Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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Die Geschwindigkeit erhöhte sich von Sekunde zu Sekunde.

      Er passierte bereits den Rand des Fischerdorfes und sah für einen Moment Kathy, die gerade um eine Hausecke rannte. Dann ging es aber auch schon weiter.

      Der Campingplatz!

      Parker sah sich nach einer günstigen Absprungstelle um und entschied sich für die Fischernetze, die zwischen hochgestellten Holzstangen hingen und dort trockneten. Eine bessere Fangvorrichtung hätte er sich überhaupt nicht wünschen können.

      Der Butler öffnete die Wagentür, richtete den Campingbus noch mal genau aus und verließ den Wagen mit einem kühnen Sprung. Er segelte in durchaus gemessener Haltung und ohne Verlust von Würde auf die Fischernetze zu und … landete wie ein Hochseilartist im Sicherheitsnetz. Die Maschen fingen den Schwung auf, den er mitgebracht hatte, umschlangen Parker und legten ihn dann erstaunlich weich zu Boden. Der Butler richtete sich auf und benutzte sein Spezialmesser, um sich der hinderlichen Netze zu entledigen.

      Dann passierte es bereits …

      Der hochexplosive Campingbus knallte gegen den Materialwagen und platzte auseinander. Vom Schwung der Explosion mitgerissen, hob sich der geschlossene Materialwagen und löste sich ebenfalls in seine Bestandteile auf. Daß dabei der Sattelschlepper empfindlich mitgenommen wurde, war bereits unvermeidlich.

      Bruchteile von Sekunden später verwandelte sich der Materialwagen in einen berstenden Vulkan. Hochexplosives in seinem Inneren war gezündet worden. Der Materialwagen war plötzlich nicht mehr vorhanden, der Sattelschlepper wurde restlos demontiert, und der Wohnwagen verlor die Seitenwände.

      Josuah Parker war in volle Deckung gegangen.

      Um ihn herum prasselten die Trümmer zu Boden, doch er hatte Glück und wurde nicht getroffen. Parker richtete sich auf und warf einen interessierten Blick auf jene Stelle, wo sich eben noch die Wagen der Cardano-Show befunden hatten.

      Der Materialwagen hatte sich in ein tiefes, rauchendes Erdloch verwandelt, der Sattelschlepper war ohne Fahrerhaus. Als Parker danach fahndete, entdeckte er es auf … Lynns Motorboot. Das Fahrerhaus hatte eine erstaunlich weite Luftreise hinter sich gebracht und war auf der Brücke der Motorjacht gelandet. In diesem Augenblick fragte sich Parker, ob Myladys Vermutung hinsichtlich der Torpedos doch wohl zutraf. Anders ließ sich die Gewalt dieser Explosion nicht erklären.

      Der Wohnwagen des »Magiers der Hölle« brannte wie eine Fackel.

      Parker sah aber noch mehr.

      Die Männer, die eben noch Kathy verfolgt hatten, rannten ohne Ausnahme hinüber zu Lynns Boot. An Kathy Porter bestand offensichtlich kein Interesse mehr.

      Dann – die Gangster hatten Lynns Motorkreuzer erreicht – gestattete der Butler sich ein deutlich erkennbares, amüsiertes Lächeln. Selbst er, der sich stets unter Kontrolle hatte, konnte sich gegen dieses Gefühl leichter Schadenfreude nicht wehren.

      Die Gangster standen am Kai und mußten zur Kenntnis nehmen, daß Lynns Motorjacht Konditionsschwächen zeigte. Das große Boot hatte bereits deutliche Schlagseite und soff jetzt langsam über Backbord ab. Die herumfliegenden Trümmer mußten ein großes Leck in die Schiffshaut gerissen haben.

      *

      »Ziehen Sie sich endlich etwas über, Kindchen«, sagte Lady Simpson streng, aber ohne Nachdruck. »Sie lenken die Polizei ja nur unnötig ab.«

      Was übrigens stimmte.

      Die Vertreter des Gesetzes waren in großer Zahl auf der Bildfläche erschienen und nahmen eine Art Massenverhaftung vor. Sie waren von Land aus und von der See her in das kleine Fischernest gekommen, alarmiert durch Parkers diverse Telefonanrufe vor seiner Aktion mit dem Campingbus.

