und fuhr gleichzeitig senkrecht hoch, als sei er von einer starken Feder nach oben geschleudert worden. Er quiekte dabei, landete wieder und starrte ausgiebig auf seine Fingerkuppe.
„Da muß es wieder gewesen sein“, erklärte Richie vorsichtig.
„Zieht ganz schön, wie?“ erkundigte sich Paul und grinste.
„Verdammtes Luder“, schimpfte Melvin. „Los, nichts wie weg, Jungens, bevor noch mehr passiert!“
Er hätte es nicht beschwören sollen.
Bevor die drei Männer die Haustür und das Vordach verlassen konnten, klatschte eine Art Tropenregen auf sie herunter. Kathy hatte ihn ausgelöst, um den drei Gangstern einen letzten Denkzettel zu verpassen, um sie aber auch zu reizen, ins Haus einzudringen. Sie hielt noch weitere Überraschungen bereit.
Die drei Gangster waren bis auf die Haut durchnäßt, starrten nach oben und entdeckten erst jetzt unter dem Vordach den geöffneten Wasserbehälter.
„Jetzt reicht’s mir aber“, wütete Paul los und warf sich mit der Schulter gegen die Tür, unterstützt von Richie, der sich ebenfalls nach Kräften anstrengte.
Sie trugen Eulen nach Athen, wie es in einem Zitat so treffend heißt. Die Tür war plötzlich gar nicht mehr verschlossen, sondern schwang weich und gut geölt auf. Die beiden Killer zischten förmlich in den Vorflur des Hauses und landeten ziemlich unsanft auf dem Boden.
Nun beging Kathy einen Fehler, der mit ihrem kleinen Schwips zusammenhing, und über den sie sich später noch ärgerte. Sie fand nicht sofort den Hebel, der den Boden falltürartig in zwei Hälften teilte und nach unten aufklappen ließ.
Bevor sie es schaffte, waren Richie und Paul bereits wieder in Sicherheit, ohne es allerdings zu ahnen. Sie standen vor und neben Melvin und rannten dann eilig zurück zu ihrem Wagen. Dieses Haus war ihnen doch unheimlich geworden. Sie wollten die Dinge nicht auf die Spitze treiben.
Kathy lief zur Zwischentür und sah dem davonpreschenden Auto nach, das nach ein paar Sekunden auf der Hauptstraße verschwand. Dafür aber erschien ein Ford auf dem kleinen quadratischen Platz, der bald darauf vor dem Haus hielt.
Lady Simpson stieg aus und machte einen sehr unternehmungslustigen Eindruck. In ihrer Begleitung befand sich ein Mann mit randloser Brille und einem Anzug, der nur noch aus langen Stoffetzen bestand. Dieser Mann schielte nervös auf die Lorgnette der Lady und schien die Stielbrille ein wenig zu fürchten.
*
Es war vielleicht nicht die feine englische Art, wie Parker den ihn verfolgenden Motorradfahrer nachhaltig stoppte.
Als der kleine Platz in Sicht kam, an dem Lady Simpsons. Haus stand, trat der Butler auf das Gaspedal und veranlaßte seinen Verfolger, ebenfalls Gas zu geben und aufzuschließen.
Dann – der Platz war bereits dicht vor ihm – bog der Butler scharf ab und hielt unvermittelt hinter der unübersichtlichen Kurve.
Es kam, wie es kommen mußte.
Schwungvoll legte der Fahrer sich in die Kurve, brauste in sie hinein und – sah sich dann zu seinem wahrscheinlich jähen Entsetzen dem nahen Kofferraum von Parkers schwarzem Wagen gegenüber. Um dem fast unvermeidlichen Zusammenstoß zu entgehen, riß der Mann auf dem Motorrad hart den Lenker herum und trudelte im hohen Bogen in den Vorgarten eines Hauses. Der Fahrer schrammte in dichtes Strauchwerk und blieb mit zappelnden Beinen in dem dornigen Hartholzgewächs hängen.
„Wenn Sie erlauben, biete ich Ihnen gern meine bescheidene Hilfe an“, sagte Parker, als der Mann sich aufrichtete.
Der Verunglückte war schlecht erzogen und antwortete mit einer wahren Serie von ausgesuchten Flüchen.
„Ihr Benehmen zeugt nicht gerade von einer guten Kinderstube“, stellte Parker fest, ließ den Mann aber nicht aus den Augen. Mit Überraschungen war stets zu rechnen.
