Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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den Aussagen zufolge, die die beiden Artisten gemacht hatten, hatte es sich bei den Sabotagehandlungen nur um Kleinigkeiten gehandelt, die kaum ins Gewicht fielen. Dort war mal ein Kurzschluß fabriziert worden, hier eine kleine, technische Panne an der Winsch, dort war eine Wasserpumpe zu Bruch gegangen oder ein paar Scheinwerfer unbrauchbar gemacht worden.

      »Bitte«, sagte Lana Durbin leise.

      »Bitte, Mr. Parker«, bat Herbert Nell, dem der Schweiß der Angst auf der Stirn stand.

      »Ich werde Sie für die nächsten zehn Minuten vergessen«, sagte Josuah Parker, der mit Mylady einen schnellen Blick des Einverständnisses getauscht hatte. »Dieser Vorsprung müßte ausreichen, zur Music hall zu fahren und die Koffer zu packen.«

      »Und dann?« Herbert Nell schien an sein Glück noch immer nicht glauben zu wollen.

      »Lady Simpson und meine bescheidene Wenigkeit wünschen Ihnen Glück für Ihren ferneren Lebensweg«, meinte der Butler gemessen. »Bleiben Sie in Zukunft auf dem Pfad, der die Tugend markiert!«

      »Und was geschieht mit den fünf Männern auf der Insel«, schaltete sich Lana Durbin noch mal ein. »Wirklich, Mr. Parker. Gangster sind das nicht.«

      »Ich werde mich bei passender Gelegenheit mit diesen Herren mal unterhalten«, sagte Parker. »Vielleicht sind auch sie wieder auf den Trampelpfad der Tugend zurückzubringen, man soll die Hoffnung nie aufgeben.«

      Lana Durbin und Herbert Nell strahlen wie Vollmonde, als sie das Weite suchten. Mylady sah ihnen ein wenig grollend nach.

      »Haben Sie Ihre Menschlichkeit nicht etwas auf die Spitze getrieben?« wollte sie dann von Parker wissen.

      »Möglicherweise«, räumte der Butler ein, »aber ich erlaube mir, zuweilen an das Gute im Menschen zu glauben. Spuren davon sollen manchmal noch vorhanden sein.«

      *

      »Seitdem ist die junge Dame wie vom Erdboden verschwunden«, schloß der Detektiv-Inspektor seinen Bericht und sah Lady Simpson und den Butler prüfend an. »Der Name Kathy Porter sagt Ihnen also etwas?«

      »Allerdings, junger Mann«, gab die resolute Dame zurück. »Miß Porter ist tatsächlich meine Gesellschafterin.«

      »Ich begreife ihre Flucht nicht«, redete der Inspektor weiter, der sich im Hotelzimmer Agatha Simpsons befand. »Sie hat doch überhaupt nichts zu befürchten. Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür?«

      Und ob Lady Simpson dafür eine Erklärung hatte, doch sie redete taktvollerweise nicht darüber. Sie sorgte sich nur, denn Kathy Porter hatte sich bisher nicht gemeldet. Seit der Rückkehr ins »St. Cyrus« war immerhin fast eine Stunde verstrichen. Nach der Landung waren sie und Parker in die Music hall gefahren, um dort nach Kathy Ausschau zu halten. Auch dort war sie nicht zu finden.

      »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie mir was verschweigen«, mahnte der Inspektor und fuhr nervös über seine Glatze, »falls Sie meine Ermittlungen behindern, müßte ich Ihnen das offiziell ankreiden.«

      »Lady Simpson und meine Wenigkeit verschweigen Ihnen tatsächlich einiges«, gestand der Butler, bevor seine Herrin antworten konnte, »aber das hat seine bestimmten Gründe. Darf ich mir erlauben, Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten?«

      Parker wurde gewährt, und er schrieb dem Inspektor eine Londoner Telefonnummer auf, über die der Mann an eine Stelle des Geheimdienstes heran konnte.

      »Falls Sie noch Mißtrauen hegen.

      Sir, lassen Sie sich die Richtigkeit dieser Nummer und des Anschlusses von Scotland Yard bestätigen«, schlug er dem Inspektor weiter vor. »Sie werden dann mit Sicherheit erfahren, daß weder Lady Simpson noch Miß Porter, noch meine bescheidene Person finstere Dinge planen. Mehr kann und darf ich Ihnen zu diesem Thema leider nicht sagen.«

      »Hoffentlich ist das kein fauler Trick«, warnte Inspektor Summers skeptisch, bevor er das Hotelzimmer verließ. Parker schloß hinter ihm die Tür und wandte sich dann Lady Simpson zu, die grimmig und nervös im Zimmer herumwanderte und jäh stehenblieb.