      Parker legte seinen schwarzen Covercoat über die nackten Schultern von Kathy Porter, und lüftete dann höflich seine Melone, als der dickbauchige Lynn, Cardano und Achmed vorbeigeführt wurden. Sie trugen bereits Handschellen wie Lester Bentley, Ernie Kelson und die übrigen Gangster.

      »Darf ich die Herren für einen Moment inkommodieren?« fragte er, sich an Lynn wendend, der stehenblieb und den Butler finster anschaute. »Der leider so früh verblichene Mr. Mulligan trug drei Postkarten mit sich. Die Texte darauf waren wirklich mehr als banal. Darf ich davon ausgehen, daß sie verschlüsselte Informationen enthielten?«

      »Ohne meinen Anwalt sage ich kein Wort mehr«, antwortete Lynn gereizt, »aber Sie, Parker, Sie werde ich eines Tages noch erwischen. Und dann sind Sie dran!«

      »Also verschlüsselte Informationen«, stellte Parker zufrieden fest. »Ich danke Ihnen für diese Auskunft.«

      »Auch ich habe noch eine Frage«, schaltete sich Agatha Simpson ein, die neben ihrem Butler stand. »Wollten Sie der Bohrinsel nun mit Torpedos zu Leibe gehen oder nicht? Das ist wichtig für meinen geplanten Kriminalroman.«

      Lynn antwortete mit einem Schimpfwort, das die Lady nicht so ohne weiteres hinnehmen wollte. Sie verabreichte Lynn eine mehr als derbe Ohrfeige, worauf der massige Mann in die Knie ging.

      »Mylady«, mahnte Parker, als Lynn weggeschleppt wurde. »Daß es sich um Torpedos handelte, konnte Miß Porter ja inzwischen bestätigen.«

      »Das weiß ich doch«, sagte die streitbare Dame, »aber ich suchte nach einem Vorwand, ihm eine Maulschelle zu verabreichen. Und das ist mir immerhin gelungen.«

      »Danke, Mylady«, freute sich Kathy sichtlich.

      »Vielleicht hätte ich besser mit meinem ›Glücksbringer‹ zulangen sollen«, ärgerte sich die Sechzigjährige, um sich dann an ihren Butler zu wenden. »So, Mr. Parker, und jetzt habe ich einen ganz besonderen Wunsch.«

      »Mylady?« Parker sah Agatha Simpson abwartend und auch ein wenig unruhig an.

      »Für Sie ist das eine Kleinigkeit«, schickte die ältere Dame voraus.

      »Mylady sind sich sicher?« Dumpfe Ahnungen erfaßten den Butler.

      »Myladys Vertrauen ist wohltuend.«

      »Ich will mir jetzt die schwimmende Bohrinsel ansehen«, erklärte Agatha Simpson nachdrücklich. »Ich möchte endlich wissen, für welches Gebilde ich mich so abgestrampelt habe. Lassen Sie sich etwas einfallen und stehen Sie nicht so tatenlos herum!«

      »Wie Mylady befehlen«, lautete Parkers ergebene Antwort, wobei er keine Miene verzog. »Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern ein wenig länger, doch auf Wunsch wird gezaubert und gehext!«

      »Was ich mir auch ausgebeten haben möchte«, grollte die sehr aktive Dame und zog Kathy an sich. »Passivität hasse ich wie die Pest!«

      Parker machte sich würdevoll und gemessen auf den Weg, um für Lady Simpson ein wenig zu hexen und zu zaubern, wie es eben stets von ihm erwartet wurde.

      ENDE

Cover Blei und Schrot für die Lady
Cover Der Satan

      Josuah Parker war konsterniert, als er Augenzeuge eines schamlosen Diebstahls wurde.

      Die junge Dame griff unverfroren nach dem kleinen, nicht billigen Transistorradio und ließ das Gerät ohne jede Hast in ihrer Manteltasche verschwinden. Wie selbstverständlich ging sie weiter, als sei überhaupt nichts passiert.

      Josuah Parker beschloß, die Diebin unter Kontrolle zu halten. Er war gespannt, ob sie noch mehr Beute machen wollte. Vielleicht war das kleine Radio erst der Anfang.

      Die junge Frau, etwa fünfundzwanzig Jahre alt und dezent gekleidet, verließ die Radioabteilung und sah sich gespielt gleichgültig eine Verkaufsecke an, in der Uhren feilgeboten wurden.

      Es kam, wie es kommen mußte. Sie konnte einfach nicht widerstehen. Parker sah es genau. Sie langte fast