G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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Lippen hatten sich zu einem schmalen Strich zusammengepreßt, in seinen Augen las Mort das, was der Killer fühlte – ohnmächtige Wut.

      Dann senkte Sam Burton den Kopf. Der Umhang wurde von seiner rechten Hand angestoßen, beulte sich etwas aus, klaffte dann an dem langen Ärmelschlitz auseinander und gab den Blick auf Burtons Rechte frei.

      »Versuche nichts mit dem linken Colt, Burton!«

      In den Augen des Killers erschien eine kleine Flamme, dann senkte er die schweren Lider und sagte gleichmütig: »Ich hörte schon oft, du sollst mächtig vorsichtig sein und niemand eine Chance lassen, Logan. Drück nicht ab, ich versuche nichts! Was soll ich getan haben?«

      »Du hast Edward Parkinson mit zwei Kugeln umgebracht – von hinten«, sagte Logan eisig. »Ich habe Strong, deinen Auftraggeber, niedergeschossen, als er mit seinen Leuten die Wasserstelle am Saruche Canyon besetzte, um die der jahrelange Streit zwischen ihm und den Parkinsons ging. Er dachte, er müßte sterben und gestand. Du bist erledigt, Mister!«

      Wenngleich Burton seine Gesichtsmuskeln beherrschte – daß er totenbleich wurde, konnte er nicht verhindern.

      Was ist das, dachte Dillon. Die alte Geschichte? Solange der alte Ed Parkinson lebte, hat es Strong also nicht gewagt – der Alte war ein Feuerfresser, er hätte Strong einfach über den Haufen geschossen oder an den nächsten Baum gehängt. Edward, sein Sohn, war immer schon weich, kein Kämpfer. Sieh an – darum ging es!

      »Beide Hände über den Kopf, Killer!«

      »Verflucht!« knirschte Burton. »Dreimal verflucht, so ein Narr!«

      Er meinte Phil Strong, kein Zweifel. Seine Hände kamen langsam in die Höhe.

      »Jetzt aufstehen!« forderte Bill Logan eisig. »Zuerst den rechten Fuß vom Stuhl und fest aufsetzen, aber zur Seite – los, noch mehr zur Seite! Gut so – jetzt den linken!«

      »Ich falle um, ich falle um, wenn ich aufstehe!«

      »Tust du es, bekommst du eine Kugel. Den Trick kannte schon mein Großvater!«

      »Verfluchter Menschenjäger!«

      Der merkt alles, der Hund, dachte Mort Dillon. Burton hätte sich wegwerfen können, aber Logan hat es erkannt. Die Pest, Logan, was ich mit dir vorhabe, wirst du zu spät merken, das schwöre ich dir!«

      Burton kam auf die Beine. Die Hände hoch erhoben, stand er jetzt in der Ecke.

      »Komm!« knirschte Logan. »Immer komm, aber – langsam, langsam, du Killer, sonst…

      In derselben Sekunde brach die Hölle los. Die Tür flog jäh auf, das Mädchen sprang in den Raum.

      Scarlett Parkinson, dachte Morton entsetzt und blieb stocksteif sitzen – Scarlett Parkinson, Edward Parkinsons ältere Schwester – was jetzt?

      Er konnte gar nicht so schnell denken, wie sich die Dinge nun entwickelten. Das Mädchen kam, sprang, riß die Winchester blitzschnell herum, aber…

      Scarlett Parkinson war dem Mar­shal genau in die Schußlinie gesprungen. Einen schlimmeren Fehler konnte niemand machen – sie hatte ihn getan und schien nicht zu wissen, wie schnell ein Sam Burton sein konnte.

      Der Killer stieß sich blitzschnell ab. Er fegte mit einem Satz, sich duckend und die Hände weit vorstreckend, auf Scarlett Parkinson zu.

      Ehe das Mädchen die Waffe herumreißen konnte, schlug Burtons Linke das Gewehr mit einem fürchterlichen Hieb zur Seite. Die Waffe flog davon. Burton bekam das schreiende Mäd­chen an den Haaren zu packen, riß es herum, griff gleichzeitig mit der Rechten unter den Umhang und hatte auch schon den Colt heraus. Schon hatte er die blonde Scarlett Parkinson an sich gerissen, schon wollte er auf den wegspringenden Marshal anschlagen, als es brüllend krachte.

      Im Eingang stand, das Gewehr im Hüftanschlag, Pacco Segali, das Halbblut – der Mann, der auf der Parkinson Ranch die Pferde zuritt und so gut Spuren lesen konnte, daß er die Dillons vor vier Jahren beinahe er­wischt hätte.

