blieb verkrümmt liegen, hörte schnelle Schritte auf dem Teppich und dann die Stimme von Lester Bentley, der sie hierher aufs Schiff gebracht hatte.
»Wir haben sie«, meldete er mit gleichgültiger Stimme, »die alte Lady und ihr Butler sitzen jetzt auch fest, Chef. Damit dürften wir endgültig abgeräumt haben.«
»Was sagen Sie zu dieser Schönen, Lester?« Lynn beugte sich vor und tätschelte Kathys Hüften.
»Sie sieht sehr gut aus, Chef.« Lester Bentleys Stimme klang gleichgültig.
»Könnte sie Sie nicht reizen?«
»Schon, aber dann müßte sie’s freiwillig tun«, erklärte Bentley zu Kathys Überraschung.
»Keine Sorge, Lester, sie wird es freiwillig tun«, erwiderte Lynn. »Achmed wird sie entsprechend präparieren.«
»Was soll jetzt mit unserer Konkurrenz geschehen, Chef?« Bentley lag ganz eindeutig an einem Themenwechsel, wie Kathy deutlich heraushörte. Noch immer war sie keiner Bewegung fähig.
»Sprengt den Leuchtturm in die Luft«, sagte Lynn, »macht endgültig reinen Tisch! Ich brauche freie Hand für die Bohrinsel. Unsere Auftraggeber erwarten Resultate.«
Ob er sie ansah oder nicht, konnte Kathy nicht feststellen, dazu lag sie zu unglücklich und zu verspannt auf der Seite. Sie hörte nur seine sich entfernenden Schritte, dann das sanfte Zufallen der Kabinentür.
Nackte kleine Füße erschienen neben ihrem Kopf, die nur Achmed gehören konnten. Kräftige Hände drehten sie wie eine tote Waren herum und richteten sie auf, ohne sie von ihrer Starre zu erlösen. Kathy sah das häßliche Gesicht aus tränenverschleierten Augen. Und sie sah den Becher in seiner rechten Hand.
»Trinken«, forderte Achmed sie auf. »Wir wollen doch in die richtige Stimmung kommen, wie?«
Kathy Porter mußte schlucken, ob sie wollte oder nicht. Er hielt ihr einfach die Nase zu, und Kathy trank Schluck für Schluck den Becher leer. Sie wunderte sich, daß sie überhaupt schlucken konnte. Das kühle Getränk schmeckte ein wenig süßlich, war aber nicht unangenehm.
»Ich werde sie gleich bringen, Boß«, sagte Achmed, »es dauert etwa zehn Minuten, bis es wirkt.«
»Laß sie gleich hier, ich werde für ein paar Minuten nach oben an Bord gehen.« Lynn wuchtete sich hoch, stieg über Kathy hinweg und verließ dann watschelnd die Kabine.
Achmed hockte sich neben Kathy nieder und belauerte sie.
»Gleich wirst du dich wunderbar fühlen«, prophezeite er ihr. »Du wirst nach Männern schreien und wirst sie auch bekommen. Reihenweise!«
Kathy wollte die Augen schließen und das häßliche Gesicht nicht sehen, doch selbst die Lider gehorchten ihr nicht. Sie hörte in sich hinein, wartete auf etwas und spürte plötzlich erste Anzeichen einer Wirkung. Ihr Blut schien sich zu erhitzen, ihre Haut kribbelte.
Achmed strich über ihre Unke Brust und grinste, als die Haut sich spannte.
»Nur noch ein paar Minuten«, meinte er, »dann wirst du nach meinem Boß schreien!«
*
Wovon der alte, ausgediente Leuchtturm eigentlich noch zusammengehalten wurde, war Josuah Parker ein Geheimnis.
Die Flut kam auf, und die normale Brandung schlug machtvoll gegen den Betonsockel, der nur noch aus zerbröckelten Teilstücken bestand. Das Mauerwerk des Leuchtturms ächzte in allen Fugen. Der Steinbau schien zu schwanken, neigte sich und konnte jeden Moment auseinanderfallen wie eine Sandburg, die von Kindern am Strand errichtet worden war.
Josuah Parker und Lady Simpson befanden sich im unteren Raum und mußten immer wieder kleinen Steinbrocken ausweichen, die sich von der Decke lösten. Die Eisentür nach draußen war von den beiden Gangstern erst gar nicht geschlossen worden, sie hätte ohnehin nicht gehalten.
