeschichten aus Schwabach bei Nürnberg, wo er mit seinen Eltern und drei Brüdern in einem grossen, alten Hause aus dem Jahre 1561 gelebt hatte. Wir sprachen auch über unsere Israelreisen. Ich versank in wehmütige Erinnerungen. Es war auf einer Busfahrt entlang des Toten Meeres bei Sonnenuntergang. Ich sass angeschmiegt an Papa und fühlte mich Gott nahe. Da erlebte er wie in einer Vision den befreiten Zugang zur Klagemauer in Jerusalem! (Der 6-Tage-Krieg sollte ihm Recht geben.)

      Es war eine grosse und tiefe Nähe zwischen uns.

      Bald schon versiegten unsere Gespräche, da man Papa wegen seiner starken Schmerzen Morphium verschrieb, was seine Präsenz erheblich minderte. Trotzdem blieb eine elementare Kommunikation zwischen uns bis zu seinem Tod erhalten. Ab und zu korrigierte Papa sogar noch humorvoll meine undeutliche Aussprache der Silben und zog dabei seine langen, buschigen Augenbrauen hoch, so dass ich eiligst verschwand, um heimlich zu weinen. Eines Abends half ich der Gemeindeschwester Papa aufzusetzen. Dabei betrachtete ich sein abgemagertes Gesicht, strich über die dicken Augenbrauen und sagte ihm, diese seien so hübsch. Freundlich lächelte er mich an. In der folgenden Nacht verschied er, beinahe siebzigjährig, friedlich daheim. Das war im Juni des Jahres 1967. Die Gesellschaft Papas fehlte mir sehr. Nur in meinen Träumen konnte ich sie wiederfinden.

      Meine Mutter und ich führten die Geschäfte Papas – den Handel und die Reparatur von Büromaschinen – nun alleine weiter. Ich war stolz darauf, von ihm so viel gelernt zu haben, um zusammen mit Mama auf die Übernahme des Geschäftes gut vorbereitet zu sein. Während Mama für den Telefondienst verantwortlich war und meine Geschäftsbriefe korrigierte, wachte ich über die Preiskalkulation und das Erstellen der Rechnungen. Elektronische Hilfsmittel, wie Fax, Email oder Schreibtelefon gab es damals noch nicht, so dass ich immer wieder auf die Hilfe Mamas angewiesen war. Dennoch ging alles besser als wir geglaubt hatten. Und schliesslich, so betonte meine Mama immer wieder, durften wir froh sein, dass wir uns auf diese Weise unsere grosse Reise nach Australien finanzieren konnten!

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