Kurz und gut, dort wurde angerufen, und ich nahm den Anruf entgegen. Sie können sich vorstellen, wie schnell ich vor dem Hospital war.«
»Ausgezeichnet reagiert. Dafür werden sie eine Extraprämie bekommen, Cardano!«
»Fein, Chef«, erwiderte Cardano, »ich wollte sie ja zuerst irgendwo entlang der Straße abservieren, aber das war mir zu gefährlich. Draußen auf See können Sie das viel nachhaltiger erledigen, glaube ich wenigstens.«
»Worauf Sie sich verlassen können.« Lynn nickte. »Ist sie jetzt außer Gefecht gesetzt?«
»Sie steht vollständig unter Hypnose und ist so gefährlich wie eine Spielzeugpuppe.«
»Sind Sie sicher?«
»Überzeugen Sie sich selbst, Chef!« Cardano ging zu der Tür, die hinüber in sein Schlafabteil führte und drückte sie auf. Dann trat er zur Seite, damit Lynn besser sehen konnte. Der dickbauchige Mann schob sich durch die Tür, baute sich am Fußende des Bettes auf und schaute auf Kathy hinunter.
Die junge Dame schlief tief und fest.
Ihr Krankenhauskittel hatte sich verschoben und gab ihre langen, schlanken Beine und einen Teil der linken Hüfte frei. Lynn lächelte mokant.
»Ist sie wirklich unter Hypnose?« erkundigte er sich bei Cardano.
»Wollen Sie einen Beweis?«
»Natürlich, sie darf uns nicht mehr entwischen.«
»Lassen Sie mich nachdenken, Cardano. Ich hab’s! Sie soll aufstehen und sich duschen.« Lynn wies auf die Duschkabine rechts hinter dem Schlafabteil.
Der »Magier der Hölle«, wie er sich nannte, trat neben das Bett und beugte sich leicht über die schlafende Kathy Porter. Er breitete seine Hände aus und ließ sie über ihrem Gesicht kreisen.
»Steh auf und dusche dich, Kathy«, sagte er eindringlich. »Steh jetzt auf!«
Sie reagierte augenblicklich und öffnete die Augen, schien die beiden Männer aber nicht zu sehen. Sie erhob sich gehorsam und … streifte sich völlig ungeniert das Hemd vom Körper. Nackt ging sie in die Duschkabine und stellte das Wasser an. Anschließend stellte sie sich ein, als sei sie völlig unbeobachtet, und duschte.
Cardano sah ihr aus verkniffenen Augen zu.
Lynn schnaufte ein wenig schneller als gewöhnlich. Der Anblick erregte ihn. Er war jetzt froh, daß sie von Achmed doch nicht umgebracht worden war. Bevor sie starb, sollte sie ihm noch dienen. Zeit genug dazu war vorhanden.
»Sind Sie jetzt überzeugt?« fragte Cardano und wandte sich triumphierend an seinen Chef.
»Keine Zweifel mehr«, bestätigte Lynn. »Können Sie das mit jeder Frau machen?«
»Mit jeder«, übertrieb der »Magier der Hölle« schamlos.
»Dann sind Sie ja fast zu beneiden«, sagte Lynn lächelnd. »Sagen Sie ihr, daß sie ein liebes Mädchen sein und jetzt fest schlafen soll. Wir haben noch eine Menge zu besprechen.«
Und wie sie gehorchte!
Kathy Porter kam aus der Dusche und trocknete sich ab, legte sich dann nieder und schloß die Augen. Sie schien nach wie vor im Bann dieses modernen Hexenmeisters zu stehen, der mit ihr tun und lassen konnte, was immer er wollte.
Doch kaum hatte sich die Tür hinter den beiden Männern geschlossen, da schlüpfte die angeblich hypnotisierte Kathy Porter aus dem Bett und lief zu dieser Tür. Sie hatte ihre Rolle hervorragend gespielt und das Mißtrauen der beiden Männer ausgeschaltet. Sie legte ihr Ohr gegen das Türblatt und hörte, was die beiden Gangster miteinander zu bereden hatten.