Die beiden Gangster hatten das Riff längst verlassen und saßen irgendwo an der Steilküste und bewachten von hieraus den Leuchtturm. Ein Fluchtversuch bei Ebbe wäre Selbstmord gewesen, die beiden Männer hätten sofort geschossen.
Nun brauchten sie allerdings nichts mehr zu befürchten. Die Flut war voll da und hatte den schmalen, glitschigen Fußpfad zum Turm hoch überspült. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut betrug hier an der Küste gut und gern vier Meter.
Das Wasser war unruhig und brach sich an den Klippen, schäumte hoch und schuf eine tosende Hölle, in der sich mit Sicherheit kein noch so guter Schwimmer halten konnte.
Am Horizont kündigte sich bereits das erste Morgenlicht an. Im milden Schein der noch nicht zu sehenden Sonne wirkte das Wasser schwarzgrün und sah unheimlich aus.
»Ich hoffe, Mister Parker, Sie lassen sich inzwischen etwas einfallen«, sagte Lady Simpson zu ihrem Butler. »Ich möchte auf mein gewohntes Frühstück auf keinen Fall verzichten.«
»Ich werde mich keineswegs dem Pessimismus hingeben«, erwiderte der Butler, »doch festzustellen ist, daß die augenblickliche Lage ein wenig hoffnungslos scheint.«
»Glauben Sie, daß der Turm zusammenbrechen wird?«
»Falls man nur geringfügig nachhilft, Mylady, wird das mit Sicherheit der Fall sein.«
»Nachhelfen?«
»Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang an eine Sprengladung zu denken, Mylady.«
»Dann finden Sie sie gefälligst, Mister Parker! Unter einem Morgenbad stelle ich mir etwas anderes vor …«
»Sehr wohl, Mylady, falls es erlaubt ist, möchte ich eine Inspektion des Turms vornehmen, zumal nach den Hinweisen der beiden Männer noch weitere Gäste anwesend sein müßten.«
Parker brauchte sie nicht lange zu suchen.
Zwei Gäste erschienen auf der Wendeltreppe und stahlen sich ängstlich nach unten. Es handelte sich um eine Frau und um einen Mann, die einen völlig verstörten Eindruck machten.
»Miß Lana Durbin und Mister Herbert Nell?« erkundigte sich der Butler und lüftete höflich grüßend seine schwarze Melone.
»Woher … woher kennen Sie uns?« Herbert Nell starrte Parker und Agatha Simpson überrascht an.
»Sie wurden uns beschrieben«, erklärte der Butler. »Miß Anne Kelly war so freundlich.«
»Das Nummerngirl?« Lana Durbin erinnerte sich.
»Miß Kathy Porter, meine Gesellschafterin«, schaltete sich Lady Simpson ein. »Stellen Sie jetzt keine Fragen! Wie lange sind Sie bereits im Turm?«
»Seit fast zwei Stunden. Man hatte uns gefesselt, eben erst haben wir die Stricke losbekommen.«
»Gibt es noch weitere Gäste hier?« wollte der Butler wissen.
Bevor er eine Antwort erhielt, ging ein reißendes Stöhnen und Ächzen durch den Turm. Verputzreste bröckelten von den Wänden, bleistiftstarke Risse bildeten sich im Mauerwerk.
Die Detektivin, ansonsten nervenstark, schlang ihre Arme um den Hals des Butlers, der daraufhin ein wenig irritiert wirkte.
»Lassen Sie das«, sagte sie dann mit rauher Stimme, als sie sich erholt hatte. Sie schob den stocksteif stehenden Butler von sich. »Mäßigen Sie sich, Mister Parker!«
»Sehr wohl, Mylady«, gab der Butler würdevoll zurück. »Wenn ich darauf verweisen darf, so scheint Wind aufzukommen.«
Er schritt zur geöffneten Eisentür und zuckte mit keiner Wimper, als Gischtfetzen ihm entgegenwehten. Von Wind konnte übrigens keine Rede sein, ein mittelschwerer Sturm kündigte sich deutlich an.
»Befinden sich noch weitere Gäste hier im Gemäuer?« erkundigte sich! Parker erneut, zur Gruppe zurückkehrend.
»Mister Putnam«, antwortete die Akrobatin und deutete nach oben.
»Findet Mister Putnam es oben sicherer?« wollte Parker wissen.
»Sie