Alfred Bekker

Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis


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Mylady, natürlich nicht. Allerdings würde es mich interessieren, warum sich Mr. McBride überhaupt hier aufgehalten hat, bevor er des Hauses verwiesen wurde.“ Er forschte in meinem Gesicht, als könnte er die Antwort dort finden, ohne dass ich etwas sagte.

      „Wir – ich hatte bei Professor Hagen fachlichen Rat gesucht, und er stellte mir seinen Assistenten zur Verfügung.“

      „Und dann kam der Professor doch noch selbst hierher?“

      „Warum nicht? Die Sache hatte ihn einfach interessiert.“

      „Ja, ich glaube, ich verstehe“, gab er in einem Tonfall zurück, der mir klarmachte, dass er in Wirklichkeit nichts verstand.

      „Was ist denn eigentlich gestohlen worden? Niemand bricht irgendwo ein, nur um Verwüstungen anzurichten?“, erkundigte ich mich. Genau das aber hatte ich auf dem Weg in die Bibliothek, wo dieses Gespräch stattfand, festgestellt. Porzellan war achtlos auf den Boden geworfen worden, Möbel lagen umgestürzt umher, und Bücher wie auch Dekoration waren aus den Regalen gerissen geworden. Selbst hier in der Bibliothek sah es teilweise aus wie auf einem Schlachtfeld, was meinen Vater sehr schmerzen musste, denn er hing sehr an seinen seltenen Exemplaren.

      „Na allem, was wir bisher feststellen konnten, fehlt tatsächlich nichts, obwohl sogar der Safe im Esszimmer aufgebrochen wurde“, erklärte Hopkins kopfschüttelnd. „Deshalb erscheint es mir relativ unwahrscheinlich, dass Mr. McBride dafür verantwortlich sein soll. Aber glauben Sie mir, Lady Jessica, es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die nichts weiter im Sinn haben als Zerstörung. Es interessiert mich nun aber doch, in welcher Weise Sie den fachlichen Rat eines Historikers brauchen, Lord Reginald, oder vielmehr Sie, Mylady?“

      Ein Lächeln flog über das Gesicht meines Vaters, und ich wusste, dass er das im Augenblick wertvollste alle Bücher nicht in den einfachen Safe im Esszimmer eingeschlossen hatte.

      „Wenn Sie sich einen Moment gedulden wollen, Sir.“ Er verschwand durch ein Regal, das nicht einmal den forschenden Augen des Polizisten aufgefallen war, und kam gut zwei Minuten später mit den schweren Buch zurück.

      „Donnerwetter, ein Prachtexemplar. Ja, ich verstehe, dass das selbst für so hoch gebildete und kultivierte Menschen ein Rätsel bilden kann. Sind Sie schon länger im Besitz dieses Buches?“

      „Ich fand es auf dem Dachboden, als ich nach Kindheitserinnerungen suchte“, sagte ich rasch. Auf keinen Fall wollte ich, dass die wahre Geschichte ans Tageslicht kam. Wie sollte man schließlich einem Polizisten die Existenz von gleich drei Geistern begreiflich machen?

      Hopkins zuckte mit den Schultern. „Das war es eigentlich schon. Ich bin Ihnen und Ihrem Personal für die vorbildliche Kooperation sehr dankbar. Sobald wir neue Erkenntnisse oder sogar den Täter haben, werde ich mich bei Ihnen melden. Einen schönen Tag wünsche ich.“

      Er stolperte an der Tür fast über Henson, der gerade Professor Hagen anmelden wollte. Diese Gelegenheit ließ sich der Beamte natürlich nicht entgehen.

      „Professor, nur ein paar kurze Fragen, um das Protokoll zu vervollständigen.“

      James nickte. Mich wunderte es nur kurz, dass er so rasch hier auftauchte. Als ich jedoch einen kurzen Blickwechsel zwischen ihm und meinem Vater auffing, war mir alles klar. Dad hatte ihn informiert. Im nächsten Moment bekam ich einen Eindruck von der außerordentlichen Reaktionsfähigkeit.

      „Was sagen Sie als Experte nun zu diesem Dachbodenfund?“, erkundigte sich der Polizist, und James lächelte.

