von Obst und Gemüse und der gleichzeitigen Reduzierung des Fleischkonsums zusammenhing, welcher eine prooxidative Wirkung zu haben scheint.41
Egal, wie genau dies nun ablaufen zu scheint, eine Ernährung mit mehr vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln kann dabei helfen, das Entstehen dieser häufig vorkommenden tödlichen Krankheit zu verhindern und deren Fortschreiten aufzuhalten.
ASTHMA
Asthma ist eine entzündliche Atemwegserkrankung, die durch ständig wiederkehrende Anfälle wegen verengter und geschwollener Atemwege, Kurzatmigkeit, Keuchen und Husten gekennzeichnet ist. Asthma kann sich in jedem Alter entwickeln, beginnt in der Regel aber bereits in der Kindheit. Sie ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und tritt von Jahr zu Jahr häufiger auf.42 In den USA leiden fünfundzwanzig Millionen Menschen an Asthma. 7 Millionen von ihnen sind Kinder.43
Eine wegweisende Untersuchung hat kürzlich gezeigt, dass die Asthma-Raten sich weltweit erheblich unterscheiden. Die The International Study of Asthma and Allergies in Childhood beobachtete über eine Million Kinder in fast einhundert verschiedenen Ländern und wurde zu einer der umfangreichsten Erhebungen, die je zu dieser Krankheit durchgeführt wurden. Die Untersuchung fand einen zwanzig- bis sechzigfachen Unterschied bei der Häufigkeit von Asthma, Allergien und Ekzemen heraus.44 Warum tritt Rhinokonjunktivis (juckende Augen und Triefnase) bei Kindern in Teilen Indiens bspw. nur zu 1 Prozent, überall sonst auf der Welt aber zu 45 Prozent auf?45 Faktoren wie Luftverschmutzung und Raucherquote spielen natürlich eine Rolle, der größte Zusammenhang aber wurde nicht darin festgestellt, was in den Lungen, sondern damit, was im Magen der Kinder landete.46
Heranwachsende, die in Gebieten lebten, wo mehr stärkehaltige Lebensmittel, Getreide, Gemüse und Nüsse verzehrt wurden, zeigten weitaus weniger chronische Symptome wie Keuchen, allergische Rhinokonjunktivitis und allergische Ekzeme.47 Jungen und Mädchen, die täglich zwei oder mehr Portionen Gemüse aßen, hatten ein scheinbar nur halb so hohes Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken.48 Generell scheint die Häufigkeit von Asthma und Atemwegsbeschwerden Berichten zufolge bei den Bevölkerungsgruppen geringer zu sein, die mehr pflanzliche Lebensmittel essen.49
Lebensmittel tierischen Ursprungs werden hingegen mit einem erhöhten Asthmarisiko in Verbindung gebracht. Eine Untersuchung von über hunderttausend Erwachsenen in Indien zeigte, dass diejenigen, die täglich oder sogar nur hin und wieder Fleisch verzehrten, ein beträchtlich höheres Risiko hatten, an Asthma zu erkranken, als diejenigen, die bei ihrer Ernährung ganz auf Fleisch und Eier verzichteten.50 Eier und Erfrischungsgetränke wurden ebenfalls mit Asthmaanfällen und Atemwegsbeschwerden wie Keuchen, Kurzatmigkeit und Husten bei körperlicher Belastung bei Kindern in Zusammenhang gebracht.51 Der Verzicht auf Eier und Milchprodukte bei der Ernährung konnte in nur acht Wochen die Lungenfunktion asthmatischer Kinder verbessern.52
Der Mechanismus, mit dem durch die Ernährung Entzündungen der Atemwege herbeigeführt werden, wird wahrscheinlich in dem dünnen Flüssigkeitsfilm, der die Grenze zwischen Ihren Atemwegen und der Luft von außen bildet, ausgelöst. Mit den Antioxidantien, die dem Obst und Gemüse entstammen, das Sie essen, bildet dieser Film die erste Abwehrlinie gegen die freien Radikale, die zu einer asthmatischen Überempfindlichkeit der Luftwege, Krämpfen und erhöhter Schleimproduktion beitragen.53 Nebenprodukte der Oxidation können in der ausgeatmeten Luft gemessen und durch das Wechseln zu einer primär pflanzenbasierten Ernährung beträchtlich reduziert werden.54
Wenn Asthmatiker weniger Ost und Gemüse essen, verschlechtert sich dann ihre Lungenfunktion? Australische Wissenschaftler versuchten, Obst und Gemüse vom Speiseplan von Asthmapatienten zu streichen, um zu sehen, was dann passieren würde. Innerhalb von zwei Wochen verschlechterten sich die Asthmasymptome immens. Interessanterweise war die obst- und gemüsearme Ernährung, die bei dieser Untersuchung angewandt wurde – eine Begrenzung auf eine Portion Obst und zwei Portionen Gemüse pro Tag – typisch für eine durchschnittliche westliche Ernährung. Mit anderen Worten entsprach die Ernährungsweise, die die Wissenschaftler benutzten, um die Lungenfunktion der Patienten einzuschränken und ihr Asthma zu verschlimmern, faktisch der durchschnittlichen US-amerikanischen Ernährung.55
Lässt sich Asthma durch mehr Obst und Gemüse lindern? Wissenschaftler wiederholten dieses Experiment und erhöhten dieses Mal den Obst- und Gemüseverzehr auf bis zu sieben Portionen pro Tag. Diese einfache Methode, nur mehr Obst und Gemüse zu den täglichen Mahlzeiten hinzuzufügen, halbierte die Exazerbationsquote (Verschlechterungsrate) bei den Probanden.56 So viel zur Macht einer gesunden Ernährung.
