Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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und schob sich langsam zurück, um dann aufzustehen. »Dort unten im Wohnwagen wird also Miß Porter festgehalten?«

      »Dafür verbürge ich mich, Mister Parker.«

      »Lassen Sie uns überlegen«, schlug Parker vor, als er zusammen mit Herbert Nell zurück zu seinem hochbeinigen Monstrum ging, das in einer Geländefalle neben der Landstraße stand. »Im Hafen befindet sich die Motorjacht des Mister Lynn, der nach herrschender Ansicht der Kopf des Sabotageunternehmens ist. Warum, müßte und sollte die Frage lauten, warum hat er mit seinem Boot hier in Inverbervie festgemacht?«

      »Vielleicht, damit Cardano zusteigen kann.«

      »Das hätte sich auch schon in Montrose machen lassen, Mister Nell. Nein, nein, denken Sie an die beider Materialwagen des Magiers.«

      »Lynn will irgendeine Ladung übernehmen.«

      »Dieser Hinweis dürfte der Realität schon näher kommen«, gab der Butler zurück und nickte. »Was aber hat ein Magier anzubieten? Er will auf der Bohrinsel doch sicher keine Vorstellung geben, oder?«

      »Er will sie vernichten!«

      »Um dies zu erreichen, kann man sich verschiedener Möglichkeiten bedienen.«

      »Sprengladungen, Mister Parker.«

      »In der Tat.« Parker und der Akrobat, der ihn und Mylady an der Landstraße wie verabredet abgefangen hatte, standen jetzt neben Parkers Wagen, aus dem Agatha Simpson stieg, wobei sie die hilfreiche Hand ihres Butlers souverän übersah.

      »Sprengladungen?« erkundigte sie sich animiert.

      »Mister Nell und meine bescheidene Wenigkeit diskutieren die Möglichkeiten, wie man eine Bohrinsel vernichten könnte, Mylady.«

      »Froschmänner mit Haftminen«, warf Nell ein.

      »Das, Mister Nell, klingt bereits gefährlich gut.«

      »Ich wüßte eine bessere Möglichkeit«, ließ die resolute Dame sich vernehmen. »Froschmänner! Das ist doch geradezu antiquiert. Warum denken Sie nicht an Torpedos? Ich als Schriftstellerin würde mich für diese Möglichkeit entscheiden. Sie ist wenigstens neu und noch nicht verbraucht.«

      »Woher sollen Cardano und Lynn die Torpedos bekommen?« warf Nell schüchtern ein, denn die Nähe der Lady machte ihn unsicher.

      »Aus einem Marinedepot natürlich«, gab Agatha Simpson zurück und sah Nell verächtlich an. »Haben Sie denn überhaupt keine Phantasie? In den Arsenalen der Flotte bekommt man, was das Herz begehrt.«

      »Aber die Arsenale sind schließlich streng bewacht«, ließ Parker sich vernehmen.

      »Haben Sie vergessen, daß Cardano ein Hypnotiseur ist?« Die Detektivin schüttelte fast bedauernd den Kopf über soviel Begriffsstutzigkeit. »Für solch einen Mann ist es doch eine Kleinigkeit, Wachen außer Gefecht zu setzen, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen.«

      »Eine verwegene Vorstellung, Mylady, wenn ich es derart formulieren darf.«

      »In meinem kommenden Kriminalroman werde ich mit diesem Trick arbeiten«, entschied die ältere Dame. »Die Idee gefällt mir. Sorgen wir jetzt nur noch dafür, daß die gestohlenen Torpedos nicht abgeschossen werden. Ich kann ja schließlich nicht alles machen, ich bin nur eine schwache Frau!«

      *

      Kathy Porter hatte Wort für Wort mitbekommen. Sie wußte jetzt, wie die schwimmende Bohrinsel vernichtet werden sollte. Die Gangster hatten kein Wort über die Menschen verloren, die als Besatzung auf dieser Insel lebten. Menschenleben zählten nicht!

      Sie hatte sich nicht gerührt, als Lynn nach ihr gesehen hatte. Im letzten Moment gelangte sie zurück aufs Bett, bevor die Tür von dem feisten Gangster geöffnet worden war. Um ein Haar wäre sie von dem mißtrauischen Boß überrascht worden.

      Es war für sie klar, daß sie den mörderischen Plan der Gangster und Saboteure verhindern mußte. Sie wußte schließlich, daß die beiden Spezial-Torpedos sich im Materialwagen von Lynns Show befanden. An sie mußte sie so schnell wie möglich heran, um sie unschädlich zu machen. Ohne die beiden Torpedos war die Bohrinsel und damit die Besatzung nicht mehr gefährdet.

