bestimmten Gedanken über mehrere Schritte zu seinem Abschluss. Fassen Sie daher diesen Gedanken in klare und sorgfältig ausgewählte Begriffe, und markieren Sie jeden neuen Schritt, indem Sie genau diese Begriffe wiederverwenden.
In ihrem klassischen Handbuch des Schreibens The Elements of Style führen William Strunk und E. B. White die berühmten Seligpreisungen Jesu als ein überzeugendes Beispiel für das an, was sie als »parallele Fügung« oder als »Ausdruck aufeinander abgestimmter Gedanken in gleicher Form« bezeichnen.
Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; / denn sie werden das Land erben. (Mt 5, 3–5) [dt. zit. nach: Die Bibel, Einheitsübersetzung, Stuttgart, 2. Aufl., 2017]
Die Formel lautet »Selig sind die X: denn Y«. Sie wird nicht jedes Mal neu formuliert wie etwa: »Auch jene, die X sind, werden gesegnet sein, weil Y.« Stattdessen weist jeder Satz exakt dieselbe Struktur und exakt dieselbe Formulierung auf.
Machen Sie dasselbe mit Ihren Argumenten.
SCHLECHT:
Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen. Durch aufmerksames Beobachten und Reagieren, wenn eine Katze oder ein Hund einen braucht, kann man auch die eigene Fähigkeit, Bedürfnisse zu erkennen und das eigene Verhalten entsprechend anzupassen, gegenüber kleinen Kindern verbessern. Indem man ein responsiverer Haustierhalter wird, kann man also auch seine familiären Pflegekompetenzen verbessern.
Wie bitte? Jeder Satz mag für sich genommen ziemlich klar sein, doch die Zusammenhänge zwischen den Sätzen gehen völlig im Dickicht verloren – das vielleicht sogar interessant ist, doch viel zu dicht, um effektiv voranzuschreiten. (Vergessen Sie nicht: Argumente müssen in Bewegung sein, sie müssen sich entwickeln!)
GUT:
Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen. Wer lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen, lernt, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein. Wer also lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein.
Die »Gut«-Version mag nicht gerade in blumiger Weise elegant sein, doch das macht sie dadurch mehr als wett, dass sie absolut glasklar ist. Ein einfaches Merkmal macht den Unterschied: Die »Schlecht«-Version verwendet für jeden Kerngedanken einen neuen Satz, sobald der Gedanke wieder auftaucht. – Zum Beispiel wird »Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern« in der Konklusion der »Schlecht«-Version als »Indem man ein responsiverer Haustierhalter wird« erneut beschrieben – wohingegen das »Gut«-Argument sorgfältig und präzise seine Schlüsselbegriffe wiederholt.
Sollten Sie sich Gedanken über den Stil machen – was Sie natürlich bisweilen durchaus tun sollten –, so entscheiden Sie sich für das straffste, nicht das blumigste Argument.
Am kürzesten und prägnantesten:
Wer lernt, sich um ein Haustier zu kümmern, lernt, auf die Bedürfnisse eines abhängigen Wesens einzugehen, und lernt also wiederum, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu sein.
II. Beispielargumente
Einige Argumente führen ein oder mehrere Beispiele an, um eine Verallgemeinerung zu untermauern.
Frauen wurden in früheren Zeiten sehr jung verheiratet. Julia in Shakespeares Romeo und Julia war nicht einmal 14 Jahre alt. Im Mittelalter war 13 das normale Heiratsalter für eine jüdische Frau. Und während des Römischen Reichs wurden viele römische Frauen im Alter von 13 oder jünger verheiratet.
Dieses Argument verallgemeinert von drei Beispielen – Julia, jüdische Frauen im Mittelalter und römische Frauen während des Römischen Reiches – auf »viele« oder die meisten Frauen in früheren Zeiten. Um die Form dieses Arguments möglichst klar zu zeigen, können wir die Prämissen einzeln auflisten, mit der Konklusion als unterster Zeile bzw. Fazit:
Julia in Shakespeares Theaterstück war nicht einmal 14 Jahre alt.
