Andrew Hathaway

Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman


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lehnte sich gegen die Wand. Die Mißerfolge erschöpften ihn.

      »Ich werde es erledigen, Mr. Masters, sofort«, versprach der Pförtner. »Ach ja, eine Lady hat nach Ihnen gefragt. Ich wußte leider nicht, wo Sie sind Sie sitzt in der Halle.«

      »Holen Sie sie bitte ans Telefon«, bat Rick.

      »Gleich!« Der Pförtner meldete sich eine Minute später wieder. »Tut mir leid, sie ist nicht mehr da.«

      Rick ließ sich die ›Lady‹ beschreiben. Es war ohne Zweifel Hazel. Wahrscheinlich war sie von der Sorge um ihn hergetrieben worden.

      »Sie ist aber bestimmt nicht an mir vorbei ins Freie gegangen«, fügte der Pförtner noch hinzu. »Ich habe von Mr. Brinkfield die Anweisung, verstärkt aufzupassen. Ich hätte es gemerkt.«

      »Sagen Sie ihr, wenn Sie sie noch einmal sehen, daß sie in der Halle auf mich warten soll«, bat Rick und legte auf.

      Wenn Hazel das Gebäude nicht verlassen hatte, wohin war sie dann gegangen? Vielleicht hatte sie sich an die Verwaltungsgesellschaft gewandt, um von den Angestellten zu erfahren, wo er gerade war.

      Fünf Minuten später kam der Chefinspektor. Rick zeigte ihm den Toten und lieferte auch gleich eine Theorie dazu.

      »Ich vermute, daß es diesmal eine andere Art von Mord war als bei den vorangegangenen Taten«, sagte er.

      Der Chefinspektor zog die buschigen Brauen zusammen, bis sie einen dicken Strich bildeten. »Können Sie sich nicht noch ein wenig umständlicher ausdrücken?«

      »Bisher hat der Magier gemordet oder von Untoten morden Iassen, um die Leiche ebenfalls zu Untoten zu machen. Hier hat er zugeschlagen, damit dieser Mann nichts über ihn verraten kann.«

      »Das hört sich so an«, meinte Hempshaw, »als hielten Sie den Magier für den unmittelbaren Täter.«

      »Das ist durchaus möglich«, räumte Rick ein. »Setzen Sie die Spurenexperten ein. Vielleicht können wir diesmal den Magier auf ganz konventionelle Weise festnageln. Fingerabdrücke zum Beispiel oder ein Haar.«

      »Ich kenne mein Handwerk«, versetzte Hempshaw, dessen Nerven offensichtlich bereits am Flattern waren. »Himmel, Rick, wenn das noch lange so weitergeht, drehe ich durch! Ich kann dieses Hochhaus nicht mehr sehen!«

      »Mir geht es nicht besser.« Rick blickte auf seine Uhr. »Ich muß mich beeilen, Kenneth. Hazel ist irgendwo im Haus und sucht mich offenbar.«

      »Sie sind zu beneiden«, seufzte der Chefinspektor. »An Ihrer Stelle würde ich bei dieser phantastischen Frau bleiben und mich keinen Schritt von ihrer Seite entfernen. Sie wissen gar nicht, was Sie an ihr haben.«

      »Doch, das weiß ich sehr genau.« Rick grinste flüchtig. »Machen Sie übrigens nicht solche Bemerkungen, sonst werde ich noch eifersüchtig.«

      Er pfiff Dracula, der durch die Leiche so irritiert war, daß er ganz vergessen hatte, den Chefinspektor zu beißen. Oben in der Halle angekommen, erhielt Rick die Bestätigung, daß wirklich Hazel die ›Lady‹ war, die sich nach ihm erkundigt hatte. Durch die breite Glasfront sah er ihren Rolls Royce hinter seinem Morgan stehen.

      Nur von Hazel selbst fehlte jede Spur. Niemand wußte, wo sie war.

      Rick begann, sich Sorgen um seine Freundin zu machen. Und er hatte auch allen Grund dazu.

      *

      Hazel Kent nahm an, daß eine Gefahr, die man kannte, nur mehr halb so groß war. Sie bereitete sich innerlich auf eine Falle vor und war davon überzeugt, nicht mehr hineinzutappen.

      Als sie jedoch im zweiten Untergeschoß den Aufzug verließ, blieb sie enttäuscht und verwirrt stehen. Vor ihr öffnete sich ein Labyrinth von Gängen und Rohrleitungen, von Türen und Schächten, daß sie unwillkürlich schauderte. Hier konnten sich dutzende Menschen verstecken, ohne daß man sie fand.

      Trotzdem… sie hatte dieses Unternehmen nun einmal begonnen. Sie wollte es zu Ende führen.