*
»Wir werden die beiden Torpedos übernehmen, sobald es dunkel geworden ist«, sagte Lynn. »Ich hoffe, daß es da keine Schwierigkeiten gibt.«
»Natürlich nicht, Chef«, beruhigte Cardano seinen Boß. »Äußerlich sind sie als Torpedos überhaupt nicht zu erkennen. Ihre Männer brauchen sie nur aus dem Materialwagen zu holen.«
»Und Sie garantieren den Erfolg, Cardano?«
»Die Bohrinsel existiert eigentlich schon nicht mehr«, versprach Cardano lächelnd. »Die Torpedos haben selbständige Suchköpfe, die die Beine der Bohrinsel mit Sicherheit finden. Was dann passiert, brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen.«
»Technische Pannen sind ausgeschlossen?«
»Die beiden Torpedos gehören zu den modernsten Konstruktionen, die die Marine anzubieten hat, Chef.«
»Und woher haben Sie sie?«
»Aus dem Marinearsenal in Southampton. Dort habe ich vor ein paar Wochen ein Gastspiel mit meiner Show gehabt, Sie verstehen.«
»Wir müssen damit rechnen, daß die Bohrinsel scharf bewacht wird.«
»Was überhaupt nichts nutzen wird, Chef. Die Torpedos sieht man ja nicht. Die rauschen ein paar Meter unter Wasser und suchen sich zwei der drei Standbeine der Bohrinsel. Mit tödlicher Sicherheit, wie ich noch mal betonen möchte. Das geschieht vollautomatisch.«
»Wie nahe müssen wir an die Insel herangehen?«
»Höchstens eine halbe Seemeile, Chef. Nach dem Abschuß versenken Sie die beiden Abschußrampen. Wer will Ihnen dann noch etwas beweisen?«
»Gut, Cardano, Sie sind ja mit an Bord und der Fachmann.«
»Worauf Sie sich verlassen können, Chef, ich war ja mal bei der Marine. Ich sag’s noch mal, die Bohrinsel ist bereits erledigt.«
»Ich will Ihnen gestehen, Cardano, daß ich unruhig bin. Und das hat seinen ganz bestimmten Grund.«
»Und der wäre, Chef?«
»Ich muß zwei Gründe anführen«, redete der feiste Mann weiter, während er sich hoch wuchtete. »Diese beiden Gründe heißen Butler Parker und Lady Simpson. Ich weiß inzwischen mehr über die Schnüffler. Es sind reine Amateure, aber sehr erfolgreich. Meine Auftraggeber haben mich eindringlich gewarnt.«
»Ich denke, Lady Simpson und Butler Parker sind zusammen mit dem alten Leuchtturm in die See gepustet worden.«
»Falls der Plan geklappt hat, müßte es so sein, meine beiden Leute haben sich noch nicht zurückgemeldet.«
»Die den Leuchtturm hochjagen sollten?«
»Sie sind wie vom Erdboden verschwunden. Es sind erstklassige Männer, glauben Sie nur ja nicht, sie hätten sich etwa abgesetzt.«
»Haben Sie denn während der Herfahrt den Leuchtturm noch gesehen?«
»Nur einen Stumpf, der von der Brandung restlos überspült wird. Nein, nein, der Leuchtturm ist weg, er existiert nicht mehr.«
»Die beiden Männer werden schon noch kommen, Chef.«
»Das rede ich mir auch schon ein, Cardano. Am liebsten würde ich die Sache mit der Bohrinsel umgehend erledigen und nicht erst bis zum Einbruch der Nacht warten. Ich will nicht, daß dieses Riesengeschäft noch in letzter Sekunde platzt.«
»Auch dagegen ist nichts einzuwenden, Chef«, schaltete Cardano sofort um. »Wir müßten das Verladen nur geschickt tarnen, aber das ist in dem kleinen Fischernest verdammt schwer.«
»Nein, nein, wir werden bei dem ursprünglichen Plan bleiben«, entschied Lynn. »Man darf uns später nichts nachweisen können, Cardano.«
Dann, er hatte noch nicht ganz ausgeredet, lief Lynn erstaunlich schnell hinüber zur Tür und drückte sie auf.
Er nickte zufrieden, als er Kathy auf dem Bett entdeckte. Nein, sie schlief und hatte überhaupt nichts gehört.
Von ihrer Seite drohte ganz sicher keine Gefahr!
*
»Sie haben sich verdient gemacht!« lobte der Butler den Akrobaten, der neben ihm auf dem felsigen Boden lag.
»Dafür