das Wasser in die Flammen schwappen, rannte zurück, um den Eimer erneut zu füllen ... Er wurde der rasch um sich greifenden Flammen nicht Herr.
Draußen schrie Calva: „Komm endlich 'raus, du Schweinepriester!“
Dr. Mann warf den Eimer auf den Boden, ergriff seine frisch geladene Schrotflinte und lief zum Fenster. Er hätte keine Sekunde später kommen dürfen, denn eben war Ernie Walker im Begriff, an das Fenster zu treten. Er hatte die Absicht, das ganze Magazin seiner Waffe in den Raum zu jagen, in der Hoffnung, den Arzt, der mit dem Löschen beschäftigt war, zur Strecke zu bringen.
Dr. Mann sah Ernie geduckt heranlaufen. Bestürzt zog er blitzschnell den Stecher durch. Die Schrotflinte spie eine gewaltige Feuerblume aus. Ernie Walker wurde hochgerissen. Er überschlug sich auf der holperigen Wiese mehrmals und blieb dann liegen.
„Jetzt sind nur noch wir beide übrig!“, schrie Dr. Mann triumphierend aus dem Fenster.
Calva feuerte sofort, ohne jedoch zu treffen.
Es stimmte, dass nur noch Calva und Mann übrig waren. Aber Calva hatte die weit bessere Position, dank der Vorarbeit von Ernie Walker. Calva brauchte nun nur abzuwarten. Irgendwann musste Dr. Mann aus dem Haus kommen. Kam er nicht, dann verbrannte er da drinnen.
Selbstverständlich erkannte auch Dr. Mann den Ernst seiner Lage. Fieberhaft dachte er nach, was er unternehmen konnte.
Die Hitze im Raum wurde allmählich unerträglich. Ein Schrank brannte bereits. Die Rauchgasentwicklung war äußerst gefährlich. Dr. Mann presste sein Taschentuch auf Mund und Nase. Trotzdem musste er immer wieder bellend husten.
Pino Calva hörte es und grinste zufrieden.
Nicht mehr lange. Nun konnte es nicht mehr lange dauern.
19
Zu diesem Zeitpunkt trafen wir am Brennpunkt der Ereignisse ein. Wir hatten mit einem Streifencop Schwierigkeiten bekommen, weil wir zu schnell gefahren waren, und es war ein Glück, dass wir die Leitung nicht ganz verloren. Mit einem Blick erfassten wir den Großteil der Situation.
Aus dem Haus schlugen grellgelbe Flammen. Dr. Mann hustete drinnen bellend, während Pino Calva hinter seinem Wagen in Deckung lag.
Wo seine beiden Gorillas waren, konnten wir nicht sehen, deshalb war es angebracht, auf der Hut zu sein.
Wenn wir gewusst hätten, dass sie nicht mehr am Leben waren, wären wir selbstverständlich weit forscher vorgegangen. Doch wer hätte das ahnen können?
Calva belferte auf das Haus.
„Waffe weg, Calva!“, brüllte ich.
Er fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Uns hatte er am allerwenigsten hier erwartet.
Seine Unüberlegtheit kostete ihn das Leben. Er fuhr nicht nur herum, er schnellte auch hoch und feuerte sofort auf uns. Wir warfen uns blitzschnell in Deckung — und genau das war es, was er hätte auch tun sollen. Dr. Mann erkannte seine Chance sofort.
Seine Schrotflinte donnerte los. Er traf Pino Calva mit einem glatten Schuss in den Rücken. Der Gangsterboss stieß einen gellenden Schrei aus. Seine Arme flogen hoch. Er fiel auf die Knie und sackte seitlich nieder.
20
Da Eddie und Ernie kein Lebenszeichen von sich gaben, glaubten wir annehmen zu können, dass sie von dieser Welt gegangen waren. Wir brauchten uns nur noch auf Dr. Mann zu konzentrieren.
Vorsichtig robbten wir näher an das Haus heran. Es brannte abenteuerlich. Ab und zu hörten wir es krachen. Wahrscheinlich stürzten die Möbel um.
„Dr. Mann!“, schrie ich aus sicherer Entfernung. „Das Spiel ist aus! Hier ist Calder! Kommen Sie mit erhobenen Händen ’raus! Unbewaffnet!“
Im Haus wurde das Gepolter lauter. Irgendetwas musste eingestürzt sein. Vielleicht sogar die Decke.
„Kommen Sie ’raus, Dr. Mann!“, schrie ich noch einmal.
Plötzlich hörten Susan und ich einen markerschütternden Schrei. Wir blickten einander entsetzt an. Dann schnellte ich hoch. Ich war sicher, dass Dr. Mann im Augenblick andere Sorgen hatte, als auf mich zu schießen.
„Dr. Mann!“, brüllte ich.
„Ich kann nicht ’rauskommen!“, gellte der Schrei des Mörders aus dem brennenden Haus. „Ich bin eingeklemmt. Ich kann mich nicht bewegen. Alles um mich herum brennt! Helfen Sie mir, Calder! Helfen Sie mir! Hilfe! Hiiilfe!“
Nun hätte ich an eine Falle denken können, hätte abwarten können, was weiter passieren würde.
Doch ich war überzeugt, dass ein Mann, der so verzweifelt um Hilfe brüllte, nicht die Absicht hatte, mich hereinzulegen. Dr. Mann wollte nun nur noch seine erbärmliche nackte Haut retten. Er brauchte meine Hilfe.
Ich ließ ihn nicht unnötig lange darauf warten. Jede Minute war nun kostbar, denn die Flammen waren verdammt gefräßig. Wenn sie erst einmal an Dr. Mann zu fressen begannen, war er höchstwahrscheinlich nicht mehr zu retten. Ich wollte keinen verkohlten Mörder vor Gericht stellen. Ich wollte einen völlig intakten Mörder seiner gerechten Strafe zuführen. Einen Mann, der für seine Verbrechen büßen sollte, wie es das Gesetz vorsieht und verlangt.
Ich jagte los.
Dass ich an der Haustür keine Chance haben würde, wusste ich, ohne dass ich mich daran versuchte. Schließlich hatte Dr. Mann mit dem Ansturm der Gangster gerechnet und dagegen höchstwahrscheinlich recht wirkungsvolle Maßnahmen getroffen. Also umlief ich das Haus und erreichte keuchend die Hintertür, an der sich schon Ernie Walker versucht hatte. Allerdings hatte er seine Knarre nicht dazu verwendet, das Schloss aufzukriegen.
Ich nahm keine Rücksicht auf das Ding. Vier gezielte Schüsse, und die Tür ließ sich zur Seite fegen.
Dicker, qualmender Rauch schlug mir entgegen. Je weiter ich in das Haus eindrang, desto heißer wurde es. Ich sah den Feuerschein unter einer Tür hervorglimmen. Da war ich richtig.
Ich riss die Tür auf. Höllenhitze schlug mir entgegen. Ich hatte das Gefühl, meine Augenbrauen und die Wimpern hätten Feuer gefangen. Ich stürzte mich in die Flammenhölle — dem Schrei des verzweifelten Mörders entgegen.
Da lag er. Mitten im Raum. Ein Balken war von der Decke gefallen. Ein ungemein schwerer Balken. Er lag quer über Dr. Manns Brust. Flammenzungen tanzten darauf. Zu beiden Seiten war er bereits angekohlt.
Hustend kämpfte ich mich in die Hitze hinein. Ich riss mein Jackett von den Schultern, denn wenn