      Hier unten war es nie still. Irgendeine Maschine brummte oder ratterte ständig, in irgendwelchen Leitungen rauschte es. Der geeignete Ort für eine Falle.

      Hazel hatte noch keine zwei Schritte getan, als es hinter ihr einen dumpfen Schlag gab. Mit einem erstickten Stöhnen fuhr sie herum und entspannte sich.

      Es war nur der Aufzug. Jemand hatte ihn gerufen. Die Schiebetüren hatten sich geschlossen.

      Zu spät fiel ihr ein, daß ihr nun der Rückweg abgeschnitten war. Sie hätte ein Papiertaschentuch in die Lichtzelle stecken sollen. Andererseits wollte sie nicht warten, bis der Aufzug wieder kam. Sie machte sich auf den Weg.

      Der Anrufer hatte nicht genau gesagt, wohin sie kommen sollte. Also ging sie geradeaus in den Hauptkorridor hinein.

      Ehe Hazel Kent es sich versah, befand sie sich inmitten der für einen Laien verwirrenden Anlagen. Sie fühlte sich plötzlich von der ganzen Welt abgeschnitten, allein gelassen. Sie fröstelte. Hätte sie sich nur nicht darauf eingelassen! Wieso sollte Rick ausgerechnet hier unten sein? Und wie sollte sie ihn finden?

      Das Gefühl, in eine Falle geraten zu sein, verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde.

      Sie wollte nicht weitergehen. Das hatte keinen Sinn. Hazel wandte sich um, konnte den Aufzug jedoch nicht mehr sehen. Statt dessen stand sie Dutzenden von Rohren gegenüber, die in einem atemberaubenden Muster aus der Decke kamen, umschwenkten, waagrecht verliefen rund im Boden in der Wand verschwanden.

      Sie hatte zwar nicht die Orientierung verloren, aber sie kam sich wie ein Kind vor, das sich im Wald verlaufen hatte. Nun setzte die Angst ein.

      Mit raschen Schritten wollte sie den Ausgang dieser unheimlichen Szenerie erreichen, als die grellen Neonlampen an der Decke erloschen.

      Hazel preßte eine Hand auf den Mund und sah sich erschrocken um. Weiter hinten im Keller brannte noch Licht, aber dorthin wollte sie sich nicht locken lassen. Bestimmt wurde sie scharf beobachtet. Wer immer sie auch angerufen und hierhergeholt hatte, er hatte das Licht ganz bewußt abgeschaltet. Sie sollte der Helligkeit nachlaufen und­ sich tiefer in dem Labyrinth verstricken.

      Entschlossen wandte sich Hazel zum Ausgang. Sie wußte nicht, daß sie genau das Richtige tat. Der Mörder lauerte tatsächlich im hellen Teil des Kellers.

      Hazel rannte um ihr Leben. Sie hatte sich den Weg gemerkt und fand ihn auch in der Dunkelheit. Das Licht, das bis hierher schimmerte, reichte nur aus, um den breiten Korridor zu erkennen. Sie sah jedoch nicht das Querrohr, das ziemlich weit in ihre Bahn hereinstand.

      Sie schrie auf, als sie einen heftigen Schlag gegen die Stirn erhielt. In diesem Moment glaubte Hazel, der Mörder habe sie schon eingeholt.

      Sie taumelte und suchte nach einem Halt. Dabei berührten ihre Finger dieses Rohr, das sie fast zu Fall gebracht hatte. Sie begriff, daß es nur ein glücklicher Zufall gewesen war, daß sie noch eine Chance hatte.

      Hastig rannte sie weiter und drehte sich kurz um, als sie hinter sich Schritte hörte. Harte Schuhe knallten auf den blanken Betonboden. Der Schall brach sich vielfältig an den kahlen Wänden und wurde verstärkt zurückgeworfen.

      Hazel stockte der Atem, als sie ihren Verfolger sah. Er passierte soeben die letzte noch brennende Lampe, ehe er in die Schattenzone eintauchte.

      Sie hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen, aber sie besaß durch Rick genügend Erfahrung. Das war eine lebende Leiche! Ein Untoter!

      Die klaffende Halswunde, aus der kein Blut sickerte, und die starren Augen bewiesen es!

      Der Untote folgte ihr mit enormer Geschwindigkeit. Gewandt wich er den Hindernissen aus, als habe er Röntgenaugen oder wenigstens den Orientierungssinn einer Katze.

      Hazel verdoppelte ihre Anstrengungen. Wenn sie nicht schnellstens aus diesem Keller verschwand, endete hier unten ihr Leben in den Pranken einer lebenden Leiche!

      Schon schimmerte vor ihr das Licht der Aufzugsanzeige. Siedendheiß erkannte sie, daß die Kabine nicht auf ihrer Etage