zum Hafen letztlich beantworten lassen«, gab der Butler optimistisch zurück.
»Wird man den Wagen nicht er kennen?«
»Als Mr. Nells Besitz, Mylady?«
»Natürlich, wie sollte ich es sonst gemeint haben.«
»Der Überraschungseffekt muß natürlich gewahrt bleiben«, sagte Josuah Parker. »Viel Zeit dürfte nicht zur Verfügung stehen.«
Herbert Nell hatte inzwischen den Campingbus gestoppt und kam zusammen mit seiner ständigen Begleiterin auf Lady Simpson und Butler Parker zu. Stolz wies er auf das Vehikel.
»Noch völlig in Ordnung, auch wenn’s nicht so aussieht«, lobte er das Fahrzeug. »Nur die Bremsen sind etwas anfällig, Mr. Parker, darauf muß ich schon jetzt hinweisen.«
»Was ich Ihnen gesagt habe! Wir alle werden uns den Hals brechen«, unkte die ältere Dame und sah ihren Butler gereizt an.
»Er könnte, falls er ein wenig gesteuert wird, bis zum Campingplatz durchrollen«, sagte Parker nachdenklich.
»Das schafft er spielend, sehen Sie sich doch die Straße an«, gab der Akrobat zurück.
»Das bringt mich auf eine weitere Idee«, stellte Parker fest.
»Nicht wahr?« Lady Simpson sah ihren Butler. erwartungsvoll an und harrte seiner Idee.
»Ich möchte Mylady nicht vorgreifen«, sagte Parker gemessen.
»Zieren Sie sich nicht, Mr. Parker, sagen Sie’s schon!«
»Man könnte den Campingbus die Straße hinuntersteuern und ihn hinter dem Fischerdorf verlassen«, entwickelte der Butler seinen Plan. »Den letzten Rest würde der Wagen dann allein zurücklegen. Nach meinen Berechnungen müßte er vor den beiden Lastwagen enden.«
»In einem Haufen von Schrott«, stieß Lana Durbin entsetzt hervor.
»Lady Simpson wird Ihnen, wenn ich es richtig sehe, einen vollwertigen Ersatz bieten«, beruhigte Parker die Akrobatin.
»Ich weiß, worauf Sie rauswollen«, schaltete sich Herbert Nell ein, »man könnte die verdammte Karre vielleicht noch in Brand setzen oder so präparieren, daß sie wie ’ne Bombe hochgeht.«
»Sehr gut«, freute sich die streitbare Dame, »dann würden auch die Torpedos vernichtet werden.«
»Falls welche vorhanden sind, Mylady«, schränkte der Butler ein.
»Es sind welche vorhanden, anders kann es gar nicht sein«, entschied Agatha Simpson. »Eine Künstlerin wie ich hat für solche Dinge immer den richtigen Instinkt.«
»Haben Sie ein paar Ersatzkanister mit Benzin im Campingbus?« erkundigte Parker sich bei Nell.
»Drei Stück.«
»Und ich könnte mit einer zusätzlichen, wenn auch kleineren Sprengladung dienen«, sagte der Butler. »Richtig präpariert, müßte sie genau beim Aufprall hochgehen.«
»Das wird ein herrliches Feuerwerk geben«, nickte Lady Simpson zufrieden.
»Der ganze Plan scheitert leider an der Tatsache, daß damit zu rechnen ist, daß Miß Porter unten in einem der drei Wagen festgehalten wird, Mylady.«
»Du lieber Himmel, das hätte ich ja beinahe vergessen!« Agatha Simpsons Gesicht verriet echte Bestürzung.
»Darüber hinaus würde solch eine Explosion auch andere Menschenleben in Gefahr bringen«, schränkte der Butler noch weiter ein.
»Dann muß man diese Burschen eben weglocken«, entschied die Detektivin energisch, »und das werde ich übernehmen! Ich werde mich auf der Hafenmole zeigen.«
»Ich bereite den Campingbus sicherheitshalber mal vor«, meinte Nell eifrig, der wohl an einem neuen Fahrzeug sehr interessiert war. »Lana und ich bekommen also einen neuen?«
»Sie werden zufrieden sein«, versprach Parker erneut. »Ich werde Ihnen bei den Vorbereitungen zur Hand gehen. Würden Mylady weiterhin den Campingplatz und Mr. Lynns Boot beobachten? Es wäre ungemein erfreulich, falls man Miß Porter auf dem Boot entdeckte. Das würde die Dinge wesentlich vereinfachen.«
»Und wer soll den Campingbus fahren?« schaltete sich jetzt die Akrobatin Lana Durbin ein.