Jüdische Frauen im Mittelalter wurden normalerweise mit 13 verheiratet.
Viele römische Frauen wurden während des Römischen Reichs im Alter von 13 oder jünger verheiratet.
Also wurden Frauen in früheren Zeiten sehr jung verheiratet.
Es ist hilfreich, kurze Argumente so aufzuschreiben, wenn wir verstehen wollen, wie sie genau funktionieren.
Wann stützen Prämissen wie diese in angemessener Weise eine Verallgemeinerung?
Eine Bedingung ist natürlich, dass die Beispiele korrekt sind. Denken Sie an Regel 3: Gehen Sie von verlässlichen Prämissen aus! Wenn Julia nicht um die 14 Jahre alt war oder wenn die meisten römischen oder jüdischen Frauen nicht mit 13 oder jünger verheiratet wurden, dann ist das Argument sehr viel schwächer. Wenn keine der Prämissen trägt, gibt es überhaupt kein Argument. Um die Beispiele eines Arguments zu überprüfen oder um gute Beispiele für Ihre eigenen Argumente zu finden, müssen Sie vielleicht ein wenig recherchieren.
Angenommen aber, die Beispiele sind korrekt. Selbst dann ist ihre Verallgemeinerung nicht unproblematisch. Die Regeln in diesem Kapitel bieten eine kurze Checkliste für die Bewertung von Beispielargumenten.
7. Verwenden Sie mehr als ein Beispiel
Ein einzelnes Beispiel kann manchmal zu Illustrationszwecken verwendet werden. Allein das Beispiel von Julia könnte die Frühehe veranschaulichen. Doch ein einzelnes Beispiel liefert so gut wie keine Unterstützung für eine Verallgemeinerung. Julia allein könnte auch einfach nur eine Ausnahme darstellen. Ein einzelner spektakulär unglücklicher Milliardär beweist nicht, dass Reiche allgemein unglücklich sind. Eine tolle Mahlzeit in einem neuen Restaurant der Stadt bedeutet nicht notwendig, dass die gesamte Speisekarte erstklassig ist. Dafür bedarf es mehr als eines Beispiels.
SCHLECHT:
Solarenergie ist weit verbreitet.
Also sind erneuerbare Energien weit verbreitet.
Solarenergie ist eine Form der erneuerbaren Energien, aber eben nur eine. Was ist mit den anderen?
GUT:
Solarenergie ist weit verbreitet.
Wasserkraft ist seit langem weit verbreitet.
Windkraft war früher weit verbreitet und ist heute wieder weit verbreitet.
Also sind erneuerbare Energien weit verbreitet.
Die »Gut«-Version mag nicht perfekt sein (Regel 11 kommt darauf zurück), doch sie ist sicherlich schwungvoller, um es mal so zu sagen, als die »Schlecht«-Version.
Bei einer Verallgemeinerung, die sich auf eine kleine Reihe von Dingen bezieht, sollte das stärkste Argument alle oder zumindest viele der Beispiele berücksichtigen. Eine Verallgemeinerung, die sich auf Ihre Geschwister bezieht, sollte sie beispielsweise alle nacheinander berücksichtigen; dasselbe wäre bei einer Verallgemeinerung möglich, die sich auf alle Planeten des Sonnensystems bezieht.
Verallgemeinerungen, die sich auf umfangreichere Reihen von Dingen beziehen, erfordern, dass man eine Auswahl von Beispielen trifft. Wir können nicht alle Frauen in früheren Zeiten aufzählen, die früh geheiratet haben. Stattdessen müssen wir in unserem Argument einige Frauen in früheren Zeiten beispielhaft für alle Frauen in früheren Zeiten anführen. Wie viele Beispiele notwendig sind, hängt zum Teil davon ab, wie repräsentativ sie sind: ein Punkt, den die nächste Regel aufgreift. Zum Teil hängt es auch davon ab, wie groß die Menge ist, über die man Verallgemeinerungen