      „Ein ganz wunderbares Buch. Ich bin Lady Jessica sehr dankbar für die Ehre, eine Begutachtung vornehmen zu dürfen.“ So war er, der Professor. Man konnte ihn wirklich als Genie bezeichnen.

      Hopkins verschwand endgültig, und das Lächeln im Gesicht des Wissenschaftlers ebenfalls.

      „Ist Ihnen etwas passiert?“, erkundigte er sich als erstes, und wir schüttelten den Kopf.

      „Und das Buch – ach, da ist es ja.“ Er musterte das Chaos ringsum. Draußen hatte das Personal schon mit dem Aufbäumen begonnen.

      „Sollte das wirklich Gordon gewesen sein, und ich fürchte, wir haben damit recht, dann wird er jetzt nicht besonders zufrieden sein“, stellte James fest. Er schaute mich an. „Ich denke sogar, dass Sie sich in Gefahr befinden, Lady Jessica. Denn durch meinen Rat haben Sie ihn erst in die Sache hineingezogen. Und sein brennender Ehrgeiz wird es nicht zulassen, dass er so kurz vor dem Ziel seiner Wünsche eine Niederlage erleidet. Außerdem, wenn ich Ihren Vater richtig verstanden habe, ist Ihnen eine Art Schatz versprochen worden für den Fall, dass Sie Erfolg haben.“

      „Den will ich doch gar nicht“, wehrte ich ab.

      „Sie vielleicht nicht, er schon. Ich würde vorschlagen, dass Sie bis zur endgültigen Klärung nirgendwo allein hingehen.“

      „Übertreiben Sie da nicht etwas“, hielt ich ihm entgegen.

      „Nein, er hat recht“, sagte mein Vater.

      „Ach, ihr seid ja nicht gescheit. Soll ich mir jetzt einen Leibwächter engagieren?“

      „Eine gute Idee.“ James Hagen lächelte. „Am liebsten würde ich diesen Auftrag selbst übernehmen.“

      Ich tippte mich an die Stirn, um den beiden deutlich zu machen, was ich von diesem Einfall hielt. James lachte mich an.

      „Sie sind so herzerfrischend normal, Sie und Ihr Vater. Fast wünsche ich mir, dass die Erforschung dickes Buches noch länger dauert“, erklärte er unverblümt.

      „James, brauchen Sie tatsächlich einen Vorwand, um hierher zu kommen?“ wandte mein Vater ein, und ich spürte plötzlich, wie Röte in mein Gesicht zog. Ich empfand doch nicht etwas für diesen Mann, der so ungeheuer bestimmend und arrogant sein konnte? Aber vielleicht handelte es sich hier auch nur um eine Maske, wie wir alle sie von Zeit zu Zeit trugen. Mein Vater schien jedenfalls nichts dagegen zu haben, dass der Professor Anstalten machte, sich um mich zu bemühen.

      Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Handy sich meldete. Der Zoo! Gab es etwa Schwierigkeiten?

      Louis Johnson war am anderen Ende und berichtete, dass Sheena in Raserei ausgebrochen war. Da ich ein gutes Verhältnis zu der Gepardin besaß, bat er mich zu kommen und das Tier zu beruhigen, falls es mir möglich war. Augenblicklich wollte ich mich auf den Weg machen, doch James hielt mich auf.

      „Sie sollten wirklich nicht allein fahren“, mahnte er.

      Ich zuckte die Schultern. „Dann kommen Sie meinetwegen mit, auch wenn ich das für absolut überflüssig halte. Dabei dachte ich doch, Sie brennen vor Neugier in dem Buch zu lesen.“

      „Ohne Sie macht das mir nur halb so viel Spaß. Außerdem ist es Ihre Entdeckung, Sie sollten schon dabei sein.“ Seine Stimme klang warm und vertraut, sie hüllte mich ein wie eine Decke aus Gefühlen, die mich vor allem und jedem beschützen sollten. Ich unterdrückte den Impuls mich an ihn zu lehnen. In seinen Augen funkelte es auf, als habe er meine Gedanken gelesen.

      Eine Viertelstunde später, nachdem ich mich gewaschen und umgezogen hatte, machten wir uns auf den Weg in den Zoo.

      17

      Sheena lief unruhig auf und ab, sprang plötzlich