      »Ihre Ruhe möchte ich haben«, raunzte sie ihren Butler an. »Haben Sie nicht gehört, was mit dem armen Kind geschehen ist? Es wurde nackt und gefesselt in einem alten Kutter gefunden. Was muß Kathy mitgemacht haben!«

      »Erfreulich dürfte die Tatsache sein, Mylady, daß Miß Porter noch Herrin ihrer Entschlüsse ist.«

      »Wieso das?«

      »Sie verließ immerhin freiwillig das Hospital, wenn auch nur mit einem Nachthemd bekleidet.«

      »Das Kind wird sich erkälten.«

      »Da Miß Kathy noch immer nicht aufgetaucht ist oder eine Meldung hinterließ, scheint sie wichtigen Dingen nachzugehen, die ihrer Ansicht nach unaufschiebbar sind, Mylady.« Das Thema Erkältung vertiefte der Butler nicht weiter.

      »Was mag sie nur treiben?« Agatha Simpson nahm ihre Wanderung durch das Hotelzimmer wieder auf.

      »Es muß mit der Sabotagegruppe Lynn Zusammenhängen«, mutmaßte Josuah Parker. »Ich darf daran erinnern, Mylady, daß der sterbende Vorarbeiter Mulligan diesen Namen bereits nannte und Mr. Lynn als den Chef dieser Gangsterorganisation bezeichnete.«

      »Aber Lynn und sein Boot sind draußen auf See.«

      »Und das einzige Ziel kann nur die Bohrinsel sein«, fand Josuah Parker. »Es scheint um Minuten und Sekunden zu gehen, darum bleibt Miß Kathy auch verschwunden.«

      »Was will das Kind denn schon im Nachthemd ausrichten?« sorgte sich die ältere Dame. »Tun Sie endlich etwas, Mr. Parker! Ich möchte keine Theorien hören, sondern Taten sehen!«

      »Sehr wohl, Mylady!« Parker deutete eine knappe Verbeugung an. »Darf ich mich nach der gewünschten Reihenfolge erkundigen? Sind Mylady zuerst an Miß Porter oder an der Bohrinsel interessiert?«

      »Beides zugleich«, forderte Agatha Simpson. »Ich erwarte Höchstleistur gen von Ihnen, Mr. Parker!«

      *

      Der eiserne Reif um ihre Stirn und Schläfen war zwar vorhanden und schmerzte, doch Kathy Porter wurde von Cardanos Willen nicht mehr erreicht. Schuld daran trug wohl das Rauschgift, das noch in ihrem Blut war und das Achmed ihr eingeflößt hatte. Dieses Rauschgift wirkte wie eine Sperre gegen die Vorstellungen die der »Magier der Hölle« ihr aufzwingen wollte.

      Der Hypnotiseur wußte nichts von diesem Gift und war sich seiner Sache vollkommen sicher. Seiner Ansicht nach hatte er die junge, attraktiv Frau gedanklich fest im Griff.

      Kathy Porter schüttelte den Bann, der nur vage vorhanden war, von Minute zu Minute immer weiter ab, konnte endlich wieder klar denken und befaßte sich mit ihrer Situation. Was an Bord dieses Scheusals vorgegangen war, wußte sie selbstverständlich nicht, aber das bedrückte sie nicht weiter. Sie befaßte sich nur mit diesem Cardano, der sie auf dem Parkplatz vor dem Hospital abgefangen und entführt hatte.

      Was hatte dieser unheimlich aussehende Mann mit ihr vor?

      Handelte er im Auftrag des dicken Mr. Lynn, sollte er sie umbringen? Lynn war das Alarmsignal für Kathy Porter, der Name aktivierte ihr Gedächtnis und schuf wieder Verbindungen. Lynn und die Bohrinsel! Hatte der Gangster nicht davon gesprochen, die Anlage vernichten zu wollen? War er nicht schon mit seiner großen Motorjacht unterwegs, um seine Absicht in die Tat umzusetzen?

      Ihre Gedanken überschlugen sich. Einzelheiten schoben sich deutlich in ihr Bewußtsein, verbanden sich mit Erinnerungsfetzen, schufen Erkenntnisse und ließen Kathy hellwach werden. Natürlich, es ging um die schwimmende Bohrinsel draußen der Nordsee, um die Bohrinsel, die in die Luft gejagt werden sollte.

      Kathy Porter richtete sich auf und faßte nach ihren Schläfen. Der Eisenreif war plötzlich nicht mehr vorhanden, ihr Verstand funktionierte wieder präzise. Sie mußte diesen mörderischen Anschlag verhindern, viel Zeit stand ihr sicher nicht mehr zur Verfügung.

      Wohin wollte Cardano sie bringen?

      Sie hatten den