Wenn es an den Antioxidantien liegt, warum nicht einfach ein Nahrungsergänzungsmittel dafür nehmen? Schließlich ist es einfacher, eine Pille zu schlucken, als einen Apfel zu essen. Der Grund ist recht einfach: Ergänzungsmittel scheinen nicht zu funktionieren. Untersuchungen haben wiederholt gezeigt, dass sich antioxidative Nahrungsergänzungsmittel nicht positiv auf die Linderung von Atemwegs- oder allergischen Erkrankungen auswirken, wodurch die Bedeutung einer Ernährung, die auf vollwertigen Lebensmitteln statt darauf beruht, isolierte Substanzen oder Extrakte in Pillenform einzunehmen, deutlich unterstrichen wird. 57 So fand z. B. die Harvard Nurses’ Health Study heraus, dass Frauen, die dank einer nussreichen Ernährung hohe Vitamin-E-Werte aufwiesen, ihr Asthmarisiko scheinbar fast halbieren konnten. Bei Frauen, die lediglich Vitamin-E-Ergänzungsmittel einnahmen, wurden keinerlei daraus erwachsenden Vorteile festgestellt.58
Wem ging es wohl besser? Der Gruppe mit Asthmapatienten, die täglich sieben Portionen Obst und Gemüse aß, oder der Gruppe, die drei Portionen mit fünfzehn „Portionsäquivalenten“ in Tablettenform zu sich nahm? Die Tabletten schienen überhaupt keinen positiven Effekt zu zeigen. Die Lungenfunktion und das Asthma verbesserten sich erst dann, als diese Patienten anfingen, ihren Obst- und Gemüseverzehr zu erhöhen und dabei zeigten, wie entscheidend das Essen ganzer, vollwertiger Lebensmittel zu sein scheint.59
Wenn nur wenige Portionen Obst und Gemüse mehr am Tag solch eine starke Wirkung haben, was passiert dann mit Asthmapatienten, die sich plötzlich ausschließlich pflanzenbasiert ernähren? Wissenschaftler aus Schweden gingen dieser Frage nach und probierten mit einer Gruppe von Patienten mit schwerem Asthma, denen es trotz der besten medizinischen Behandlungsmaßnahmen nicht besser ging, eine streng pflanzenbasierte Ernährung aus. Die Gruppe bestand aus fünfunddreißig Patienten, deren Asthma bereits vor langer Zeit von Ärzten diagnostiziert wurde. Zwanzig von ihnen mussten wegen akuter Anfälle in den vorangegangenen zwei Jahren bereits ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Patient hatte insgesamt bereits bei dreiundzwanzig Notfällen intravenöse Infusionen bekommen. Ein weiterer berichtete, er wäre schon über hundertmal ins Krankenhaus eingeliefert worden, und ein weiterer Proband hatte während eines Anfalls sogar einen Herzstillstand erlitten, woraufhin er reanimiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden musste.60 Es handelte sich also um einige sehr schwere Fälle.
Von den vierundzwanzig Patienten, die bei der pflanzenbasierten Ernährung blieben, ging es 70 Prozent nach vier Monaten besser, und nach einem Jahr sogar 90 Prozent. Dies waren allesamt Menschen, bei denen sich im gesamten Jahr vor ihrer Ernährungsumstellung keinerlei Verbesserung ihres Zustands gezeigt hatte.61
Nach nur einem Jahr mit einer gesünderen Ernährung konnten alle Patienten bis auf zwei die Dosis ihrer Asthmamedikamente verringern oder ihre Steroide und Arzneimittel sogar ganz absetzen. Objektive Messungen der Lungenfunktion und der körperlichen Belastbarkeit ergaben eine Verbesserung, und gleichzeitig sagten einige Patienten, dass sie ihrem subjektiven Empfinden nach eine solche Verbesserung fühlten, als hätten sie „ ein neues Leben geschenkt bekommen“.62
Es gab keine Kontrollgruppe, also mag der Placebo-Effekt für einen Teil der Verbesserung verantwortlich sein, doch das Schöne an einer gesunden Ernährung ist doch, dass es dabei nur positive Nebenwirkungen gibt. Zusätzlich zur Verbesserung ihrer Asthmakontrolle nahmen die Probanden durchschnittlich über acht Kilogramm ab, und auch ihre Cholesterin- und Blutwerte verbesserten sich. Schaut man sich die gesundheitlichen Vorteile im Vergleich zu den Risiken an, ist eine pflanzenbasierte Ernährung den Versuch auf jeden Fall wert.
***