Sinne zu schwinden drohten.
Er war ein geübter Verführer, doch er ließ seine Erfahrung niemals in gedankenloser Routine erstarren, sondern setzte immer wieder neue, zündende Impulse, die Stefanies Herz in Flammen aufgehen ließen.
„Es tut so gut, mit dir zusammen zu sein“, flüsterte Stefanie erregt.
Matthias streichelte zärtlich ihre geröteten Wangen. „Wie konnte ich nur so lange ohne dich leben? Seit ich dich kenne, ist mir das unbegreiflich.“
Sie hatten sich auf einer Sportgala kennengelernt. Matthias war mit Vertretern des Wylander-Unternehmens dagewesen und mit einer zickigen Blondine namens Uschi. Uschi war sehr schnell aufgefallen, dass er sich nicht mehr für sie, sondern nur noch für Stefanie Behrensen interessierte, und sie hatte beschlossen, ihm eine ganz hässliche Szene zu machen.
Um dafür so richtig schön in Fahrt zu kommen, hatte sie einige Whiskys gekippt und war, ehe sie mit ihrem Spektakel loslegen konnte, lallend zusammengesackt und stillschweigend von hilfsbereiten Freunden abtransportiert worden.
„Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns kennengelernt haben?“, fragte Matthias.
„Natürlich“, gab Stefanie leise zurück. „Ist ja noch nicht so lange her.“
„Zwei Monate.“
„Zwei Monate, drei Tage und sechzehn Stunden“, sagte Stefanie schmunzelnd.
Matthias nickte. „Richtig. Wenn man ganz genau sein will. Ich habe dich gesehen und war sofort total von der Rolle. Ich meine, ich habe dich damals natürlich nicht zum erstenmal gesehen. Von Fotos und aus dem Fernsehen kannte ich dich schon lange, aber persönlich war ich dir bis zu diesem Fest noch nie begegnet.“
„Du warst in Begleitung.“
Matthias hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Aber ich hatte nur Augen für dich.“
„Deswegen hätte mir deine blonde Freundin am liebsten das Gesicht zerkratzt.“
Matthias lächelte. „Ich hätte es nicht zugelassen.“
„Sie war stinksauer auf mich. Mir war das schrecklich unangenehm.“
„Aber es war dir zum Glück nicht unangenehm, dich mit mir zu unterhalten“, sagte Matthias.
„Ganz richtig bei der Sache war ich jedoch nicht.“
Matthias nickte. „Das ist mir aufgefallen. Warum nicht?“
„Ich dachte: Jetzt platzt sie gleich vor Wut. Was tust du dann?“
Er nahm einen Grashalm und kitzelte sie damit.
„Nicht, hör auf“, bat sie.
„Ich sagte mir, ich müsse dich unbedingt wiedersehen, aber ich hatte das Gefühl, dir nicht sympathisch genug zu sein.“
„Du warst mir wirklich nicht besonders sympathisch“, gab Stefanie ehrlich zu.
„Warum nicht?“
Stefanie tippte mit dem Finger auf seine Nasenspitze. „Du hast so entsetzlich angegeben.“
„Ich war wahnsinnig unsicher. Ich wollte das damit überspielen.“
„Du hättest beinahe alles verdorben“, verriet ihm Stefanie. „Als du mich fragtest, ob wir uns wiedersehen könnten, wollte ich nein sagen.“
„Warum hast du dann doch ja gesagt?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Stefanie unsicher. Sie wusste es wirklich nicht.
Er legte den Arm um ihre Schultern. „Ich bin froh, dass du mir keinen Korb gegeben hast. Wir wären sonst nie ein Liebespaar geworden.“
Irgendwo trommelte sich ein Specht die Mahlzeit aus dem Baum.
„Du wärst noch immer mit dieser Blondine beisammen“, sagte Stefanie.
„Mit Uschi Lang?Das glaube ich nicht. Unsere Beziehung war bereits so gut wie tot. Wir wollten es beide nur noch nicht wahrhaben. Die Begegnung mit dir hat den Trennungsprozess glücklicherweise beschleunigt.“
„Ich hatte ein schlechtes Gewissen“, sagte Stefanie leise.
„Wegen Uschi?“
„Ja“, antwortete Stefanie.
„Du hast mich ihr nicht weggenommen.“
„Es hat für mich aber so ausgesehen“, erwiderte Stefanie.
Der Specht trommelte wieder. Matthias nahm Stefanies Gesicht in seine Hände und sah ihr verliebt in die Augen. „Weißt du, dass du wunderschön bist?“
„Ich weiß, dass ich nicht gerade hässlich bin. Aber wunderschön...“
„Wunderwunderschön“, sagte Matthias und bedeckte ihr makelloses Gesicht mit vielen kleinen Küssen. „Ich bin unsagbar froh, dass es dich gibt.“
Sie schmiegte sich an ihn. Wohlige Schauer durchrieselten sie. Durch die große Krone der Trauerweide strich der Wind mit unsichtbaren Fingern.
„Ich möchte mich entschuldigen“, sagte sie leise.
„Entschuldigen? Weswegen?“
„Ich war nicht nett zu dir, als dieser Fotograf uns vor dem Freibad überfiel“, erklärte Stefanie schuldbewusst.
„Ist doch schon wieder vergessen.“
„Überall lauern sie einem auf“, beklagte sich das junge Mädchen.
„Hast du noch immer nicht gelernt, damit zu leben?“
Stefanie seufzte. „Ich weiß, sie gehören dazu.“
„Sie haben dich berühmt gemacht. Ohne sie würde dich kein Mensch kennen.“
„Sie schränken das Privatleben schon sehr ein“, sagte Stefanie finster.
„Das ist der Preis, den alle berühmten Leute zahlen müssen“, meinte Matthias tröstend.
„Überall lauern sie einem auf. Nie kann man sicher sein, dass man wirklich allein ist. Das kann manchmal schon sehr lästig sein, und da kann es eben dazu kommen, dass mir die Nerven durchgehen.“
„Diese Leute tun doch nur ihren Job“, bemühte sich Matthias um Stefanies Verständnis.
„Ich weiß, und ich bemühe mich ja auch die meiste Zeit, mit ihnen auszukommen, aber immer schaffe ich es leider nicht.“ Stefanie blickte sich mitsstrauisch um. „Theoretisch kann auch hier hinter jedem Strauch ein Fotograf hocken und sein riesiges Teleobjektiv auf uns gerichtet haben.“
Matthias lachte belustigt. „Du leidest an Verfolgungswahn, Liebling.“
„Du kennst sie nicht so gut wie ich. Je intimer, je geschmackloser, je indiskreter die Fotos sind, die sie machen, desto mehr Geld bekommen sie dafür. Es ist ein widerwärtiger Beruf, für den sie sich entschieden haben.“
„Üben sie ihn nicht aus, tut es ein anderer“, entgegnete Matthias nüchtern. „Sie werden lediglich einer Nachfrage gerecht. Die Menschen, die vermehrt nach jenen Zeitungen greifen, die solche Fotos veröffentlichen, sind schuld daran, dass es sie gibt.“
Das Trommeln des Spechts erklang plötzlich näher, er musste den Baum gewechselt haben.
„Wann hast du deinen nächsten Wettkampf?“, erkundigte sich Matthias.
„In vierzehn Tagen“, antwortete Stefanie.
„Und wo?“
„In Berlin“, sagte Stefanie. „Wird ziemlich hart werden.“
„Du brauchst doch deine Gegner nicht zu fürchten.“
Stefanie hob den Zeigefinger und erklärte belehrend: „Man kann keinen größeren