Walter G. Pfaus

Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien


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      „Sehen Sie, wir bieten auch den Einbau von Mobiltelefonen samt Freisprechanlage an. Deswegen kann man hier auch Handys erwerben. Ist für uns ein Zusatzgeschäft und wie heißt es so schön? Man soll geschäftlich nie alle Eier in einen Korb legen.“

      „Heißt das, Miss Crawley hat hier ein Handy erworben?“, hakte ich sofort nach.

      Johnson nickte. „Ja. Allerdings nur eins dieser billigen Dinger ohne Vertrag, die man mit einer Prepaid-Karte betreiben muss. Man hat dann keinen festen Vertag, sondern kann immer nur den Betrag vertelefonieren, der noch auf der Karte gespeichert ist.“

      Prepaid-Handys waren das Kommunikationsmittel, das bei den Gangstern den höchsten Beliebtheitsgrad hatte, da man das Gerät nur schwer einem einzelnen zuordnen konnte und es normalerweise sehr abhörsicher war.

      „Wir brauchen die Nummer, die für Miss Crawley eingerichtet worden ist!“, verlangte ich.

      „Ich suche sie Ihnen heraus“, versprach Johnson.

      „Okay.“ Während ich mich an Milo wandte, verschwand Johnson in einem Nebenraum. „Wenn wir Glück haben, können wir Bykov mit dem Ding orten!“

      „Falls er es irgendwann mal einschalten sollte.“

      „Ich will nicht hoffen, dass es sein Ersatzgerät ist!“

      Milo hob die Augenbrauen. „Dass Nora Crawley es gleich an ihn weitergereicht hat, stellst du gar nicht erst in Frage, oder?“

      „Sie hat es für Bykov besorgt, da wette ich drauf!“

      Nachdem wir das Gespräch mit Johnson beendet hatten, fuhren wir zurück zur Federal Plaza.

      Die Fahndung nach Bykov lief auf Hochtouren – nur leider bislang ziemlich erfolglos.

      Nicht einmal was die Kennzeichen anging, machte ich mir große Hoffnungen, dass sie einen Fahndungserfolg brachten. Bykov war schließlich mit allen Wassern gewaschen und hatte sicher für Ersatz gesorgt.

      37

      Am nächsten Tag fand sich Marenkov zusammen mit Max Carter in unserem gemeinsamen Dienstzimmer ein.

      „Wie war Ihr Rendezvous mit dem geheimnisvollen Informanten, Valerij?“, fragte ich ihn.

      Major Marenkov vollführte eine wegwerfende Handbewegung. „Hat leider nicht stattgefunden!“

      „Sagen Sie bloß, der Kerl ist unzuverlässig“, mischte sich Milo ein.

      Marenkov schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben die Sache aus Sicherheitsgründen abgeblasen. Mein Informant war sich nicht sicher, ob er verfolgt wird. Er wird sich morgen wieder bei mir melden.“

      „Viel Glück dabei“, sagte ich.

      Max Carter hatte immerhin ein paar Neuigkeiten auf Lager.

      „Habt ihr schon gehört, dass Staatsanwalt Thornton Anklage gegen Kimberley Templeton erheben wird?“

      „Dann war sie wohl doch nicht so unschuldig, wie sie immer glauben machen wollte!“, lautete Milos Kommentar.

      Max fuhr fort: „Sie steckt sogar ziemlich in den Geschäften ihres Mannes mit drin. Und was dessen Unfall angeht, so könnte man durchaus auch auf die Idee kommen, dass das in Wahrheit ein Mordanschlag war.“

      38

      Bykov fuhr den Ford Maverick auf das Grundstück der Im- und Exportfirma Super Cargo Inc. im Norden von Yonkers. Super Cargo hatte eine eigene Hafenanlage für Frachtschiffe am Hudsonufer. Sowohl Binnenschiffe als auch Seeschiffe mittlerer Tonnage konnten hier anlegen. Ansonsten bestand der Fuhrpark aus Fahrzeugen jeder nur erdenklichen Größe.

      Vom großen Container-Truck bis zum kleinen Mercedestransporter war alles dabei.

      Bykov überprüfte die Ladung seiner Waffe und schraubte den dazugehörigen Schalldämpfer auf, bevor er die Waffe wieder unter seiner Jacke verbarg.

      Verwundert stellte er fest, dass heute offensichtlich bei Super Cargo nicht gearbeitet wurde.

      Ein Mann mit Vollbart trat aus einer der Lagerhallen. Er näherte sich.

      „Hallo, Ben!“, sagte Bykov. Er tickte gegen den Mercedes Transporter. „Das ist er doch – der Wagen, den ihr benutzt habt, um bei mir in der Galerie aufzuräumen.“

      „Nein, der Wagen steht auf der anderen Seite. Wir besitzen zwei davon.“

      „Ich verstehe.“

      „War aber auch eine ziemliche Sauerei, die wir da wegmachen mussten.“

      „Ihr habt es gut bezahlt bekommen. Wo sind die anderen Jungs?“

      „Im Haus.“

      „Das ist gut. Ich brauche nämlich etwas Hilfe, um die Kisten mit den Ikonen in meinen Wagen zu bringen.“

      Ben kratzte sich an seinem Vollbart.

      „Wäre es nicht klüger, die Kisten zu abzustoßen? Meinetwegen auch für die Hälfte des Wertes?“

      Bykov grinste. „Ihr hättet mir ja ein vernünftiges Angebot machen können!“

      „An heißer Ware sind wir erst wieder interessiert, wenn sich die Aufregung in der Eremitage wieder gelegt hat und die richtigen Leute ihren Einfluss zurück gewonnen haben. Das kann schon in einem Jahr der Fall sein.“

      „Dabei würde ich einen zu großen Verlust machen.“ Bykov schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde es anders machen.“

      „So?“

      „Ich werde einfach abwarten.“

      „Es ging ja schon lange das Gerücht um, dass Byron Templeton auf einem riesigen Berg an Eremitage-Kunst sitzen soll wie der Hahn auf dem Misthaufen. Jetzt sollen die Cops das Zeug in seinem Haus auf Montauk gefunden haben.“

      „Templeton bekommt davon zum Glück nicht mehr viel mit“, sagte Bykov. Er sah auf die Uhr. „Wo sind die Kisten?“

      „Komm mit!“

      „Dann fahre ich den Wagen vor die Tür“, schlug Bykov vor.

      Ben schüttelte den Kopf. „Nein, komm jetzt erstmal mit. Wir müssen etwas besprechen.“

      Das klingt nicht gut!, dachte Bykov.

      „Wie du willst“, murmelte er zwischen den Zähnen hindurch.