A. F. Morland

Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015


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in seine Taschen geflossen wäre.

      Der Arzt ließ seinen Wagen die kleine holprige Böschung hinaufwippen. Er trat kräftig auf die Bremse. Der Wagen drehte sich mit blockierten Rädern halb um die eigene Achse. Der Motor starb ab. Dr. Mann sprang aus seinem Fahrzeug und keuchte auf sein Haus zu.

      In einiger Entfernung brüllte der Motor des Verfolgerwagens durch die Stille der Nacht. Die Scheinwerfer stachen wie milchige Finger in das undurchsichtige Schwarz der Landschaft.

      Dr. Mann schloss mit zittrigen Fingern die dicke Holztür auf, trat ein und schloss sie gleich hinter sich wieder. Er sperrte sie sorgfältig ab. Dann lief er zu der schweren, in der Diele stehenden Kommode. Er stemmte sich ächzend dagegen, stemmte die Beine gegen die gegenüberliegende Wand. Die Kommode begann pfeifend zu rutschen. Es kostete ihn viel Mühe, das schwere Ding vor die Tür zu kriegen, aber das war gut so, denn ebenso viel Mühe würde es die Kerle kosten, die Kommode von da wegzuschieben. Mehr sogar noch, denn er würde noch etwas dagegenspreizen, um ein Verrücken der Kommode unmöglich zu machen.

      Neben dem Kellerabgang fand er einen alten Axtstiel. Er war bestens dazu geeignet, die Kommode abzustützen.

      Dr. Mann mühte sich keuchend damit ab, den Stiel so zu verkeilen, dass er für die nächste Zeit die Tür vollkommen vergessen konnte, weil ihm von da einfach keine Gefahr drohen konnte.

      Die Fenster des Hauses waren vergittert. Allerdings nur jene im Erdgeschoss. Die im Obergeschoss waren es nicht, doch wie sollten die Gangster schon da hinauf gelangen?

      Dr. Mann rannte ins Wohnzimmer. Er riss eine Schrotflinte vom Haken, keuchte zum Schrank und holte die dazugehörige Schachtel mit der Munition. Zwei dicke Patronen schob er in die Läufe.

      Draußen knirschten die abgebremsten Pneus des Verfolgerwagens.

      Sie waren da. Die Mordbuben waren angekommen!

      Dr. Mann wieselte zum Fenster. Er sah sie aussteigen. Sofort zerschlug er die Fensterscheibe. Das Glas klirrte zu Boden. Dieses Geräusch ließ die Köpfe der Gangster zu diesem Fenster herumfliegen. Schon schob der Arzt die Flinte aus der schwarzen Öffnung. Noch ehe die Killer reagieren konnten, drückte er ab.

      Pino Calva und Ernie Walker hatten das Glück, auf der anderen Seite des Wagens ausgestiegen zu sein. Eddie Harvey hatte dieses Glück nicht. Er bekam die volle Schrotladung ab. Die Wucht des Schusses schleuderte ihn zurück und in den Wagen hinein. Die ganze Brust war ein einziger Blutfleck. Harvey rührte sich nicht mehr. Er war tot.

      Pino Calva registrierte es entsetzt.

      Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Arzt so fix sein würde. Er hatte ihn als leichten Gegner angesehen, mit dem er nach Belieben umspringen konnte. Er hatte Dr. Wendell Mann gehörig unterschätzt. Der Doc war ein zäher, harter Brocken, der jederzeit schrecklich hart zuschlagen konnte. Eddie Harvey hatte dies Als erster am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

      Pino Calva und Ernie Walker waren sofort in Deckung gegangen, als die Schrotflinte losbrüllte.

      Nun lagen sie auf dem Bauch und überlegten fieberhaft, wie sie dem schießwütigen Kerl das Handwerk legen konnten.

      Calva hob den Kopf ein wenig und brüllte voll Hass: „Mann! Komm 'raus, du Schwein! Komm ’raus, sonst holen wir dich!“

      Ein höhnisches Gelächter war die Antwort.

      „Holt mich doch!“, schrie Dr. Mann. Er schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Er glaubte sich in einer uneinnehmbaren Festung, die Calva und sein Killer niemals erstürmen konnten.

      Calva gab einen Schuss auf das Fenster ab, hinter dem er den Arzt vermutete. Die Kugel schlug den Rest der Scheibe aus dem Rahmen, doch sonst hatte sie keine Wirkung.

      Calva winkte Ernie zu sich. Ernie kroch zu ihm.

      „Ja, Boss?“

      „Versuch, von irgendeiner anderen Seite an das Haus ’ranzukommen, Ernie. Ich geb’ dir Feuerschutz!“

      Ernie nickte.

