zurück, um Rick den Rücken zu decken. Der Geisterdetektiv ging langsam auf und ab und wartete. Dracula ließ er herumlaufen. Der Hund sollte ihm anzeigen, wenn sich jemand näherte, wie er das auch im Heizungskeller getan hatte.
Tatsächlich spitzte der vierbeinige Wächter nach einigen Minuten die Ohren. Rick zerdrückte soeben eine Zigarette im Wandaschenbecher.
Der Aufzug hielt auf seinem Stockwerk. Die Türen öffneten sich. Heraus trat aber jemand, mit dem Rick nicht gerechnet hatte.
Der Nachtpförtner.
Der Mann sah erschreckend schlecht aus. Rick stutzte bei seinem Anblick. Tiefe Ringe lagen unter seinen unstet flackernden Augen. Seine Lippen zuckten genauso nervös wie die Hände. Er wankte leicht.
Als der Nachtpförtner näherkam, erkannte Rick auch den Grund. Er war betrunken, roch zumindest intensiv nach Alkohol. Vielleicht spielte er auch nur, um den Geisterdetektiv in Sicherheit zu wiegen. Rick blieb vorsichtig.
»Ich muß mit Ihnen sprechen«, sagte der Pförtner mit schwerer Zunge.
Dracula stellte die Haare auf und knurrte gereizt. Er mochte wie die meisten Hunde keine Betrunkenen. Er zeigte jedoch keine Reaktion auf Magie oder Geister, wie er das bei einer wandelnden Leiche hätte tun müssen.
»Worum geht es?« fragte Rick, der über die Störung gar nicht erfreut war.
»Dieser Nachtwächter, dieser Bletcher.« Der Pförtner schwankte heftig und hielt sich an der Wand fest. »Er hatte einen Herzinfarkt, das kann ich beschwören.«
Rick runzelte unwillig die Stirn. »Okay, dann hatte er eben einen Herzinfarkt. Weshalb suchen Sie mich?«
»Weil der Mann wieder aufgetaucht ist!« schrie der Pförtner unbeherrscht los. »Er ist wieder da, und er ist gesund! Verstehen Sie? Keiner glaubt mir, Sie auch nicht!«
»Doch, ich glaube Ihnen«, versicherte Rick.
Der Pförtner ging nicht darauf ein. »Rausgeworfen hat er mich, dieser verdammte Brinkfield!« schrie er. »Einfach gekündigt. Fristlos. Weil ich angeblich Gespenster sehe.«
»Tut mir leid«, erwiderte Rick aufrichtig. »Ich werde mit Mr. Brinkfield sprechen, damit er das rückgängig macht.«
»Daran sind nur Sie schuld!« fauchte der Pförtner. »Sie sind hier aufgetaucht, und die Schwierigkeiten haben begonnen.«
Rick Masters erkannte, daß es keinen Sinn hatte, mit diesem Mann vernünftig zu sprechen. Er war volltrunken, und der Schock der ungerechtfertigten Kündigung hatte ihn vollständig umgeworfen. Ehe Rick jedoch um Hilfe telefonieren oder Hempshaw rufen konnte, damit er den Pförtner wegschaffte, passierte es.
Der Mann stieß einen heiseren Schrei aus und warf sich mit geballten Fäusten auf den Geisterdetektiv. Rick war auf diesen Angriff nicht vorbereitet und steckte den ersten Schlag ein. Obwohl er taumelte, konnte er ausweichen und dem zweiten Schlag entgehen.
Und dann bekam er einen Helfer, der zwar klein, dafür aber um so mutiger war. Dracula sah nicht untätig zu, daß sein Herr angegriffen wurde. Er biß zu, und er hatte spitze Zähne.
Der Pförtner schrie auf, versuchte, den Hund abzuschütteln, und vergaß Rick völlig. Dann war auch schon der Chefinspektor zur Stelle und bändigte den Mann mit einem Polizeigriff.
»Zum erstenmal hat dieser Hund etwas Vernünftiges getan«, sagte Hempshaw grinsend und wollte Dracula, den er mochte, über den Kopf streicheln. Doch der Hund war so in Fahrt, daß er kräftig zuschnappte. Fluchend zog Hempshaw die Hand zurück und schimpfte in allen Tonarten, während er den Betrunkenen in den Aufzug verfrachtete und nach unten brachte. »Ich setze ihn in eine Ausnüchterungszelle im Yard!« rief er noch zu Rick zurück. »Und diesen Köter sollte man daneben einsperren!«
Trotz der ernsten Lage mußte Rick über die Wut des Chefinspektors lachen. Die beiden verstanden sich eben nicht.