      Pacco Segali, ein gedrungener, breitschultriger Mann mit dem schwarzen strähnigen Haar des In­dia­ners und der Haut eines Mexikaners, hatte abgedrückt. Er schwor auf seinen alten Spencerkarabiner, dessen mächtige Kugel Burton unter den rechten Rippen traf, schräg nach oben durchfuhr und links wieder austrat

      Das Halbblut blickte mit eiskalten Augen durch die Pulverwolke auf den zur Seite fliegenden Killer, der Scarlett mitriß, sie dann aber losließ und mit einem gurgelnden Schrei auf die Dielen stürzte.

      »Bueno – gut«, sagte Pacco Segali kehlig.

      Scarlett Parkinson, das wildeste Weib, wie Mort dachte, zwischen dem Rio Grande und dem Arkansas River, von einem eisenharten Vater erzogen, genauso dickschädelig, wie es ihr Alter gewesen war, lag auf Händen und Knien am Boden. Bill Logan hatte zur Seite hechten und dann schießen wollen, er richtete sich zur vollen Größe auf und knurrte dann: »Scarlett, wenn Ihnen Ihr Vater schon beibrachte, daß man selbst das Gesetz ist, hätte er Ihnen auch beibringen sollen, daß man nie mitten in eine Schußbahn springt. Stehen Sie auf, Sie Närrin!«

      Das Mädchen schoß förmlich vom Boden hoch. Scarlett Parkinson glich in diesem Moment einer Wildkatze. Der Zorn machte sie noch schöner, so daß Mort Dillon sie begehrlich anstarrte. Ohne Zweifel war sie nicht nur das wildeste – sie war auch das schönste Girl zwischen Rio Grande und Arkansas River.

      »Was bin ich, Bill?«

      »Eine Närrin!« wiederholte Bill Logan grimmig. »Ich wollte ihn lebend nach Wagon Mound bringen. Dort wartet State Marshal Bidwell auf mich. Jetzt kann ich nur einen Toten hinschaffen. Scarlett, Burton hätte Sie als Schild benutzt und so lange mitgeschleppt, bis er im Süden über die Grenze gewesen wäre.«

      »Si«, sagte Pacco Segal. »Nicht sehr klug, Miß Scarlett – Pacco gesagt, Sie sollen bleiben vor Tür. Marshal, Miß sagt sie geht, dann sie geht und bringt Mörder um.«

      »Schon gut, Pacco, dich trifft kein Vorwurf!«

      Die Kugel des Halbbluts hatte Burton auf der Stelle getötet.

      »Er hätte mich mit – mitgeschleppt?« fragte Scarlett Parkinson verstört. »Bill, ich…«

      »Ja, schon gut!« knurrte Logan. Der große schwarzhaarige Marshal bückte sich, schlug Burtons Umhang auseinander und griff in die Taschen des Mörders. Als er das Geld gefunden hatte und durchzählte, nickte er knapp: »Vierhundert Dollar, es stimmt.«

      Danach sah er sich langsam um, sein scharfer Blick erfaßte die Dillons.

      »Beinahe Pech gehabt, was?« fragte Mort grinsend. »Burton dürfte seine Spur gründlich verwischt haben – hat dein Hengst sie für dich gefunden, Marshal?«

      »Ja«, antwortete Logan eisig. »Eines Tages wird er eure finden. Und dann endet ihr dort, wo ihr hingehört – am Galgen! Dein Grinsen kann mich nicht täuschen, Dillon. Wenn ihr eine Chance gehabt hättet, wäre ich jetzt tot. Stimmt es, Charly, du Schlaukopf? Na, bekommst du immer noch Prügel von deinem großen Bruder, damit du ganz klug wirst?«

      »Charly!« zischte Mort, aber es war bereits zu spät. Charly war nicht mehr zu bremsen.

      »Du verspottest mich nicht mehr lange!« knurrte Charly giftig und voller Haß. »Eines Tages spucke ich auf dich!«

      Mort fuhr herum und schlug ihm quer ins Gesicht.

      »Halt das Maul!« fauchte er. »Du bist still, du Narr! Marshal…«

      Er grinste schon wieder, und Logan lief bei diesem Grinsen eine kalte Haut über den Rücken, denn er erkannte, daß Dillon ihm nichts vergessen hatte.

      »Marshal«, fuhr Mort Dillon grinsend fort. »Er redet immer dummes Zeug, ich sorge schon dafür, daß er nichts anstellt.«

      »Das glaube ich dir«, erwiderte Logan sanft. »Mort, ich warne dich – das nächste Mal seid ihr tot!«

      Er drehte sich um, ging zur Tür und sagte kurz:

      »Pacco,