      Sie hörte, daß Lynn und Cardano den großen Wohnwagen verließen. Vorsichtig stand sie auf, trat an eines der Fenster und sah nach draußen. Die beiden äußerlich so ungleichen Männer gingen gerade zu dem Materialwagen hinüber, Lynn wollte sich wohl die Torpedos ansehen.

      Ja, sie verschwanden in dem Wagen, der neben dem größeren Sattelschlepper stand, zogen die Tür hinter sich zu und wollten wohl allein sein. Der Materialwagen wurde, wie Kathy entdeckte, diskret bewacht. Einige Männer, die bunt wie Showleute gekleidet waren, hantierten in der Nähe dieses Wagens, ohne wirklich etwas zu tun. Sie hatten gewiß die Aufgabe, den kostbaren Wagen keinen Moment aus den Augen zu lassen.

      Wie sollte sie diese Sperren überwinden? Im Grund war sie doch nackt und hilflos. Nein, sie rechnete sich keine Chance aus. Das Kontrollsystem der Gangster schien perfekt zu sein.

      Jetzt konnten eigentlich nur noch Lady Simpson und Butler Parker helfen, doch die schien es erwischt zu haben. Laut Lynns Aussage vor wenigen Minuten mußten sie auf einem in die Luft gesprengten Leuchtturm umgekommen sein.

      Der Gedanke daran, Lady Simpson und Butler Parker nie wiederzusehen, stachelte Kathy an. Es mußte einen Weg geben, die beiden zu rächen und den Mordgangstern für immer das Handwerk zu legen.

      Vielleicht fand sie in den vorderen Räumen des Wohnwagens doch eine verwertbare Waffe? Kathy stahl sich zur Tür und öffnete sie spaltbreit, um dann entsetzt zurückzuprallen.

      Vor ihr stand der Gnom Achmed!

      *

      Josuah Parker stellte komplizierte Berechnungen an und ließ sich auch durch die deutliche Ungeduld seiner Herrin nicht stören. Er verfolgte einen ganz bestimmten Plan, und durfte sich keinen Irrtum leisten.

      »Nun möchte ich endlich wissen, was Sie eigentlich planen?« fauchte Agatha Simpson ihn schließlich an. »Wohin haben Sie diesen Akrobaten geschickt? Was soll das alles?«

      »Darf ich mir erlauben Myladys Aufmerksamkeit auf die steile Straße zu lenken, die hinunter zum Campingplatz führt?«

      »Ich bin ja nicht blind!«

      »Das Gefälle dieser schmalen Straße ist beachtlich«, erläuterte der Butler weiter. »Die Straße selbst führt zum Fischerhafen, macht dann eine leichte Wendung und endet auf dem Campingplatz.«

      »Ich habe nicht die Absicht, Mister Parker, gerade jetzt zu campen«, antwortete die Detektivin streng.

      »Mister Nell besitzt einen Campingwagen, der gleichzeitig ein Auto ist«, stellte Parker weiter gelassen fest. »Er ist auf dem Weg, ihn hierherzuholen.«

      »Endlich begreife ich. Sie wollen diesen Wagen als trojanisches Pferd benutzen, um möglichst nahe an die Gangster heranzukommen?«

      »In der Tat, Mylady.«

      »Ein guter Plan«, räumte Agatha Simpson widerwillig ein. »Er könnte von mir stammen.«

      »Sehr wohl, Mylady«, gab Parker zu. »Ich erlaube mir von der Annahme auszugehen, daß Mylady solch einen Plan vorschlagen würde.«

      »Stimmt vollkommen.« Sie sah ihn etwas mißtrauisch an, doch Parkers Gesicht blieb unbeweglich. »Und wie soll’s dann weitergehen?«

      »Haben Mylady bestimmte Wünsche?«

      »Und ob ich die habe! Wir werden die Wagen dieses Magiers stürmen, und die Gangster in die Flucht schlagen. Darauf freue ich mich schon jetzt.«

      »Mr. Nells Campingbus, Mylady.« Parker hatte sich umgedreht und deutete mit der Spitze seines Universal-Regenschirmes auf ein abenteuerlich aussehendes Gefährt, das seine besten Jahre schon lange hinter sich hatte. Der Wagen machte einen recht angerosteten Eindruck, aber er fuhr, wenngleich auch die Ventile klapperten.

      »Das ist ja ein