»Falls sich kein Widerspruch erhebt, würde ich das gern übernehmen«, sagte Parker schnell. »Es war schon immer mein sehnlichster Wunsch, solch ein Modell mal zu bewegen!«
*
Der Gnom war sich seiner Sache zu sicher.
Schon einmal hatte er Kathy überwältigt und außer Gefecht gesetzt. Auch jetzt und hier konnte das keine Schwierigkeit sein. Er brauchte seine Hände nur vorschnellen zu lassen …
Was er auch prompt tat.
Doch er beging einen entscheidenden Fehler, als er durch den schmalen Türspalt nach Kathys Hals greifen wollte. Sie warf sich mit aller Kraft gegen das Türblatt und klemmte dem Gnom die Handgelenke ein, worauf Achmed schrie.
Kathy ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Sie riß die Tür weit auf, und Achmed stürzte in das Schlafabteil des Wohnwagens, weil er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür gestemmt hatte. Als er ziemlich waagrecht an Kathy vorbeisauste, schlug sie mit ihrer linken Handkante kräftig zu.
Achmed ging zu Boden und war bereits empfindlich getroffen, aber noch immer aktiv. Er schnellte hoch und handelte sich einen zweiten Schlag ein. Dann rannte Kathy an dem wieder zusammenbrechenden Zwerg vorbei und riß die Tür hinter sich ins Schloß. Da ein Schlüssel steckte, sperrte sie die Tür ab.
Sie sah sich in dem Wohnraum um und entdeckte an der Wand Pläne, Phantomzeichnungen und Fotos der Bohrinsel, um die es in diesem Fall ging. Sie hatte aber leider keine Zeit, sich die schwimmende Bohrinsel genau anzusehen, denn sie hörte Schritte, die sich dem Wohnwagen näherten. Sie mußte sich etwas einfallen lassen, um den Eintretenden zu verblüffen.
Die junge Dame improvisierte aus dem Handgelenk heraus.
Kathy riß eines der Messer hoch, das auf dem Tisch lag und rammte es in das Holz neben den Zeichnungen und Fotos der Bohrinsel. Dann stellte sie sich mit dem Rücken gegen diese Wand, hob die Arme hoch über den Kopf, als seien sie gefesselt, und schloß halb die Augen.
Sekunden später erschienen Cardano und Lynn auf der Bildfläche. Sie sahen Kathy sofort und waren natürlich irritiert, zumal der Gnom Achmed hinter der verschlossenen Tür polterte.
»Was soll denn das bedeuten?« fragte Lynn.
»Kathy«, rief Cardano leise und streckte seine Hände aus. »Kathy, hören Sie mich?«
»Natürlich«, sagte Kathy lind … sprang ihn wie eine Wildkatze an. Sie schlug blitzschnell zu und beförderte den »Magier der Hölle« vor Lynns Bauch, der daraufhin nicht mehr in der Lage war, nach seiner Waffe zu greifen.
Nachdem Kathy diese kleine Verwirrung angerichtet hatte, begann sie mit ihrer Flucht. Dabei war es ihr völlig gleichgültig, ob sie nackt war oder nicht. Hauptsache, sie kam heil und ungeschoren vom Campingplatz und konnte sich in das nahe Fischerdorf retten.
*
Josuah Parker fühlte sich in gehobener Stimmung.
Er saß am Steuer des klapprigen Campingbus und genoß den Rausch der Geschwindigkeit. Er war seit knapp einer Minute unterwegs und hatte bereits ein gutes Stück der steilen Straße hinter sich gelassen.
Von den Klippen aus hatte Lady Simpson die Flucht ihrer hübschen Gesellschafterin beobachtet und daraufhin das Startsignal für Parkers Solo gegeben. Kathy hatte alles in Bewegung gesetzt, was zwei Beine hatte. Selbst die diskreten Wachen an den beiden Materialwagen des Magiers hatten ihre Posten verlassen und beteiligten sich an der Hetzjagd auf ein Nummerngirl.
Kathy rannte hinüber zum Fischerdorf und hatte gute Aussichten, das Rennen zu machen. Der Campingplatz war auf jeden Fall leer und konnte von Parker weiter anvisiert werden.