Dann wandte sich der Geisterdetektiv seinen dringenderen Problemen zu. Er war überzeugt, daß der Zwischenfall mit dem betrunkenen Pförtner nichts mit dem eigentlichen Wirken böser Kräfte im City Tower zu tun hatte. Weshalb hatte ihn die Sekretärin nicht angegriffen? Wegen des Auftauchens des Pförtners?
Rick hätte wieder in das Maklerbüro gehen und mit Patsy Meco sprechen können. Er erwartete sich davon jedoch nicht viel, da sie gewarnt war. Sie wußte, daß er sie durchschaut hatte. Das Wirken seiner Silberkugel hatte ihr auf jeden Fall die Augen geöffnet.
Der Geisterdetektiv zog es vor, noch abzuwarten und die Dinge an sich herankommen zu lassen. Er fuhr in die Halle hinunter. Dort unten liefen sozusagen alle Fäden zusammen. Wer das Haus betrat oder verließ, ging durch die Halle. Die Pförtner wußten über die hier wohnenden und arbeitenden Leute noch am ehesten Bescheid. Wenn er etwas erfahren konnte, war es hier unten.
Rick setzte sich, von den letzten Stunden und dem frühen Aufstehen etwas erschöpft, in eine der Sesselgruppen. Von den Yardleuten war im Moment niemand zu sehen. Überhaupt kannte der Geisterdetektiv keinen Menschen in der Halle.
Das änderte sich schon nach wenigen Minuten. Jemand trat neben ihn und räusperte sich.
Als Rick hochblickte, sah er zwei bekannte Gesichter. Er nickte dem Manager und dem Generalmanager der Verwaltungsgesellschaft knapp zu.
»Besondere Wünsche?« erkundigte er sich.
Mort Brinkfield schien sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen. »Mr. Patmore besteht darauf«, sagte er und deutete auf den neben ihm stehenden Generalmanager, »daß Sie erste Erfolge melden. Er möchte sonst dafür sorgen, daß…«
»… daß unser gutes Geld nicht zum Fenster hinausgeworfen wird«, fiel ihm sein Vorgesetzter ins Wort und vollendete für ihn den Satz. Der Generalmanager musterte Rick ziemlich unfreundlich. »Sie verstehen, Mr. Masters, wir müssen unseren Geldgebern Rechenschaft ablegen.«
»Natürlich verstehe ich das«, erwiderte Rick und lächelte Brinkfield aufmunternd zu. Dem Manager war dieses Gespräch offenbar schrecklich peinlich. Rick störte es nicht. »lch habe schon einen Erfolg zu melden. lch weiß nun, daß diese ganzen Aktionen gesteuert werden. Sie passieren nicht rein zufällig, das sagt mir meine Erfahrung.«
»Na und?« brauste Patmore auf, als der Geisterdetektiv schwieg.
»Das bedeutet«, erwiderte Rick ruhig, »daß jemand dahintersteckt und die Fäden zieht. Ein Mann oder eine Frau mit Verbindungen zum Jenseits, mit magischen Fähigkeiten und der festen Absicht, den City Tower in eine Hochburg des Bösen zu verwandeln!«
Der weißhaarige Generalmanager lief vor Wut im Gesicht rot an. »Sie sind verrückt!« rief er so laut, daß sich einige Leute erstaunt umdrehten.
»Ich dachte, Sie wollen kein Aufsehen?« sagte Rick ruhig.
Daraufhin drehte sich Ernest Patmore wortlos um und hastete zu den Aufzügen. Brinkfield blieb zurück.
»Müssen Sie immer wieder so ungereimtes Zeug sagen, Mr. Masters?« fragte er, nun ebenfalls gereizt.
»Ja«, entgegnete Rick hart. »Weil es stimmt!«
Es wunderte ihn gar nicht, daß ihm nun auch der Manager den Rücken zuwandte, und es störte ihn nicht im geringsten. Er wußte, was er sagte, und diese Leute würden schon noch einsehen, daß er recht hatte. Bis dahin sollten sie ihn ruhig für verrückt halten.
*
In einem Krankenhaus herrschte immer reger Betrieb. Da es hier besonders viele technische Einrichtungen gab, wunderte sich niemand über das Auftauchen eines Technikers. Es hatte auch niemand Zeit, den Mann genauer nach seinen Absichten zu fragen.
Unangefochten gelangte der Mann in den dritten Stock. Er kannte seinen Weg ganz genau, obwohl er sich zum erstenmal in seinem Leben in diesem Krankenhaus befand.
Joe Tiger hatte ein Einzelzimmer erhalten, damit er seine Verletzungen in Ruhe auskurieren konnte. Sein Manager Alf Clatter war gerade bei ihm, um ihm Mut zuzusprechen.
Clatter hatte aber noch