      „Okay, Boss. Ich kann’s ja mal versuchen.“

      Ernie kroch lautlos wie eine Schlange davon. Calva konnte ihn wenige Augenblicke später nicht mehr sehen. Er feuerte immer wieder auf das Fenster, um Dr. Mann in Schach zu halten. Doch der Doc gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

      Hatte er ihn etwa schon getroffen? War der Kerl etwa gar nicht mehr am Leben?

      Calva steckte seine Nase vorsichtig hinter der Kühlerhaube hervor. Sofort brüllte drüben die Schrotflinte auf.

      „Verdammt!“, fluchte Calva und zuckte blitzschnell wieder zurück. „Verdammt, der Kerl ist noch nicht hin. Der ist noch sehr lebendig.“

      Calva feuerte wieder nach dem Fenster. Er ballerte schnell hintereinander, um den Eindruck zu erwecken, dass Ernie bei ihm war.

      Ernie Walker hatte sich inzwischen im Schutze der Dunkelheit bis zur Seitenwand des Hauses vorgerobbt. Nun kam er auf die Beine und lief geduckt weiter.

      Er erreichte die Rückseite des Hauses und entdeckte in einiger Entfernung einen windschiefen Geräteschuppen. Ob der etwas Nützliches zu bieten hatte? Ernie entdeckte eine schmale Hintertür am Haus. Auf Zehenspitzen schlich er sich heran und versuchte die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen.

      Immer wieder hörte er Calva schießen. Einmal hörte er auch die Schrotflinte brüllen.

      Sollte er es wagen, sich gegen die Tür zu werfen? Wenn Calva vorne genügenden Radau schlug, hörte es der Doc nicht einmal.

      Als Calva wieder eine Schussserie abgab, warf sich Ernie, der schwere Brocken, gewaltig gegen das massive Holz der Tür. Er hatte das Gefühl, er wäre gegen eine Betonwand gerannt. Die Schulter schmerzte ihn nach dem dritten Anprall, doch der Tür hatte er nichts anhaben können. Absolut nichts. Zähneknirschend und sich ärgerlich die Schulter reibend, überlegte er, was er als Nächstes anstellen könnte.

      Er blickte nach oben. Die Fenster waren nicht vergittert. Aber wie kam er da hinauf? Die Wand war glatt. Es gab keine Stütze. Er wandte sich zum Schuppen um. Vielleicht fand er eine Spitzhacke, mit der er die Eisenstäbe aus der Mauer schlagen konnte.

      Natürlich war auch die Tür des Schuppens abgeschlossen. Sie stellte aber für Ernie kein großes Problem dar. Er trat einmal heftig dagegen, und sie flog scheppernd auf. Wenn die Hintertür des Hauses dieselbe Widerstandsfähigkeit gehabt hätte ...

      Ernie Walker suchte fieberhaft nach einer Spitzhacke im Schuppen. Er konnte keine finden. Auch sonst war nicht viel Werkzeug vorhanden. Der schiefe Schuppen stand größtenteils leer. Einige Flaschen lagen auf dem Boden.

      Da hatte Ernie plötzlich eine Idee. Er nahm eine Flasche auf, nahm einen alten Fetzen an sich, wollte schon zum Wagen zurückschleichen, da entdeckte er einen kleinen Benzinkanister. Er hob ihn hoch. Ein bisschen Benzin befand sich noch darin. Das musste reichen.

      Er hockte sich auf den Boden und begann zu werken.

      Zwei Minuten später hatte er einen mustergültigen Molotowcocktail zusammengebastelt. Er steckte die Lunte in Brand, lief damit die Hauswand entlang, zerschlug eines der Fenster und schleuderte die Flasche in den dahinterliegenden Raum. Die Flasche zerschellte an der gegenüberliegenden Wand. Das Benzin spritzte durch die Gegend und fing sofort Feuer.

      Grinsend und stolz auf seinen genialen Einfall, hechtete sich Ernie Walker sofort in Deckung. Sie würden den Bastard nun ausräuchern.

      So einfach war das!

      Das Feuer breitete sich mit rasender Schnelligkeit aus. Dr. Mann hatte die Fensterscheibe klirren gehört. Nun starrte er benommen auf die schrecklich schnell um sich greifenden Flammen.

      Die Vorhänge brannten bereits lichterloh. Der Teppich brannte ebenfalls, das Gemälde an der Wand stand in Flammen.

      „Löschen!“, keuchte Dr. Mann bestürzt. „Ich muss löschen! Sonst bin ich verloren!“

      Er