„Scheren Sie sich zum Teufel, Sie blöder Anfänger!“, brüllte der Motorradfahrer wütend und arbeitete sich aus dem sperrigen Hartholzgewächs heraus.
„Wenn Sie darauf bestehen, informiere ich selbstverständlich sofort die zuständigen Behörden und lasse den Unfall aufnehmen“, tippte Parker an.
„Los, machen Sie schon, rufen Sie an! Telefone wird’s in dieser Gegend ja schließlich geben“, stimmte der Mann sofort zu. Er war offensichtlich daran interessiert, daß der Butler erst einmal wegging. Wahrscheinlich wollte der Fahrer sich dann wenig später aus dem Staub machen.
„Ich wäre Ihnen außerordentlich verbunden, wenn Sie mich begleiten würden“, sagte Parker und deutete auf Myladys Haus. „Sie sollten auf jeden Fall Zeuge meines korrekten Vorgehens sein.“
Der Fahrer, ein noch junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren, klopfte vorsichtig seine Beine ab und vergewisserte sich, daß noch alles heil war. Dann ging er auf seine am Boden liegende Maschine zu und begutachtete sie.
Das Motorrad sah nicht mehr sehr gut aus, das Vorderrad war eingedrückt und hing recht unglücklich in der Vordergabel, der Lenker stand schief.
„Wohnen Sie da etwa?“ fragte er dann und zeigte auf Myladys Haus.
„In der Tat“, erwiderte der Butler und nickte freundlich. „Dort werden Sie sich ein wenig herrichten können, wie ich denke. Darf ich Sie einladen mitzukommen?“
Der junge Mann wollte zwar nicht, doch dann griff Parker nach dem linken Oberarm und brachte den Zwanzigjährigen in Bewegung. Der Motorradfahrer merkte schon nach der ersten Sekunde, daß ein Entkommen nicht mehr möglich war. Er hatte das Gefühl, von einer Stahlklaue festgehalten zu werden, so nachdrücklich hatte der Butler zugegriffen. Ein wenig humpelnd kam der junge Mann also der höflichen Einladung des Butlers nach und staunte nicht wenig, als er an einem Ford vorbeikam, in dem zwei junge Schläger sich dem Tiefschlaf hingaben.
Er schien diese beiden Männer zu kennen, ahnte wohl, was ihm bevorstand, und wollte sich losreißen, doch Parkers Finger hielten ihn eisern fest.
„Aber nicht doch“, bat Parker höflich und gemessen. „Sie sind mein Gast, wenn ich es so umschreiben darf. Ich lasse es nicht zu, daß Sie so einfach gehen.“
Auch Lady Simpson hatte etwas dagegen, denn sie erschien in der geöffneten Haustür und sah den Butler strafend an.
„Wo haben Sie denn die ganze Zeit über gesteckt?“ wunderte sie sich grollend. „Immer dann, wenn man Sie mal braucht, sind Sie unterwegs, Mister Parker. Ich denke, wir haben jetzt eine Menge zu tun.“
„Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit sehr glücklich“, gestand Josuah Parker. „Mylady haben ebenfalls Gäste mitgebracht?“
„Drei“, gab die Detektivin lakonisch zurück, „einer ist bereits im Haus und nimmt übel, die beiden Strolche dort im Wagen können Sie gleich noch hereinschaffen. Und wen haben wir denn da?“
Sie baute sich vor dem eingeschüchterten Motorradfahrer auf und musterte ihn eingehend. Unter dem Blick der älteren Dame rutschte der junge Mann förmlich in sich zusammen und fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut.
*
Parker servierte den Tee.
Agatha Simpson saß vor dem großen Kamin in ihrem Wohnsalon und ermunterte sich zusätzlich noch mit einem Kognak. Kathy hatte die Phase ihres leichten Schwipses bereits hinter sich und fühlte sich nicht sehr gut. Sie hatte Kopfschmerzen und ärgerte sich immer noch über den Kardinalfehler, den sie begangen hatte. Mit etwas mehr Konzentration hätte man jetzt auch die restlichen drei Gangster zur Verfügung gehabt.
„Nehmen Sie einen Kognak, Kindchen“, ermunterte die Lady ihre Sekretärin. „Jeder macht mal einen Fehler. Nehmen Sie sich das nicht so sehr zu Herzen!“
„Ich könnte mich schwarz ärgern“, gestand Kathy unglücklich.
„Trinken Sie den Kognak“, verlangte Lady Simpson. „Glauben Sie denn wirklich, die drei Lümmel würden wir nicht Wiedersehen?“
„Sie